Die Bibel spricht an vielen Stellen im Alten wie im Neuen Testament vom Reich Gottes, das einmal in Macht und Herrlichkeit auf dieser Erde gegründet werden wird. Immer wieder hat Gott dem treuen Überrest seines irdischen Volkes damit Mut gemacht, dass einmal die Zeit kommen würde, da der Messias sie von ihren Feinden befreien würde. Auch für uns Christen ist der Ausblick auf das kommende Reich in Macht und Herrlichkeit ein Mut machender Gedanke.
Wir leben jetzt in einer Zeit, in der unser Herr zurückgewiesen und abgelehnt wird. Man will seine Herrschaft in dieser Welt nicht anerkennen. Doch Christus wird nicht immer der Abgelehnte und Verachtete bleiben. Der Augenblick wird kommen, da Er in Macht und Herrlichkeit als «Herr der Herren» und «König der Könige» erscheinen wird (Off 19,16). Das ist nach Epheser 1,10 die «Fülle der Zeiten». Dann wird in dem Christus alles im Himmel und auf der Erde unter ein Haupt zusammengebracht werden. Er wird herrschen und regieren.
Im Folgenden wollen wir einen knappen Überblick über die zukünftige Zeit dieses Reichs geben.
Christus kommt zurück
Das kommende Reich wird durch das Erscheinen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit eingeleitet. Das Alte Testament beschreibt ausführlich die Gerichte, die mit der Aufrichtung dieses Reichs und dem «Tag des Herrn» einhergehen. Dieser «Tag» ist kein Tag von 24 Stunden, sondern die Zeitperiode, in der Gott dafür sorgen wird, dass der Herrschaftsanspruch des Herrn Jesus auf der Erde öffentlich anerkannt werden wird. Deshalb heisst er «Tag des Herrn».
Wenn Christus kommt, wird Er nicht allein sein. Die himmlischen Heiligen – dazu gehören die Glaubenden der Gnadenzeit – werden Ihn begleiten. Das macht das Neue Testament klar:
«… um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen» (1. Thes 3,13).
«Es hat aber auch Henoch, der Siebte von Adam, von diesen geweissagt und gesagt: ‹Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, um Gericht auszuführen gegen alle und zu überführen alle Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, die gottlose Sünder gegen ihn geredet haben›» (Jud 14.15).
Ein Reich auf zwei Ebenen
Dieses kommende Reich hat eine sichtbare, irdische und eine himmlische Seite. Die Gläubigen aus dem Alten Testament, die Gläubigen der Gnadenzeit sowie die Märtyrer aus der letzten Jahrwoche Daniels (das ist die kommende Gerichtszeit, deren zweite Hälfte als «grosse Drangsal» bezeichnet wird) werden das Reich vom Himmel aus erleben (Mt 13,43). Das sind die himmlischen Heiligen, die Teil an der ersten Auferstehung haben. Paulus schreibt am Ende seines Lebens an Timotheus: «Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich; dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (2. Tim 4,18). Diese Seite des Reichs motiviert uns, in Treue auszuharren und unserem Herrn zu dienen.
Sein Kommen bringt die Wende
Hier, wo man für unseren Herrn einst nur ein Kreuz hatte, wird sein Thron stehen. Die Menschen werden Ihn als den Sohn des Menschen «kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und grosser Herrlichkeit» (Mt 24,30). Denen, die im Begriff standen, Ihn zu verurteilen und zu töten, sagte der Herr damals schon: «Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen» (Mt 26,64). Das bezieht sich auf seine öffentliche Erscheinung in Herrlichkeit, wenn Er kommt, um sein Reich aufzurichten.
Auch für uns wird der Wechsel gewaltig sein. Jetzt teilen wir seine Ablehnung. Dann regieren wir mit Ihm. Jene, die heute wegen dem Reich Gottes mit Christus leiden, werden mit Ihm herrschen. Paulus schreibt den Thessalonichern:
«… ein offenbares Zeichen des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr für würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, um dessentwillen ihr auch leidet – wenn es denn bei Gott gerecht ist, denen, die euch bedrängen, mit Drangsal zu vergelten, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns zu geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden» (2. Thes 1,5-10).
Das Reich auf der Erde
Wer sind die, die das Reich auf der Erde erleben werden? In Matthäus 19,28 wird die Zeit der Herrlichkeit des Reichs mit «Wiedergeburt» bezeichnet. Wir können also annehmen, dass alle, die in das Reich eingehen, Leben aus Gott besitzen werden. Es ist nicht das ewige Leben in seiner reichsten Form, wie wir es besitzen (Joh 10,10). Dennoch ist es neues Leben von oben, das erforderlich ist, um in das Reich einzugehen (vgl. Joh 3,3.5).
