Es ist für uns Christen ausserordentlich wichtig, Gottes Gedanken über den ersten Tag der Woche, den Sonntag, zu kennen. Um sie zu verstehen, müssen wir zuerst über den Sabbat und seine Bedeutung nachdenken. Diese beiden Tage haben etwas gemeinsam: Sie weisen auf die Ruhe Gottes hin. Es bestehen aber auch Unterschiede. Der Sabbat ist der Abschluss der Woche und steht in Verbindung mit dem Volk Israel. Der Sonntag ist der Anfang der Woche und steht in Verbindung mit den Glaubenden der Gnadenzeit.
Der Sinn des Sabbats
In der Bibel werden uns zwei Bedeutungen des Sabbats gezeigt. Einerseits ist er das Zeichen der Ruhe Gottes in der ersten Schöpfung. Dabei geht es nicht um seinen eigenen Frieden, den Er in sich selbst als der ewige Gott hat, sondern um seine Ruhe in Verbindung mit der ersten Schöpfung. In 1. Mose 2,1-3 wird uns diese Sabbatruhe vorgestellt. Gott schuf «den Himmel und die Erde und all ihr Heer» in sechs Tagen und sah, dass alles sehr gut war. Dann ruhte Er am siebten Tag. Doch der Mensch fiel in Sünde. Durch dieses tragische Ereignis ist der Fluch über die erste Schöpfung gekommen. Seitdem ruht Gott nicht mehr. Der Herr Jesus sagte: «Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke» (Joh 5,17).
Anderseits ist der Sabbat das Zeichen des Bundes Gottes mit seinem irdischen Volk Israel. Er ist mit den Israeliten ein Bündnis eingegangen und hat ihnen das Zeichen des Sabbats gegeben. Das finden wir an verschiedenen Stellen im Alten Testament, beispielsweise in 3. Mose 23,3, wo der Sabbat zusammen mit den Festen des HERRN im Volk Israel erwähnt wird.
Doch als Jesus Christus – der Herr des Sabbats – auf die Erde kam, wurde Er von seinem Volk abgelehnt und gekreuzigt. Als Folge davon hat Gott Israel als Nation verworfen und für eine Zeit beiseite gesetzt. Deshalb hat der Sabbat für die glaubenden Christen in der Zeit der Gnade keinen Stellenwert mehr.
Im Tausendjährigen Reich wird der Sabbat jedoch wieder seine volle Bedeutung haben. Dann wird Gott mit seiner ersten Schöpfung wirklich zur Ruhe kommen und eine neue Beziehung zu seinem geliebten Volk Israel eingehen. Der Sabbat wird wieder gehalten werden. Am Ende des Propheten Jesaja wird das beschrieben. In Kapitel 66,22.23 spricht Gott von dieser wunderbaren, noch zukünftigen Zeit für Israel: «Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht der HERR, so wird eure Nachkommenschaft und euer Name bestehen. Und es wird geschehen: Von Neumond zu Neumond und von Sabbat zu Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR.» Im Tausendjährigen Reich wird also die Erfüllung des Sabbats gekommen sein. Gott wird in seiner ersten Schöpfung ruhen, und der neue Bund wird die Beziehung zwischen Ihm und seinem Volk sicherstellen.
Der erste Tag der Woche und die neue Schöpfung
Der erste Tag der Woche, der Sonntag, hat ebenfalls zwei wichtige Bedeutungen. Erstens spricht er von der Ruhe Gottes in der neuen Schöpfung. Der erste oder achte Tag ist der Auferstehungstag unseres Herrn, der Tag eines Neuanfangs! Durch seine Auferstehung begann die neue Schöpfung.
In Johannes 16 spricht der Herr Jesus von seinem Sterben und von seiner Auferstehung. Er illustriert das anhand der Geburt eines Kindes. Er sagt: «Die Frau, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Bedrängnis um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist» (V. 21). Die Empfindungen der Frau bei der Geburt werden als Vergleich für die Empfindungen der Jünger genommen, als ihr Meister starb und auferstand. Zuerst waren sie traurig, dann freuten sie sich, als sie den Auferstandenen sahen. Doch dahinter steht der Gedanke, dass der auferstandene Herr der Anfang der neuen Schöpfung ist. Und alle, die in der Zeit der Gnade an Ihn glauben, gehören geistlicherweise schon der neuen Schöpfung an (2. Kor 5,17). Sie wird aber erst nach dem Tausendjährigen Reich global zur Erfüllung kommen, wenn ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen werden.
3. Mose 23 hilft uns, diese Gedanken zu verstehen. Dort wird der erste Tag der Woche dreimal erwähnt. Zuerst bei der Garbe der Erstlinge, die ein Bild der Auferstehung unseres Herrn ist. In Vers 11 heisst es: «Am nächsten Tag nach dem Sabbat …» Jesus Christus ist tatsächlich am Tag nach dem Sabbat, d.h. am Sonntag, auferstanden.
