Die gute Speise

Matthäus 14,13-21

Einleitung

Alle Begebenheiten, die uns in der Bibel berichtet werden, haben sich genauso zugetragen und sind demzufolge historische Tatsachen. Das macht den grossen Unterschied zwischen diesem wertvollen Buch und den von Menschen geschriebenen Geschichtsbüchern aus. Die Speisung der Volksmenge ist also so geschehen, wie die Bibel sie uns berichtet. Der Herr hat ein Wunder getan, denn Er ist allmächtig.

Zugleich finden wir in den biblischen Berichten eine tiefe geistliche Symbolik. Wer das übersieht, verliert einen grossen Segen. Der Herr Jesus selbst hat gewissen Begebenheiten aus dem Alten Testament eine geistliche Symbolik gegeben. Er zeigt uns die geistliche Bedeutung der kupfernen Schlange, die Mose in der Wüste auf eine Stange erhöhte, damit alle geheilt wurden, die glaubend auf diese Schlange blickten. «Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,14.15). Ein anderes Beispiel ist Jona im Bauch des grossen Fisches. Dieses Ereignis spricht symbolisch von der Grablegung des Herrn Jesus. «Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des grossen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein» (Mt 12,40).

Der Herr Jesus zieht sich zurück

Der Ausgangspunkt zur Speisung der Volksmenge war der Tod von Johannes dem Täufer. Er – der grösste aller Propheten des alten Bundes – wurde durch die Laune einer bösen Frau umgebracht. Warum war er der grösste Prophet? Weil er den Weg des Herrn bereitet hat. Er ging vor Ihm her und bereitete das Volk Gottes auf den Messias vor. Das ist der grösste Dienst, den ein Mensch tun kann: dem Herrn einen Weg in die Herzen der Menschen zu bereiten.

Der Tod von Johannes dem Täufer bewegte unseren Heiland tief, denn als Er davon hörte, zog Er sich zurück. Doch die Tötung des Johannes hatte noch eine weitere Bedeutung. Sie war das Zeichen dafür, dass die Menschen den Herrn Jesus nicht annehmen würden. Auch Er würde von der Masse des Volkes abgelehnt und ermordet werden. Dies geschah am Kreuz von Golgatha. Dort wurde Er endgültig von den Menschen verworfen. Im Wissen um diese Tatsache zog sich der Herr zurück. Er deutete damit an, dass Er von den Menschen weggehen und in den Himmel zurückkehren würde. Er nahm seinen Platz «ausserhalb des Lagers» ein (Heb 13,13).

Er ging an einen öden Ort für sich allein. Das spricht von seiner Absonderung, seiner Heiligung im Himmel. Er sagt in Johannes 17,19 in Bezug auf seine Rückkehr in den Himmel: «Ich heilige mich selbst für sie.» Wer jetzt beim Herrn sein möchte, muss Ihm folgen, muss zu Ihm hinausgehen und darf sich innerlich mit Dem verbinden, der in den Himmel zurückgekehrt ist. Das wird uns in jener Volksmenge vorgebildet, die Ihm zu Fuss folgte, um bei Ihm zu sein. An diesen Menschen hatte der Herr ein grosses Interesse. Er wurde innerlich bewegt über sie.

Die Aufforderung für uns finden wir in Hebräer 13,13: «Lasst uns zu ihm hinausgehen, ausserhalb des Lagers, seine Schmach tragend.» Dies ist ein Weg und ein Ort der Schmach, doch auch ein Platz, an dem der Herr segnen wird. Sind wir als Glaubende bereit, Ihm mit Herzensentschluss nachzufolgen und damit sittlich die Welt zu verlassen? Dann sind wir in unseren Herzen mit Ihm, dem Himmlischen, verbunden, und Er hat ein besonderes Interesse an uns.

