Für den Gläubigen ist der Tod nicht eine Niederlage, sondern immer ein Sieg. Oft wird ein mutiger, treuer und geisterfüllter Zeuge Christi scheinbar erbarmungslos und grausam aus dem Leben gerissen, wie zum Beispiel Stephanus. Gottesfürchtige Männer stellten bei seiner Beerdigung eine grosse Klage über ihn an. Aber bald entstand Freude daraus: eine grosse Zahl von Zeugen «gingen umher und verkündigten das Wort». Der Tod dieses einen diente zur Belebung vieler. Der Tod bedeutet für die Ausbreitung des Evangeliums und für den Dienst Christi nie ein Hindernis. Gott lässt seine Arbeiter begraben, aber Er unterbricht sein Werk nie.
Die Hinweise im Neuen Testament auf den Tod der an Christus Glaubenden atmen alle den Geist des Vertrauens und des Sieges. Der Glaube fürchtet sich nicht vor dem «König der Schrecken», sondern begrüsst ihn als einen Diener zum Eintritt in den Bereich himmlischer Wonne. Die Pforten des Todes sind nichts anderes als der Zufahrtsweg zur Gegenwart Christi, der bereitsteht um den enteilenden Geist aufzunehmen (Apg 7,59).
Heimgang, das ist eine glückliche und heiligende Bezeichnung für das Ableben eines Gläubigen. Er gleicht einem Schiff, das für die Reise zum Heimathafen die Anker lichtet. So hatte auch Paulus «Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser» (Phil 1,23). Und später schrieb er: «Die Zeit meines Abscheidens ist gekommen» (2. Tim 4,6). Die Reise selbst ist ganz kurz; denn sogleich ist das Schiff an der Küste seiner Bestimmung: «ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn.»
Den Heimgang können wir auch mit dem Lösen der Zeltpflöcke und dem Aufrollen der Zeltdecke vergleichen, das beim Wegzug zu einem schöneren Landstrich erfolgen muss. «Ich weiss», schrieb Petrus, «dass das Ablegen meiner Hütte (oder meines Zeltes) bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat» (2. Pet 1,14). Er erwartete den Märtyrertod (Joh 21,18.19), wie auch Paulus, als er vom Abscheiden sprach.
Petrus machte einen Unterschied zwischen sich selbst und seiner Hütte: «solange ich in dieser Hütte bin» (2. Pet 1,13). Und in dem von Gott bestimmten Augenblick würde er sie ablegen. Die Menschen mochten ihn steinigen oder verbrennen, enthaupten oder kreuzigen, – der Apostel brauchte nur Ausdrücke, die vom Sieg Christi sprachen, den Er ihm über den Tod gegeben hat. Für ihn war das Märtyrertum gleichbedeutend mit dem «Ablegen der Hütte». Sein Glaube übersah seine Verfolger.
«Diese Hütte» wird mit der sicheren Überzeugung abgebrochen, dass wir «einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln». Auf diesen Bau wartet jeder heimgegangene Gläubige, aber nicht in der Finsternis des Grabes, sondern in dem Licht der Gegenwart Christi selbst.
Beim Kommen unseres Herrn werden alle in Jesu Entschlafenen in einem Augenblick ihre verherrlichten Leiber anziehen, in der Kraft und Segnung der ersten Auferstehung. Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
So wird also jeder Gläubige, der entschläft, ein neues Glied, das uns mit jenen wunderbaren Auferstehungsherrlichkeiten verbindet, die unseren Herrn Jesus begleiten, wenn Er kommen wird, um durch das Wort seiner Macht die Gräber zu öffnen und den Entschlafenen den Vortritt zu geben.