Freude in den Zusammenkünften

5. Mose 12,5-7.11-12.17-18; 5. Mose 14,22-26; 5. Mose 16,9-11.13-15; 5. Mose 26,1-11

In der Bildersprache des Alten Testaments spricht Gott an vielen Stellen vom Ort, den Er sich erwählen würde, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Besonders im fünften Buch Mose erwähnt Er immer wieder diesen Ort, der Ihm so wichtig war. Die Kinder Israel sollten ihn aufsuchen, und Gott verbindet eine Reihe von Verheissungen damit.

Was für Israel damals ein geographischer Ort (nämlich Jerusalem) war, ist für uns heute ein geistlicher Ort. Es ist der Ort, wo wir zum Namen des Herrn Jesus hin versammelt sind (Mt 18,20). Als David daran dachte, was es für ihn bedeutete, diesen Ort aufzusuchen, sagte er: «Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen!» (Ps 122,1). Die gleiche Freude dürfen auch wir heute jedes Mal neu erleben, wenn wir uns zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln.

Diese Freude finden wir auch im fünften Buch Mose. Wir wollen uns an sieben Stellen erinnern, die den Ort, den der HERR erwählen wollte, mit der Freude verbinden, die das Volk dort haben sollte. Dabei wollen wir in der Anwendung jeweils auf die Zusammenkünfte der Gläubigen in der Zeit der Versammlung denken.

1) Freude an dem Platz, den der Herr erwählt hat

5. Mose 12,5-7: «Den Ort sollt ihr aufsuchen, den der HERR, euer Gott, aus allen euren Stämmen erwählen wird, um seinen Namen dahin zu setzen, dass er dort wohne, und dahin sollst du kommen. Und ihr sollt dahin bringen eure Brandopfer und eure Schlachtopfer und eure Zehnten …; und dort sollt ihr vor dem HERRN, eurem Gott, essen und euch erfreuen, ihr und eure Häuser, an allem Erwerb eurer Hand, worin der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat.»

Der Herr möchte uns da sehen, wo Er seinen Namen wohnen lässt, wo Er der Einladende ist. Nicht wir suchen uns die uns passende Versammlung (oder Gemeinde) aus, sondern Er entscheidet darüber, wie und wo wir uns versammeln. Wir dürfen uns freuen, wenn wir den Platz gefunden haben. Dazu braucht es geistliche Übung. Aber wer ihn gefunden hat, wird sich freuen. Das Erste und Vornehmste, was wir dort tun, ist Brand- und Schlachtopfer bringen – das sind im Neuen Testament «geistliche Schlachtopfer», «Opfer des Lobes und des Dankes». Dann kommen die materiellen Opfer – das ist das Wohltun und Mitteilen (1. Pet 2,5; Heb 13,15.16).

2) Freude mit dem ganzen Haus

5. Mose 12,11.12: «Der Ort, den der HERR, euer Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, dahin sollt ihr alles bringen, was ich euch gebiete: eure Brandopfer und eure Schlachtopfer, eure Zehnten … Und ihr sollt euch vor dem HERRN, eurem Gott, freuen, ihr und eure Söhne und eure Töchter und eure Knechte und eure Mägde und der Levit, der in euren Toren ist.»

So wie es damals eine besondere Freude für jeden Israeliten war, gemeinsam zum Haus des HERRN zu gehen, so ist es heute eine besondere Freude, wenn wir gemeinsam in die Zusammenkünfte gehen. Wie schön, wenn wir dort als Familie Gottes zusammen sind. Schwestern, Brüder, Alte, Junge, Erwachsene, Kinder. So möchte der Herr uns gemeinsame Freude schenken. Dieser Vers darf uns ermuntern, auch unsere Kinder mit in die Zusammenkünfte zu nehmen. Auch wenn sie nicht alles (oder am Anfang gar nichts) verstehen, empfangen sie doch tiefe Eindrücke von dem, was es heisst, in der Gegenwart des Herrn versammelt zu sein.

