Henoch

1. Mose 5,18-24; Hebräer 11,5-6; Judas 1,14-15

Über Henoch teilt uns der Geist Gottes im Wort nicht sehr viel mit. Er wird nur in 1. Mose 5; 1. Chronika 1,3; Hebräer 11 und Judas 14 erwähnt. Aber das Wenige, das uns von ihm berichtet wird, zeigt doch wesentliche Punkte, die zu einem Gott wohlgefälligen Glaubensleben gehören.

Die Welt, in der Henoch lebte, und die Familie des Glaubens in 1. Mose 5

Henoch lebte zu einer Zeit, da das Menschengeschlecht schon derart von Gott, seinem Schöpfer, abgewichen war, dass es heisst: «Es reute den HERRN, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde» (1. Mo 6,6). Die Kennzeichen der Welt, die ihn umgab, waren Verderben und Gewalttat (1. Mo 6,11.12).

Henoch aber gehörte zur Familie des Glaubens, die in 1. Mose 5 erwähnt wird. Sie steht im Gegensatz zur Familie Kains, der sich von Gott entfernt hatte, nachdem Dieser ihn wegen des Mordes an seinem Bruder Abel zur Rechenschaft gezogen hatte. Kain und seine Nachkommen bauten eine Gesellschaftsordnung auf, von der Gott ausgeschlossen war. Wir finden in 1. Mose 4,16-24 die Anfänge der Welt, in der wir heute leben und von der wir ständig umgeben sind.

Was waren die Merkmale der Familie. zu der Henoch gehörte? Als Seth, ein weiterer Sohn Adams, und dessen Sohn Enos geboren wurden, heisst es: «Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.» Nicht alle gehörten also zur Welt der Ungläubigen, die Gott schliesslich durch das Gericht der Sintflut umbringen musste. Jene, die den Namen des HERRN anriefen, erfuhren aber, dass die allgemeinen Folgen der Sünde alle Menschen ohne Ausnahme treffen. So heisst es, dass Adam in Seth einen Sohn zeugte, «in seinem Gleichnis, nach seinem Bild». Vor dem Sündenfall lesen wir, dass Gott den Menschen in seinem Bild und Gleichnis geschaffen hatte. Nun hatte die Sünde dies zerstört. Alle Nachkommen Adams tragen seither von Geburt an die Erbsünde in sich. Deshalb wiederholt sich in 1. Mose 5 die Feststellung: «Und er starb.»

Im Gegensatz zur Nachkommenschaft Kains werden über die Nachkommen Seths keine Besonderheiten und keine Vorzüge oder Errungenschaften berichtet. Diese Menschen hatten ihre Familien, sie riefen den Namen des HERRN an, aber sie taten nichts Weltbewegendes, wodurch sie ins Rampenlicht gerückt wären. Wir lesen nichts von Städtebauern, Erfindern oder Künstlern. Gott möchte nicht, dass die Seinen in dieser Welt nach Ehre, Ruhm und Besitz streben, sondern «ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst» (1. Tim 2,2).

Was Henoch charakterisierte

(1. Mo 5,18-24)

Jered gab seinem Sohn den Namen Henoch, was «eingeweiht, belehrt» bedeutet. Liegt darin nicht ein wichtiges Merkmal der Gläubigen? Ja, Gott lässt uns, die Seinen, in sein Herz blicken. Wir haben ihn als unseren Vater kennenlernen dürfen. Er hat sich in seinem Wort durch den Herrn Jesus völlig offenbart. Aber Er hat uns auch den ewigen Ratschluss kundgetan, den Er vor der Zeit gefasst hat, dessen Mittelpunkt Jesus Christus ist, worin aber auch wir durch Gottes Gnade eingeschlossen sind (Eph 1 und 3). Gott hat uns im Weiteren darüber belehrt, was mit der Erde, auf der wir leben, geschehen wird, was Israel und den Nationen bevorsteht, wohin die Welt führt und was das endgültige Los aller Ungläubigen sein wird.

