Dem Herrn dienen – wie denn?

Jeder von uns hat den Auftrag, dem Herrn Jesus zu dienen. Ob wir jung oder alt, Schwester oder Bruder sind, der Herr möchte, dass wir uns alle – da wo Er uns hingestellt hat – von Ihm gebrauchen lassen. Jeder von uns sollte daher einmal in Ruhe vor dem Herrn darüber nachdenken, was wir für Ihn tun können und wann wir es tun sollen. Heute aber soll uns die Frage beschäftigen, wie (d.h. in welcher Art und Weise) wir für Ihn arbeiten können.

Die Grundlage unserer Überlegungen soll dabei Titus 2,9.10 sein:

«Die Knechte (oder Sklaven) ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.»

Dieser Bibeltext setzt sich in der direkten Bedeutung mit dem damaligen Sklaventum auseinander. Unter den Gläubigen gab es solche, vielleicht sogar viele, die im Stand eines Sklaven lebten. Für diese hat das Neue Testament klare Anweisungen.

Auf uns angewendet lassen solche Verse an die Beziehungen im beruflichen Leben denken, in denen viele von uns stehen und in denen wir uns zu bewähren haben. Darüber hinaus wollen wir diese Verse heute einmal auf unser Verhältnis zu unserem «himmlischen Arbeitgeber» – dem Herrn Jesus – anwenden. Wir erhalten dabei nützliche Hinweise, die uns helfen können, Ihm in der richtigen Art und Weise zu dienen. – Knechte sollen

1) sich unterordnen

Gott erwartet von uns, dass wir die Autorität des Herrn Jesus nicht nur in unserem Leben, sondern auch in unserem Dienst akzeptieren. Er hat Ihm alle Vollmacht gegeben, und wir haben dieser Autorität im Dienst Rechnung zu tragen. Es ist nicht das Werk «Jesu», in dem wir arbeiten dürfen, sondern es wird ausdrücklich das «Werk des Herrn» genannt. So wie ein Arbeitnehmer den Anweisungen seines irdischen Chefs folgt, sind auch wir den Anweisungen unseres himmlischen Herrn gegenüber gehorsam. Unterordnung und Gehorsam liegen nahe beieinander, sind aber doch zu unterscheiden. Gehorsam bezieht sich auf ausdrückliche Gebote und Verbote, während Unterordnung eine grundsätzliche Herzenshaltung ausdrückt, die eine über ihr stehende Autorität anerkennt. Beides darf uns kennzeichnen. Es gibt im Wort Gottes klare Anweisungen (Gebote und Verbote), denen wir folgen wollen. Die Bibel regelt aber nicht in einer Aufzählung von Paragraphen jeden einzelnen Punkt. Deshalb geht es nicht nur um Gehorsam, sondern auch um die grundsätzliche Haltung der Unterordnung des Knechtes.

2) in allem wohlgefällig sein

Das geht weiter als sich unterzuordnen. Die Unterordnung eines Knechtes unter seinen Herrn sollte nicht widerwillig, aus Zwang oder rein mechanisch, sondern von Herzen erfolgen. In Kolosser 3,23 werden wir aufgefordert: «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen.» Unsere Herzen müssen im Dienst für den Herrn involviert sein. Er darf aus Liebe, Zuneigung und Dankbarkeit Ihm gegenüber ausgeübt werden. Der Knecht sollte so in Gemeinschaft mit seinem himmlischen Herrn leben, dass er Ihm in all seinem Tun und Lassen Freude macht. Dann fragen wir nicht: «Was muss ich jetzt tun?», sondern wir fragen: «Wie kann ich meinem Herrn jetzt eine Freude bereiten?» Das ist die Ausgangsbasis für einen gesegneten Dienst, an dem wir selbst unsere Freude haben. Eine weitere Aussage aus dem Kolosser-Brief lautet: «um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk fruchtbringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes» (Kol 1,10). Wenn das über jedem Dienst steht, dann ist es dem Herrn wohlgefällig.

