Die Offenbarung Gottes als Vater

Offenbarungen Gottes

Gott wird der selige Machthaber genannt, der ein unzugängliches Licht bewohnt (1. Tim 6,15.16). Die Gottheit ist in sich selbst glücklich. Wir müssen nicht denken, Gott brauche uns zu seinem Glück. Aber Er hat sich offenbart. Welch eine unendliche Gnade!

In den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte hat sich Gott verschieden offenbart. Zu Abraham sagte Er: «Ich bin Gott, der Allmächtige» (1. Mo 17,1). Dann hat Er sich dem Volk Israel als Gott, der HERR (Jahwe) offenbart (2. Mo 3,15), der mit einem abgesonderten Volk eine Beziehung eingeht. In der christlichen Zeit, in der wir leben dürfen, offenbart Er sich als Vater. Im zukünftigen Tausendjährigen Reich wird Er sich als Gott, der Höchste, offenbaren. Das wird uns prophetisch in der Begegnung von Abraham mit Melchisedek gezeigt (1. Mo 14,19). Jener Melchisedek war Priester Gottes, des Höchsten.

Gott als Vater

Wenn Gott sich in seinem Wort als Vater vorstellt, kann das drei verschiedene Bedeutungen haben:

  • als Ursprung einer Sache. So hat Er sich im Alten Testament als Vater des Volkes Israel gezeigt, weil Er der Ursprung dieses Volkes war (5. Mo 32,6).
  • zur Unterscheidung. In Matthäus 28,19 erteilt der Herr Jesus den Auftrag, auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. So werden in unserer christlichen Zeit die Personen in der Gottheit (des dreieinen Gottes) unterschieden.
  • als Beziehung. Wenn es in den Schriften des Johannes um den Vater geht, ist der grosse Gedanke Beziehung und Gemeinschaft.

Die Offenbarung des Vaters durch den Sohn

Nach Johannes 1,18 hat der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, den Vater kundgemacht. Dazu kam der Sohn als Mensch auf die Erde und hat in seinem Leben und in seinem Sterben den Vater offenbart. Er hat uns mitgeteilt, dass der Vater den Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit liebt. Das wussten die Glaubenden des Alten Testaments noch nicht. Welch eine wunderbare Offenbarung!

Diese im Neuen Testament enthüllte Wahrheit finden wir jedoch bereits in drei bildlichen Aussagen im Alten Testament:

  • In 1. Mose 22,2 gab Gott Abraham den Auftrag, seinen Sohn zu opfern, indem Er sagte: «Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast.» Ein wunderbares Vorausbild auf Gott, den Vater, der den Sohn gab!
  • Von Jakob lesen wir in 1. Mose 37,3: «Israel liebte Joseph mehr als alle seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war.»
  • In Sprüche 8,30 spricht die personifizierte Weisheit: «Da war ich Werkmeister bei ihm und war Tag für Tag seine Wonne.»

Dann wird in Sprüche 30,4 die Frage nach dem Schöpfer gestellt: «Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weisst?» In der Zeit des Alten Testaments war das noch nicht bekannt. Doch dann kam der Moment, da Gott sich in seinem eingeborenen Sohn offenbarte.

In Johannes 1,18 wird ausgesagt, dass niemand Gott jemals gesehen hat. Es ist aber das tiefe Verlangen des Menschen, Gott zu sehen. Doch es ist uns nicht gegeben, Gott zu erforschen. Wir können von Ihm nur das wissen, was Er von sich offenbart. In seinem eingeborenen Sohn hat der unsichtbare Gott sich vollkommen – nicht nur teilweise – offenbart. Wunderbare, unergründliche Gnade!

Der Sohn, der im Schoss des Vaters ist und zu dem von Ewigkeit zu Ewigkeit ein Strom der Liebe aus dem Herzen des Vaters fliesst, hat den Vater offenbart. Fünfmal wird in den Schriften des Johannes betont, dass Er der eingeborene Sohn, dieser einzigartige ist, den der Vater liebt. Eine dieser Stellen ist Johannes 3,16, die aussagt, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gab, und zwar ans Kreuz von Golgatha. Wenn wir erkennen, dass der Vater den Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit liebt, wird uns die Gabe des Vaters und die Hingabe des Sohnes an den Vater unendlich gross.

