Die Beziehung zum Vater

Johannes 20,17

«Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17).

Voraussetzungen

Gott hat sich schon in der Ewigkeit vorgesetzt, Menschen zu seinen Kindern und Söhnen zu machen, damit Er ihnen seine Liebe erweisen und Gemeinschaft mit ihnen haben kann (Eph 1,4.5). Das Erlösungswerk des Herrn Jesus war nötig, damit der Vater diesen Plan ausführen und Menschen in eine Stellung versetzen konnte, in der sie Ihn als persönlichen Vater kennen. Nach seiner Auferstehung liess der Herr seinen Jüngern durch Maria Magdalene die obige Botschaft ausrichten. Sie macht klar, dass durch seinen Tod am Kreuz und seine neue Stellung als verherrlichter Mensch beim Vater die Voraussetzungen geschaffen sind, dass glaubende Menschen in eine Beziehung zum Vater kommen können.

  • «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater.» Der Sohn Gottes steht in einer ewigen Beziehung zu Gott, dem Vater. Doch als Erlöste wissen wir: Sein Vater ist jetzt auch unser Vater, weil Er uns in Ihm als seine geliebten Kinder angenommen hat. Dem Patriarchen Abraham offenbarte sich Gott als der Allmächtige. Das Volk Israel kannte Ihn als den Ewigen. Unser Verhältnis zu Gott ist vertrauter: Er ist in Christus unser Vater geworden!
  • «Ich fahre auf zu meinem Gott und eurem Gott.» Der Herr Jesus pflegte als Mensch auf der Erde eine ungetrübte Beziehung zu Gott. In dieses Verhältnis zu Gott sind auch wir als Glaubende eingeführt. Durch die Errettung in Jesus Christus ist unsere Beziehung zu Gott vollkommen geordnet.

Mit dieser Mitteilung führt der Herr Jesus seine Jünger in die neuen Beziehungen der Familie Gottes ein. Sie sind ein unermessliches Vorrecht für alle, die in der Zeit der Gnade an Christus glauben – denn sie entsprechen seiner Beziehung zu Gott, dem Vater. Gleichzeitig ist uns bewusst: Er ist der «Erstgeborene vieler Brüder» (Röm 8,29) und nimmt in der Familie Gottes eine Vorrangstellung ein.

Wie kommen wir in eine Beziehung zum Vater?

Der Sohn Gottes gibt uns darauf eine Antwort: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich» (Joh 14,6).

  • Jesus Christus ist der Weg zum Vater. Seine Person und sein Werk am Kreuz verschaffen jedem, der an Ihn glaubt, den Zugang zum Vater. Einen anderen Weg gibt es nicht. Das macht uns der Apostel Johannes deutlich: «Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater» (1. Joh 2,23). Wer den Herrn Jesus nicht als den ewigen Sohn Gottes anerkennt, der den Vater offenbart hat, und nicht an Ihn glaubt, kann keine Beziehung zu Gott, dem Vater, haben.
  • Jesus Christus ist auch die Wahrheit über den Vater, denn Er hat Ihn offenbart. Wenn wir zum Herrn Jesus kommen und an Ihn als den ewigen Sohn Gottes glauben, lernen wir den Vater kennen, damit wir eine Beziehung zu Ihm pflegen können.
  • Jesus Christus ist das ewige Leben (1. Joh 5,20). Er ist es in seiner Person und schenkt es jedem, der an Ihn glaubt (Joh 3,36; 10,28). Wer das ewige Leben besitzt, kann die Beziehung zum Vater geniessen.

Alle drei Punkte – der Zugang zum Vater, die Kenntnis über Ihn und das ewige Leben – bilden die Grundlage, auf der wir jetzt auf der Erde und bald im Haus des Vaters in einer glücklichen Beziehung zum Vater stehen. Diese Beziehung wird in Gottes Wort unter zwei Aspekten vorgestellt: Wir sind seine Kinder und wir sind seine Söhne.

