«Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht» (Joh 1,18).
Gott hat sich offenbart
Gott bewohnt ein unzugängliches Licht. Kein Mensch kann Ihn in seiner Absolutheit sehen, weil Er ein unsichtbarer Gott ist (1. Tim 6,16; Kol 1,15). Zu Mose sagte Er: «Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch mich sehen und leben» (2. Mo 33,20).
Trotzdem ist es uns möglich, Gott zu kennen, denn Er hat sich offenbart. Wenn wir die Bibel lesen, merken wir, wie Er sich schrittweise kundgemacht hat.
a) Seine Offenbarung als Schöpfer
Bei der Erschaffung von Himmel und Erde offenbarte Gott seine Allmacht und seine Weisheit. «Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk» (Ps 19,2).
Durch das Wort des Schöpfers entstand alles, «denn er sprach und es war; er gebot, und es stand da» (Ps 33,9). Ist das nicht ein Beweis seiner göttlichen Kraft? Der Prophet Jesaja fordert uns auf: «Hebt zur Höhe eure Augen empor und seht: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: Wegen der Grösse seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus.» Wenn wir die Sterne betrachten und über die Gesetzmässigkeiten und das Zusammenspiel der Himmelskörper nachdenken, kommen wir wie Jesaja zum Schluss: «Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist sein Verstand» (Jes 40,26.28).
So besitzt jeder Mensch in der Schöpfung ein Zeugnis von Gott. Der Apostel Paulus stellt uns diese Tatsache vor, wenn er über die unwissenden Heiden spricht: «Weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart – denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden –, damit sie ohne Entschuldigung seien» (Röm 1,19.20).
b) Seine Offenbarung als Bundesgott Israels
Gott sprach aus dem brennenden Dornbusch zu Mose: «So sollst du zu den Kindern Israel sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht» (2. Mo 3,15). Als «der HERR», d.h. als der ewig Seiende, ging Gott eine Beziehung zum Volk Israel ein. Er befreite es aus der Sklaverei Ägyptens und brachte es zu sich an den Berg Horeb in der Wüste (2. Mo 19,4).
Dort am Sinai schloss der HERR mit dem Volk Israel einen Bund und gab ihm sein Gesetz. In seiner Beziehung zu Israel offenbarte Gott seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Seine Gebote machten klar, wie heilig und gerecht Er ist. Wer sie übertrat, wurde bestraft. Aber sein Handeln mit Israel – das sein Gesetz schon gebrochen hatte, bevor Mose mit den beiden Tafeln vom Berg herunterkam – zeigte auch, dass Er gnädig und barmherzig ist. So stellte Er sich Mose vor, als dieser zum zweiten Mal auf den Berg stieg: «HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und gross an Güte und Wahrheit» (2. Mo 34,6).
Das Volk Israel besass bis zum Kommen des Herrn Jesus eine besondere Offenbarung Gottes, weil es in einer Bundesbeziehung zum HERRN stand. Wenn in jener Zeit jemand aus den Nationen den lebendigen Gott kennen lernen wollte, musste er sich mit Israel verbinden. Schöne Beispiele dafür sind Rahab und Ruth (Jos 2,9-11; 6,25; Rt 1,16; 2,12).
c) Seine Offenbarung als Vater
In seinem Sohn, der in der Fülle der Zeit Mensch wurde und hier unter Menschen lebte, offenbarte sich Gott als Vater. Dadurch wurde klar, was Er in seinem Wesen ist: ein Gott der Liebe und ein Gott des Lichts. Diese Offenbarung gilt nicht einem einzigen Volk, sondern allen Menschen. Aber nur durch Glauben können wir Gott in seinem Sohn als Vater erkennen.
Wir fassen zusammen:
- Die Schöpfung gibt uns sichtbare Beweise der göttlichen Allmacht.
- Das Gesetz vom Sinai zeigt uns durch Worte die göttliche Gerechtigkeit.
- Der Sohn Gottes offenbart uns in seiner Person Gott als einen Vater.
Der Sohn hat den Vater offenbart
Das Johannes-Evangelium beginnt mit der ewigen Existenz des Sohnes Gottes: «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott» (Joh 1,1.2). Er wird «das Wort» genannt, weil Er der Ausdruck oder die Darstellung Gottes ist. Diese Verse enthalten drei wichtige Aussagen über seine Person:
- «Im Anfang war das Wort.» Damit bestätigt die Bibel, dass der Sohn Gottes keinen Anfang hat. Er existiert ewig.
- «Das Wort war bei Gott.» Damit wird klar, dass Er sich ewig als Person vom Vater und dem Heiligen Geist unterscheidet.
- «Das Wort war Gott.» Trotzdem ist der Sohn Gottes seit jeher in seinem Wesen genauso Gott wie der Vater und der Heilige Geist.
In Vers 14 lesen wir dann: «Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.» Vor ungefähr 2'000 Jahren wurde der ewige Sohn Gottes Mensch und wohnte unter Menschen. Er lebte inmitten seiner Geschöpfe, um ihnen Gott so zu offenbaren, wie Ihn bisher niemand kannte, nämlich als Vater. Die Glaubenden damals erkannten, wer Er war. So bezeugt uns der Apostel Johannes: «Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.» Sie erfassten, dass dieser demütige Jesus von Nazareth der eingeborene Sohn des Vaters ist. Und in Ihm lernten sie Gott als Vater kennen.
Bemerkenswert ist auch die Aussage in Vers 18: «Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.» Gerade in der Beziehung, die der Vater zum Sohn hat, können wir Menschen Ihn als einen liebenden Vater kennen lernen. Denn diese ewige Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn wurde im Leben des Herrn Jesus sichtbar. Der Vater liebt seinen Sohn ununterbrochen, aber zu bestimmten Gelegenheiten bezeugte Er seine Liebe zum Sohn. Sowohl bei der Taufe des Herrn Jesus als auch auf dem heiligen Berg ertönte die Stimme des Vaters aus dem Himmel: «Dieser ist mein geliebter Sohn» (Mt 3,17; 17,5).
Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen
Bevor der Herr Jesus die Erde verliess, sprach Er mit seinen Jüngern über den Vater. Er zeigte ihnen, wie sie in eine Beziehung zu Ihm kommen können: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich» (Joh 14,6).
Der Vater, zu dem die Jünger bald ein persönliches Verhältnis haben sollten, war ihnen nicht unbekannt. Jesus Christus hatte ihnen in seinem Leben gezeigt, wer der Vater ist, so dass Er sagen konnte: «Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater erkannt haben» (V. 7). Als Philippus den Vater physisch sehen wollte, erklärte ihm der Herr: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen» (V. 9). Weil der Vater und der Sohn in ihrem Wesen völlig übereinstimmend sind, können wir im Leben des Mensch gewordenen Sohnes Gottes die Wesenszüge des Vaters sehen. In seinen Worten und Werken offenbarte sich der Vater (V. 10.11).
Durch den Glauben an den Herrn Jesus haben wir als Kinder Gottes eine Beziehung zum Vater im Himmel. Doch der Genuss unserer Beziehung zu Ihm hängt davon ab, wie gut wir Ihn kennen. Weil Er sich in seinem Sohn offenbart hat, lernen wir den Vater in dem Mass kennen, wie wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen. Lasst uns deshalb besonders das Johannes-Evangelium lesen und den Sohn Gottes betrachten, wie Er hier gelebt hat. Dadurch wächst unsere Erkenntnis über den Vater.