Bileam – seine Worte und seine Wege (1)

4. Mose 22; 4. Mose 23; 4. Mose 24

Diese Artikelserie ist unter dem Titel «Gottes Sieg über Satans Macht und List» im Beröa-Verlag, Zürich, erschienen. Beachten Sie den nebenstehenden Buchtipp.

«Du hast es gesehen»

Bileam und seine bösen Taten werden in acht Büchern der Bibel erwähnt – in fünf des Alten und in drei des Neuen Testaments. Diese Tatsache genügt, um die Wichtigkeit seines Lebens und Treibens zu beweisen. Die letzte Erwähnung von Bileam (und Balak) finden wir im Sendschreiben an die Versammlung in Pergamus (Off 2,14). Daraus lernen wir, dass die Gottlosigkeit und Bosheit von Bileam und Balak auch in die Christenheit Einzug gehalten haben. Es ist daher wichtig, dass jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, zu verstehen sucht, was dieses Böse alles beinhaltet.

Bileam erschien auf dem Schauplatz, als das Volk Israel seine 40 Jahre dauernde Wüstenreise fast beendet hatte. Aaron starb im Alter von 123 Jahren am ersten Tag des fünften Monats im 40. Jahr. Das Volk hatte sein achtes Lager nach Aarons Tod aufgeschlagen, als sich Balak und Bileam gegen Israel verschworen (4. Mo 33,38-49).

Es stellt sich daher die Frage: Wie gelangte Mose zum Wissen über all das, was er in 4. Mose 22 – 24 aufgeschrieben hat? Es ist die Schilderung von Ereignissen, die, vom Volk Gottes aus gesehen, hinter den Kulissen stattfanden. Niemand im Lager der Israeliten konnte von den Verhandlungen zwischen Moab und Midian wissen, die ein Bündnis gegen sie schlossen. Genauso wenig konnte irgend jemand wissen, was im Haus von Bileam im fernen Mesopotamien gesagt und getan wurde, oder was sich auf der seltsamen Reise zutrug, als sogar der Esel seinen Meister wegen seiner Torheit tadelte. Wir sehen auch, dass Bileam alle seine Aussprüche von erhöhten Orten aus machte, von wo er das Lager Israels überblicken konnte. Doch im Lager selbst nahm niemand wahr, dass überhaupt etwas passierte. Leider war das Volk zu sehr mit seinem Murren beschäftigt, um noch an etwas anderes zu denken!

Wie also kam der inspirierte Geschichtsschreiber in den Besitz der Geschichte der Taten und Aussprüche Bileams, die er so detailliert niedergeschrieben hat? Mose muss dies alles sehr schnell zu wissen bekommen haben, denn diese Ereignisse geschahen in den letzten Wochen seines Lebens. Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach: Mose empfing die ganze Geschichte durch direkte Offenbarung von Gott. Auch wenn das Volk keine Ahnung davon hatte, der HERR wusste alles, was diese bösen, von Satan getriebenen Menschen gegen sein auserwähltes Volk schmiedeten. Trotz der Treulosigkeit dieses Volkes von Anfang an, schritt Er in seiner unveränderlichen Liebe zu ihnen ein und durchkreuzte alle Pläne des Feindes. Er zwang sogar den geldgierigen Wahrsager dazu, das Gegenteil von all dem zu sagen, was er eigentlich sagen wollte! Was für einen Gott haben wir doch!

Wie wenig dachten die arglistigen Verschwörer daran, dass Gott alles wahrnahm, und dass die Geschichte ihrer Taten durch göttliche Autorität aufgeschrieben würde, damit Menschen in allen nachfolgenden Zeitaltern sie lesen könnten! Ebenso wenig konnte sich der römische Offizier Klaudius Lysias vorstellen, dass sein lügnerischer Brief, den er dem Statthalter Felix über Paulus schrieb, zur Kenntnis genommen und von Gott aufbewahrt würde, um in sein heiliges Wort eingefügt zu werden (Apg 23,25-30). Lasst uns nie vergessen, dass alles, was wir in Bezug auf ungeliebte Personen sagen und tun, und von dem wir hoffen, dass es nie an ihre Ohren dringt, von Gott, der alles sieht, registriert und aufgezeichnet wird. Wir müssen für jedes böse Wort und jede böse Tat Rechenschaft ablegen, und zwar «an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird … durch Jesus Christus» (Röm 2,16). Hören wir auf die Worte Dessen, der auf dem Richterstuhl sitzen wird: «Ich sage euch aber: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden werden, werden sie Rechenschaft geben am Tag des Gerichts» (Mt 12,36).

Abgesehen von 4. Mose 22 – 24, gibt es noch andere Kapitel, die nur mit direkter göttlicher Offenbarung erklärt werden können. Nehmen wir zum Beispiel die ersten zwei Kapitel des ersten Buches Mose. Dort wird uns berichtet, was Gott Tag für Tag sagte und tat, während Er in einem gewaltigen Schöpfungswerk die Erde zum Wohnort für den Menschen vorbereitete. Als dann der Augenblick kam, da Gott den Menschen erschaffen wollte, sprach Er: «Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis, und sie sollen herrschen.» Damals stand sicher kein Berichterstatter daneben, um all das, was der Schöpfer in jenen herrlichen Tagen sagte und tat, aufzuzeichnen. Wir hätten in ewiger Unkenntnis darüber bleiben müssen, hätte es Gott nicht gefallen, das Ganze zu einem Gegenstand göttlicher Offenbarung für den biblischen Geschichtsschreiber zu machen. So lernen wir, alles auf seine wahre Quelle – Gott – zurückzuführen. Wer die Möglichkeit oder die Wirklichkeit göttlicher Offenbarung infrage stellt, hat kein Recht, in irgendeiner Weise als Christ betrachtet zu werden.

Als der HERR seinem Knecht Mose von der teuflischen Verschwörung gegen Israel berichtete, hätte dieser gut mit dem Psalmisten sagen können: «Du hast es gesehen, denn du schaust auf Mühsal und Kummer, um zu vergelten durch deine Hand … Zerbrich den Arm des Gottlosen; und der Böse – ahnde seine Gottlosigkeit, damit du sie nicht mehr findest!» (Ps 10,14.15). Als er das Volk über die Gefahr informierte, die sie bedroht hatte, sagte Mose: «Sie haben Bileam, den Sohn Beors, aus Pethor in Mesopotamien, gegen dich angeworben, um dich zu verfluchen. Aber der HERR, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, und der HERR, dein Gott, verwandelte dir den Fluch in Segen; denn der HERR, dein Gott, hatte dich lieb» (5. Mo 23,5.6). Welch kostbare Worte – «denn der HERR, dein Gott, hatte dich lieb»! Doch wie armselig ist die Antwort unserer treulosen menschlichen Herzen!