Unsere Beziehungen zum Herrn Jesus

Johannes 8,31-32; Johannes 10,27-28; Johannes 15,13-15; Johannes 20,17-18

Im Johannes-Evangelium finden wir verschiedene Beziehungen, in denen wir als Glaubende zum Herrn Jesus stehen:

  • als Jünger (Joh 8,31.32)
  • als Schafe (Joh 10,27.28)
  • als Freunde (Joh 15,13-15)
  • als Brüder (Joh 20,17.18)

Jünger

Der Herr Jesus wünscht, dass jeder, der an Ihn als seinen Erlöser glaubt, Ihm auch nachfolgt und sein Jünger wird. Er ist der Meister. Wir dürfen Ihm als seine Jünger nachfolgen.

In Johannes 8,31 sagt der Herr, wodurch sich ein echter Jünger auszeichnet: «Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger.» Sein Wort ist die ganze Wahrheit, die Er verkündigt hat. Das Bleiben ist immer der Prüfstein der Echtheit, so auch im Fall echter Jüngerschaft. Wenn wir in seinem Wort bleiben, nichts davon aufgeben, sondern die ganze Wahrheit festhalten und verwirklichen, bleiben wir in der Spur des Meisters.

Es besteht ein Unterschied zwischen einem Schüler oder Lehrling und einem Jünger. Ein Schüler kann besser werden als sein Lehrer, ebenso kann ein Lehrling im Lauf seiner weiteren Ausbildung seinen Lehrmeister überflügeln. Ein Jünger aber kann nie grösser werden als sein Meister. Sein Ziel ist, so zu werden wie der Meister. «Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer und ein Knecht nicht über seinem Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer und der Knecht wie sein Herr» (Mt 10,24.25).

Je ähnlicher wir unserem Meister werden, umso mehr nehmen unsere Mitmenschen uns als Jünger des Herrn Jesus wahr. Sie sehen etwas von seiner Liebe: «Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt» (Joh 13,34.35).

Seine Wesenszüge werden in unserem Leben als Frucht für Gott sichtbar: «Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt, und ihr werdet meine Jünger werden» (Joh 15,8).

Der echte Jünger wird seinen Meister auch in der Selbstverleugnung nachahmen: «Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein» (Lk 14,26.27).

Schafe

In Johannes 10 finden wir viele wichtige Wahrheiten über den Herrn Jesus als den Hirten und über uns als seine Schafe. Die Grundlage von allem haben wir in Vers 11, wo Er sagt: «Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.» Dies geschah, als Er am Kreuz von Golgatha litt und starb und dadurch ein umfassendes Erlösungswerk vollbrachte.

Der zitierte Vers deutet auch an, wie ein Mensch zu einem Schaf des guten Hirten wird: indem er sich zum Herrn Jesus bekehrt und an Ihn als seinen persönlichen Heiland glaubt, der für ihn und seine Sünden am Kreuz gestorben ist.

Wer durch den rettenden Glauben ein Schaf des Herrn Jesus geworden ist, der hat es wirklich gut. Das zeigen uns die Verse 27 und 28 aus Johannes 10. Dort versichert der gute Hirte: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.»

Menschen, die dem Herrn Jesus gehören, hören seine Stimme. Sie kennen diese Stimme als die des guten Hirten und sie folgen Ihm nach. Ein Schaf kann die Stimme seines Hirten von der Stimme eines Fremden unterscheiden. Es hört nicht auf all die fremden Stimmen in der Welt und folgt nur der bekannten Stimme seines Hirten. So bleibt es vor vielen Gefahren bewahrt.

Anderseits kennt der gute Hirte jedes einzelne seiner Schafe. Er achtet auf jeden von uns und kennt alle unsere Eigenheiten. Wir können und müssen Ihm nichts vormachen. Er liebt uns so, wie wir sind. Ist das nicht ein grosser Trost?