So werden zu Anfang des Reichs nur Menschen eingehen, die während der grossen Drangsal – oder schon in den 3½ Jahren davor – den Herrn Jesus als Messias angenommen haben. Das können nur solche sein, die in der Zeit der Gnade das Evangelium vom Kreuz nie gehört haben. Die, die es heute gehört, aber abgelehnt haben, werden nach dem Kommen des Herrn zur Entrückung keine zweite Möglichkeit zur Bekehrung haben. Für sie sind die Würfel spätestens mit der Entrückung der Gläubigen gefallen. Aus den nicht christlichen Völkern und aus den Unwissenden in den christlichen Ländern werden jedoch manche zum Glauben an den Messias kommen. Diese werden in das Reich auf der Erde eingehen. Konkret sind das drei Gruppen von Menschen:
- Ein Überrest aus Juda (Off 14,1-5). Er wird symbolisch mit der Zahl 144'000 vorgestellt. Das sind all jene, die in der Drangsal geläutert wurden. Sie sind treu geblieben und nicht als Märtyrer gestorben. Sie werden im Reich einen Ehrenplatz einnehmen.
- Ein Überrest aus ganz Israel (Off 7,1-8). Das schliesst Gläubige aus den zwei Stämmen (Juda und Benjamin) und aus den übrigen zehn Stämmen ein. Symbolisch werden sie noch einmal mit der Zahl 144'000 vorgestellt.
- Ein Überrest aus den Nationen (Off 7,9-12). Das sind die, die das Evangelium des Reichs – so wie es in der Zukunft noch einmal gepredigt werden wird (Mt 24,14) – angenommen haben.
Während der tausend Jahre des Reichs werden viele Menschen geboren werden. Eine grosse Zahl von ihnen wird aber nicht aufrichtig an den Herrn Jesus glauben. Sie werden kein Leben aus Gott haben. Nur so ist es zu erklären, dass Satan am Ende des Reichs unzählige Menschen gegen Christus aufwiegeln kann (Off 20,7-9).
Tausend Jahre Friedensherrschaft
Nachdem durch die Gerichte des Tages des Herrn alle Feinde weggetan sind, beginnt das eigentliche Reich auf der Erde. Christus wird als Haupt über alles auf der Erde herrschen und regieren. Es ist eine Regierung in Gerechtigkeit und Frieden. Für die Menschen auf der Erde wird das Reich ein grosser Segen sein. Was in über 6000 Jahren Menschheitsgeschichte nicht möglich war und wonach sich viele Menschen sehnen, wird auf der Erde eintreffen: Frieden und Sicherheit!
Viele Stellen – besonders im Alten Testament – beschreiben die Merkmale dieser herrlichen Friedensherrschaft auf der Erde. Exemplarisch seien einige kurz genannt:
- Gott wird mit seinem Volk Israel einen neuen Bund schliessen (Jer 31,31-34). Es wird – anders als der Bund vom Sinai – kein zweiseitiger, sondern ein einseitiger Bund sein. Alles geht von Gott aus. Sein Gesetz wird kein harter Erzieher mehr sein, sondern auf die Herzen der Menschen geschrieben sein.
- Der Heilige Geist wird über die Menschen im Reich ausgegossen werden (Joel 3,1.2; Jes 32,15; 44,3). Der Geist Gottes wird nicht in diesen Menschen wohnen – wie Er es in uns tut –, aber Er ist doch auf ihnen.
- Christus wird in Gerechtigkeit und Recht herrschen (Jer 23,5; Ps 72,2). Das wird durch Davids Regierung angedeutet (2. Sam 8,15). Er wird darüber hinaus in Frieden herrschen. Das wird durch Salomos Regierung vorgebildet (sein Name bedeutet «der Friedliche»; 1. Chr 22,9). Das Reich wird von Frieden und Wohlfahrt gekennzeichnet sein (Ps 72,3; Hag 2,9; Jes 66,12). Christus ist der Friedefürst (Jes 9,5.6).