Wir sind seine Kinder

Bei der Bekehrung sind wir durch die Neugeburt Kinder Gottes geworden. «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind» (Joh 1,12.13). Aus unserer Gotteskindschaft ergeben sich viele Vorrechte:

  • Als Kinder Gottes besitzen wir die volle Gewissheit der Vergebung unserer Sünden. Auf der Grundlage des Erlösungswerks seines Sohnes hat Gott uns bei der Bekehrung eine sofortige und vollständige Vergebung zugesprochen. So kann uns Johannes versichern: «Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen» (1. Joh 2,12).
  • Als Kinder des himmlischen Vaters geniessen wir seine Liebe. «Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen sollen! Und wir sind es» (1. Joh 3,1). In jeder Lebenslage ist es für uns eine grosse Freude und ein tiefer Trost, dass wir vom Vater geliebt sind.
  • Als seine geliebten Kinder sind wir auf der Erde gelassen, um durch unser Verhalten den Menschen die göttliche Liebe zu zeigen. In Epheser 5,1 heisst es: «Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe.»
  • Als Kinder Gottes haben wir eine herrliche Zukunft im Haus des Vaters vor uns. Dort werden wir seine Liebe, die unsere Herzen heute schon glücklich macht, uneingeschränkt geniessen.
  • Als Kinder Gottes sind wir auch Erben – Erben Gottes und Miterben von Christus (Röm 8,17). Was der Herr Jesus als Mensch erbt, wird Er mit uns teilen. Welch eine Gnade!

Wir sind seine Söhne

Gott hat uns als seine Söhne angenommen, als wir mit dem Heiligen Geist versiegelt wurden (Eph 1,13; Röm 8,14). Die Grundlage dazu hat sein Sohn geschaffen. Er ist Mensch geworden und hat uns durch seinen Tod am Kreuz von jeder Sklaverei befreit und uns als Söhne zu Gott gebracht (Gal 4,4-7). Auch unsere Sohnschaft umfasst viele Privilegien:

  • Als Söhne Gottes wissen wir, was unseren himmlischen Vater beschäftigt, denn Er hat «uns zuvor bestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst» (Eph 1,5). «Für sich selbst» deutet an, dass der Vater uns mit seinen Gedanken vertraut machen will. Er möchte uns mitteilen, was sein Herz erfüllt, damit wir mit Ihm Gemeinschaft darüber haben. Seine Gedanken sind auf den Herrn Jesus, seinen geliebten Sohn, konzentriert.
  • Als Söhne halten wir uns freimütig in der Nähe des Vaters auf. Das bringt der Apostel Paulus treffend zum Ausdruck, wenn er unsere Position mit der Stellung eines Israeliten vergleicht: «Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!» (Röm 8,15). Die Beziehung des Israeliten zu Gott glich dem eines Knechtes zu seinem Herrn. Sie war von Furcht, Distanz und Unwissenheit geprägt. Unser Verhältnis zu Gott ist völlig anders. Vertrauensvoll sprechen wir Ihn als Vater an und pflegen Gemeinschaft mit Ihm.
  • Als Söhne des himmlischen Vaters haben wir auf der Erde den Auftrag, in unserem Verhalten seine Eigenschaften zu offenbaren. Das finden wir in Lukas 6,35.36: «Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas zurückzuerhoffen, und euer Lohn wird gross sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.» Wenn wir hier als Vertreter Gottes seine Güte und Barmherzigkeit zeigen, erweisen wir uns praktisch als seine Söhne. Im Himmel bekommen wir dafür einen grossen Lohn.
  • Der Genuss unserer Beziehung als Söhne zum Vater wird auf der Erde durch körperliche Schwäche, Krankheit und Altersbeschwerden eingeschränkt. Darum seufzen wir in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes (Röm 8,23). Es macht uns zum Beispiel Mühe, dass wir durch körperliche Beschwerden beeinträchtigt werden, uns in der gemeinsamen Anbetung voll auf das Thema zu konzentrieren. Doch es kommt der Moment, an dem unser Körper von aller Schwachheit erlöst werden wird (Phil 3,20.21). Dann werden wir unsere Sohnschaft in vollem Mass geniessen können.