Der Herr Jesus heilt die Schwachen

Er heilte ihre Schwachen. Das bedeutet, dass Er alle, die schwach und krank waren, gesund machte. Doch es zeigt uns auch, dass der Herr Jesus an schwachen Geschwistern grosses Interesse hat, dass Er sich besonders mit ihnen beschäftigt. Es gibt manchmal Kinder Gottes, die die Zusammenkünfte der Glaubenden leider nicht regelmässig besuchen. Das ist nicht gut. Wenn wir solche Mitgeschwister in unserer örtlichen Versammlung haben, sollten wir ihnen besonders nachgehen.

In Johannes 20,27 gibt uns der Herr Jesus das vollkommene Vorbild dazu. Da waren die Jünger eine Woche nach der Auferstehung des Herrn beisammen. Thomas war jetzt auch dabei. Wir wissen nicht genau, warum er 8 Tage vorher abwesend war. Vielleicht war er zu traurig. Doch die anderen hatten sich mit ihm beschäftigt. Sie sagten zu ihm: «Wir haben den Herrn gesehen.» Leider wurde diese Ermahnung nicht gut aufgenommen. Das ist auch heute meistens der Fall und muss uns nicht erstaunen. In seiner barschen Antwort sagte Thomas gewissermassen: Ich glaube nicht, dass ihr den Herrn gesehen habt. Trotzdem war er eine Woche später mit den Jüngern versammelt. So kann auch heute eine schlecht aufgenommene Ermahnung durch die Gnade Gottes eine gute Auswirkung zeigen.

Der Herr trat in ihre Mitte, und wir würden denken, dass Er sich jetzt besonders mit Johannes beschäftigte, mit diesem vorzüglichen Jünger, der sich am Abend vor der Kreuzigung an seine Brust gelehnt hatte, oder mit Petrus, der manchmal so hervorragende Worte über den Herrn geäussert hatte. Doch nein, der Herr sprach hier Thomas persönlich an. Wir können sagen: Eine örtliche Versammlung ist so gut, wie sie sich mit ihren Schwachen beschäftigt.

Nahrung an einem öden Ort

Der Herr befand sich mit der Volksmenge an einem öden Ort. Das redet davon, dass es in der Gegenwart des Herrn keine Nahrung für unser Fleisch, d.h. für unsere alte Natur, gibt. An dem Platz ausserhalb des Lagers gibt es nichts für den Stolz und die Ehrsucht des Menschen.

Die Jünger schlugen vor, die Volksmenge zu entlassen. Das war kein guter Vorschlag, und der Herr antwortete: «Sie haben nicht nötig, wegzugehen.» Seitdem der Herr durch den Tod und die Auferstehung in den Himmel gegangen ist, gibt Er denen, die Ihm angehören, geistliche Nahrung. Das ist die grosse Belehrung dieser Geschichte. Er sorgt heute vom Himmel her für uns, damit wir keinen geistlichen Hunger zu leiden haben. Wir brauchen nicht von Ihm wegzugehen.

Die Aufgabe der Jünger

Dann forderte Er die Jünger auf: «Gebt ihr ihnen zu essen.» Bildlich kommt jetzt die Wahrheit vor uns, die uns in Epheser 4,8-11 gezeigt wird: «Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben …» Der verherrlichte Herr im Himmel gibt den Menschen Gaben in Form von Personen. Zu diesen sagt Er auch heute noch: «Gebt ihr ihnen zu essen.» So nährt der Herr vom Himmel her die Versammlung. Wenn das Wort Gottes vor die Herzen und Gewissen gelegt wird, empfangen die Glaubenden geistliche Nahrung. Die Gaben sind heute auch in schriftlicher Form vorhanden, in guten Büchern, die uns helfen, das Wort Gottes zu verstehen. Doch der Herr schenkt der Versammlung auch heute noch Brüder als Gaben zur mündlichen Auferbauung. Wenn wir geistlich wachsen wollen, müssen wir von ihnen Gebrauch machen.

Die Brüder, die eine Gabe des Herrn an die Versammlung sind, müssen lernen: «Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische.» Es ist das Bewusstsein, nur wenig geben zu können. Sie haben nicht nichts, aber sie haben wenig. Wenn Brüder das Wort Gottes in der Versammlung verkündigen, so muss sich vorher in ihnen etwas gebildet haben. Das gilt für jeden Dienst, bei dem das Wort Gottes weitergegeben wird, z.B. in der Sonntagsschule, zu Hause, usw. Wir können nur das weitergeben, was der Herr in uns bilden konnte.

