Das Denkmal der zwölf Steine
Der Durchzug des ganzen Volkes Israel durch das von Gott selbst trocken gelegte Flussbett des Jordan war ein denkwürdiges, einmaliges Ereignis. Damit das, was damals geschehen war, nicht in Vergessenheit geriet, mussten zwölf Männer, je einer aus jedem Stamm, zwölf Steine aus der Mitte des Jordan, vom Standort der Priester, nehmen und in ihrem Nachtlager auf der Westseite des Flusses aufrichten.
Jene zwölf Männer waren bereits früher bestimmt worden (Jos 3,12). Das war ihre Berufung zu diesem Dienst. Jetzt kam der Moment ihrer Sendung. – Auch heute ist es wichtig, zwischen Berufung und Sendung zu unterscheiden, wenn der Herr Jesus uns zu einem Dienst beruft. Möchten wir in unserem Leben stets auf den Zeitpunkt Gottes achtgeben.
Die Steine, die aus der Mitte des Jordan genommen worden waren, wurden zu einem Denkmal aufgerichtet. Sie sollten ein Zeichen für die kommenden Generationen sein und diese daran erinnern, dass ihre Vorfahren durch den Todesfluss gezogen waren, ohne dass seine Fluten sie überschwemmt hatten. Die Steine stellten also das Volk dar, das durch die Bundeslade errettet und dem Tod entrissen worden war. Es war ein Denkmal von dem, was Gott in seiner Treue und Macht für sein Volk gewirkt hatte.
Was für eine geistliche Bedeutung haben diese Steine für uns? Das Erlösungswerk des Herrn Jesus ist eine einmalige Tat. Das wird dadurch angetönt, dass es in Vers 7 zweimal heisst, dass die Wasser des Jordan abgeschnitten wurden. Das war kein Prozess, sondern ein einmaliges, plötzliches Ereignis. – Als der Heiland dort auf Golgatha starb, sühnte Er die Sünden all derer, die je an Ihn glauben. Aber Er starb auch für das, was sie von Natur sind: Sünder, die keinen guten Kern haben. Christus – im Bild der Bundeslade – ist für uns in den Tod gegangen, damit wir aus dem Zustand des geistlichen Todes herausgeführt und, mit Ihm verbunden, zu neuem Leben, in ein Auferstehungsleben, gebracht werden konnten.
Nun muss jeder Mensch, der an den Herrn Jesus gläubig geworden ist, auch zu dieser Erkenntnis kommen. Er muss erkennen, dass in ihm nichts Gutes wohnt, dass Gott seinen alten Menschen – das, was er vor seiner Bekehrung war – beseitigen musste. Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt.
Aber es ist noch mehr geschehen. Der Glaubende soll nicht nur erkennen, dass er mit Christus mitgestorben ist, er darf auch erfassen, dass er mit seinem Erretter mitauferweckt ist und nun auf der Auferstehungsseite des Todes ein neues Leben mit seinem Heiland führen darf (Eph 2,5.6; Kol 3,1). Das ist seine Stellung als Christ vor Gott. Von dieser Erkenntnis, zu der jeder Glaubende kommen muss, um wirklich als Christ leben zu können, reden diese Steine, die Israel auf der Westseite des Jordan aufrichtete.
Die zwölf Steine im Jordan
Noch ein Denkmal wurde errichtet, und zwar im Flussbett, wo die Füsse der Priester gestanden hatten. Ohne eine Anweisung von Gott zu haben, richtete Josua dort zwölf Steine auf. Obwohl diese nach der Rückkehr des Wassers nicht mehr sichtbar waren, heisst es: «Sie sind dort bis auf diesen Tag.» Sie sind ein Denkmal des Todes und reden vom Kreuz und dem, was dort geschehen ist.
Josua und die Israeliten sahen diese Steine nicht mehr, nachdem die Fluten des Jordan zurückgekehrt waren. Aber Gott im Himmel sieht sie wohl und der Glaube sieht sie auch. So dürfen wir im Glauben immer wieder an das Geschehen am Kreuz von Golgatha und besonders an die drei Stunden der Finsternis denken. Wir können nicht ergründen, was dort wirklich geschehen ist, aber wir glauben das, was die Bibel darüber sagt, und wir denken daran, dass Gott den Tod seines Sohnes völlig erfassen und wertschätzen kann.
Wenn wir an diese Steine in den Wassern des Todes denken, erinnern wir uns daran, dass dies eigentlich unser Platz ist (zwölf Steine!). Von Natur aus gehöre ich in den Tod. Doch am Kreuz ist mein Heiland für mich in den Tod gegangen. Damit hat Er mich vom alten Menschen befreit, denn Gott hat durch den Tod seines Sohnes meinen alten Menschen rechtlich beseitigt. Eine wunderbare Tatsache, die der Glaube erfassen darf!
Der Hinweis, dass die Priester mit der Bundeslade im Jordan stehenblieben, «bis alles vollendet war», lässt uns an den Ausruf des Heilands am Kreuz denken: «Es ist vollbracht!» (Joh 19,30).
