Durch Glauben war Abraham gehorsam

Hebräer 11,8

Schon am Anfang seines Wandels mit Gott konnte Abraham dieses Zeugnis gegeben werden, und Gehorsam durch Glauben kennzeichnete immer wieder seinen Lebensweg, wie er uns im Wort Gottes beschrieben wird. Uns, denen das Evangelium zur Errettung und zum Glaubensgehorsam verkündigt wurde, und die wir jetzt «Kinder des Gehorsams» geworden sind (Röm 1,5; 1. Pet 1,14), ist dieser Patriarch daher ein ermunterndes Beispiel. Bei den folgenden Begebenheiten wollen wir vor allem bei diesem Punkt, bei seinem Gehorsam, kurz stehenbleiben.

Sein Wegzug aus Ur in Chaldäa (Apg 7,2-4)

Sein Land und seine Verwandtschaft verlassen, die bisherige Existenz aufgeben, um in ein Land zu ziehen, das er nicht kannte und nicht prüfen konnte, musste Abraham schwer gefallen sein. Aber zwei Faktoren gaben dabei zum Gehorchen den Ausschlag:

  • Der Gott der Herrlichkeit erschien ihm. Sein himmlischer Glanz überstrahlte alles, was bisher in Ur für ihn herrlich, kostbar, anziehend und wertvoll gewesen, aber mit Sünde verbunden war. Nichts konnte diesem Vergleich standhalten.
  • Gott sprach zu ihm. Sein Gehorsam stützte sich auf Gottes sicheres Wort und auf seine Verheissungen: «Ich will dich zu einer grossen Nation machen und dich segnen…» (1. Mo 12,2.3).

Diese beiden Punkte sind auch auf unserem Pfad des Gehorsams überaus wichtig: Die Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist, zieht uns an und löst uns von dem, was den Sinn der Ungläubigen verblendet hat (2. Kor 4,4); das Wort Gottes ermuntert uns und gibt uns Sicherheit auf seinen Wegen.

Gott gibt ihm kein Erbe im Land, «auch nicht einen Fussbreit» (Apg 7,5)

Abraham ist im Glaubensgehorsam ins verheissene Land gekommen, mit all seinen Leuten, seinen Herden, seiner Habe. Und da spricht der HERR zu ihm: «Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben» (1. Mo 12,7). Ihm persönlich gab Er während seines ganzen Lebens kein Erbe darin. Ob er dies verstand oder nicht, Abraham gehorchte zeitlebens dieser Anordnung Gottes und versuchte nicht, wenigstens ein wenig Land in seinen persönlichen Besitz zu bringen. (Das Erbbegräbnis kaufte er für die Zukunft – 1. Mo 23). Er blieb Fremdling und wohnte in Zelten, sogar noch mit Isaak und Jakob (Heb 11,9). Das war für ihn nicht zum Schaden, sondern zu seinem grossen Gewinn. So wurden sein Herz und sein Blick nach oben gerichtet: «Er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist» (Heb 11,10). – Möchten auch wir nicht durch ein Trachten nach irdischem Besitz der Mahnung des Geistes und unserer Stellung zuwider handeln: «Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist …» (Kol 3,1.2).

Gott gibt uns seinen Willen weniger durch ins einzelne gehende Anweisungen bekannt, als vielmehr durch Grundsätze, die ebenso sehr göttliches Gewicht haben und zu beachten sind. So war es auch für Abraham.

Gezänk zwischen den Hirten Lots und Abrahams (1. Mose 13,5-13)

Das Land ertrug es nicht mehr, dass beide grossen Herden darauf weideten. Die Hirten kämpften um die Plätze. Für Abraham war es klar, dass dieser Zustand gegen den Grundsatz Gottes war: Brüder sollen sich nicht streiten, (z.B. Röm 13,13), schon gar nicht vor den ansässigen Bewohnern des Landes (1. Mo 13,7.8). Abraham schlug eine äusserliche Trennung vor und war bereit, dabei den Kürzeren zu ziehen, wenn nur sein Verhalten dem Willen Gottes entsprach!

«Sein Bruder» Lot gefangen weggeführt (1. Mose 14,14)

Durch Glauben hatte Abraham schon die Gesinnung, die in uns Kindern Gottes sein soll, die wir in Christus ewiges Leben, Leben aus Gott haben, das sich durch Liebe kennzeichnet. Er hat für uns sein Leben dargelegt, auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen (1. Joh 3,16.17). Auch wieder ein göttlicher Grundsatz, der in Abhängigkeit von Ihm ausgeübt werden soll. Vielleicht verlangt dies Zeit, materielle Mittel, teilnehmende Hilfe von uns; Abraham musste hier für «seinen Bruder» alles einsetzen, wenn er ihn retten wollte. Er blieb nicht unter seinen Terebinthen sitzen, mit den Worten: «Es geschieht ihm ganz recht, warum wohnte er in Sodom! Ich hab's ihm ja immer gesagt …» Nein, er gehorchte und ruhte nicht, bis er «seinen Bruder» mitsamt seiner Habe und den Angehörigen zurückgebracht hatte. Welch ein schönes Beispiel von Bruderliebe!

