1) Auserwählung: ein Begriff, verschiedene Bedeutungen
Der Ausdruck «Auserwählung» kommt in der Bibel wiederholt vor, hat aber nicht immer mit der christlichen Auserwählung zu tun. Aus dem Zusammenhang können wir jeweils erkennen, was gemeint ist. Es ist gut, wenn wir jede Aussage an ihrem Platz stehen lassen und sie nicht miteinander vermischen.
Zum besseren Verständnis möchten wir nun bei einigen Bibelstellen, die das Wort «Auserwählung» erwähnen, die Bedeutung aufzeigen:
a) Auserwählung zum Dienst für Gott
«Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte» (Mt 20,16).
Mit diesen Worten schliesst der Herr Jesus das Gleichnis über die Arbeiter im Weinberg ab. Es handelt sich hier um den Dienst für den Herrn in der christlichen Zeit. Da gibt es viele Berufene. Es wird uns nicht mitgeteilt, wer sie in den Dienst gerufen hat, aber sie fühlen sich dazu bestimmt. Es gibt mindestens drei Möglichkeiten, wie ein Christ in die Arbeit im Werk des Herrn einsteigen kann:
- Er kann sich selbst dazu berufen, indem er eigenwillig eine Arbeit beginnt.
- Andere Menschen können ihn dazu berufen, indem sie ihm den Auftrag dazu geben. Der Apostel Paulus macht klar, dass dies bei ihm nicht der Fall war: «Paulus, Apostel, nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott» (Gal 1,1).
- Der Herr ruft die Diener in seine Arbeit. Er tat es, als Er hier lebte: «Er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende zu predigen» (Mk 3,14). In gleicher Weise handelt Er vom Himmel her: «Er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer» (Eph 4,11).
Grundsätzlich ist für jeden Diener der letzte Fall der richtige Weg. Trotzdem kommen die ersten beiden Fälle vor, denn der Herr stellt sie hier als eine Tatsache hin. Doch Er fügt hinzu: Wenige aber sind Auserwählte. Wen meint Er damit?
- Es sind die, die Er berufen hat. Ein eindrückliches Beispiel dazu ist Paulus. Der Herr sagte über ihn: «Dieser ist mir ein auserwähltes Gefäss, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels» (Apg 9,15).
- Es sind Diener, die ihre Arbeit nicht wegen Lohn oder Anerkennung, sondern im Bewusstsein der Gnade tun. Sie gleichen den Arbeitern im Gleichnis, zu denen der Herr sagt: «Geht auch ihr hin in den Weinberg, und was irgend recht ist, werde ich euch geben» (Mt 20,4). Im Vertrauen auf die Güte des Herrn setzen sie sich für Ihn ein.
- Zudem zeichnen sich solche Arbeiter durch Treue aus. Paulus spricht davon: «Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde» (1. Kor 4,2). Nur wer vom Herrn in die Arbeit gerufen wird, kann seine Aufgabe treu und zum Segen erfüllen.
Hier wählt der Herr für eine Aufgabe aus. Der Diener gehorcht und verrichtet seine Arbeit vertrauensvoll und treu.
b) Auserwählung für das Reich der Himmel
«Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte» (Mt 22,14).
Das sind die letzten Worte des Gleichnisses vom König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Als die Knechte des Königs die Geladenen zur Hochzeit riefen, wollten sie nicht kommen. Daraufhin sandte er seine Knechte auf die Landstrassen mit dem Auftrag, alle, die sie finden würden, zur Hochzeit einzuladen. «Jene Knechte gingen hinaus auf die Landstrassen und brachten alle zusammen, die sie fanden, sowohl Böse als Gute» (Mt 22,10). Die vielen Berufenen sind alle, die eingeladen werden. Im Reich der Himmel gibt es «Böse» und «Gute». Die «Bösen» sind zwar äusserlich Christen, besitzen aber kein neues Leben. Die «Guten» haben das Hochzeitskleid im Glauben angenommen und passen zu Gott. Sie sind echte Christen und gehören zu den Auserwählten des Reichs.