Gott hatte den gläubigen Henoch in seine Gedanken eingeweiht, und dies blieb nicht ohne Auswirkung auf sein praktisches Leben, wie wir noch sehen werden. Und wie steht es bei uns? Prägt die Kenntnis der Gedanken und des Ratschlusses Gottes auch unser praktisches Verhalten als Christen?

Wie alle in 1. Mose 5 mit Namen aufgeführten Personen, so hatte auch Henoch eine Familie. Es scheint jedoch, dass mit der Geburt seines Sohnes Methusalah eine Wendung in seinem Leben eingetreten ist. Es heisst: «Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte.» Weist uns diese Bemerkung nicht auf die Bekehrung hin, die im Leben jedes Gläubigen den Anfang seines Weges mit dem Herrn bildet? Keine gläubigen Eltern können ihren Glauben auf ihre Kinder übertragen. Jeder einzelne Mensch, auch wenn er ein Kind eines gläubigen Vaters und einer gläubigen Mutter ist, muss sich persönlich bekehren, muss seine Sünden Gott bekennen und selbst an das Erlösungswerk des Herrn Jesus glauben. Niemand kann dies für ihn tun.

Die Bibel erwähnt zwar nur wenige Menschen, die mit Gott wandelten. Aber eigentlich sollte diese kurze und prägnante Beschreibung des Lebens Henochs das Leben jedes Gläubigen kennzeichnen. Wie schön wäre es, wenn wir alle täglich an der Hand unseres Gottes und Vaters auf dem Glaubensweg dem herrlichen Ziel entgegengehen würden! Und doch kommt es manchmal vor, dass wir eigene Wege einschlagen, oder wir lassen Gottes Hand los, um schneller oder langsamer als Er vorangehen zu können!

Wie und wo endete Henochs Wandel mit Gott? Direkt bei Ihm in der Herrlichkeit: «Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn weg.» Indem Henoch nicht durch den Tod gehen musste, sondern direkt zu Gott gehen durfte, ist er ein schöner Hinweis auf das, was uns bevorsteht: die Entrückung. Der Herr Jesus hat kurz vor seiner Rückkehr zum Vater den Jüngern und uns verheissen, wiederzukommen und uns zu sich zu nehmen. In 1. Thessalonicher 4,15-18 wird dieses Ereignis näher beschrieben. Es ist die wunderbare Hoffnung aller jetzt lebenden Gläubigen. Vielleicht kommt Er heute!

Der Glaube Henochs

(Hebräer 11,5.6)

Diese neutestamentliche Stelle erwähnt den Glauben Henochs, von dem in 1. Mose 5 überhaupt nichts gesagt wird. Zudem heisst es, dass er vor seiner Entrückung zum Wohlgefallen Gottes gelebt habe. Wie kam dieser Mann zu einem solchen Zeugnis? Durch seinen Glauben. Er vertraute auf Gott, aber er glaubte auch dem, was Gott gesagt hatte. Ein Wandel mit Gott, wie wir ihn bei Henoch finden, ist also nur durch Glauben möglich.

Und so ist auch unser Leben als gläubige Christen durch und durch eine Sache des Glaubens. Wir haben unseren Herrn und Heiland noch nie gesehen, aber wir vertrauen in allen Lebenslagen auf Ihn und glauben dem Wort unseres Gottes, worin Er uns nicht nur sich selbst vorstellt, sondern uns viele Verheissungen gibt und uns alle seine Gedanken mitteilt. Durch ein solches Leben des Glaubens und Vertrauens ehren wir Gott und finden sein Wohlgefallen.

Die Weissagung Henochs

(Judas 14.15)

Henoch, der Eingeweihte und Belehrte, wusste um das bevorstehende Gericht Gottes. Seine Weissagung bezog sich zunächst auf die kommende Wasserflut, aber sie weist zudem auf eine heute noch zukünftige Zeit des Gerichts hin, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen und dann Gericht ausüben wird.

