Mit den Vorschriften über reine und unreine Tiere gab Gott seinem irdischen Volk klare Anweisungen im Blick auf das, was die Israeliten essen und was sie nicht essen durften (3. Mo 11; 5. Mo 14). Für einen gottesfürchtigen und treuen Juden waren diese göttlichen Vorschriften verbindlich und er hielt sich strikte daran (Apg 10,10-15). Als Christen leben wir nicht mehr in der Zeit des Gesetzes. Darum gelten diese Anordnungen Gottes für uns nicht mehr im buchstäblichen Sinn. Aber sie enthalten eine geistliche Bedeutung. Sie geben uns manche Belehrungen für die Praxis unseres täglichen Lebens als Glaubende. Wir wollen sie ebenso ernst nehmen wie die treuen Israeliten.
Die Merkmale, die ein reines Tier auszeichneten, sprechen bildlich von den Kennzeichen eines gläubigen Christen. Die Bemerkungen im Blick auf die unreinen Tiere haben ebenfalls eine geistliche Bedeutung. Sie weisen auf gewisse Gefahren in unserem täglichen Christenleben hin, die uns vonseiten der Welt und der ungläubigen Menschen drohen, und dienen zu unserer Warnung.
Säugetiere
Verse 1-8. Die reinen Tiere, die die Israeliten essen durften, mussten gespaltene Hufe haben und wiederkäuen.
Die gespaltenen Hufe reden von unserem Wandel. Gott möchte, dass wir im Glaubensleben mit sicheren Schritten vorwärtsgehen. Gespaltene Hufe deuten auch auf Standfestigkeit hin. In 1. Korinther 16,13 werden wir aufgefordert, im Glauben festzustehen. Nach 1. Petrus 5,12 sollen wir in der Gnade stehen.
Die Wiederkäuer unter den Tieren müssen die aufgenommene Nahrung nochmals kauen, um sie richtig verdauen zu können. In geistlicher Hinsicht bedeutet dies, dass wir das gelesene oder gehörte Wort Gottes überdenken und nochmals erwägen sollen. Nur so dient es wirklich zur Förderung unseres geistlichen Lebens. Von Maria, der Mutter des Herrn Jesus, heisst es zweimal, dass sie die gehörten Worte über ihren Sohn in ihrem Herzen erwog und bewahrte (Lk 2,19.51). In Kolosser 3,16 fordert der Apostel Paulus uns auf: «Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen.» Wie wichtig ist es, dass wir das gelesene oder gehörte Wort Gottes wirklich «verdauen»! Doch dazu müssen wir uns genügend Zeit nehmen.
Ab Vers 4 werden Tiere erwähnt, die nur eines der beiden Merkmale aufweisen: die wiederkäuen, aber keine gespaltenen Hufe haben, oder gespaltene Hufe haben, aber nicht wiederkäuen. Für die Israeliten waren sie unrein.
Für uns heisst das: Es genügt nicht, nur eines der genannten Merkmale aufzuweisen:
- Es kann kein echtes Glaubensleben in der Praxis geben, ohne dass wir die Bibel lesen, darüber nachdenken und das Wort Gottes in uns aufnehmen. Ein «christliches» Leben, das sich nicht nach den klaren Anweisungen der Bibel ausrichtet, wird zu einer reinen Gefühlsangelegenheit.
- Genauso wenig genügt es, die Bibel zu kennen und ein gutes theoretisches Wissen ihres Inhalts zu haben, ohne bereit zu sein, dem Wort Gottes zu gehorchen und es im täglichen Leben umzusetzen.
Fische
Verse 9-12. Von den im Wasser lebenden Tieren durften die Israeliten alles essen, was Flossen und Schuppen hatte. Alle übrigen Tiere im Meer und in den Flüssen sollten ihnen ein Gräuel sein. Von ihrem Fleisch sollten sie nicht essen.
Die Flossen befähigen die Fische, sich fortzubewegen und vor allem gegen den Strom zu schwimmen. Als Christen befinden wir uns in der Welt, aber wir sind nicht mehr von ihr (Joh 17,11.14.16). Darum werden wir aufgefordert: «Seid nicht gleichförmig dieser Welt» (Röm 12,2). Um das verwirklichen zu können, müssen wir unweigerlich gegen den Strom schwimmen, denn die allgemeine Meinung in der Welt steht meistens im Widerspruch zu den Anweisungen der Bibel.