Hier wählt der Herr für sein Reich aus. Alle, die an Ihn glauben, werden auch an der zukünftigen Herrlichkeit des Reichs teilhaben.
c) Auserwählung der Jünger und Apostel
«Habe ich nicht euch, die Zwölf, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel» (Joh 6,70).
«Ich weiss, welche ich auserwählt habe» (Joh 13,18).
«Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingehet und Frucht bringet» (Joh 15,16).
In diesen drei Bibelstellen spricht der Herr Jesus von der Auserwählung der zwölf Jünger, die seine Apostel sein sollten. Er wählte sie aus der Mitte derer aus, die Ihm nachfolgen wollten, um ihnen einen besonderen Platz zu geben. Sie sollten zuerst in seiner Nähe sein und anschliessend in seinem Auftrag das Evangelium des Reichs predigen (Mt 10,7). Durch seine Verwerfung veränderte sich ihre Aufgabe. Der Herr bestimmte sie dazu, von seinem Leben, seinem Sterben und seiner Auferstehung zu zeugen. Diesem Auftrag kamen sie als seine Gesandten in mündlicher und schriftlicher Form nach.
Auch Judas Iskariot gehörte zu den zwölf ausgewählten Jüngern. Er hatte aber kein Leben aus Gott, wurde sein Verräter und erhängte sich. Seine Stelle bekam Matthias.
Hier wählt der Herr zwölf Menschen aus, damit sie seine Jünger und Apostel seien. Als seine Gesandten waren sie mit einem besonderen Auftrag betraut und mit spezieller Autorität ausgerüstet.
d) Zum Gericht und zur Herrlichkeit bereitet
«Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefässe des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben, und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefässen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat» (Röm 9,22.23).
Wir erwähnen diese Bibelstelle, weil sie in Verbindung mit der christlichen Auserwählung oft zu Fragen Anlass gibt. Dieser Text beschreibt zwei Personengruppen:
- Es gibt Menschen, die auf dem Weg ins Verderben sind. Sie haben sich selbst durch ein gottloses Leben für dieses schreckliche Los zubereitet. Gott hat diese Gefässe des Zorns lang ertragen. Aber sie haben nicht Buße getan, darum wird Er sie einmal bestrafen.
- Andere Menschen sind auf dem Weg zur Herrlichkeit. Sie werden Gefässe der Begnadigung genannt. Sie hatten das Gericht verdient, aber der souveräne Gott hat sie begnadigt und für die Herrlichkeit zuvor bereit gemacht. Das ist die Seite Gottes. (Daneben gibt es natürlich auch die Seite des Menschen: Er muss Buße tun.)
Hier lernen wir: Die Menschen, die nicht Buße tun, bereiten sich selbst zum ewigen Verderben zu. Die Erlösten hingegen erreichen durch das gnädige und souveräne Handeln Gottes die Herrlichkeit.
e) Die christliche Auserwählung
«Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe» (Eph 1,4).
Die christliche Auserwählung fand in der Ewigkeit statt. Da wählte Gott die Erlösten der Gnadenzeit aus allen, die durch alle Zeiten hindurch an Gott glauben, für eine besondere Stellung und Beziehung aus. Es war sein ewiger Vorsatz, sie zu seinen Kindern und Söhnen zu machen und sie in das Haus des Vaters zu bringen.
Folgende Bibelstellen erwähnen ebenfalls die christliche Auserwählung: Kolosser 3,12; 1. Thessalonicher 1,4; 1. Petrus 1,1.
Hier wählt Gott aus allen Glaubenden die Erlösten der Gnadenzeit aus, um ihnen das christliche Teil zu schenken.
2) Der christliche Segen
a) Sein Ursprung
In der Ewigkeit hat Gott für uns, die Glaubenden der Gnadenzeit, ein herrliches Teil bestimmt. Wenn die Bibel von diesem Ursprung unseres Segens spricht, benutzt sie drei verschiedene Ausdrücke: Vorsatz, Ratschluss und Auserwählung.
