Christus predigte den Geistern, die jetzt im Gefängnis sind

1. Petrus 3,18-20

«Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist, in dem er auch hinging und den Geistern predigte, die im Gefängnis sind, die einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in die wenige, das ist acht Seelen, eingingen und durch Wasser gerettet ,wurden» (1. Pet 3,18-20).

Viele Christen behaupten, gestützt auf diese Stelle, dass der Herr, während Er im Grab war, hingegangen sei, um den Toten zu predigen. Sie schliessen daraus, dass auch die Diener Gottes nach ihrem Abscheiden den Gestorbenen predigen würden.

Im 17. Vers dieses dritten Kapitels sagt der Apostel, dass es besser sei, für Gutes tun zu leiden als für Böses tun. Um diesen Gedanken zu stützen, erinnert er an die Tatsache, dass Christus einmal für Sünden gelitten hat. Dieses Leiden hat also ein für alle Mal stattgefunden; diese Frage ist somit geregelt und abgeschlossen. Für Böses tun zu leiden ist für uns ungehörig; wir sind nicht von der Sünde und den Sünden befreit worden, um weiter zu sündigen und als Folge davon zu leiden. «Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.» Die Frage der Sünde ist durch die Leiden Christi und durch seinen Tod geordnet worden. Aber Er ist nicht im Tod geblieben; Er wurde lebendig gemacht durch den Geist, auferweckt durch die Kraft des Heiligen Geistes und in die Herrlichkeit eingeführt. Auf diese Weise hat Er uns «zu Gott geführt.» In dieser Stelle wird die Auferweckung Christi dem Geist zugeschrieben, anderswo Gott (Apg 2,32; 3,15) und im Johannes-Evangelium dem Herrn selbst (Joh 2,19; 10,18). Die Tatsache, dass der Apostel die Auferweckung des Herrn dem Heiligen Geist zuschreibt, führt ihn zu der Aussage, dass durch denselben Geist «er auch hinging und den Geistern predigte, die im Gefängnis sind, die einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs.»

Der Heilige Geist ist die wirksame Kraft, durch die Gott alles, was Er tat, zur Ausführung brachte. Das trifft folglich auch auf den Herrn zu, sowohl vor als auch nach seiner Menschwerdung. In diesem Brief wird der Geist «der Geist Christi» genannt. Es war der Geist Christi, der in den Propheten war, der zum Voraus von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zeugte (1. Pet 1,11). Durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist verkündigten die Apostel das Evangelium (Vers 12). Und in 2. Pet 1,21 wird uns gesagt, dass «heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist». Es liessen sich noch viele Stellen anführen, die von der Tätigkeit des Heiligen Geistes zeugen. Der Geist war es, der in der ersten Schöpfung wirksam war (1. Mo 1,2), und Er ist es auch, der in der kommenden wirkt.

Aber um durch den Geist inmitten der Menschen zu wirken, bedient sich der Herr menschlicher Werkzeuge, die von Ihm her zu ihnen reden. Schon bevor Er Mensch wurde, war Er von Anfang an durch den Geist inmitten der Menschen wirksam. Diese Tätigkeit ist nicht auf die Zeit der Menschheit Christi begrenzt. Der Geist verfolgte die traurige Geschichte des gefallenen Menschen. Vor den Gerichten, die die Welt durch die Fluten vernichten sollten, hatte Christus, der HERR des Alten Testaments, gesagt: «Mein Geist soll nicht ewig mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien 120 Jahre» (1. Mo 6,3). Diese Zeitspanne wurde benützt, um den damaligen Menschen durch Noah, den «Prediger der Gerechtigkeit», zu predigen (2. Pet 2,5). Es war also Christus, der, bevor Er Mensch wurde, in diesem Geist hinging, um durch Noah den damaligen Ungläubigen zu predigen, während die Arche gebaut wurde. Jetzt sind diese Ungehorsamen im Gefängnis; sie erwarten dort ihr eigenes Gericht, nicht die Verkündigung des Evangeliums. Nur auf dieser Erde hat der Mensch das Vorrecht zu glauben, die Gnade anzunehmen und gerettet zu werden. Denn es steht geschrieben: «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht» – und nicht das Heil durch Evangeliumsverkündigung.

Aufgrund der inspirierten Sprache des Wortes ist es also sehr klar, dass nicht von einer Heilsverkündigung an die Toten die Rede sein kann, weder durch Christus noch durch andere.

