Noah – ein Mann des Glaubensgehorsams

Hebräer 11,7

In der Reihe der Glaubenshelden von Hebräer 11 wird Noah an dritter Stelle erwähnt. Es ist nur ein einziger Vers, den der inspirierte Schreiber diesem Glaubensmann des Alten Testaments widmet. Dennoch fasst er in diesen wenigen Worten das Leben Noahs in bemerkenswerter Weise zusammen.

«Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch die er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die nach dem Glauben ist» (Heb 11,7).

Dieser Vers gibt uns in der praktischen Anwendung auf uns einige wichtige Hinweise für unser Glaubensleben:

1) Der Glaube hört das Wort Gottes

Noah empfing einen göttlichen Ausspruch. Gott selbst redete zu ihm und er hatte offene Ohren für das, was Gott ihm sagte. Auch wenn wir Gottes Stimme heute nicht mit unseren Ohren akustisch hören, so vernehmen wir seine Stimme doch mit den Ohren unserer Herzen. Vom Herrn Jesus heisst es prophetisch: «Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden» (Jes 50,4). Er ist uns darin das fehlerlose Vorbild. Wir sollen Menschen gleichen, die durch das, was Gott offenbart hat, unterwiesen und belehrt werden (siehe die Fussnote zu Jesaja 50,4). Dazu hat Gott uns sein Wort gegeben. Wir haben jeden Tag neu Gelegenheit, unser Glaubensohr zu öffnen, damit Er uns belehren und Wegweisung geben kann. Das haben wir sowohl für unser persönliches wie auch für unser gemeinsames Leben als Kinder Gottes auf dieser Erde nötig, um sichere Schritte zu tun und nicht in die Irre zu gehen.

2) Der Glaube sieht das Unsichtbare

Noah hatte Durchblick. Er sah etwas, was andere (noch) nicht sahen. Er bekam einen göttlichen Ausspruch über das, was nicht zu sehen war. Für ihn gab es keinen Zweifel an dem, was Gott ihm sagte. Das ist der Scharfblick des Glaubens, den wir ebenfalls kennen sollten. Es ist geradezu charakteristisch für die Zeit, in der wir leben, dass wir nicht sehen und doch glauben (2. Kor 5,7). Petrus erinnert daran, dass wir den Herrn Jesus jetzt nicht sehen, Ihn aber doch lieben und mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocken (1. Pet 1,8). Gott hat uns grosse und kostbare Verheissungen gegeben. Ihre Erfüllung sehen wir noch nicht. Dennoch sind sie völlig sicher. Der Glaube macht sie sich bereits jetzt zum Besitz und freut sich daran. Der Tag wird kommen, da wir vom Glauben zum Schauen gelangen werden.

3) Der Glaube führt zu Gottesfurcht

Der göttliche Ausspruch blieb im Leben Noahs nicht ohne Reaktion. Die äussere bestand darin, dass er die Arche baute. Das ist der Gehorsam des Glaubens. Doch der Geist Gottes teilt uns auch mit, wie Noah das tat, d.h. mit welcher inneren Haltung. Er war von Furcht bewegt. Das bedeutet nicht, dass er Angst hatte, sondern vielmehr, dass er in Gottesfurcht handelte.

Petrus erinnerte die Empfänger seines ersten Briefs daran, dass sie Den als Vater anriefen, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk. Deshalb sollten sie die Zeit ihrer Fremdlingschaft in Furcht, d.h. in Gottesfurcht leben (1. Pet 1,17). Gottesfurcht ist das Anerkennen des eigenen Unvermögens einerseits und der Grösse und Erhabenheit Gottes anderseits. Der Glaube hat keine Angst vor Gott, aber er respektiert Ihn als den höchsten Souverän, den es gibt, und verhält sich entsprechend.