3) Freude in der Gemeinschaft mit unserem Herrn

5. Mose 12,17.18: «Du darfst in deinen Toren nicht den Zehnten deines Getreides und deines Mostes und deines Öls essen, noch die Erstgeborenen deines Rind- und deines Kleinviehs, … sondern vor dem HERRN, deinem Gott, an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, sollst du es essen …; und du sollst dich vor dem HERRN, deinem Gott, erfreuen an allem Erwerb deiner Hand.»

Fast alle der sieben Stellen zeigen uns etwas von der Gemeinschaft mit dem Herrn, aber hier wird sie besonders betont. Essen bedeutet in der Bibel häufig Ausdruck der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft mit dem Herrn dürfen wir persönlich geniessen, aber in den Zusammenkünften tun wir es zusammen mit anderen. Das bezieht sich keineswegs nur auf die Zusammenkunft zum Brotbrechen, sondern auch auf die anderen Zusammenkünfte. Gewiss, der Tisch des Herrn spricht in besonderer Weise von der Freude der Gemeinschaft, aber auch dann, wenn wir sein Wort hören oder zum Gebet zusammen sind, dürfen wir uns der Gemeinschaft mit Ihm erfreuen.

4) Freude im Geben

5. Mose 14,22-26: «Verzehnten sollst du allen Ertrag deiner Saat, die aus dem Feld erwächst, Jahr für Jahr. Und du sollst essen vor dem HERRN, deinem Gott, an dem Ort, den er erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, den Zehnten deines Getreides, deines Mostes und deines Öls, und die Erstgeborenen deines Rind- und deines Kleinviehs, … und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und für Kleinvieh und für Wein und für starkes Getränk und für alles, was deine Seele wünscht; und iss dort vor dem HERRN, deinem Gott, und freue dich, du und dein Haus.»

Der Zehnte (10% des Einkommens) war eine Anweisung Gottes an sein irdisches Volk im Alten Testament. Das Neue Testament gibt uns keine solche Aufforderung. Wir sind nicht an den Zehnten gebunden. Wohl aber wird uns im Hebräer-Brief gesagt, dass wir das Wohltun und Mitteilen nicht vergessen sollen (Heb 13,16). Der Schreiber spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Opfer. Es gibt Opfer des Lobes und des Dankes, es gibt aber auch materielle Opfer. Der Christ ist frei zu geben, was der Herr ihm aufs Herz legt. Er ist auch frei zu geben, wo und wann er will. Aber es gibt doch die gute Gewohnheit, die Opfer des Wohltuns und Mitteilens mit den Opfern des Lobes und Dankes zu verbinden. Wir tun es deshalb zu Recht, wenn wir versammelt sind, um den Tod unseres Herrn zu verkündigen.

5) Freude an den grossen Taten Gottes

5. Mose 16,9-11: «Sieben Wochen sollst du dir zählen; von da an, wo man beginnt, die Sichel an die Saat zu legen, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen. Und du sollst das Fest der Wochen dem HERRN, deinem Gott, feiern, je nach der freiwilligen Gabe deiner Hand, die du geben magst, so wie der HERR, dein Gott, dich segnen wird; und du sollst dich vor dem HERRN, deinem Gott freuen, … an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen.»

Das Fest der Wochen (das Pfingstfest) war ein Bestandteil des Festkalenders des Volkes Israel. Jahr für Jahr wurde es begangen, bis es schliesslich in Apostelgeschichte 2 seine Erfüllung fand. Im Licht des Neuen Testaments weist dieses Fest darauf hin, dass der Heilige Geist auf diese Erde gekommen ist. Er hat nicht nur Besitz von jedem Gläubigen ergriffen, sondern mit dem Kommen des Heiligen Geistes wurde die Versammlung Gottes auf der Erde gebildet. Seit Pfingsten wohnt der Geist auch in der Versammlung, d.h. in der Gesamtheit aller Erlösten.

Die zwei Webebrote, die an diesem Fest gebracht wurden, erinnern daran, dass die Versammlung aus ehemaligen Juden und aus ehemaligen Heiden gebildet wurde. An diese wunderbare Tatsache dürfen wir uns besonders dann erinnern, wenn wir als Versammlung zusammenkommen. Es ist ein Wunder, an das wir uns nie gewöhnen sollten. Der Ratschluss Gottes in Bezug auf Christus und seine Versammlung darf uns immer wieder neu mit Freude erfüllen. Deshalb endet der Apostel Paulus gerade in Epheser 3 damit, dass unserem Gott die Herrlichkeit in der Versammlung sei.

