In unserem Alltag sind wir gewohnt, mit Masseinheiten (Gewicht, Hohlmass, Länge, Fläche, Geldwährungen wie Franken oder Euro etc.) zu leben, zu rechnen und zu handeln. Ein Grundstück ist in der Regel mit exakt vermassten Grenzpunkten gegenüber anderen Grundstücken abgegrenzt. Eine Strasse oder ein Weg wird vermessen und festgelegt. Wir Menschen sind an Masse, Zeit und Raum gewöhnt. Klare Abgrenzungen erleichtern unser Zusammenleben. Wie anders ist unser grosser Herr und Gott. Viel grösser als wir es uns vorstellen können – ohne Mass. Dazu einige Beispiele:
Gottes Einsicht
«Gross ist unser Herr, und gross an Macht; seiner Einsicht ist kein Mass» (Ps 147,5).
Die Einsicht des HERRN kann nicht gemessen werden. Wenn es um Gott geht, könnte das Wort Einsicht wie folgt umschrieben werden: verständiges, intelligentes Denken und Handeln Gottes in Verbindung mit dem erschaffenen Universum, aber auch in seinen Plänen mit uns Menschen. Gott ist nicht an Zeit und Raum gebunden. Ob wir mit einem Riesenteleskop in die Tiefen des Alls hineinblicken oder mikroskopisch kleinste Teile untersuchen – wir entdecken: Gott ist unendlich gross, allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Seiner Einsicht sind keine Grenzen gesetzt. «Der HERR hat durch Weisheit die Erde gegründet und durch Einsicht die Himmel festgestellt» (Spr 3,19). Sollten wir begrenzte Kreaturen Ihm nicht unser uneingeschränktes Vertrauen schenken und Ihn für das, was Er ist, loben und preisen?
Gottes Gnade
«Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden» (Joh 1,16.17).
Wie viel Gnade steht uns zur Verfügung? Ist sie messbar? Nein, sie ist in unbegrenztem Mass vorhanden, denn sie strömt aus dem Herzen Gottes hervor. Sie ist wie ein Strom, der stets fliesst, oder wie ständige Meereswellen im Ozean: Gnade um Gnade.
Die Gnade ist ein unverdientes Geschenk Gottes. Sie handelt nach eigenem, freiem Ermessen und ist für alle Menschen da. Ohne die göttliche Gnade wäre der Mensch nach dem Sündenfall hoffnungslos verloren gewesen. Darum hat Gott im Lauf der verschiedenen Zeitperioden gegenüber Einzelnen und gegenüber seinem irdischen Volk Gnade geübt. Ihre Fülle ist aber erst in der Person von Jesus Christus, dem eingeborenen, geliebten Sohn Gottes, erschienen. Auch wir dürfen diese unermessliche Gnade Gottes in Anspruch nehmen.
Zunächst vergibt Gott unsere unzähligen Sünden, weil seine Gnade grösser ist als unsere Schuld. In Jesus Christus haben wir «die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht» (Eph 1,7.8). «Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden» (Röm 5,20).
Dann haben wir seine Gnade im Umgang mit unseren Familienangehörigen, in der örtlichen Versammlung, am Arbeitsplatz etc. jeden Tag nötig. Wir kommen nicht ohne sie aus. Wie oft enden die Briefe des Apostels Paulus mit der Gnade, z.B.: «Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch!» (1. Kor 16,23). Es ist bezeichnend, dass die Bibel mit den Worten endet: «Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen!»
Gottes Geist
«Der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Mass» (Joh 3,34).
In Johannes 3,31-34 zeugt Johannes der Täufer in eindrücklicher Art und Weise von der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Dieser war auf der Erde der vollkommene Ausdruck Gottes. Er offenbarte in allem den Vater und dessen Herz.
Johannes der Täufer und die Propheten im Alten Testament waren nur Träger der Mitteilungen Gottes, die sie weitergaben. Sie waren oft während einer begrenzten Zeit vom Geist Gottes geführt oder geleitet.
Nun stand Jesus Christus, der Sohn Gottes selbst, vor Johannes. Er hatte den Heiligen Geist in seiner ganzen Fülle empfangen, und zwar nicht nach Mass, nicht in einer messbaren Grösse. Wie gross war das Mass des Geistes Gottes im Herrn Jesus? Unermesslich. «In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig» (Kol 2,9). Er war auf der Erde «voll Heiligen Geistes», d.h. der Geist Gottes konnte ungehindert und dauerhaft in Ihm wirken. Die Folge davon war ein äusserst segensreicher Dienst und ein Leben zur Ehre und zum Wohlgefallen Gottes.
Auch wir Glaubende haben den Geist Gottes in uns und möchten ebenfalls von Ihm erfüllt sein.
Gottes Segen
«Prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermass ausgiessen werde» (Mal 3,10).
Der Segen Gottes ist ebenfalls nicht in Massen fassbar, er ist unendlich. Was bedeutet Segen? Es ist ein sehr umfassender Begriff. Uns wird von Gott her alles erdenklich Gute zugesagt, und der von Ihm zugesagte Segen trifft immer ein.
Wir gebrauchen den Ausdruck «Gottes Segen» sehr oft. Wir wünschen uns gegenseitig diesen Segen. Das ist auch gut so. Im Alten Testament bestand der Segen Gottes vorwiegend in materieller Art, zum Beispiel: Nachkommenschaft, langes Leben, Wohlstand etc. Heute dürfen wir die geistlichen Segnungen Gottes geniessen. Sie haben himmlischen Charakter. «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» (Eph 1,3). Sie sind weit grösser und herrlicher als die materiellen und sichtbaren Segnungen. Sie stehen alle in Verbindung mit dem auferstandenen Herrn und sind in Ihm gesichert. Sie sind unermesslich. Ist uns dies immer bewusst, und sind wir dafür dankbar?
Der Gott des Masses
«Wir aber wollen uns nicht ins Masslose rühmen, sondern nach dem Mass des Wirkungskreises, den der Gott des Masses uns zugeteilt hat, um auch bis zu euch zu gelangen» (2. Kor 10,13).
Ist Gott doch an ein Mass gebunden? Nein, dieser Vers zeigt einen anderen Aspekt. Es geht hier um den Dienst für den Herrn. Gott überfordert uns nicht. «Jedem Einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Mass der Gabe des Christus» (Eph 4,7), um die von Ihm zugeteilten Aufgaben zu erfüllen. Die Talente, die Er uns gegeben hat, sind genau abgezählt, wenn Er auch nicht jedem gleich viel anvertraut. Der Herr weiss um unsere Fähigkeiten (Mt 25,15). Wir sollen einerseits das Mass unseres Wirkungskreises erkennen und nicht darüber hinausgehen. Es würde uns und unserem Dienst nur schaden. Anderseits sollen wir das uns zugeteilte Mass an Dienst ausschöpfen bzw. ausüben. Wie schade wäre es, wenn der Herr uns am Richterstuhl vorwerfen müsste, dass wir mehr für Ihn hätten tun können!
Fazit: Es gibt zwei verschiedene Welten von Messgrössen: jene Gottes und die unsere. Gott ist für uns Menschen nicht fassbar. Selbst Salomo hat seine unermessliche Grösse anerkannt: «Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen» (1. Kön 8,27). Doch wie gnädig ist der grosse Gott uns gegenüber, dass Er als ein Gott des Masses mit uns handelt.