- Der Vorsatz ist der Gedanke, den Gott in seinem Herzen hatte. Der Apostel Paulus erwähnt ihn mehrmals. In Epheser 3,11 spricht er vom «ewigen Vorsatz», den Gott in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat. In 2. Timotheus 1,9 erklärt er, dass Gott uns mit heiligem Ruf berufen hat, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem «eigenen Vorsatz». Der Vorsatz drückt also den göttlichen Entschluss aus, uns zu segnen.
- Der Ratschluss ist der Plan Gottes in seinen Einzelheiten. In Apostelgeschichte 20,27 heisst es ausdrücklich, dass Paulus den Ephesern den «ganzen Ratschluss» Gottes verkündet hat. Er hat ihnen den göttlichen Plan mit uns Christen detailliert beschrieben und erklärt.
- Die Auserwählung ist die göttliche Wahl der Menschen, die in den Genuss des christlichen Segens kommen sollten. Bevor die Menschen geschaffen wurden, wählte Gott uns nach seiner Souveränität aus allen, die einmal glauben würden, aus, um uns reich zu beschenken. Paulus spricht von dieser Auswahl in Epheser 1,4: «Wie Gott uns auserwählt hat in Christus vor Grundlegung der Welt.»
b) Bezeichnungen für den christlichen Segen
Der christliche Reichtum wird in der Bibel unterschiedlich benannt. In Epheser 1,3 ist die Rede von den «geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern». Dieser Wortlaut charakterisiert unseren Besitz in Christus. Er ist geistlich und himmlisch. Gott wollte uns Christen nicht materiellen Reichtum oder irdisches Glück schenken. Das hat Er einst den Israeliten versprochen. Nein, wir geniessen den christlichen Segen als himmlische Menschen in unseren Herzen. Das macht unser Glück auch dauerhaft. Das Materielle und Irdische ist vergänglich, das Geistliche und Himmlische hingegen ewig.
In Epheser 3,4 nennt Paulus das christliche Teil «das Geheimnis des Christus». Darin sind zwei Gedanken enthalten. Einerseits war der ewige Ratschluss Gottes im Alten Testament nicht bekannt. Gott hat seinen Vorsatz in der Ewigkeit gefasst, aber in seinem Herzen verborgen gehalten. Erst nachdem Jesus Christus durch sein Sterben am Kreuz die Grundlage zur Erfüllung der Pläne Gottes gelegt hatte, offenbarte Gott sein Geheimnis. Er teilte es seinen heiligen Aposteln und Propheten mit und benutzte Paulus als besonderes Werkzeug, um uns dieses Geheimnis zu erklären.
Anderseits zeigt uns der Ausdruck «das Geheimnis des Christus», dass sich beim christlichen Teil alles um den Herrn Jesus dreht. Er ist der Mittelpunkt der Gedanken Gottes und das Zentrum unseres Segens.
c) Der Inhalt des christlichen Segens (Eph 1)
Nun kommen wir zur Frage: Welchen Segen wollte Gott uns schenken, als Er seinen ewigen Vorsatz fasste und uns dazu auserwählte? Paulus erklärt es uns in Epheser 1, indem er drei Segnungen vorstellt:
Wir sind Kinder und Söhne Gottes (V. 4.5)
Gott fasste in der Ewigkeit den Entschluss, uns zu seinen Kindern und zu seinen Söhnen zu machen. Er wollte, dass wir als Kinder seine Liebe geniessen und als Söhne die Gedanken seines Herzens verstehen. Das ist für uns, seitdem wir an den Herrn Jesus glauben, Wirklichkeit geworden.
Durch die Neugeburt sind wir seine Kinder geworden (Joh 1,12.13). Wir besitzen das göttliche Leben und stehen darum heilig und untadelig vor Ihm in Liebe.
Gott hat uns als seine Söhne adoptiert. Das geschah durch den Heiligen Geist, den wir empfangen haben und der jetzt in uns wohnt (Röm 8,15).