«Ich gebe ihnen ewiges Leben.» Das Leben, das Er jedem der Seinen schenkt, ist ein Leben von höchster Qualität. Es ist das Leben des Herrn Jesus selbst. Wir haben es im Sohn. «Wer den Sohn hat, hat das Leben» (1. Joh 5,11.12).

«Sie gehen nicht verloren in Ewigkeit.» Das ist die absolute Sicherheit jedes erlösten Menschen. Sie gründet sich nicht auf sein Verhalten, sondern auf das vollgültige Erlösungswerk seines Heilands und auf die Zusagen des Wortes Gottes.

«Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.» Keine feindliche Macht im Himmel und auf der Erde kann ein Schaf des guten Hirten aus seiner Hand rauben. Er ist der Stärkere, und der Platz in seiner Hand ist der sicherste Ort, den es für ein Schaf geben kann.

Ist uns bewusst, wie gut wir es haben, seitdem wir uns bekehrt haben und ein Schaf des guten Hirten geworden sind?

Freunde

Im Alten und Neuen Testament wird Abraham als Freund Gottes bezeichnet (2. Chr 20,7; Jes 41,8; Jak 2,23). In 1. Mose 18 besuchte der HERR den Patriarchen und besprach mit ihm, was Er mit den gottlosen Städten Sodom und Gomorra vorhatte. Damit zog Er diesen Glaubensmann als Freund ins Vertrauen.

Auch von Mose heisst es, dass Gott mit ihm wie mit einem Freund redete. Es bestand ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen dem HERRN und dem Führer des Volkes Gottes, so dass Er von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden konnte (2. Mo 33,11; 4. Mo 7,89).

Und nun bezeichnet der Herr Jesus in Johannes 15 seine Jünger und damit auch uns als seine Freunde. Er beginnt damit, dass Er von der grössten Liebe spricht, die jemand haben kann, indem er sein Leben für seine Freunde lässt. Das hat Er selbst für uns getan. Es geht hier nicht um die souveräne göttliche Liebe zu sündigen Menschen, sondern um die Liebe des Herrn zu seinen Freunden, und das sind wir! Die Grundlage dieser Vertrauensbeziehung, die wir zum Herrn Jesus haben dürfen, ist also seine unfassbar grosse Liebe.

Doch dann wird unsere Seite angesprochen: «Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.» Es ist der Gehorsam unsererseits, der uns den Platz als Freunde des Herrn Jesus sichert. Ist das so wichtig? Ja, sicher.

Der Herr kann uns doch nur als seine Freunde behandeln und uns das mitteilen, was Er auf dem Herzen hat, wenn Er sieht, dass wir seine Gebote befolgen möchten. Als Menschen werden wir auch nur den ins Vertrauen ziehen, von dem wir wissen, dass er mit uns übereinstimmt.

Wenn der Herr weiter sagt: «Ich nenne euch nicht mehr Knechte», dann bedeutet das nicht, dass wir als Jünger des Herrn nicht mehr seine Diener und Knechte wären. Wir tun immer noch das, was Er uns aufträgt, aber wir sind mehr als seine Knechte. Der Knecht, der als Freund behandelt wird, kennt die Absichten seines Herrn, der ihm einen Auftrag gibt. Er weiss, warum etwas ausgeführt werden soll.

Schliesslich erklärt der Herr seinen Aposteln: «Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe.» Er hat sie – und damit auch uns – ins Vertrauen über das gezogen, das sein Herz erfüllte. Die Jünger hatten sicher gemerkt, was für eine innige Gemeinschaft der Herr Jesus als Sohn Gottes mit seinem Vater pflegte. Und nun wollte Er sie in das einweihen, was Er selbst genoss. Ist das nicht gewaltig?