3) nicht widersprechen

Der Widerspruchsgeist steckt in jedem von uns. Das erleben wir bei unseren Kindern und erfahren es im Berufsleben. Auch im Dienst für den Herrn ist es nicht ausgeschlossen, dass wir einmal widersprechen. Als Petrus um die Mittagszeit auf dem Dach in Joppe betete und plötzlich das Tuch mit allerlei vierfüssigen und kriechenden Tieren und den Vögeln des Himmels sah und die Stimme vernahm: «Schlachte und iss!», reagierte er mit einem energischen: «Keineswegs, Herr!» (Apg 10,12-14). Die Gründe dafür wollen wir hier nicht behandeln, aber daraus lernen, dass es sein kann, dass der Herr uns einen Auftrag gibt, den wir – aus welchen Gründen auch immer – nicht befolgen wollen. Die Wortwahl in unserem Text macht klar, dass es nicht nur darum geht, dass ein Knecht keine Widerworte geben soll, sondern dass er durch sein Verhalten in seinem Reden und Handeln seinem Herrn bei dem, was Er tut, nicht im Weg stehen soll. Auch das kann uns im Dienst für unseren Herrn passieren. Es ist durchaus möglich, dass wir zwar nicht direkt widersprechen, aber doch durch unsere Aktivität oder Passivität das Werk des Herrn hindern.

4) nichts unterschlagen

Der an dieser Stelle benutzte Ausdruck bedeutet soviel wie «beiseite schaffen». Die Gefahr für einen Sklaven bestand immer, sich etwas anzueignen, was ihm nicht zustand. Das Beispiel des Onesimus im Brief an Philemon macht das deutlich. Auch im Dienst für den Herrn ist es im übertragenen Sinn möglich, dass wir etwas «an die Seite schaffen», d.h. das, was der Herr uns anvertraut hat, nicht für Ihn, sondern für andere Zwecke einsetzen. Das können materielle Dinge (z.B. unser Geld) sein, das kann die uns von Gott gegebene Zeit sein, es können aber auch geistliche Werte sein. Wenn der Herr uns z.B. eine bestimmte Gabe gegeben hat und wir uns weigern uns, diese Gabe in seinem Werk einzusetzen, dann «unterschlagen» wir etwas. Das Gleichnis von den Knechten und den Talenten unterstreicht diesen Gedanken. Einer der Knechte war nicht bereit, mit dem empfangenen Talent zu arbeiten, sondern er «ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn». Der Vorwurf, den sein Herr ihm macht, ist eindeutig und ernst (Matthäus 25,18.26.27). Unser himmlischer Meister erwartet auch von uns, dass wir das, was Er uns gibt, für Ihn einsetzen, damit es für die Ewigkeit Nutzen bringt.

5) alle gute Treue erweisen

Bei allem, was wir im Werk des Herrn tun, kommt es auf die Treue an, die wir beweisen. In jeder Angelegenheit, die Er einem aufträgt, soll ein Knecht treu und zuverlässig arbeiten. Gott misst unseren Wirkungsgrad nicht an der Grösse der Aufgabe und auch nicht so sehr an den Ergebnissen, die wir erzielen, sondern daran, ob wir die von Ihm gegebenen Aufträge treu ausführen. Das macht uns Mut. Es geht nicht darum, dass wir nach grossen Dingen trachten, sondern darum, da treu zu sein, wo der Herr uns hinstellt. Das Beispiel Josephs gibt uns eine gute Orientierung. Weil er treu war, konnte Gott mit ihm sein. Erinnern wir uns noch einmal an das Gleichnis der Knechte und der Talente. Der Herr begründet den Lohn mit den Worten: «Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn» (Mt 25,21). Wäre es nicht grossartig, wenn wir alle einmal diese Worte aus dem Mund unseres Herrn hören würden?

Die Begründung für ein solches Verhalten

Sie lautet: «damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.» Gott ist hier der Heiland-Gott. Er will, dass alle Menschen errettet werden. Dazu kann unser Verhalten im Dienst für unseren Herrn einen entscheidenden Beitrag leisten. «Zieren» hat die Bedeutung von «in Ordnung bringen», «verzieren», «ausschmücken». Der Ausdruck wurde z.B. auch für die Anordnung von Edelsteinen gebraucht, um ihre Schönheit noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Das macht klar, worum es geht. Jeder Diener des Herrn gleicht einem Edelstein, der der Lehre besonderen Glanz verleiht, wenn er sich den Anweisungen Gottes entsprechend verhält und seinem Herrn auf diese Weise dient. Unser Verhalten als Knechte Gottes darf die Lehre zieren. Jeder, der es sieht, bekommt einen Eindruck von der Ordnung im Haus Gottes. Ist das nicht Motivation genug, unserem Herrn in der von Ihm gewollten Art und Weise zur Verfügung zu stehen?