1) Ein suchender Vater (Joh 4,23.24)

Mit der Frau aus Samaria sprach der Herr über den Ort der Anbetung, denn es stellte sich die Frage, ob Samaria oder Jerusalem der Ort der Anbetung sei. Darauf antwortete der Herr: «Das Heil ist aus den Juden.» Doch Er kündigte etwas Neues an, wenn Er sagte: «Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.»

Wahrhaftige Anbeter in der Zeit der Gnade

Zunächst spricht der Herr Jesus von einer Stunde, die kommt und jetzt ist. Damit bezeichnet Er die Zeit der Gnade. Durch sein Kommen auf diese Erde ist diese Stunde gekommen und dauert bis heute. Sie findet ihren Abschluss beim Kommen des Herrn zur Entrückung aller Gläubigen. In dieser Zeit der Gnade gibt es wahrhaftige Anbeter. Das sind Menschen,

  • die erfasst haben, dass sie Sünder sind.
  • die zu Gott gekommen sind und das Heil im Herrn Jesus ergriffen haben.
  • die durch die Neugeburt ewiges Leben, Leben in Überfluss, bekommen haben.
  • in denen Gott, der Heilige Geist, wohnt.

Es umfasst alle, die an den Namen und das Werk des Herrn Jesus glauben. Gott hat uns alles geschenkt, damit wir wirklich anbeten können.

Anbetung als Familie Gottes und als Priesterschaft

Zwei Linien der Anbetung werden uns in Johannes 4 vorgestellt:

  1. Der Vater sucht Anbeter. Miteinander treten wir als Familie Gottes in die Gemeinschaft mit dem Vater ein. Das ist ein wunderbares Vorrecht. Epheser 2,18 beschreibt diese Gemeinschaft als Familie: «Durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater.» Obwohl dieser Vers oft persönlich angewandt wird, ist es eigentlich ein gemeinsames Hintreten als Familie Gottes. Die wahrhaftigen Anbeter sind eine Familie, die in die Gemeinschaft mit dem Vater treten und mit Ihm Gemeinschaft haben über seinen geliebten Sohn.
  2. Gott ist ein Geist. Die Ihn anbeten, müssen dies in Geist und Wahrheit tun. Das finden wir in 1. Petrus 2,5: «Ihr selbst werdet als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.» Miteinander kommen wir als Priesterschaft vor einen heiligen Gott und bringen Ihm geistliche Schlachtopfer, indem wir in unseren Herzen an den Herrn denken und seine Herrlichkeit in seinem reinen Leben und besonders in seinem Sterben am Kreuz vor Gott bringen.

Wir können diese beiden Linien nicht voneinander trennen, sie greifen ineinander, wenn wir zusammen sind, um anzubeten. Aber wir können sie unterscheiden. In den wertvollen Liedern, die unsere Vorfahren im Glauben gedichtet haben, erkennen wir diese Unterscheidung. Als Kinder Gottes haben wir Gemeinschaft mit dem Vater, wenn wir singen:

  • O Vater! Einer ist's vor allen,
    auf Ihn blickst Du mit Wohlgefallen.

Als Priesterschaft treten wir, eingehüllt in die Gnade, ohne Furcht mit Freimütigkeit vor einen heiligen Gott und singen:

  • Gott, welchen Weihrauch nimmst Du an?
    Oh, lass uns Dir von Jesus singen.

Was sucht der Vater?

Der Vater sucht solche als seine Anbeter, die in Geist und Wahrheit anbeten. Diese Aussage müssen wir gut ins Herz fassen, denn darin liegt eine Tiefe verborgen. Durch die Wahrheit über Gott – dass Er Vater ist –, die wir kennengelernt haben, beten wir auf eine geistliche Weise an. Das Volk Israel hat auf eine materielle Weise angebetet, indem sie z.B. tierische Opfer darbrachten und ihr Lob mit Instrumenten begleiteten. Wir aber dürfen heute auf geistliche Weise anbeten, indem wir die Herrlichkeiten des Herrn vor einem heiligen Gott ausbreiten und mit dem Vater Gemeinschaft haben über Den, der sein Herz und seinen Himmel füllt. Wir dürfen dies in der Kraft und unter der Leitung des Geistes tun. Auch das liegt im Ausdruck «in Geist und Wahrheit».