Fünf Brote und zwei Fische

Was bedeuten Brot und Fisch? Brot ist das, was wir geistlich nötig haben, um täglich im Glauben leben zu können. Es ist das Lebensnotwendige. Fisch ist das, was der Herr uns darüber hinaus gibt. Als der Herr Jesus hier auf der Erde Speise austeilte, gab Er nie nur Brot (siehe auch Johannes 21). So handelt Gott mit uns – sogar im irdischen Leben. Er gibt uns Nahrung zur Erhaltung unseres Lebens, aber auch zum Genuss. Beides nehmen wir dankbar aus seiner Hand an. In 1. Timotheus 4,10 finden wir das Brot. Gott ist ein Erhalter aller Menschen, besonders der Gläubigen. 1. Timotheus 6,17 zeigt uns den Fisch: Gott reicht reichlich dar zum Genuss. So gibt der Herr auch geistliche Nahrung zur Erhaltung und zur tiefen geistlichen Freude. Das Manna in der Wüste redet vom täglichen Bedarf (2. Mo 16,4). Das Beispiel der Freigebigkeit Salomos gegenüber der Königin von Scheba zeigt uns den Genuss. Sie war reich und hatte keinen Bedarf. Doch der König gab ihr alles, was sie wünschte (1. Kön 10,13).

Die Zahl 5 redet davon, dass der Mensch von Gott abhängig ist. Die Brüder, die das Wort verkündigen, können dies nur in Abhängigkeit vom Herrn tun. Die Zahl 2 ist die Zahl des Zeugnisses und redet von unserem Auftrag, den wir zu erfüllen haben, wenn wir das Wort an die Herzen der Zuhörer richten: Es dürfen nicht unsere Ideen sein. Es muss ein Zeugnis vom inspirierten Wort Gottes sein.

Der Herr segnet die Speise und lässt sie austeilen

«Bringt sie mir her.» Das Weitergeben geistlicher Nahrung muss mit Gebet verbunden sein. Wir dürfen das, was wir den Zuhörern vorstellen möchten, zuerst dem Herrn bringen, damit Er es segnen und vermehren kann.

Doch bevor Er es hier segnete, liess Er das Volk sich lagern. Es geht dem Herrn nicht nur darum, dass Nahrung ausgeteilt wird, sondern dass sie auch aufgenommen wird. Die erste Voraussetzung dazu ist, dass wir bei Ihm innerlich zur Ruhe kommen, sonst können wir das Wort nicht aufnehmen. Diese wichtige Wahrheit finden wir in der ganzen Bibel. Psalm 23 sagt, dass Er uns auf grünen Auen lagert und zu stillen Wassern führt. Ein weiteres Beispiel sehen wir bei Maria, die sich zu seinen Füssen niedersetzte und seinem Wort zuhörte. Das grüne Gras, wovon Markus berichtet (Kap. 6,39), redet von der frischen Gemeinschaft mit dem Herrn. Das Lagern beim Herrn bedeutet also in erster Linie, zur Ruhe zu kommen, aber auch Gemeinschaft mit Ihm zu haben.

Der Herr blickte jetzt zum Himmel. Er war der abhängige Mensch, wie auch Psalm 16,1 Ihn uns zeigt: «Bewahre mich Gott, denn ich nehme Zuflucht zu dir.» Er erbat sich den Segen des Himmels für diese Speise. Welch ein Vorbild ist Er als vollkommener, abhängiger Mensch für uns! Den Grundsatz haben wir in Jakobus 1,17: «Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter.»

Nachdem der Herr die Speise gesegnet hatte, gab Er sie nicht direkt den Menschen, sondern den Jüngern, damit sie sie der Volksmenge austeilten. Darin sehen wir, wie der Herr heute vom Himmel her den Glaubenden geistliche Nahrung austeilt. Er lässt sie nicht vom Himmel herabfallen, sondern Er benutzt hier auf der Erde Werkzeuge, denen Er Gaben anvertraut hat. Sie sind beauftragt, diese geistliche Speise dem Volk Gottes weiterzugeben.