Als Gott diesen Plan fasste, wollte Er uns einmal bei sich in seinem Haus haben. Dort gibt es viele Wohnungen, damit die ganze Familie Gottes Platz hat. Wenn der Herr Jesus wiederkommt, nimmt Er uns zu sich ins Haus des Vaters (Joh 14,2.3). Dann wird unser Glück als Kinder und Söhne Gottes vollkommen sein.
Wir sind Miterben von Christus (V. 10.11)
Der Mensch Jesus Christus ist der Haupterbe des Universums. Gott wird Ihm in der Zukunft die Verwaltung und Herrschaft von Himmel und Erde übergeben. Doch Er wird diese Regierung nicht allein ausüben.
Gott setzte sich in der Ewigkeit vor, den Glaubenden der Gnadenzeit in Christus ein Erbteil in der Schöpfung zu schenken. Er hat uns zuvor bestimmt, damit wir mit Christus das von Gott geschaffene Universum verwalten.
Das wird Wirklichkeit werden, wenn der Herr Jesus mit uns in Macht und Herrlichkeit erscheinen und die Herrschaft über das Universum antreten wird. Dann werden wir mit Ihm über die Menschen auf der Erde und über die Engel im Himmel regieren (1. Kor 6,2.3).
Als Versammlung sind wir die Fülle des Christus (V. 22.23)
In der Ewigkeit fasste Gott den Vorsatz, seinem Sohn, dem Herrn Jesus, die Versammlung zu geben. Alle Glaubenden der Gnadenzeit sollten gemeinsam die Versammlung Gottes bilden und mit Christus verbunden sein.
Die Versammlung ist an Pfingsten vor 2000 Jahren entstanden, als der Heilige Geist auf die Erde kam und die Erlösten zu einem Leib taufte (1. Kor 12,13). Seither wird jeder, der an Jesus Christus glaubt, der Versammlung hinzugefügt. Wenn der Herr Jesus zur Entrückung wiederkommt, ist sie vollendet. Dann wird Er sich die Versammlung verherrlicht darstellen (Eph 5,27).
Die Versammlung bildet den Leib des Christus, der das verherrlichte Haupt ist. So besteht eine unzertrennliche Einheit zwischen Christus und seiner Versammlung.
Die Versammlung ist auch die Braut des Lammes. Als solche steht sie in einer Liebesbeziehung zu Ihm und macht seine Fülle aus. So wie Adam und Eva den Menschen nach Gottes Gedanken ausmachen (1. Mo 1,27), so vervollständigt die Versammlung die Herrlichkeit von Christus.
In Epheser 3 fasst Paulus diese drei christlichen Segnungen zusammen und erklärt, dass sie zum Inhalt des Geheimnisses des Christus gehören. Das Geheimnis, «das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist: dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheissung in Christus Jesus» (Eph 3,5.6).
Glaubende Menschen der Gnadenzeit, egal welcher Herkunft, besitzen dieses christliche Teil:
- Sie sind Mitteilhaber der Verheissung. Sie besitzen die Verheissung des ewigen Lebens und sind dadurch Kinder und Söhne Gottes.
- Sie sind Miterben. Als solche werden sie mit Christus über das Universum regieren.
- Sie sind Miteinverleibte. Sie gehören gemeinsam zum Leib des Christus, zur Versammlung, und machen so seine Fülle aus.
3) Stationen von der Planung bis zur Erfüllung
Zwischen dem ewigen Vorsatz und der endgültigen Entfaltung der göttlichen Absichten liegen verschiedene Ereignisse. Wir wollen kurz auf die wichtigsten eingehen und den Zusammenhang zum Ratschluss aufzeigen.
a) Der Vorsatz
Der Ausgangspunkt ist der Vorsatz im Herzen Gottes. Vor Grundlegung der Welt auserwählte Er uns, damit wir am Segen seines Ratschlusses teilhaben (Eph 1,4). Diesen Plan führt Er auch aus. Niemand kann Ihn daran hindern. Was Gott sich vornimmt, das verwirklicht Er auch.
b) Die Erschaffung des Menschen
Die erste Handlung zur Umsetzung seines Plans war die Erschaffung des Menschen am sechsten Schöpfungstag. «Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan» (1. Mo 1,27.28). Einige Nachkommen des geschaffenen Menschen – die Glaubenden der Gnadenzeit – sollten einmal mit geistlichen Segnungen überschüttet werden.
Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung, denn es heisst am sechsten Tag: «Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut» (1. Mo 1,31). Was Gott vorher schuf, war gut, aber mit der Erschaffung des Menschen hatte Er die erste Schöpfung vollendet und ihr die Krone aufgesetzt. Nun konnte von allem gesagt werden: «Es war sehr gut.»
Gott schuf den Menschen, um ihn zu segnen. Er gab ihm die Ehe, versprach ihm Nachkommenschaft und übertrug ihm die Verwaltung der Erde. Das war Gottes Absicht mit dem natürlichen Menschen in der ersten Schöpfung. Aber in diesem irdischen Segen liegen vorbildlich die geistlichen Segnungen Gottes für uns Christen verborgen:
- Die Beziehung in der Ehe deutet auf Christus und seine Versammlung hin.
- Die Beziehung in der Familie zwischen Vater und Kindern weist auf unser Verhältnis als Kinder Gottes zum himmlischen Vater hin.
- Die Aufgabe des Menschen, über die Erde zu herrschen, spielt auf unser Erbteil an, das wir mit Christus im Universum antreten werden.
Der weise Gott hat die irdischen Beziehungen und Aufgaben in der Schöpfung so festgelegt, damit wir durch sie die himmlischen Beziehungen begreifen können:
- Wie sollten wir die Liebe von Christus zu seiner Braut verstehen, wenn wir nicht die Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe kennen würden?
- Wie können wir unsere Beziehung zu Gott, dem Vater, erfassen, wenn wir nicht um das Verhältnis eines Vaters zu seinen Kindern in der Familie wüssten?
Diesen Gedanken finden wir in 1. Korinther 15,46 bestätigt: «Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige.»
c) Der Sündenfall
Der erste Mensch bekam von Gott ein Gebot: «Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben» (1. Mo 2,17).
Doch Satan versuchte Eva, sie ass von der verbotenen Frucht, gab ihrem Mann davon und auch er ass. So fielen die ersten Menschen in Sünde. Damit wollte der Feind Gottes die Erfüllung des göttlichen Vorsatzes verhindern. Wie konnte Gott sündige Menschen segnen?
Der Sündenfall war nicht Bestandteil des göttlichen Ratschlusses. Aber Gott wusste in seiner Vorkenntnis darum und hatte eine Lösung bereit (Apg 2,23). Gott hat Christus vor Grundlegung der Welt als Lamm zuvor erkannt (1. Pet 1,20), damit Er trotz des Sündenfalls seine ewigen Pläne ausführen konnte.
d) Der Opfertod des Herrn Jesus am Kreuz
Am Ende der Zeiten der Erprobung des Menschen gab Gott seinen Sohn als Opfer für Sünder in den Tod. Das war seine Antwort auf das jahrhundertelange Versagen des Menschen.
«Nach dem bestimmten Ratschluss» und «nach Vorkenntnis Gottes» starb Jesus Christus am Kreuz (Apg 2,23). Das erste bezieht sich auf die ewigen Segenspläne Gottes. Der Tod von Jesus Christus ist die Basis, damit sie sich erfüllen. Das zweite wurde wegen dem Sündenfall notwendig, den Gott im Voraus kannte. Das Opfer von Jesus Christus ist die göttliche Lösung für das Sündenproblem des Menschen. Weil Er am Kreuz dieses Werk vollbracht hat, können Menschen durch Glauben erlöst werden und Vergebung ihrer Sünden empfangen (Eph 1,7).
e) Die Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn
«Gott hat in dem Christus gewirkt, indem er ihn aus den Toten auferweckte; und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern» (Eph 1,20). Weil der Herr Jesus ein vollkommenes Erlösungswerk vollbrachte, entfaltete Gott seine Macht, indem Er Ihn auferweckte und in den Himmel brachte.