Die Gerüsteten der zweieinhalb Stämme
Entsprechend der unter Mose getroffenen Abmachung, die durch Josua bestätigt wurde, zogen die zum Heer gerüsteten Männer der Stämme Ruben, Gad und des halben Stammes Manasse bewaffnet vor den anderen hinüber (4. Mo 32,27; Jos 1,16).
Diese zweieinhalb Stämme sind ein Bild irdisch gesinnter Christen. Diese erfreuen sich an den irdischen Segnungen des Herrn, haben aber kaum eine Ahnung vom himmlischen Christentum. Sie sind aufrichtig und guten Willens (Jos 1,16-18). Sie sind bereit zu kämpfen. Sie stehen z.B. für das Wort Gottes ein und verteidigen die Bibel. Aber sie geniessen die geistlichen Segnungen, d.h. all das, was Gott uns im Herrn Jesus geschenkt hat, woran wir uns auch im Himmel freuen werden, nicht. Ihr Interesse ist auf das Sichtbare dieser Erde gerichtet. Wohin blicken wir? Möchten wir unseren Blick mehr auf das konzentrieren, was unvergänglich ist und Ewigkeitswert hat!
Von diesen zweieinhalb Stämmen zogen 40'000 Soldaten hinüber. Nach der Musterung in 4. Mose 26 hätten es über 100'000 sein sollen. Wo blieben die Übrigen? Können wir daraus nicht ableiten, dass die irdischen Interessen dem gläubigen Christen nur zu oft die geistliche Energie rauben, um sich mit dem zu beschäftigen, was ewig und himmlisch ist?
Die Verherrlichung des Herrn Jesus
Gott benutzte das soeben gewirkte Wunder, um Josua in den Augen des Volkes gross zu machen und als Führer zu bestätigen. Dieses Handeln Gottes illustriert das, was Er mit dem Herrn Jesus getan hat, nachdem Dieser das Erlösungswerk vollbracht hatte und auferstanden war: Er verherrlichte Ihn (Ps 21,6; 1. Pet 1,21). Er gab Ihm den höchsten Platz, den Platz zu seiner Rechten. Er krönte Ihn mit Herrlichkeit und Ehre und gab Ihm den Namen, der über jeden Namen ist (Heb 2,9; Phil 2,9).
Der Tod – überwunden, noch nicht verschlungen
Sobald die Priester aus dem Jordan heraufgestiegen waren, kehrten seine Wasser zurück. Es sah aus, als ob nichts geschehen wäre. – Auf uns übertragen könnte man sagen: Der Tod scheint auch heute noch seine volle Macht zu haben. Man sieht nichts davon, dass der Herr Jesus den Tod überwunden hat, denn glaubende Menschen sterben auch. Ja, der Tod ist wohl überwunden, aber er ist noch nicht verschlungen (1. Kor 15,54).
Der Augenblick wird kommen, da auch das Zweite wahr werden wird. Wenn Christus wiederkommen wird, um uns zu sich zu holen, dann werden alle Entschlafenen mit einem Herrlichkeitsleib auferstehen. Und wir, die dann lebenden Gläubigen, werden verwandelt werden und ebenfalls einen unsterblichen Herrlichkeitsleib bekommen. Dann wird sich zeigen, dass sich unsere Erlösung nicht nur auf den Geist und die Seele bezieht, sondern auch den Körper einschliesst. Im Glauben dürfen wir jetzt schon mit dem Apostel sagen: «Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!» (1. Kor 15,57).
Gilgal
Die zwölf Steine aus dem Jordan werden nun ein zweites Mal erwähnt. Dabei wird gesagt, dass sie in Gilgal aufgerichtet wurden. Was ist der Sinn dieser Verse? Die erste Erwähnung dieser Steine spricht von der Stellung jedes Gläubigen. Er ist mit Christus gestorben und mit Ihm auferweckt, um nun ein Auferstehungsleben mit Ihm zu führen. Jeder Mensch, der über seine Sünden und sein sündiges Leben aufrichtig Buße tut und sich dann im Glauben auf den Erlöser und sein am Kreuz vollbrachtes Werk stützt, muss einmal zur Erkenntnis seiner Stellung in Christus kommen. Er muss erfassen, dass er mitgestorben und mitauferweckt ist.
Das ist aber nur eine Seite. Nun müssen wir das Erkannte auch täglich ausleben. Davon reden die Steine, wenn sie jetzt in Gilgal erwähnt werden. Im weiteren Verlauf des Buches Josua wird deutlich, dass Gilgal den Ort des Selbstgerichts darstellt. Dahin musste das Volk immer wieder zurückkehren, um im Kampf siegreich zu bleiben. Um ein Leben des Sieges führen zu können, ist das tägliche Selbstgericht, das Verurteilen von allem, was aus unserer alten Natur kommt, unerlässlich.
Ja, um Tag für Tag ein echtes Christenleben, das Leben eines Himmelsbürgers, zu führen, ist es nötig, das alte Ich nicht mehr zum Zug kommen zu lassen. Es soll begraben bleiben. Wir sollen an jedem Tag das aufgeben, was vom Eigenwillen kommt, um täglich für den Herrn und für das, was Ewigkeitswert hat, zu leben. «So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus» (Röm 6,11). Doch dies bleibt eine tägliche Übung.