Essen und gesättigt werden

Das Essen des Volkes spricht von der Aufnahme der geistlichen Nahrung in unsere Herzen. In Jeremia 15,16 heisst es: «Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt, HERR, Gott der Heerscharen.» Weiter finden wir in Psalm 81,11: «Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat; tu deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen.»

Wenn wir das Wort Gottes mit der Bereitschaft hören, es in unsere Herzen aufzunehmen, dann werden wir reich gesegnet. Auch zur Aufnahme des Wortes Gottes ist Abhängigkeit nötig. Es waren 5000 Männer. Wieder ist die Zahl 5, die Zahl des von Gott abhängigen Menschen, vor uns. So muss Gott unsere Herzen auftun, damit der Segen des Wortes Eingang finden kann. Auch darin sind wir von Ihm abhängig. Ein Beispiel dazu aus Apostelgeschichte 16,14: Lydia hörte dem Wort zu – das war ihre Verantwortung. Doch der Herr tat ihr Herz auf – das war das Werk Gottes.

Sie assen und wurden gesättigt. Nur das Wort Gottes kann unsere Seelen sättigen und Antwort auf all unsere Probleme geben. Für die Schwierigkeiten in der Ehe, in der Familie und in der örtlichen Versammlung darf die Basis nicht menschliche Psychologie sein, sondern es muss das Wort Gottes in seiner heilenden Wirkung sein. Wenn wir uns darunter stellen, wird es Heilung geben. Sind wir bereit, uns unter das Wort Gottes zu beugen?

Der Herr gibt in Überfluss

Zwölf Handkörbe voll übrig gebliebener Brocken wurden aufgehoben. Die Zahl 12 redet von der Verwaltung Gottes durch die Menschen auf der Erde. Gott hat eine Verwaltung, wenn Er das Wort austeilt und die Glaubenden nährt. Diese muss gottgemäss ausgeführt werden. Sie darf nicht durch eine menschliche Organisation ersetzt werden. Das bedeutet aber nicht, dass in den Zusammenkünften der Glaubenden ein Chaos herrscht. Nein, die Verwaltung Gottes ist die Leitung durch den Heiligen Geist. Wie wichtig ist es, dass wir uns unter diese Führung stellen und unser Fleisch nicht tätig wird. Da, wo der Geist in Freiheit wirken will, besteht auch die Gefahr der Betätigung des Fleisches. Es soll unser Gebet sein, dass wir in keiner Weise ein Hindernis für den Segen sind, den Gott den Seinen geben will. Wenn die Brüder sich profilieren wollen oder keine Selbstbeherrschung besitzen, wirkt das Fleisch und nicht der Geist.

Diese zwölf Handkörbe haben auch einen prophetischen Aspekt von der Verwaltung Gottes auf dieser Erde. Der Herr gibt in allen Zeitperioden den Seinen geistliche Nahrung. Das wird auch nach der Entrückung der Versammlung so sein. Der glaubende Überrest aus Israel wird vom Herrn im Himmel genährt werden, bis Er selbst kommen wird. Dann wird Er im Tausendjährigen Reich seinem irdischen Volk und allen Menschen seinen Segen austeilen. In Psalm 132,14.15 heisst es: «Dies ist meine Ruhe auf ewig; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt. Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.» Die 12 Handkörbe sprechen also auch von der vollkommenen Verwaltung Gottes in jener zukünftigen Zeit des Segens hier auf der Erde.

Schluss

Als der Herr Jesus in den Himmel zurückkehrte, verliess Er die Jünger mit erhobenen und segnenden Händen (Lukas 24,50-51). Jetzt nährt und segnet Er die Seinen durch das Wort vom Himmel her. Später wird Er aus dem Himmel wiederkommen, um den treuen Überrest aus Israel in den Segen des Reiches einzuführen.