Die zweite Erwähnung finden wir beim Fest der Wochen. Es ist das Pfingstfest, an dem in Apostelgeschichte 2 die christliche Zeit eingeführt wurde. Da heisst es: «Vom anderen Tag nach dem Sabbat (der Darbringung der Garbe der Erstlinge) … bis zum anderen Tag nach dem siebten Sabbat …» (3. Mo 23,15.16). Die Glaubenden in der Zeit der Gnade stehen in Verbindung mit dem Tag nach dem Sabbat und gehören darum geistlicherweise schon der neuen Schöpfung an.
Das dritte Mal kommt jener Tag beim Fest der Laubhütten vor, das sieben Tage gefeiert wurde. Dieses Fest ist ein Bild des Tausendjährigen Reiches. Da steht in Vers 39: «Am ersten Tag soll Ruhe sein, und am achten Tag soll Ruhe sein.» Im Bild wird uns hier die Überleitung vom Friedensreich zum ewigen Zustand vorgestellt. Der erste Tag der Woche ist tatsächlich ein Zeichen der Ruhe Gottes in der neuen Schöpfung, die im ewigen Zustand ihre globale Erfüllung finden wird.
In der ersten Schöpfung kommt Gott am Ende zur Ruhe, aber in der neuen Schöpfung beginnt Er mit der Ruhe. Warum? Weil das Erlösungswerk des Herrn Jesus vollbracht ist. Das ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Volk Israel und der Versammlung. Die Israeliten mussten zuerst sechs Tage arbeiten, um dann einen Tag zu ruhen. Das ist der Grundsatz des Gesetzes. Es fordert zuerst, um dann Leben zu schenken. Und niemand konnte diese Forderungen erfüllen. In der Zeit der Versammlung ist es genau umgekehrt. Am Anfang steht unsere Errettung. Als Erlöste führen wir unser Leben zur Ehre Gottes. Das ist der Grundsatz der Gnade. Sie gibt uns zuerst eine wunderbare Stellung, damit wir aus dieser Position heraus für Gott leben.
Der erste Tag der Woche – ein besonderer Tag
Zweitens ist der erste Tag der Woche für uns Christen in der Zeit der Gnade der einzige besondere Tag. Diesen speziellen Tag zu haben, ist für uns ein Vorrecht und kein Gebot, wie uns die Bibel klarmacht. Das ist der Unterschied zum Sabbat. Gott hat dem Volk Israel das Sabbatgebot gegeben. Wenn jemand es übertrat, wurde er bestraft. Einmal las ein Mann am Sabbat Holz auf. Dafür musste er gesteinigt werden. Ein solches Gebot besitzen wir für den Sonntag nicht. Wenn wir aber durch Gottes Gnade geistliche Einsicht in seine Gedanken haben, werden wir nicht nur die Bedeutung des ersten Tages der Woche verstehen, sondern auch die praktischen Konsequenzen daraus ziehen.
Johannes 20 berichtet uns, dass die Jünger zweimal hintereinander an diesem Tag versammelt waren. Das erste Mal ohne Thomas, eine Woche später mit ihm. In Apostelgeschichte 20 lesen wir, dass die Christen in Troas am Sonntag versammelt waren, um Brot zu brechen und das Wort Gottes zu hören. Der erste Tag der Woche wird noch in 1. Korinther 16 in Verbindung mit den Sammlungen erwähnt. In Hebräer 13 werden die Sammlungen mit den Opfern des Lobes und Dankes verbunden. Dadurch wird klar, dass Paulus auch in 1. Korinther 16 einen Hinweis auf das Zusammenkommen als Versammlung gibt.
Aus Offenbarung 1 erfahren wir, dass der alte, gefangene Apostel Johannes am dem Herrn gehörenden Tag im Geist war. Obwohl er allein war, war er am Sonntag durch den Geist besonders mit dem Herrn beschäftigt. Das wollen wir, Jung und Alt, bedenken: Der erste Tag der Woche, der Sonntag, gehört dem Herrn! Wir haben an diesem Tag das Vorrecht, uns zu Ihm hin zu versammeln und besonders mit Ihm beschäftigt zu sein. Wenn das tief in unsere Herzen und Gewissen eingegraben ist, löst das tausend Fragen im Blick auf das, was wir an diesem Tag tun oder lassen sollen. Der Sonntag ist tatsächlich der einzige, besondere Tag der Christen. Im Blick auf diesen Tag wollen wir uns nicht von christlichen Traditionen, sondern vom inspirierten Wort Gottes leiten lassen.