- Die Herrschaft Christi geht von Jerusalem aus. Dennoch umfasst sie die ganze Erde (Ps 72,8). Sein Thron ist der Thron Davids (Lk 1,32). Dieser Thron der Herrschaft wird mit dem Priestertum von Christus verbunden sein, denn Er wird als Priester auf dem Thron sitzen (Sach 6,13). Er ist König und Priester in einer Person. In Ihm erfüllt sich, was von Melchisedek, dem König von Salem, gesagt ist (1. Mo 14,18). Dabei müssen wir bedenken, dass der Herr Jesus mit seinem Auferstehungsleib zum Himmel gehört und nicht tausend Jahre permanent auf der Erde sein wird. Wohl wird Er zu Beginn des Reichs auf der Erde erscheinen. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass Er während der gesamten Zeit des Reichs von der Welt gesehen wird.
- Israel steht im Mittelpunkt (Nabel) der Erde (Hes 38,12). Jerusalem ist die Hauptstadt der Welt. Sie trägt den wunderbaren Namen «Stadt der Wahrheit» und «Stadt des grossen Königs» (Sach 8,3; Ps 48,3; Mt 5,35). Das Volk Israel wird das Land besitzen, wie es dieses nie zuvor besessen hat. Das ganze Land vom Jordan bis zum Bach Ägyptens wird dem irdischen Volk Gottes gehören. Das Land wird unter den zwölf Stämmen neu verteilt werden (Hes 47,13 – 48,29).
- In Jerusalem wird es wieder einen Tempel geben (Hes 37,26.27; Hag 2,7-9). Letztlich ist es der HERR selbst, der diesen Tempel bauen wird (Sach 6,13). Die Nationen helfen beim Bau dieses Tempels mit (Sach 6,15; Jes 60,10-14).
Er wird ein Bethaus für alle Nationen sein (Jes 56,7). Die Herrlichkeit Gottes wird diesen Tempel wieder füllen, nachdem sie ihn einst verlassen musste (Hes 43,1-6; Sach 6,13; Hes 11,23). Gott selbst wird in diesem Tempel und damit in der Mitte seines Volkes wohnen (2. Mo 25,8; Hes 43,7.9; Sach 2,14.15). Vom Tempel geht ein Doppelstrom in das Land aus, der alles gesund und fruchtbar machen wird (Hes 47,1 ff.; Sach 14,8). - Im Tempel wird es einen Opferdienst mit Opfertieren geben (Hes 43 – 46). Die Opfer haben dann – anders als im Alten Testament – keine vorausschauende Bedeutung mehr. Sie haben vielmehr eine rückblickende Bedeutung. Sie erinnern an Golgatha, an das vollkommene Werk vom Kreuz, das die Grundlage für den Frieden im Reich und für den neuen Bund ist.
- Frieden und Wohlfahrt werden auf der ganzen Erde herrschen (Jes 65,17-25). Krieg und kriegerische Auseinandersetzungen wird es nicht mehr geben. Die Produktion von Waffen wird eingestellt (Jes 2,4). Schwerter werden dann zu Pflugscharen und Speere zu Winzermessern umfunktioniert (Micha 4,1-4).
- Es wird kein Sterben von Säuglingen mehr geben. Menschen werden so alt wie Bäume (das heisst bis zu tausend Jahren). Im Alter von hundert Jahren gilt man noch als junger Mann (Jes 65,20.22; Sach 8,4). Dadurch wird sich die Weltbevölkerung sehr vermehren (Hes 36,11). Sterben werden nur jene Menschen, die sich öffentlich gegen den Herrn Jesus und seine Regierung auflehnen und bewusst sündigen (Ps 101,8; Jes 65,20).
- Nach Römer 14,17 besteht das Reich Gottes aus Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Diese drei Merkmale, die das heute in dieser Welt nicht sichtbare Reich bereits trägt, werden dann öffentlich erkennbar sein. Christus wird in Gerechtigkeit herrschen (Jes 32,1). Von Jerusalem aus wird sich der Friede über die Erde erstrecken (Hag 2,9; Sach 9,10), und die Erde wird voller Freude sein (Hes 35,14).
- Ägypten und Assyrien (die beiden ehemaligen Erzfeinde im Süden bzw. Norden von Israel) verbünden sich mit Israel (Jes 19,18-25). Mitten in Ägypten wird es einen Altar geben, der dem HERRN geweiht sein wird (Jes 19,19). Alle Nationen kommen nach Jerusalem, dem Zentrum des Gottesdienstes, der Rechtsprechung und Belehrung (Sach 8,20-23; 14,16-19; Jes 2,2-4; Ps 72,10).