Weil Jesus Christus auferstanden ist und im Himmel lebt, werden in der Zeit der Gnade glaubende Menschen mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet. Sein Tod ist die Grundlage dafür und durch seine Auferstehung und Himmelfahrt fliesst uns der Segen zu.
Die gleiche göttliche Macht, die Jesus Christus aus den Toten auferweckte und in den Himmel versetzte, wirkte in uns, als wir in den Vergehungen und Sünden tot waren:
- Gott hat uns mit dem Christus lebendig gemacht (Eph 2,5). Durch die Neugeburt besitzen wir das ewige Leben.
- Gott hat uns in Christus mitauferweckt (Eph 2,6). Dadurch sind wir auf ein neues Terrain gestellt. Wir gehören jetzt zur neuen Schöpfung.
- Gott hat uns in Christus in den himmlischen Örtern mitsitzen lassen (Eph 2,6). Wir befinden uns im himmlischen Bereich.
Dieses mächtige Werk Gottes bei unserer Bekehrung macht uns fähig, den Segen, den Er in der Ewigkeit für uns bestimmt hatte, zu geniessen.
f) Ein ewiger Segen
Als Erlöste der Gnadenzeit sind wir mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet. In unseren Herzen freuen wir uns daran, dass wir Kinder und Söhne Gottes sind. Dankbar erkennen wir: Wir gehören zur Versammlung des lebendigen Gottes.
Aber der volle Genuss unseres Reichtums ist noch zukünftig. Wenn der Herr Jesus wiederkommen wird, werden wir einen neuen, himmlischen Körper empfangen. Völlig losgelöst von Sünde und Schwachheit werden wir im Haus des Vaters seine Liebe ungehindert geniessen und Ihn aus glücklichen Herzen anbeten. Dort werden wir gemeinsam als Versammlung verherrlicht vor Christus stehen und seine Zuneigung vollkommen erwidern. An seiner Seite werden wir Ihn in der Öffentlichkeit verherrlichen, d.h. seine Wesenszüge darstellen, und mit Ihm über das Universum regieren. Unser Glück und unsere Freude werden dann ewig ungetrübt fortbestehen.
4) Der Ratschluss und die Erlösung
Der Ratschluss und die Erlösung sind zwei Tatsachen, die das Wort Gottes unterscheidet:
- Der Ratschluss beschreibt, wohin Gott uns gebracht hat: Wir sind seine Kinder, seine Söhne, Miterben des Herrn Jesus und gehören zu seiner Versammlung. Damit beschäftigt sich Paulus vor allem im Epheser-Brief.
- Die Erlösung beinhaltet mehr die Seite, woher Gott uns geholt hat. Wir waren hoffnungslos verlorene Sünder und standen unter dem Urteil der ewigen Gottferne. Doch Gott hat uns im Blick auf unsere Sünden gerechtfertigt und von der Macht der Sünde befreit. Das ist hauptsächlich das Thema von Paulus im Römer-Brief.
Oder anders ausgedrückt:
- Bei der Erlösung wird aus dem Sünder ein Erlöster. So zeigt sich der Reichtum der Gnade (Eph 1,7).
- Bei der Erfüllung des Ratschlusses wird aus dem Erlösten ein Kind Gottes. Da sehen wir die Herrlichkeit der Gnade (Eph 1,6).
Doch als wir uns bekehrten, wurden beide Tatsachen gleichzeitig Wirklichkeit: In einem Zug wurde aus einem Sünder ein Kind Gottes!
Wir bewundern Gott, mit welcher Weisheit Er den ewigen Vorsatz gefasst und ihn trotz dem Widerstand des Feindes und dem Versagen des Menschen zur Ausführung gebracht hat.