Gott möchte nicht, dass wir einer Liturgie folgen, und doch verfällt man ihr manchmal. Es kursieren Theorien, wie eine Zusammenkunft zum Brotbrechen beginnen und wie sie verlaufen soll. Vor solch ungeschriebenen Liturgien müssen wir auf der Hut sein. Wenn wir zum Brotbrechen zusammen sind, wollen wir uns bewusst unter die Leitung des Geistes stellen, d.h. in Geist und Wahrheit anbeten.

2) Ein wirkender Vater (Joh 5,17.18)

Der Herr Jesus heilte jenen Mann am Teich Bethesda an einem Sabbat. Das rief die Feindschaft der jüdischen Führer hervor, die Ihn dafür tadelten, dass Er dies an einem Sabbat tat. Es ist wahr, dass Gott in sechs Tagen die Erde schuf und am siebten Tag ruhte. Nachdem Gott sein Werk vollendet hatte und alles von Ihm Geschaffene sehr gut war, ruhte Er. Doch dann trat der Sündenfall ein. Seither ruht Gott nicht mehr. Jetzt wirkt Er, wie der Herr Jesus es selbst sagte: «Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.»

Der Gelähmte am Teich Bethesda ist ein Bild von dem, was wir alle von Natur waren. Aber wenn du zum Glauben gekommen bist, dann gilt auch für dich: Der Vater hat gewirkt. Einmal sagte der Herr Jesus: «Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht» (Joh 6,44). Wunderbarer Vater, der auch heute noch wirkt! Er wirkt an verlorenen Menschen, dass sie errettet werden. Wenn wir wissen, dass Er ein wirkender Vater ist, dann sind wir bereit, einen Dienst an Menschen zu tun, die noch verloren sind.

3) Ein ehrender Vater (Joh 12,26)

Wen ehrt der Vater? Die Antwort des Herrn heisst: «Wenn jemand mir dient.» Ihm zu dienen ist ein grosses Vorrecht. Der Herr könnte sein Werk viel besser ohne uns tun. Doch es ist eine wunderbare Gnade, dass Er uns, die Seinen, in seinem Dienst benutzen will. Dieser Dienst ist freiwillig. Der Herr hat keine Zwangsarbeiter. Wenn aber jemand aus der Freiheit und Freiwilligkeit seines Herzens heraus dem Herrn dient, dann sagt Er: «Folge mir nach.» Diese Nachfolge gibt eine tiefe Freude, bringt aber auch Schmach und Verachtung mit sich. Wir müssen bereit sein, das auf uns zu nehmen. Wenn wir aber mit freiwilligem Herzen dem Herrn dienen und Ihm nachfolgen, dann sagt Er: «Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.» Was meint Er mit dem Ausdruck «Wo ich bin»? Damit meint Er den Ort, wo der Sohn zu Hause ist. Wir haben hier einen Hinweis auf das Haus des Vaters. Ist das nicht schön und gewaltig? Wenn wir heute an Ihn glauben, Ihm dienen, dann sagt Er: Du wirst da sein, wo ich bin.

Dann sagte Er nochmals: «Wenn mir jemand dient», fügt dann aber hinzu: «so wird der Vater ihn ehren.» Gott, der Vater, schaut auf uns, die Glaubenden, und sieht, wie jeder von uns an seinem Platz dem Herrn Jesus dient. Wie gross ist das! Für das Herz des Vaters ist es eine tiefe Freude, wenn jemand seinem Sohn dient, den Er von Ewigkeit zu Ewigkeit liebt. Diesen will Er ehren. Dafür gibt es ein Beispiel im Alten Testament: Henoch. In 1. Mose 5 heisst es von ihm: Er wandelte mit Gott. Im Judas-Brief heisst es, dass er von Gott zeugte, und in Hebräer 11 finden wir, dass Gott von ihm zeugte. Wenn wir aufrichtig von Gott zeugen, wird Er von uns zeugen. Er ist ein ehrender Vater. Ist das nicht ein Ansporn, dem Herrn treu zu dienen?