In der Welt umgibt uns die Sünde von allen Seiten. Wie kommen wir da als Christen zurecht? Indem wir die «Flossen» gebrauchen, uns bewusst von jeder Art des Bösen fern halten und die Sünde fliehen (1. Thes 5,22; Röm 13,12-14; 1. Kor 6,18; 10,14; 1. Tim 6,9-11). Wir sind auch von einer Christenheit umgeben, die sich in vieler Hinsicht nicht mehr am Wort Gottes orientiert. Auch da dürfen wir uns nicht mit dem Strom treiben lassen, sondern müssen unsere «Flossen» gebrauchen. Hebräer 13,13 ruft uns zu: «Lasst uns zu ihm (dem Herrn Jesus) hinausgehen, ausserhalb des Lagers, seine Schmach tragend.» Wenn religiöse Personen, «die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen», uns beeinflussen wollen, heisst es: «Von diesen wende dich weg» (2. Tim 3,5).
Die Schuppen der Fische schützen sie vor den Einflüssen von aussen. Da wir die Welt nicht einfach verlassen können, benötigen wir diesen Schutz und die Kraft, diesen Einflüssen zu widerstehen. Der treue Herr stellt uns beides zur Verfügung. Wir denken an Epheser 6,10ff: «Seid stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an.» Dabei sind vor allem der Brustharnisch der Gerechtigkeit, der Schild des Glaubens und der Helm des Heils diese wirksamen Schutzmittel, die wir mit den Schuppen der Fische vergleichen können.
Aus den Merkmalen der reinen Wassertiere (Flossen und Schuppen) können wir also ableiten, dass ein Gläubiger mit Energie gegen den Strom vorwärts zu schwimmen vermag und mit der Kraft und dem Schutz des Herrn gegen die Einflüsse der Welt gewappnet ist.
Vögel
Verse 13-19. Bei den Vögeln werden keine besonderen Merkmale der reinen Tiere angegeben. Hingegen wird in diesen Versen eine Liste von unreinen Vögeln, die nicht gegessen werden durften, aufgestellt. Alle diese Vögel weisen in ihrer geistlichen Bedeutung auf Dinge hin, vor denen sich der Gläubige hüten muss. Wir greifen einige Punkte heraus:
Die Raubvögel, wie Adler, Falke, Habicht usw., sind Fleisch- und Aasfresser. Sie erinnern uns daran, dass wir alles, was aus dem Fleisch, d.h. aus der alten Natur kommt – bei uns oder bei anderen – abweisen und nicht aufnehmen sollen. «Das Fleisch nützt nichts» (Joh 6,63). Alle Auswüchse der alten Natur kann Gott nicht gebrauchen. Er muss sie verwerfen. Darum sollen wir sie ebenso im Selbstgericht verurteilen (Kol 3,5.8).
Auch die Allesfresser unter den Vögeln, wie z.B. der Rabe oder die Seemöwe, haben uns etwas zu sagen. Ihr Verhalten weist uns auf die Gefahr hin, das, was an uns herankommt – vor allem auf christlichem Gebiet –, ungeprüft zu übernehmen. Wie wichtig ist es heute, dass wir alles Angebotene am Wort Gottes und an den darin enthaltenen Grundsätzen prüfen. Was dieser Prüfung nicht standhält, sollen wir zu unserem eigenen Schutz ablehnen.
In dieser Liste finden wir auch flugunfähige Vögel, wie den Strausshahn und die Strausshenne. Diese Tiere erinnern uns an Menschen, die keine Hoffnung haben und ohne Gott in der Welt leben. Wenn sie in schwere Lebenssituationen kommen, verzweifeln sie. Im Gegensatz zu ihnen, dürfen und sollen wir die Flügel des Glaubens gebrauchen, um uns über die Umstände zu erheben. Dann sehen wir die schwierigen Lebenssituationen von oben – aus der Sicht Gottes – und können mit Gottvertrauen weitergehen (Jes 40,31).
