«Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei» (1. Joh 1,3.4).
Voraussetzungen für Gemeinschaft
In 1. Johannes 5,20 heisst es von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: «Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.» Damit wird nichts anderes gesagt, als dass Er von Ewigkeit her Gott und das ewige Leben ist.
Doch vor ungefähr 2000 Jahren wurde der Sohn Gottes Mensch und offenbarte in seiner Person das ewige Leben. Davon spricht Johannes zu Beginn seines ersten Briefes: «Das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist» (1. Joh 1,2). Die Apostel haben diese Offenbarung des göttlichen Lebens in Jesus Christus drei Jahre lang betrachtet. Sie haben gesehen und gehört, wie sich dieses Leben in den verschiedensten Situationen gezeigt hat. Dadurch waren sie in der Lage, uns zu bezeugen, dass Gott Mensch geworden ist und dass sich das ewige Leben, das beim Vater war, in Christus offenbart hat.
Das ewige Leben – wie es sich im Herrn Jesus gezeigt hat und wie es durch die Apostel bezeugt wird – ist die einzige Quelle der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Nur diese Offenbarung macht es uns möglich, in die Gemeinschaft mit dem Vater eingeführt zu werden. Das wird in den folgenden Worten ausgedrückt: «Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus» (1. Joh 1,3).
Das ewige Leben, das wir durch den Glauben an den Herrn Jesus besitzen, verleiht uns zudem die Fähigkeit, den Vater und den Sohn durch Beziehung zu kennen und Gemeinschaft mit ihnen zu haben. Davon spricht der Sohn Gottes in seinem Gebet zum Vater: «Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen» (Joh 17,3).
Wir fassen zusammen: Weil wir Jesus Christus, den Sohn Gottes, kennen und durch den Glauben an Ihn ewiges Leben besitzen, sind wir in der Lage, mit Gott, dem Vater, Gemeinschaft zu haben.
Gemeinschaft mit dem Vater
Für den Vater gibt es eine Person, die sein Herz erfüllt: Das ist sein Sohn. Alle seine Gedanken konzentrieren sich auf Christus, an dem Er sich uneingeschränkt freut. Doch diese Freude will Er mit uns teilen. Als seine Kinder sind wir in der Lage, auf seine Gedanken über den Sohn einzugehen und so mit Ihm Gemeinschaft zu haben.
Durch das Wort Gottes stellt uns der Vater die Herrlichkeiten seines Sohnes vor. In den Evangelien lernen wir Ihn kennen, wie Er Mensch geworden ist und hier zur Ehre des Vaters gelebt hat. Auch in den vielen Bildern und Prophezeiungen des Alten Testaments sehen wir die vielfältigen Herrlichkeiten seiner Person. Je mehr wir uns mit Christus beschäftigen, desto besser verstehen wir, was Er dem Vater bedeutet.
Wie freut sich der Vater, wenn Ihm seine Kinder sagen, wie herrlich sein geliebter Sohn ist! Eine besondere Gelegenheit dazu bietet das Zusammenkommen zum Brotbrechen. Wenn wir mit Jesus Christus und seinem Erlösungswerk beschäftigt sind, dürfen wir dem Vater mit Bewunderung die Herrlichkeit seines Sohnes vorstellen. So führt uns die Gemeinschaft mit dem Vater zur Anbetung.
Es ist uns bewusst: Nur der Vater kennt den Sohn durch und durch. Unser Verständnis über den Herrn Jesus bleibt immer unvollkommen, denn «niemand erkennt den Sohn als nur der Vater» (Mt 11,27). Dennoch ist es ein unermessliches Vorrecht, dass wir mit dem Vater über seinen Sohn Gemeinschaft pflegen dürfen.
Gemeinschaft mit dem Sohn
Unsere Gemeinschaft mit dem Sohn hat den Vater zum Inhalt. Wir besitzen dieses gemeinsame Teil mit dem Herrn Jesus Christus, weil sein Vater unser Vater geworden ist. Als Kinder Gottes sind wir in der Lage, mit dem Sohn seine Gedanken über den Vater zu teilen. Wir verstehen etwas von der ewigen Liebe des Vaters zu seinem Sohn, weil wir selbst vom Vater geliebt sind.
Auch hier ist uns klar: Die ewige Beziehung des Sohnes zu seinem Vater ist einmalig! Diese Herrlichkeit teilt Er nicht mit uns. Umso grösser wird uns das Vorrecht, dass wir mit Ihm Gemeinschaft über den Vater haben dürfen.
