In Hebräer 12,22-24 werden uns sieben himmlische Segnungen vorgestellt, zu denen die Gläubigen in Christus nun gelangt sind:
- zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem
- zu der allgemeinen Versammlung der Myriaden von Engeln
- zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind
- zu Gott, dem Richter aller
- zu den Geistern der vollendeten Gerechten
- zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes
- zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abel
Diese Segnungen kommen vom Himmel herab und finden ihre Grundlage in dem Blut. Der Gläubige kann seinen Fuss auf die erste Sprosse dieser Leiter von Segnungen stellen und findet da als Fundament das Blut der Besprengung, auf dem diese Reihe von Segnungen Stück um Stück in Besitz genommen und genossen werden können.
Welch ein Gegensatz zu dem, was Israel kannte!
- Gnade gegenüber dem Gesetz: Zion gegenüber dem Sinai.
- Das himmlische Jerusalem gegenüber dem irdischen.
- In Israel kamen die Engel, um zu befehlen, zu verheissen, um Segnungen und Erlösung zu bringen, die Gläubigen in Christus aber sind gekommen zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung, d.h. zu den Erzengeln, den Cherubim, den Seraphim, usw.
- Die Versammlung der Erstgeborenen im Gegensatz zu der Versammlung der zwölf Stämme Israels, deren Namen in den Geschlechtsregistern auf der Erde figurieren, während die Namen der Gläubigen in Christus in den Himmeln angeschrieben sind.
- In Israel durfte man nicht unmittelbar Gott nahen, weil «der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart war» (Heb 9,8), die Christen hingegen sind nun zu Gott, dem Richter aller, gekommen und «durch das Blut des Christus nahe geworden» (Eph 2,13).
- Die Heiligen der früheren Heilszeitalter konnten nur davon reden, «zu ihren Vätern versammelt zu werden», wenn sie von dieser Erde weggingen. Aber die Gläubigen der jetzigen Zeit sind gekommen «zu den Geistern der vollendeten Gerechten». Wir wissen nun, wo sie alle sind, und wenn wir vor dem Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung seiner Versammlung entschlafen sollten, werden wir doch bei und mit ihnen sein.
- Israel hat die Verheissung, dass Gott mit dem ganzen Volk einen neuen Bund aufrichten wird (Jer 31,31). Von diesem neuen Bund, der in den letzten Tagen aufgerichtet werden wird, ist der Herr Jesus Bürge geworden, und Er wird einst als dessen Mittler auftreten (Heb 7,22; 8,6-13). Zu diesem Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, ist der Christ nun auch gekommen, da er Christus angehört und Ihn in allen seinen Eigenschaften und Würden besitzt. Doch beachten wir, dass der Heilige Geist zu uns nicht sagt: ihr seid gekommen zu einem neuen Bund, sondern «… zu dem Mittler eines neuen Bundes.»
- Und zum Schluss kommt das Blut Jesu, als der Grundlage aller Segnungen und der Offenbarung der reichen Gnade Gottes. Es «redet besser als Abel». Wie Abels Blut ist auch Christi Blut auf der Erde vergossen worden. Aber das Blut Abels ruft nach Rache, wogegen das Blut Jesu Christi von Gnade, Frieden, Versöhnung, Vergebung und ewigen, unvergänglichen Segnungen spricht.
Bevor wir auf unseren Gegenstand näher eingingen, schien es uns gut, etwas von diesen sieben Segnungen zu sagen.
Wir wissen nun, wo die Geister der vollendeten Gerechten nun sind, haben wir gesagt. Vor dem Tod und der Auferstehung unseres Heilandes und Erlösers war es unbekannt, wo die Hingeschiedenen waren. Wohl wusste man etwas von der Auferstehung, das haben die alttestamentlichen Heiligen in Wort und Tat bewiesen. Lies nur Hebräer 11 (Verse 10,13,16,19,22,35). Auch Martha, die Schwester des Lazarus, sagte: «Ich weiss, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag» (Joh 11,24). Selbst die Pharisäer hielten daran fest (Apg 23,8). «Das Wort von dem Anfang des Christus» umfasste auch «die Lehre von der Toten-Auferstehung» (Heb 6,2). Doch in Bezug auf den Zustand der Seelen nach dem Tod und vor dem Augenblick der Auferstehung war man ganz unwissend. Hiob konnte nur die negative Seite andeuten: «Dort lassen die Gottlosen ab vom Toben, und dort ruhen die an Kraft Erschöpften, rasten die Gefangenen allesamt, hören nicht die Stimme des Treibers. Der Kleine und der Grosse, dort sind sie gleich, und der Knecht ist frei von seinem Herrn» (Hiob 3,17-19). Wenn Hiob an den Tod dachte, konnte er sich nicht anders als mit diesen Worten äussern: «ehe ich hingehe (und nicht wiederkomme) in das Land der Finsternis und des Todesschattens, in das Land, düster wie das Dunkel, das Land des Todesschattens und der Unordnung und wo das Hellwerden dem Dunkel gleich ist!» (Hiob 10,21.22). – Und Heman, der Esrachiter, einer der weisesten Männer jener Zeit – siehe 1. Könige 4,31 –, sah auch nicht viel weiter als Hiob, denn auch ihn hören wir sagen: «Unter den Toten hingestreckt, wie Erschlagene, die im Grab liegen, derer du nicht mehr gedenkst; denn sie sind von deiner Hand abgeschnitten … Wirst du an den Toten Wunder tun? Oder werden die Schatten aufstehen, dich preisen? Wird deine Güte im Grab erzählt werden, im Abgrund deine Treue? Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt werden und deine Gerechtigkeit im Land der Vergessenheit?» (Ps 88,6.11-13). Auch König Hiskia, als er meinte sterben zu müssen, sagt in seinem Flehen zu Gott: «Denn nicht der Scheol preist dich, der Tod lobsingt dir nicht; die in die Grube hinabgefahren sind, harren nicht auf deine Treue. Der Lebende, der Lebende, der preist dich, wie ich heute» (Jes 38,18.19).