Am Schluss der Liste steht die Fledermaus, die gar kein Vogel, sondern ein fliegendes Säugetier ist. Dieses Tier warnt uns davor, entgegengesetzte Grundsätze, die wir in der Bibel finden, miteinander zu vermischen. Das geschieht z.B. wenn wir wieder gesetzliche Regeln für das christliche Leben einführen, obwohl wir unter der Gnade leben. Wie schnell meinen wir dann, wir seien dadurch besser als andere, die sich nicht daran halten. Gnade und Gesetz sind jedoch unvereinbar. Die Gesinnung des Geistes kann nie mit der Gesinnung des Fleisches in Einklang gebracht werden.
Geflügeltes Gewimmel
Verse 20-28. Von dem geflügelten Gewimmel (flugfähige Insekten) erklärte Gott jene als rein, «die Schenkel haben oberhalb ihrer Füsse, um damit auf der Erde zu hüpfen», und zählt vier verschiedene Arten von Heuschrecken auf. Sie dienten damals gewissen Menschen zur Nahrung (z.B. Johannes dem Täufer, Mk 1,6).
Diese Heuschrecken, die nicht auf Vieren gehen, sondern sich hüpfend fortbewegen, weisen sicher auf uns Gläubige hin. Wir sind nicht auf der Erde sesshaft, sondern Himmelsbürger. Obwohl wir für eine Zeit hier leben, zieht es uns von der Erde weg nach oben. Vom übrigen geflügelten Gewimmel heisst es, dass es auf Vieren geht. Darin sehen wir ein Bild der ungläubigen Menschen, die in der Offenbarung wiederholt als solche bezeichnet werden, «die auf der Erde wohnen».
In den Versen 24-28 wird mehrfach vor der Berührung toter unreiner Tiere gewarnt. Dadurch wurde ein Israelit verunreinigt. In der geistlichen Anwendung auf uns werden wir durch diese Verse vor einer unnötigen Verbindung mit ungläubigen Menschen gewarnt. Natürlich haben wir den Auftrag und die schöne Aufgabe, den Menschen das Evangelium von Jesus Christus, dem Heiland der Welt, zu bringen. Der Herr möge uns helfen, die Gelegenheiten, die sich uns dazu bieten, auch zu nutzen. Doch wir sollen keine gemeinsame Sache mit Ungläubigen machen, nicht mit ihnen zusammen ihre Ziele verfolgen, keine Freundschaft mit der Welt suchen (2. Kor 6,14 – 7,1; Jak 4,4; 1. Joh 2,15.16). Jeder unnötige Kontakt mit ungläubigen Menschen wird uns negativ beeinflussen.
Das Gewimmel
Verse 29-45. Vers 41 sagt klar, dass alles Gewimmel ein Gräuel war und nicht gegessen werden durfte. Aber in den Versen 29-40 werden einige unreine Tiere namentlich aufgezählt, die in den Behausungen der Menschen (Zelt oder Haus) häufig anzutreffen waren. Es werden dann verschiedene Situationen im häuslichen Umfeld von Menschen beschrieben, wo es durch diese Tiere oder ihr Aas zu einer Verunreinigung kommen konnte.
Wir wollen versuchen, auch aus diesen Hinweisen geistliche Belehrungen für uns zu ziehen. Das hier beschriebene häusliche Umfeld spricht von unserem gewöhnlichen täglichen Leben. Da kommen wir in Kontakt mit ungläubigen Menschen: Wir lesen die Zeitung, sehen Plakate, hören Radio. Wir bekommen die Gespräche unserer ungläubigen Arbeitskollegen mit. Wir sehen das Verhalten unserer ungläubigen Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen oder Schulkameraden. All das will uns beeinflussen. Lasst uns auf der Hut sein, dass wir dadurch nicht verunreinigt werden!
In den Versen 32-34 wird Verschiedenes aufgezählt, das verunreinigt werden kann:
- Das Kleid und wohl auch das Fell reden von unseren Gewohnheiten, von unserer Handlungsweise. Da fragt sich: Richten wir uns in unserem Verhalten nach den in der Welt geltenden Strömungen oder nach den Anweisungen der Bibel?
- Die Geräte deuten auf unser Tun, z.B. auf die Berufsarbeit, hin. Dazu sagt uns Kolosser 3,23.24: «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus.» Nicht die Einstellung unserer ungläubigen Arbeitskollegen, sondern Christus soll unser Verhalten am Arbeitsplatz beeinflussen.
- Gefässe dienen zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln und Getränken. Hier denken wir an alles, was wir durch das Lesen, Sehen und Hören in uns aufnehmen. Solange wir auf der Erde leben, lauert da stets die Gefahr der Verunreinigung.