Gott gibt Kraft zum Gehorsam (1. Mose 14,17-24)

Abraham war einst «sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold» von Ägypten zurückgekommen (1. Mo 13,2», wohin er im Kleinglauben, ohne Gottes Weisung, hinabgezogen war. Nicht Gott hatte ihm diese Schätze gegeben; sie erwiesen sich daher nicht zum Segen: Die grossen Herden gaben Anlass zum Streit unter den Hirten, Hagar, die ägyptische Magd, zu Schwierigkeiten in der Familie Abrahams. Zudem hatte er am Beispiel Lots gelernt, dass das, was Sodom gibt, von Gott trennt. So war es für ihn Gottes Wille, ein Angebot von dieser Seite auszuschlagen. Aber mit diesem Verzicht schlug er sehr viel aus, hatte er doch als Sieger im Kampf gegen die Könige Anspruch auf die ganze Beute!

Gott sah das und wollte ihn stärken. Noch ehe die Versuchung eintrat, veranlasste Er, dass Melchisedek, der König von Salem, Brot und Wein herausbrachte und ihn als Priester Gottes, des Höchsten, segnete und an zwei Tatsachen erinnerte:

  • Erstens hatte es Abraham mit Gott, dem Höchsten, zu tun, der Himmel und Erde besitzt; Er konnte ihm den Verlust vielfach ersetzen.
  • Zweitens war es Gott, der ihm die Feinde in seine Hand geliefert hatte. Der Höchste hatte Anrecht auf alles!

Das schlug ein. Gestützt auf die Worte Melchisedeks konnte Abraham dem König von Sodom antworten und einen geistlichen Sieg erringen. – So vermag unser grosser Hoherpriester auch uns in den Versuchungen beizustehen, und «völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden» (Heb 2,18; 7,25).

«Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus!» (1. Mose 21,9-14)

Auf den Rat Saras nahm Abraham die Magd Hagar zur Frau. Sie hoffte durch sie einen Sohn zu bekommen und so «aus ihr erbaut zu werden» (1. Mo 16). Nun aber hatte ihr Gott einen eigenen Sohn gegeben, und sie sagt jetzt: «der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn, mit Isaak!» Diese Forderungen Saras waren «sehr übel in den Augen Abrahams um seines Sohnes willen.» Ismael war immerhin sein Sohn, für den er eine väterliche Zuneigung empfand. Sobald sich aber Gott selbst hinter ihre Forderungen stellte, machte der Patriarch keine Einwände mehr. Im Gegenteil, «Abraham stand frühmorgens auf» und entliess sowohl Hagar als auch den Knaben, obwohl ihm der Abschied auch jetzt gar nicht leicht fiel. – Wie ist doch ein solch prompter Gehorsam Gott so wohlgefällig!

«Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak … und opfere ihn» (1. Mose 22)

Mit dieser unerwarteten Aufforderung, die Abraham gewaltig erschreckt haben musste, hat Gott zugewartet, bis der Glaube im Herzen dieses Mannes durch all die Prüfungen der vergangenen Jahrzehnte zu dieser grössten Probe herangereift war. Was? Isaak, den Sohn, auf dem alle Verheissungen Gottes ruhten, den einzigen, den er liebte, auf den er so lange warten musste, diesen sollte er opfern? Wir wollen von diesem Ereignis jetzt nicht als von dem einzigartig schönen und deutlichen Vorbild auf das Opfer Jesu Christi reden. Wir bleiben hier beim Gehorsam des Gläubigen stehen, um zu sehen, wie er so handeln konnte. Er erfüllte zwei Voraussetzungen:

Er unterwarf sich dem Wort Gottes, ohne daran Abbruch zu tun, auch wenn es ihm schwer verständlich sein mochte, und vertraute auf die ihm gegebenen Verheissungen. Er schüttelte nicht im Unglauben den Kopf, ging nicht einen eigenen Weg, sondern «urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing» (Heb 11,17-19). – Ist uns Gottes Wort auch so in jeder Beziehung massgebend, ohne dass sich unser Eigenwille einmischen darf?

Zweitens war Abraham sogleich bereit – wieder stand er frühmorgens auf – Gott seinen Sohn, seinen einzigen, den er lieb hatte, den Isaak, hinzugeben. Das war für Gott der untrügliche Beweis, dass Er, nicht Isaak, im Herzen dieses Mannes den ersten Platz einnahm, (das Geheimnis eines freudigen Gehorsams).

Da kamen als Antwort vom Himmel her die Worte: «Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, dass, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen werde …» (Verse 16-18), ein Segen, der sich in Christus Jesus auf die Nachkommenschaft Abrahams und auch auf alle Nationen der Erde erstrecken sollte. Aber auch jeder Glaubensgehorsam der heutigen Gläubigen wird vonseiten Gottes reiche Belohnung finden.

Wenn der Heilige Geist auch von vielen schönen Beispielen des Gehorsams im Leben Abrahams berichten konnte, so bildeten sie doch keine lückenlose Kette, auch nicht im Leben irgendeines anderen Gläubigen. Einzig Christus Jesus, der in Gestalt Gottes war und dann Knechtsgestalt annahm und Mensch wurde, war ununterbrochen abhängig von Gott und gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Das Wort ruft uns aber zu: «diese Gesinnung sei in euch!»