Was die Gemeinschaft trübt
Unsere Beziehung zu Gott ist auf der Grundlage des Erlösungswerks von Jesus Christus fest und unverbrüchlich. Wir sind und bleiben seine Kinder. Leider kann jedoch unsere Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn gestört werden:
- In Johannes 13,8 erklärt der Herr seinem Jünger Petrus: «Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir.» Wir leben in einer bösen Welt und beschmutzen uns deshalb auf unserem Glaubensweg. Wir werden durch die Sünde um uns her oder durch eigene Fehltritte verunreinigt. Dieser Schmutz verhindert die praktische Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Auch das Irdische kann unsere Herzen belasten, so dass wir die Beziehung zu Ihm nicht geniessen können.
- Aus 1. Johannes 2,1 lernen wir, dass Sünden in unserem Leben die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn stören. Wenn uns das Gewissen anklagt, weil wir gesündigt haben, sind wir nicht in der Lage, frei mit dem Vater zu reden. Das Hindernis muss ausgeräumt werden, damit wir die Gemeinschaft mit Ihm wieder uneingeschränkt pflegen können.
Wie die Gemeinschaft wiederhergestellt wird
Wenn wir uns in einem Zustand befinden, der die praktische Gemeinschaft mit göttlichen Personen unmöglich macht, wird der Herr Jesus in seiner Gnade tätig:
- Aus Johannes 13 wissen wir, dass Er unsere Füsse wäscht und uns so vom Schmutz reinigt. Als Wasser benutzt Er das Wort Gottes. Er macht uns auf begangene Sünden aufmerksam, damit wir sie erkennen und sie Gott, dem Vater, bekennen (1. Joh 1,9). Gleichzeitig erfrischt Er unsere Herzen, indem Er das Bedrückende, hervorgerufen durch die uns umgebende Sünde, wegnimmt. Er tut dies, damit wir uns innerlich von der Erde lösen und uns dem Einfluss der Welt entziehen können. Dadurch sind wir wieder in der Lage, die Gemeinschaft mit Ihm zu geniessen.
- In 1. Johannes 2,1 wird uns der Herr Jesus als Sachwalter vorgestellt. Wenn wir gesündigt haben, nimmt Er unsere Sache in die Hand, damit sie Gott gemäss geordnet wird. Am Beispiel von Petrus wird deutlich, wie Er diesen Dienst an uns tut. Nachdem der Jünger seinen Herrn dreimal verleugnet hatte, blickte Jesus ihn an, um ihn zur Buße zu leiten. Sofort merkte Petrus, wie schwer er gefehlt hatte. Er ging aus dem Hof des Hohenpriesters hinaus und weinte bitterlich (Lk 22,61.62). Nach seiner Auferstehung hatte der Herr Jesus eine persönliche Begegnung mit Simon Petrus (Lk 24,34). Dabei kam die Beziehung des Jüngers zu seinem Herrn wieder in Ordnung. Einige Zeit später kam der Herr nochmals auf den Fehltritt von Petrus zu sprechen – und zwar in Anwesenheit anderer Jünger. Diesmal verurteilte Er die Wurzel der Sünde, so dass es zu einer völligen und öffentlichen Wiederherstellung kam (Joh 21,15-17).
Wie dankbar können wir unserem Herrn sein, dass Er alles daran setzt, uns immer wieder in eine ungetrübte Gemeinschaft mit dem Vater zu bringen. Möchten wir uns seinem Wirken nicht entgegenstellen!
Völlige Freude
Die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn führt uns zu völliger Freude (1. Joh 1,4). Das ist eine Freude, die unsere Herzen echt und dauerhaft glücklich macht, weil sie einen himmlischen Charakter trägt und nicht von unseren Umständen abhängt.
Auf der Erde können wir uns wegen unseren physischen und psychischen Grenzen nicht immer an der Gemeinschaft mit Gott freuen. Darum seufzen wir in uns selbst und erwarten die Erlösung unseres Leibes (Röm 8,23). Wir sehnen uns nach dem Kommen des Herrn, der unseren Körper umgestalten und uns zu sich in die Herrlichkeit holen wird. Dort, im Haus des Vaters, werden wir die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn uneingeschränkt geniessen. Die Freude daran, die wir heute schon erleben, wird dann vollkommen sein und nie mehr getrübt werden.