Der Herr Jesus hat aber auch auf diese «Finsternis» und diesen «Todesschatten» göttliches Licht fallen lassen. Er hat «den Tod zunichtegemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium» (2. Tim 1,10). Dadurch, dass der Herr Jesus das Erlösungswerk vollbracht hat, ist den Gläubigen nun auch über den Zustand der Seelen nach dem Tod vollkommenes Licht gegeben worden. Christus hat durch seinen Tod «den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreit, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren» (Heb 2,14.15).
Dem Schächer am Kreuz tat der Herr zuerst das Geheimnis kund, indem Er den Ort, wo die Erlösten nach dem Tod hingehen, «das Paradies» nannte. – «Heute wirst du mit mir im Paradies sein» (Lk 23,43). Der Herr nahm die Seele des erlösten Schächers mit sich ins «Paradies». Da also sind die Geister der vollendeten Gerechten.
Paulus wurde, als «ein Mensch in Christus», auch dahin entrückt und hörte dort unaussprechliche Worte, «die ein Mensch nicht sagen darf» (2. Kor 12,4). Aus dieser Mitteilung wird uns klar, dass die Seelen der Geister der vollendeten Gerechten nicht bewusstlos sind oder sich in einem schlafenden Zustand befinden. Nein, sie geniessen dort ungestört die Gemeinschaft mit Gott und die ihres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Sie sind dort «ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn» (2. Kor 5,6.8). «Abzuscheiden und bei Christus zu sein, ist weit besser» (Phil 1,23). In Offenbarung 2,7 wird dem Überwinder der herrliche Preis – «zu essen von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist» – vorgestellt. Auch diese Worte lassen uns erkennen, dass man im Paradies geniessen wird. Wäre man dort in einem schlafenden oder bewusstlosen Zustand, würde es nicht «weit besser sein», abberufen zu werden, denn wir geniessen durch den Glauben jetzt schon so viel vom Herrn – wenn auch nicht ungestört, da wir noch in diesem Leib sind. Aber, wenn wir auf der Erde schmecken können, «dass der Herr gütig ist» (1. Pet 2,3), sollten wir dies verlieren, wenn wir entschlafen? Nein, O nein! Dann wäre dies ja für den Gläubigen ein Verlust! Und Paulus sagt doch: für mich ist «das Sterben Gewinn» (Phil 1,21). Dann hätte das, was uns in Hebräer 12,23 mitgeteilt wird, auch keinen Sinn: «Wir sind gekommen zu den Geistern der vollendeten Gerechten.»
Auch wenn das Auge weint, kann sich das Herz doch freuen. Denn siehe, das Sterben ist für den Christen kein Sterben mehr. Wenigstens kein Sterben im gewöhnlichen Sinn des Wortes. Jesus erduldete für uns den Tod als Lohn der Sünde, daher hat er für uns nicht mehr diese Bedeutung. Er erduldete den Tod an unserer Stelle. Durch die Gnade Gottes hat Er für uns alle den Tod geschmeckt, um uns zu befreien, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren. Daher kann der Christ durch Glauben triumphierend ausrufen: «Wo ist, o Tod, dein Stachel? Wo ist, o Tod, dein Sieg?» (1. Kor 15,55).
Die Schrift spricht vom Glück des Gläubigen, der von dieser Erde abscheidet, von seinem Vorrecht, bei Christus zu sein, in ebenso deutlicher Weise wie davon, dass der Herr Jesus wiederkommen wird, um alle seine Heiligen heimzuholen, um, Ihm gleichförmig gemacht, auf ewig bei Ihm in der Herrlichkeit zu sein. – Ist das erste der Grund für eine grössere Freude, als der glücklichste Dienst hier auf der Erde uns geben kann, so ist das zweite der vollendete und ewige Zustand des Segens und der Herrlichkeit. Dann «werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thes 4,17).
«Alles ist euer», schreibt der Apostel in 1. Korinther 3,22 und 23, und dabei wird auch der Tod genannt. «Alles ist euer», d.h. zu eurem Dienst. Und so wie die Zurückbleibenden Vorbereitungen treffen, um den Leib des Entschlafenen der Erde zu übergeben, so ist auch der Tod als Diener des in Christus Entschlafenen angetreten, um die Seele von hier weg in den Hades, ins Paradies überzuführen.
Als Erklärung sei hier noch hinzugefügt, dass der Hades der Ort ist, wo die Seelen aller Verstorbenen hinkommen. Aber der Teil des Hades, wo sich die Glückseligen befinden, wird im Neuen Testament «Paradies» genannt.
Der vom Licht des Heiligen Geistes erleuchtete und durch Gottes Wort belehrte Gläubige kann jetzt schon singen:
- Kein Tod kann mich nun schrecken,
wer glaubt, der stirbt nicht mehr.
Du wirst mich auferwecken,
entschlaf ich je, o Herr!
«Ich leb – und ihr sollt leben»,
so spricht dein treuer Mund.
Lass mich drum nie erbeben,
selbst nicht in banger Stund!