- Es wird erhebliche Veränderungen in der Natur geben (Sach 14,10). Bergige Gegenden werden in Ebenen verwandelt werden. Jerusalem wird jedoch wie heute erhaben auf einem Berg liegen (Micha 4,1; Ps 48,2.3). Selbst die Tier- und Pflanzenwelt hat Frieden. Die Schöpfung ist vom Fluch der Sünde befreit (Röm 8,19-21). Tiere werden sich nicht mehr gegenseitig fressen. Menschen werden keine Angst mehr vor wilden Tieren haben. Ein Säugling wird ohne Risiko am Loch einer Natter spielen (Jes 11,6-9). Die Erde wird fruchtbar sein. Das verwüstete Land wird wie der Garten Eden sein (Hes 36,35; Jes 51,3).
- Die ganze Erde wird von der Herrlichkeit und der Erkenntnis des HERRN erfüllt sein (Ps 72,19; Jes 11,9).
Das Teil der Versammlung im Reich
Bei der wunderbaren Beschreibung des Reichs auf der Erde könnte der Gedanke aufkommen, dass es doch schade ist, dass wir – die Gläubigen der Gnadenzeit – dieses Reich nicht auf der Erde, sondern vom Himmel aus erleben werden. Wir werden im himmlischen Bereich wie die Sonne im Reich des Vaters strahlen (Mt 13,43). Unser Teil ist – auch im Blick auf das Reich – ein himmlisches. Es ist jedoch ohne Frage besser als das irdische Teil derer, die im Reich hier auf der Erde wohnen werden. Was für den Herrn Jesus gilt, gilt auch für uns. Er gehört mit seinem Auferstehungsleib zum Himmel, und genau das ist bei uns der Fall. Es ist ein Irrtum zu denken, wir würden dabei etwas verpassen oder wären benachteiligt. In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Das himmlische Teil ist immer besser als das irdische.
Warum ist das so? Die Menschen auf der Erde werden Untertanen im Reich sein. Wir hingegen werden mit Christus herrschen. Die Stellung der Versammlung ist eine besondere. In Epheser 1,22 heisst es, dass Gott Christus als Haupt über alles der Versammlung gegeben hat. Das bedeutet nicht, dass Christus das Haupt der Versammlung ist. Das ist Er auch. Aber an dieser Stelle ist Christus das Haupt über alle Werke der Hände Gottes. Das war im Alten Testament bekannt (Ps 8,7). Es war allerdings nicht bekannt, dass Er gerade in diesem Charakter der Versammlung gegeben ist. Das blieb bis dahin ein Geheimnis (Eph 1,9). Wir sind untrennbar mit Ihm verbunden. Christus ist verherrlicht. Wir sind mit Ihm verherrlicht. Christus herrscht. Wir herrschen mit Ihm. Das ist unendlich mehr, als ein Untertan im Reich zu sein.
Das Neue Testament macht allerdings klar, dass wir in die Verwaltung des Reichs auf der Erde eingebunden sind. Wir werden mit Christus herrschen (Off 21,9-22; 2. Tim 2,12; Off 3,21; Off 5,10). Wie dieses Herrschen im Einzelnen aussehen wird, wissen wir nicht. Doch wir lesen in Lukas 19,12, dass der Herr Jesus von einem hochgeborenen Mann spricht, der in ein fernes Land zog, um dort ein Reich für sich zu empfangen und zurückzukommen. Das ist Er selbst.
Wir als seine Knechte arbeiten jetzt für Ihn. Je treuer wir das tun, umso grösser wird der Lohn sein, den Er geben wird. Der eine Knecht wird über zehn Städte, der andere über fünf Städte gesetzt. Es wird also nach der Treue, mit der wir für unseren Herrn gearbeitet haben, Unterschiede im Lohn, d.h. in der Verwaltung des Reichs geben.
Deshalb fordert Petrus uns auf, uns zu befleissigen, damit uns «der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus» reichlich dargereicht werde (2. Pet 1,10.11). Der Eingang in dieses Reich wird – anders als der Eingang in das Vaterhaus – unterschiedlich sein. Er kann und soll reichlich sein. Er kann allerdings – wenn wir uns nicht befleissigen – kärglich ausfallen.
Es scheint, dass die Regierung des Reichs hier auf der Erde vom Himmel aus erfolgt, denn das ist unsere Heimat. Jerusalem, die heilige Stadt – das ist die Versammlung –, kommt aus dem Himmel herab (Off 21,10). Es heisst nicht, dass sie auf die Erde kommen wird, sondern lediglich, dass sie aus dem Himmel kommt. Wir haben also trotz unserer himmlischen Stellung eine Aufgabe in Bezug auf die Erde. Wie das im Einzelnen sein wird, können wir nicht sagen. Dazu schweigt die Bibel. Deshalb wollen wir nicht darüber spekulieren.