Seit jenen Worten des Herrn an seine Jünger ist der Heilige Geist auf die Erde gekommen und wohnt nun in jedem Glaubenden. Durch diesen Geist verstehen wir die Ratschlüsse des Herzens des Vaters. Wenn der Herr uns nun über das ins Vertrauen zieht, was Er von seinem Vater gehört hat und mit Ihm teilt, dann verstehen wir dies jetzt durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt (Joh 16,13; 1. Kor 2,13).

Dieser bevorrechtete Platz, Freunde des Herrn Jesus zu sein, steht uns allen auf der Grundlage seiner Liebe und unseres Gehorsams offen. Sicher wünscht jeder von uns, in dieser Beziehung der Vertrautheit mit unserem Herrn zu leben.

Brüder

An seinem Auferstehungstag trug der auferstandene Herr Maria Magdalene eine wunderbare Botschaft an die Jünger auf: «Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.»

Im Volk Israel nannten die Menschen sich untereinander Brüder. Indem sie sich gemeinsam auf ihren Stammvater Abraham beriefen, waren sie Brüder. Das wird an verschiedenen Stellen in der Apostelgeschichte deutlich (z.B. Apg 2,37; 3,17; 7,2; 13,15.26.38; 22,1; 23,1).

Aber als der Herr zu Maria von «meinen Brüdern» sprach, meinte Er etwas ganz anderes. Er redete von der Familie Gottes, zu der alle Glaubenden der Gnadenzeit gehören, denn sie sind aus Gott geboren (Joh 1,13). Der Vater des Herrn Jesus, von dem Er während seines Lebens den Jüngern so viel erzählt hatte, war nun auch ihr Vater geworden. Der Herr hatte ihnen Gott als Vater offenbart und brachte sie jetzt in eine persönliche Beziehung zu Ihm. Was für eine wunderbare Tatsache! Alles, was sie über Gott, den Vater, erfahren hatten, galt ihnen nun ganz persönlich: die Liebe des Vaters, die Fürsorge des Vaters, die Bewahrung durch den Vater, die Erziehung des Vaters, das Zuhause beim Vater.

Nach der Auferstehung des Herrn Jesus kamen die Jünger in eine neue Beziehung zu Ihm. Sein Vater war jetzt auch ihr Vater und Er nennt sie «Brüder». In diese Beziehung sind wir als Glaubende der Gnadenzeit gebracht worden. Verstehen wir ein wenig, was dies bedeutet? Auf der Grundlage des absolut vollkommenen Erlösungswerks unseres Heilands sind wir jetzt in einer gewissen Weise in die Beziehung gestellt, die der Herr Jesus selbst zu Gott, seinem Vater, hat. Durch den Heiligen Geist wird uns bewusst, was für einen herrlichen Platz wir durch das Werk unseres Erlösers vor Gott, unserem Vater, haben.

Natürlich wollen wir nie vergessen, dass der Herr Jesus der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist. Er nimmt in der Familie Gottes die Vorrangstellung ein. In seiner Botschaft, die Maria Magdalene überbringen durfte, spricht Er klar von «meinem Vater» und «eurem Vater». Er sagt nicht «unserem Vater». Nie wollen wir von Ihm als unserem Bruder reden. Er ist und bleibt unser Herr, dem wir uns gern unterordnen wollen.

Aber wenn Er uns als seine Brüder bezeichnet, dürfen wir wissen, dass auch wir einen Platz am liebenden Herzen unseres himmlischen Vaters haben. Sogar die Welt wird einmal erkennen, dass Gott, der Vater, uns so geliebt hat, wie Er den Sohn geliebt hat (Joh 17,23).

Christus ist nach seiner Auferstehung als Mensch in das ewige Haus des Vaters zurückgekehrt. Er ist die Garantie dafür, dass auch wir dort einen sicheren Platz haben. Bald werden wir dieses Ziel erreichen und Den sehen, der uns hier «seine Brüder» genannt hat. Ja, als verherrlichte Menschen werden wir dem Bild des Sohnes gleichförmig sein, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei (Röm 8,29).