Es mag fremd erscheinen, dass der Apostel im Lauf dieses Kapitels überhaupt die Predigt Noahs, die Langmut Gottes gegenüber den Menschen jener Zeit, die Errettung einer kleinen Zahl und das Mittel ihrer Befreiung erwähnt, aber im vierten Kapitel wieder auf den Gegenstand der Leiden für Böses tun zurückkommt. Der Grund dafür ist in der Ähnlichkeit zu suchen, die zwischen der Stellung der Gläubigen gegenüber den Ungläubigen zur Zeit des Apostels und der Stellung Noahs gegenüber der Welt besteht, vor der er Zeugnis ablegte. Das jüdische Volk war am Vorabend der Gerichte angelangt, unter die es kommen musste, weil es das Zeugnis des Heiligen Geistes über den verherrlichten Christus verwarf. Die kleine Zahl der jüdischen Gläubigen, an die sich Petrus richtete, war im Begriff, diesem Gericht zu entfliehen, ähnlich jenen acht Menschen, die in der Arche verschont blieben, um jenseits des Todes wieder eine neue Welt aufzubauen. Dieser Tod hatte der Welt der Gottlosen ein Ende gesetzt; jene acht aber waren durch den Tod, vorgebildet in den Wassern der Flut, hindurchgerettet worden. So waren auch durch den Tod, den der Herr Jesus erlitten hat, diese wenigen aus den Juden – und alle Gläubigen mit ihnen – zwar nicht in eine neue Welt, aber ohne Sünde zu Gott geführt worden.

Die Taufe, die an ihnen geschehen war, war das Gegenbild der Wasser des Gerichts, des Todes Christi, durch den sie das Heil erlangt hatten. «Welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi, der, in den Himmel gegangen, zur Rechten Gottes ist, indem Engel und Gewalten und Mächte ihm unterworfen sind» (Verse 21-22). Der Gläubige hat durch den Tod und die Auferstehung Christi ein gutes, ein von allen Sünden, die es belasteten, befreites Gewissen empfangen. Er konnte durch den Glauben in die heilige Gegenwart Gottes eingeführt werden, weil der Herr Jesus alle Sünden, womit Er sich belud, im Tod gelassen hat. Seine Auferstehung ist der Beweis davon.

Die Christen, an die der Apostel schrieb, waren immer noch den Verfolgungen und den Leiden um der Gerechtigkeit willen ausgesetzt. Das war äusserst mühevoll und schmerzlich für sie. Christus, in den sie ihr Vertrauen setzten, hatte seine Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens auf der Erde noch nicht aufgerichtet. Auferstanden und in den Himmel eingegangen, hatte Er diese Welt – dadurch, dass sie Ihn verworfen hat – in einem schlimmeren Zustand zurückgelassen, als Er sie bei seinem Erscheinen vorfand. Aber Er war hingegangen, um sich zur Rechten Gottes zu setzen, wo Engel und Gewalten und Mächte Ihm unterworfen sind. Doch wenn Ihm auch alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf der Erde, so benützt Er diese noch nicht zur Ausübung des Gerichts. Zuvor will Er die vollen Ergebnisse der Verkündigung des Evangeliums einsammeln.

Die Christen waren berufen, diese herrliche Wahrheit bezüglich der jetzigen Stellung des Herrn zu ergreifen und sollten ihre Leiden, die nach dem Willen Gottes waren, ertragen, in Erwartung der Herrlichkeit, in die der Herr Jesus schon für sie eingetreten war, nachdem Er den Sieg über den Tod errungen hatte. Durch den Glauben waren sie zu Gott geführt worden. Sie waren mit der Taufe, einem Bild vom Tod Christi, getauft worden, der sie von allen ihren Sünden gereinigt hatte, und durch die Auferstehung Jesu Christi besassen sie ein gutes Gewissen. Sie konnten die Herrlichkeit erwarten im Bewusstsein, dass alle Gewalt dem gegeben ist, an den sie glaubten. So waren sie also mit dem Apostel «Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll», geworden (1. Pet 5,1).

Es braucht nicht gesagt zu werden, dass alles, was jenen Gläubigen gehörte, auch uns gehört, und dass unsere Stellung inmitten einer ungläubigen Christenheit am Vorabend ihres Gerichts, der Stellung jener Gläubigen gleicht. Inmitten dieses gegenwärtigen Zustandes der Christenheit befindet sich eine kleine Zahl von Erlösten, die die Befreiung durch das Kommen dessen erwartet, «der uns errettet von dem kommenden Zorn» (1. Thes 1,10).