4) Ein liebender Vater (Joh 16,26-28)

In seinen Abschiedsworten sagte der Herr Jesus zu seinen Jüngern: «An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen.» Verstehen wir, was es bedeutet, in seinem Namen zum Vater zu beten? Wir dürfen an seiner Stelle beten und bitten. Als Christus auf der Erde lebte, betete Er zum Vater. Denken wir nur an das wunderbare Gebet, das der Sohn als Mensch auf der Erde an seinen Vater richtete und das uns in seinem Wortlaut mitgeteilt wird (Joh 17).

Als Er die obigen Worte zu den Jüngern sagte, stand Er im Begriff, in den Himmel zurückzukehren. Da meinte Er: Nach meiner Aufnahme in den Himmel werdet ihr an meiner Stelle zum Vater beten.

In seinem Namen zu bitten, meint noch ein Zweites: Wenn wir in seinem Namen bitten, dürfen wir unsere Gebete in die Vollkommenheit von Christus hüllen. Eingehüllt in das Räucherwerk Christi steigen unsere Gebete zum Vater empor.

«An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst hat euch lieb», weil wir seine Kinder sind. Es ist das Wesen eines Vaters, dass er seine Kinder liebt. Wie wichtig ist das für uns als irdische Väter! Wenn die Kinder in der Familie heranwachsen, gibt es manche Freude, aber auch manche Sorgen. Doch etwas bleibt: Das Vaterherz liebt seine Kinder, auch wenn sie ungehorsam sind. Aber solange sie ungehorsam sind, werden sie das Verhalten des Vaters oft nicht als Liebe empfinden. So ist es auch bei Gott, unserem himmlischen Vater. Er liebt alle seine Kinder. Die Sonne seiner Liebe scheint jeden Tag. Bei Regenwetter sagen wir oft: Heute scheint die Sonne nicht. Das ist natürlich nicht wahr. Die Sonne scheint jeden Tag.

Haben wir schon überlegt, dass die Erde kein Licht und keine Wärme hervorbringen kann? Sie kann nur Nebel und Wolken produzieren, die das Licht und die Wärme der Sonne hindern. So ist es auch mit uns Kindern Gottes. Die Liebe des Vaters strahlt jeden Tag. Doch es kann sein, dass sich durch unser Verhalten etwas zwischen uns und Ihn schiebt, eine Wolke, weil wir etwas tun, was dem Vater nicht gefallen kann. Das hindert uns am Genuss der Liebe. Glücklicherweise ist unser Herr in einem solchen Fall als Anwalt (Sachwalter) für uns im Himmel tätig. Er sorgt dafür, dass wir das Verkehrte erkennen, es einsehen, es dem Vater bekennen und die Sache in Ordnung bringen. Dann können wir die wunderbare Liebe des Vaters wieder geniessen.

Der Herr sagt: «Der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt habt.» Hier geht es nicht darum, dem Herrn zu dienen, sondern Ihn zu lieben. Das ist für das Leben des Glaubenden ausserordentlich wichtig. Die Liebe zum Herrn ist durch nichts zu ersetzen, weder durch Gesetzlichkeit noch durch Schwärmerei noch durch Aktivität. Wenn wir den Herrn lieben, werden wir vom Vater geliebt werden. Ich liebe meine Schwiegertöchter, weil sie meine Söhne lieben. So sieht der Vater solche hier auf der Erde, die seinen Sohn lieben, den Er von Ewigkeit zu Ewigkeit liebt, und darum liebt Er auch sie.

Weiter sagt der Herr: «Der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr … geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin.» Das bedeutet, dass die Jünger glaubten, dass Er Gott ist. Das wird auch ab Vers 29 deutlich, wenn sie sagen: «Jetzt wissen wir, dass du alles weisst und nicht nötig hast, dass dich jemand fragt; darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.» Er ist Gott, der alles kennt. Er ist der Herzenskenner.

Sie glaubten, dass Er von Gott ausgegangen war, und Er fügt hinzu: «Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen.» Das war der grosse Auftrag des eingeborenen Sohnes: auf diese Erde zu kommen, um den Vater zu offenbaren, d.h. Ihn bekannt zu machen.

«Wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.» Es darf unsere Herzen berühren, dass der Herr als Mensch zum Vater zurückkehrt. Wenn Er in Johannes 17 zum Vater spricht, sagt Er mehrmals: «Ich komme zu dir.» Es war eine tiefe Freude für den ewigen Sohn – der als Mensch hier auf der Erde in seinem Leben und in vollem Mass in seinem Sterben am Kreuz den Vater offenbart hat –, dass Er nach vollbrachtem Werk und Lauf zum Vater gehen konnte. Der Schreiber des Hebräer-Briefs meint etwas Ähnliches, wenn er davon spricht, dass der Herr wegen der vor ihm liegenden Freude das Kreuz erduldete (Heb 12,2). Häufig denkt man, diese Freude sei die Freude an uns, den Glaubenden. Doch das ist nicht der Gedanke in Hebräer 12. Das finden wir in Matthäus 13, wo Er jenen Schatz im Acker findet. «Vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.» Das ist die Freude an den Seinen. In Hebräer 12 ist davon die Rede, dass Er nach vollbrachtem Werk und Lauf in die strahlende Herrlichkeit der Gegenwart Gottes eingehen würde. In Johannes 17 geht es noch einen Schritt weiter, wenn Er zum Vater sagt: «Ich komme zu dir.» Da kehrt Er als Mensch in das Haus des Vaters zurück.

5) Ein heiliger Vater (Joh 17,9-12)

In Johannes 17 steht der Sohn als Mensch hier auf der Erde und spricht zum Vater. Er bittet für die Apostel und auch für uns. Wir sind das Thema seines Gesprächs mit dem Vater. Welch wunderbare Gnade, dass wir zuhören dürfen, wie göttliche Personen miteinander reden!

In Vers 9 sagt der Herr: «Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich.» Die Welt als System steht unter dem Gericht Gottes. Nach Psalm 2 wird Er einmal im Blick auf die Welt beten, wenn das Gericht über sie kommen wird. Aber hier betet Er für die, die Er die Seinen nennt. Er sagt: «Für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein.» Er bittet für uns, weil wir erstens dem Vater angehören und zweitens weil Er, der Sohn, in uns dargestellt wird: «Ich bin in ihnen verherrlicht.» Glaubende Menschen, die Leben aus Gott haben und in denen der Geist Gottes wohnt, dürfen hier auf der Erde etwas von den Charakterzügen des Herrn Jesus zeigen. Es geht dabei nicht um seine Macht, sondern seine moralischen Herrlichkeiten.

Es gibt zwei Beweggründe, warum der Herr für uns betet:

  1. «Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein.» Das ist die Einheit in der Gottheit, und zwar im Denken und im Handeln.
  2. «Diese sind in der Welt.» Er weiss um die Gefahren dieser Welt, auch um die heutigen. Es ist gut, dass wir uns bewusst sind, in was für einer Umgebung wir leben. Wir sollten nicht blauäugig durch die Welt gehen. Sie ist gefährlich für uns.

Das wusste der Herr. Darum fügte Er hinzu: «Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen.» – «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.» Der Herr bewahrt uns in Gemeinschaft mit dem Vater (V. 12). Er behütet uns vor den Gefahren der Welt. Diese Reihenfolge sollten wir beachten. Wir können vor den Gefahren dieser Welt nur behütet werden, wenn wir in der Gemeinschaft mit dem Vater bewahrt werden. Aus der Gemeinschaft mit dem Vater kommt die Kraft, vor der Welt behütet zu werden. Er ist ein heiliger Vater, abgesondert von allem Bösen. Das wollen wir nicht vergessen!

6) Ein gerechter Vater (Joh 17,25.26)

Aus den Schlussversen von Johannes 17 lernen wir, dass Gott ein gerechter Vater ist. Hier geht es um Unterscheidung. Der Vater unterscheidet die Menschen nach dem, wie sie zu seinem Sohn stehen. «Die Welt hat dich nicht erkannt.» Es gibt auf der Erde solche, die das Heil ablehnen. Sie haben den Vater nicht erkannt. Dann fährt der Herr fort: «Ich aber habe dich erkannt.» Der Sohn erkennt die ganze Liebe des Vaters und würdigt sie. «Und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.» Wir Glaubende haben ein wenig von der Liebe des Vaters zum Sohn erkannt. Das sieht der gerechte Vater und unterscheidet uns von denen, die Ihn nicht erkannt haben.