6) Freude auf die zukünftige Herrlichkeit

5. Mose 16,13-15: «Das Fest der Laubhütten sollst du dir sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und von deiner Kelter einsammelst; und du sollst dich an deinem Fest freuen … Sieben Tage sollst du dem HERRN, deinem Gott, das Fest feiern an dem Ort, den der HERR erwählen wird; denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen in all deinem Ertrag und in allem Werk deiner Hände, und du sollst nur fröhlich sein.»

Auch das Laubhüttenfest wurde jährlich begangen. Keine andere Stelle betont die Freude so sehr wie diese. Nur hier heisst es: «Du sollst nur fröhlich sein.» Das Fest der Laubhütten weist in seiner prophetischen Bedeutung auf das Tausendjährige Reich hin, in das Israel mit Freude eingehen wird. Wenn auch das Reich nicht die eigentliche Hoffnung des Christen ist, so dürfen wir in der Anwendung auf uns doch daran denken, dass das Schönste noch kommt. In alle Ewigkeit werden wir die Freude des Vaterhauses geniessen. Dann wird es tatsächlich nur noch Freude geben. Alle Trauer, aller Schmerz, alles Leid, wird für ewig der Vergangenheit angehören. Noch leben wir nicht in dieser Zeit. Und doch dürfen wir in den Zusammenkünften schon etwas davon vorwegnehmen, was wir in alle Ewigkeit tun werden. Nirgendwo auf dieser Erde können wir so sehr «Himmelsluft» atmen, als wenn wir zum Namen unseres Herrn hin versammelt sind. Tun wir es nicht, liegt es nicht an unserem Herrn, sondern an uns.

7) Gemeinsame Freude am Segen Gottes

5. Mose 26,1-11: «Es soll geschehen, wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, und du besitzt es und wohnst darin, so sollst du von den Erstlingen aller Frucht des Erdbodens nehmen, die du von deinem Land einbringen wirst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und du sollst sie in einen Korb legen und an den Ort gehen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen … Und du sollst vor dem HERRN, deinem Gott, anheben und sprechen: Ein umherirrender Aramäer war mein Vater … und der HERR brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig fliesst. Und nun siehe, ich habe die Erstlinge der Frucht des Landes gebracht, das du, HERR, mir gegeben hast.

Und du sollst sie vor dem HERRN, deinem Gott, niederlegen und anbeten vor dem HERRN, deinem Gott; und du sollst dich an all dem Guten erfreuen, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat.»

Gott hat sein irdisches Volk Israel reich gesegnet. Gott hat uns Christen mehr als reich gesegnet. Unsere Segnungen übersteigen die des Volkes Israel bei weitem. Wenn wir sehen wollen, wie reich Gott uns gemacht hat, dann müssen wir den Epheser-Brief lesen. Wir erkennen dort, dass unsere Segnungen nicht irdisch, sondern himmlisch sind. Zudem erkennen wir, dass unsere Segnungen nicht in erster Linie materiell, sondern geistlich sind. Wir erkennen weiter, dass unsere Segnungen nicht begrenzt sind, sondern dass Gott uns mit jeder geistlichen Segnung gesegnet hat. Und vor allem lernen wir, dass unsere Segnungen in Christus sind. Ohne Ihn gibt es keine einzige Segnung, die wir geniessen könnten. Gerade in den Zusammenkünften wird das immer wieder sichtbar. Wir dürfen uns dort gemeinsam an den Reichtümern erfreuen, die Gott uns in Christus gegeben hat. Wir vergessen nicht, woher wir kamen und was wir waren, aber denken mit Freude daran, wie reich Gott uns im Herrn Jesus gemacht hat. Und was ist dann die Folge? Wir neigen uns in Dank und Anbetung vor Dem, dessen Gnade uns nicht nur gerettet, sondern so reich gesegnet hat.

Es lohnt sich wirklich, keine einzige der Zusammenkünfte an dem Ort, wo der Herr uns zu sich versammeln möchte, ohne stichhaltigen Grund zu versäumen!