4) Der Glaube ist aktiv

Der Glaubensgehorsam Noahs führte dazu, dass er aktiv wurde. Von Furcht bewegt baute er die Arche. Obwohl weit und breit kein Wasser zu sehen war, gab es für Noah keine Diskussion, kein Wenn und kein Aber. Er machte sich an die Arbeit und baute. Diese Arbeit war mit Mühe und Anstrengung verbunden. Das Neue Testament fordert uns an verschiedenen Stellen zu guten Werken auf. Diese Werke tun wir nicht, um vor Gott gerecht zu werden oder eine höhere geistliche Position zu erlangen. Das ist völlig unmöglich. Gute Werke des Christen sind Werke des Glaubens. Wir tun sie nicht, um etwas zu erlangen, sondern weil wir etwas empfangen haben. In seinem ersten Brief an die Thessalonicher erinnerte Paulus sie daran, dass er unablässig für sie betete und dabei ihres «Werkes des Glaubens und der Bemühung der Liebe» gedachte (1. Thes 1,3). Im zweiten Brief wünschte er, dass Gott alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit und das Werk des Glaubens in Kraft erfülle (2. Thes 1,11). Mit diesem Wunsch machen wir uns gerne eins.

5) Der Glaube hat ein Ergebnis

Die Glaubenstat Noahs hatte ein konkretes Ziel und Ergebnis. Er baute die Arche zur Rettung seines Hauses. Noahs Glaube war persönlicher Natur. Nur der persönliche Glaube rettet, denn glauben kann man nur für sich selbst. Niemand kann vom Glauben eines anderen leben. Im Glauben hatte Noah jedoch sein ganzes Haus vor Augen. Es ging nicht nur um ihn selbst, sondern um seine Familie. Bei Abraham und anderen Glaubensmännern finden wir Ähnliches. Sie dachten an ihre Familien und ihre Nachkommen. Als Väter (und Mütter) tragen wir besondere Verantwortung für die, die der Herr uns anvertraut hat. Wir können sie nicht retten, aber wir können ihnen doch Hilfestellung und Wegweisung geben, indem wir selbst im Glauben vorangehen. Noah ging in die Arche und seine Familie folgte ihm. So wurden alle gerettet. Der Gedanke «du und dein Haus» zieht sich durch die ganze Bibel.

6) Der Glaube hat Zeugniskraft

Petrus nennt Noah einen «Prediger der Gerechtigkeit» (2. Pet 2,5). Seine Botschaft muss gewaltig gewesen sein – auch wenn augenscheinlich niemand (ausser seiner Familie) auf ihn hörte. Sie bestand jedoch nicht nur aus Worten, sondern vor allem aus Taten. Durch sein Verhalten, d.h. durch den Bau der Arche, wurde die Welt blossgestellt. Die entstehende Arche muss eine beständige Anklage gegen seine Zeitgenossen gewesen sein. Noah verhielt sich anders als sie.

Auch uns ist eine Botschaft anvertraut. Wir gehen in die Welt und verkünden das Evangelium, in dem die Gerechtigkeit Gottes offenbart wird (Röm 1,17). Doch die Frage ist: Sind wir gleichzeitig auch das Licht der Welt und das Salz der Erde: Wird durch unser Verhalten klar, was Gott von uns Menschen erwarten kann? Die Philipper wurden aufgefordert, wie Lichter in dieser Welt zu scheinen, indem sie das Wort des Lebens darstellten (Phil 2,15.16). Dieses Wort des Lebens wird nicht nur gepredigt, sondern es wird vor allem dargestellt. Gott erwartet von uns, dass wir das ausleben, was wir glauben. Nur so können wir wirklich «Prediger der Gerechtigkeit» sein.

7) Der Glaube wird belohnt

Der Glaube Noahs blieb nicht ohne Antwort von Gott. Er wurde für seinen Glauben und seine Glaubenstat reich belohnt. Er wurde Erbe der Gerechtigkeit, die nach dem Glauben, d.h. in Übereinstimmung mit seinem Glauben, ist. Noah war bereits vor dem Bau der Arche ein «Gerechter». Insofern kann sich «Erbe der Gerechtigkeit» für ihn nur auf die gereinigte Erde beziehen, die er nach der Flut betrat. In Hebräer 9,15 spricht der Schreiber des Briefs davon, dass die Berufenen die Verheissung des ewigen Erbes empfangen haben. Das gilt auch uns. Wir halten Ausschau nach dem «zukünftigen Erdkreis» (Heb 2,5). Ja, noch mehr: «Wir erwarten nach seiner Verheissung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt» (2. Pet 3,13). Christus wird in Ewigkeit herrschen und wir mit Ihm. Das ist unser Erbe, mit dem Gott unseren Glauben einmal belohnen wird, wenn wir vom Glauben zum ewigen Schauen gekommen sein werden.

«Diese alle, die durch den Glauben Zeugnis erlangten, haben die Verheissung nicht empfangen, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden» (Heb 11,39.40).