Wir machen viele Unterscheidungen. Wir sind manchmal beeindruckt, wie freundlich, ja, hilfsbereit ungläubige Menschen sein können. Wir unterscheiden schwierige Menschen, komische Menschen von netten und freundlichen Menschen. Vielleicht haben wir Mühe mit einem Bruder oder einer Schwester. Dann sind wir versucht zu denken, die Ungläubigen seien besser als die Gläubigen. Doch wir müssen bedenken: Dieser Bruder oder diese Schwester hat erkannt, was die Welt nicht erkannt hat: dass der Vater den Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit liebt.

Der gerechte Vater unterscheidet danach, wie jemand zu seinem Sohn steht. Er liebt die, die seinen Sohn lieben. Das wollen wir nicht vergessen. Wenn wir die Sicht des Vaters haben, dass Er unterscheidet, wie jemand zu seinem Sohn steht, dann werden auch wir so denken.

Würdigen wir richtig, dass wir bevorrechtigt sind, in der Zeit der Gnade zu leben, und wissen, dass Gott, der Vater, den Sohn liebt?

Dieser Vater ist

  • ein suchender Vater: Er sucht Anbeter.
  • ein wirkender Vater: Er wirkt an den Sündern.
  • ein ehrender Vater: Er ehrt die, die dem Sohn dienen.
  • ein liebender Vater: Er sieht Herzen, die für den Herrn Jesus brennen.
  • ein heiliger Vater: Er weiss um die Gefahren in dieser Welt. Er will uns davor bewahren. Lassen wir uns auch bewahren?
  • ein gerechter Vater: Er unterscheidet die Menschen nach dem, wie sie zu seinem Sohn stehen.

Das Haus des Vaters (Joh 14,1-3)

Wir dürfen als Glaubende wissen, dass der Vater uns liebt. Wir sind Fremde und Pilger. Wir gehen dem Ziel entgegen. Das Leben ist nicht immer einfach, nicht immer schön und angenehm. Es gibt im Leben des Glaubenden dunkle Tage. Dann ruft der Herr uns zu: «Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.» Der Herr ist nicht hingegangen, um uns Wohnungen zu bereiten. Diese gibt es bereits. Er ging hin, uns eine Stätte zu bereiten.

Das Haus des Vaters ist der ungeschaffene Himmel, wo die Gottheit in den Ewigkeiten wohnt. Dort gibt es Wohnungen. Das bedeutet, dass der selige Gott, der in sich selbst glücklich ist, jemandem zeigen wollte, dass Er den Sohn liebt. Hier liegt die Quelle oder der Ursprung von allem Handeln Gottes in der Herrlichkeit seiner Gnade. Im Reichtum seiner Gnade hat Er uns zu Erlösten gemacht, und in der Herrlichkeit seiner Gnade hat Er aus Erlösten seine Söhne gemacht (Eph 1). Für diese hat Er Wohnungen in seinem Haus. Das ist unser Ziel.

Doch wir wollen nicht vergessen, dass der eingeborene Sohn als Mensch am Kreuz von Golgatha starb und dort die Grundlage dafür gelegt hat, dass wir in das Haus des Vaters eingehen werden. Als das vollkommene Brandopfer hat Er Gott am Kreuz von Golgatha unendlich geehrt und verherrlicht. Dann hat Gott gewissermassen gesagt: Diesen Menschen, der mich so verherrlicht hat, will ich in meinem Haus haben. So ist Er als Mensch in das Haus des Vaters eingegangen, wo Er seit jeher als ewiger Sohn war, und hat uns dadurch eine Stätte bereitet.

Doch Er hat versprochen: «Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.» Das ist die Entrückung. Er kommt, um uns in den Himmel zu versetzen, damit Er mit uns in Herrlichkeit wiederkommen kann. Doch der eigentliche Gedanke ist, uns zu sich in das Haus des Vaters heimzuholen. Ich weiss nicht, ob du Verlangen nach dem Haus des Vaters hast und wie du den Herrn erwartest. Vielleicht antwortest du: Ich erwarte Ihn sehnlichst von ganzem Herzen. Dann sage ich: Er wartet noch mehr. Möchten unsere Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus gerichtet sein! (2. Thes 3,5).