Wie inhaltsschwer sind doch diese wenigen Worte Henochs! Zuerst sagt er, dass das Gericht alle Ungläubigen treffen werde. Keiner wird entrinnen können. Das war damals bei der Sintflut so, und das wird auch bei der Erscheinung des Herrn so sein.

Dann wird viermal das Wort «gottlos» gebraucht. Zunächst heisst es, dass alle Gottlosen von ihren Werken der Gottlosigkeit überführt werden. Es muss offenbar werden, wie gottlos das Tun der ungläubigen Menschen heute ist. Sie wollen erstens persönlich nichts mit Gott zu tun haben. Und zweitens wird Gott aus jedem nur denkbaren Lebensbereich ausgeschaltet. Es gibt Menschen, die sogar bestimmen, dass auch an ihrer Beerdigung kein Wort von Gott gesprochen werden darf.

Die Werke der Gottlosigkeit werden auch gottlos verübt. Darin sehen wir die Gesinnung, in der die Menschen heute leben. Auch in ihrem Denken hat Gott keinen Platz.

Zuletzt werden die harten Worte gottloser Sünder gegen Gott erwähnt. Wenn es Menschen, die Gott so völlig aus ihrem Leben und Denken ausgeschaltet haben, auf einmal schlecht geht, wenn sie in Schwierigkeiten und ins Elend kommen, dann machen sie Gott dafür verantwortlich. Wie viele harte Worte werden heute angesichts des vielfältigen Elends in der Welt gegen Gott geredet! Einen Sünderheiland aber lehnt man ab. Daher wird das letzte Wort Gottes Gericht sein.

Henoch hatte seine Kenntnis vom kommenden Gericht nicht für sich behalten, sondern «geweissagt und gesagt» und dadurch seine Mitmenschen gewarnt. Als ein Mann, der von Gott belehrt und in dessen Gedanken eingeweiht war und der mit Ihm wandelte, konnte er gegenüber seiner ungläubigen Umgebung auch ein wirkungsvolles Zeugnis ablegen.

Wie steht es da bei uns? Stimmt unser Leben mit unseren Worten überein? Oder schweigen wir, weil es bei uns manches gibt, das Gott nicht gefällt und unser Zeugnis kraftlos machen würde? Wie traurig und wie schade wäre dies. Gott hat uns in seinem Wort sowohl den Charakter der Welt als auch das Gericht, das die ungläubigen Menschen treffen wird, klar aufgezeigt. Nun möchte Er, dass wir uns von ihr und von jeder Art des Bösen, das uns umgibt, absondern, aber die Menschen in der Welt warnen und auf den Heiland hinweisen, damit noch viele an Ihn glauben und aus der gegenwärtigen bösen Welt herausgerettet werden. Die Gnadenzeit kann jeden Augenblick zu Ende gehen.

Zusammenfassung

Fassen wir zusammen, was Gott uns durch Henoch und sein Verhalten lehren will.

  • Der Wandel Henochs mit Gott begann zu einem bestimmten Zeitpunkt. So steht im Leben jedes Erlösten die Bekehrung am Anfang seines Weges mit dem Herrn.
  • Das Leben des Gläubigen ist ein Leben des Vertrauens auf den Herrn, den er noch nie gesehen hat, und des Glaubens an alles, was Gott gesagt und in seinem Wort niedergelegt hat.
  • Durch sein Wort und seinen Geist belehrt uns Gott über seinen Ratschluss im Blick auf Christus und die Erlösten, aber auch über die Zukunft der ungläubigen Menschen. So können wir ihnen ein Wegweiser zum Heiland sein, aber nur, wenn wir uns im Übrigen bewusst von der Welt und ihrem Tun getrennt halten.
  • Als Gläubige warten wir nicht auf den Tod, sondern auf den Herrn, der verheissen hat, wiederzukommen, um uns vor den Gerichten zu sich zu entrücken.