Interessant sind die Verse 36-38. Da werden Dinge genannt, die durch die Berührung durch unreine Tiere oder deren Aas nicht verunreinigt werden:
- Die Quelle weist auf Christus hin, der in seinem Leben als Mensch von der Sünde unantastbar blieb und über den der Tod keine Macht hatte. Er konnte sagen: «Niemand nimmt es (das Leben) von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen» (Joh 10,18). Damals am Kreuz hat unser Heiland sein Leben freiwillig für uns gelassen. Aber nach drei Tagen hat Er es wiedergenommen und ist auferstanden.
- Das Wasser (Quelle, Zisterne, Wasserbehälter) spricht auch vom Wort Gottes. Das durch den Geist Gottes wörtlich inspirierte Wort kann nicht verunreinigt werden. Was Gott uns überliefert hat, bleibt unantastbar. «Unrein» wird die Bibel erst, wenn der Mensch sich anmasst, den Urtext der Bibel nicht mehr wortgemäss, sondern nach eigenen Vorstellungen zu übersetzen.
- Der Same zur Aussaat redet ebenfalls sowohl vom Herrn Jesus, der sich mit einem Weizenkorn vergleicht (Joh 12,24), als auch vom Samen des Wortes Gottes (Lk 8,11). Der Same wurde jedoch unrein, sobald Wasser darauf kam und er dann vom Aas eines unreinen Tieres berührt wurde. Wenn Wasser auf Saatgut kommt, beginnt der Prozess der Keimung. Aufs Geistliche übertragen heisst dies, dass mit dem untrüglichen Wort Gottes schon viel Schlimmes angerichtet worden ist. Man hat biblische Aussagen falsch verstanden, daraus verkehrte Schlüsse gezogen und falsche Anwendungen gemacht.
Schluss
Der Grund, warum Gott ein solches Kapitel mit so vielen Einzelheiten in sein heiliges Wort aufgenommen hat, gibt uns der 44. Vers. Unser Gott, der durch den Herrn Jesus unser Vater geworden ist, ist heilig. Nun möchte Er, dass wir uns als seine Kinder so verhalten, dass wir zu Ihm passen. Wir denken an 1. Petrus 1,15. Dort lesen wir zunächst: «Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel!» Nach dieser Aufforderung zitiert Petrus aus unserem Kapitel: «Denn es steht geschrieben: ‹Seid heilig, denn ich bin heilig›» (1. Pet 1,16; 3. Mo 11,45).
Unser himmlischer Vater, der uns liebt, ist heilig. Wollen wir Ihm, der uns in seiner Gnade und Liebe an sein Herz gezogen hat, nicht gefallen? Wollen wir nicht so leben, dass Er sich über seine Kinder freuen kann? Dann lasst uns die praktischen Belehrungen, die wir in diesem Kapitel gefunden haben, in unserem täglichen Glaubensleben befolgen. Der Herr Jesus will uns dabei helfen.
Anhang: Erklärung zu Apostelgeschichte 10,10-15
Der Apostel Petrus betete auf dem Dach des Hauses von Simon, dem Gerber, in Joppe. Da sah er in einer Vision ein Leinentuch voll von unreinen Tieren aus dem Himmel herabkommen. Zudem forderte ihn eine Stimme auf: «Steh auf, Petrus, schlachte und iss!» Als gesetzestreuer Jude antwortete er entrüstet: «Keineswegs, Herr! Denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines und Unreines gegessen.» Doch die göttliche Entgegnung lautete: «Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!»
Mit dieser Belehrung wollte Gott nicht einen Teil seines inspirierten Wortes, z.B. die Anweisungen in 3. Mose 11, aufheben. Er wollte seinem Apostel vielmehr zeigen, dass die Zeit des Gesetzes, in der die zeremoniellen Anordnungen gegolten hatten, von der Zeit der Gnade abgelöst worden war. Dabei ging es Gott nicht in erster Linie um die reinen und unreinen Tiere, sondern um die Menschen aus den Nationen, die von den Juden als «unrein» betrachtet und so behandelt wurden. Gott bemühte sich, bei seinem Jünger die vorhandenen Vorurteile gegenüber den Nationen abzubauen. Er sollte keinen Menschen mehr als «unrein» halten.