Das Ende des Tausendjährigen Reiches
So herrlich und wunderbar das Reich ist – es ist zeitlich begrenzt. Es geht einmal zu Ende. Im Gegensatz zu allen anderen Reichen der Erde folgt dann allerdings kein weiteres mehr. Das unterscheidet das Reich unseres Herrn Jesus von allen Reichen der Erde. Deshalb wird es im Alten Testament schon eine «ewige Herrschaft …, ein Reich von Geschlecht zu Geschlecht» genannt (Dan 4,31). Vom Ende des Reichs lesen wir in der Offenbarung Folgendes:
«Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird ausgehen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, um sie zum Krieg zu versammeln, deren Zahl wie der Sand des Meeres ist. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Off 20,7-10).
Das Reich des Sohnes des Menschen ist eine wunderbare Segenszeit. Dennoch wird es bereits während der Zeit des Reichs im Blick auf die Menschen innerlich einen Niedergang geben. Unter den heranwachsenden Generationen gibt es Personen, die sich dem König nur äusserlich unterwerfen (Ps 18,45f.; 66,3; 81,16; Micha 7,17; 1. Kor 15,25). Es werden Menschen geboren, die im Reich leben werden, ohne die neue (geistliche) Geburt erlebt zu haben. Diese werden sich dem Messias mit Schmeichelei unterwerfen.
Wenn nach tausend Jahren der Satan für eine kurze Zeit losgelassen wird, wird er auf der Erde willige Herzen finden, die ihm folgen werden. Es wird ihm erneut gelingen, eine grosse Masse gegen den Herrn Jesus aufzubringen. Damit wird bewiesen, dass auch tausend Jahre voller Frieden und Segen das menschliche Herz nicht ändern werden. Der letzte Vorwurf, den die Menschen Gott machen könnten, wird entkräftet. Selbst unter den besten Umständen sind sie nicht bereit, Gott wirklich zu dienen.
Satan wird also die Menschen wieder verführen und gegen Christus aufbringen können. Sie werden gegen Ihn kämpfen. Obwohl es viele sein werden, wird ihr Ende mit einem knappen Satz beschrieben. Sie werden durch Feuer von Gott aus dem Himmel vernichtet werden.
Danach geht das Reich des Messias auf der Erde zu Ende. Christus hat so regiert, wie Gott es wollte. Es war von Anfang an sein Wunsch, dass der Mensch über die Schöpfung herrschen sollte (1. Mo 1,28). Wir Menschen haben darin völlig versagt. Alle menschlichen Reiche erlebten ihren Niedergang und verschwanden. Christus hingegen wird als Sohn des Menschen so regieren, wie Gott es sich immer vorgestellt hat.
Er ist der einzige «Weltherrscher», der das Reich in untadeligem Zustand Gott zurückgeben kann (1. Kor 15,24). Vor Ihm konnte das niemand tun. Alle Feinde sind vernichtet. Der letzte Feind ist der Tod. Er wird dann ebenfalls weggetan werden. Nach der Auferstehung der Toten – der Auferstehung zum Gericht – gibt es keinen Tod mehr (Off 21,4). Tod bedeutet Trennung von Gott. Dann wird Gott alles und in allem sein. Davon schreibt Paulus an die Korinther:
«Dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füsse gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod weggetan. Denn ‹alles hat er seinen Füssen unterworfen›. Wenn er aber sagt, dass alles unterworfen sei, so ist es offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei» (1. Kor 15,24-28).
«Gott alles in allem» – das ist eine äusserst knappe Beschreibung der Ewigkeit nach der Zeit (was manchmal als «ewiger Zustand» bezeichnet wird). Petrus erwähnt in diesem Zusammenhang Gottes Verheissung, nach der es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, «in denen Gerechtigkeit wohnt» (2. Pet 3,13). Im Tausendjährigen Reich wird Gerechtigkeit herrschen (Jes 32,1), im ewigen Zustand wird sie wohnen. Das ist nur möglich, weil die Sünde dann endgültig weggenommen sein wird.
Noch leben wir in der Zeit der Ablehnung unseres Herrn. Wir sind jetzt Mitarbeiter am Reich Gottes und teilen seine Verwerfung. Gleichzeitig freuen wir uns auf die kommende Zeit des Reichs in Macht und Herrlichkeit und wollen uns gegenseitig Mut machen, unsere Aufgaben in der Gegenwart treu zu erfüllen.