Viele Stellen im Wort Gottes machen deutlich, welch einen hohen Stellenwert die Gläubigen – einzeln und gemeinsam – in den Augen Gottes haben. Wenn wir uns mit diesen Versen beschäftigen, werden unsere Herzen warm und von der Liebe Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesus Christus erfüllt. Dabei gibt es Bibelworte, die offensichtlich und direkt von diesem Stellenwert sprechen, wie beispielsweise Jesaja 43,4:
«Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen und ich dich lieb habe …»
Andere Verse hingegen lassen erst beim genaueren Hinsehen erkennen, durch welch eine unendliche Liebe zu den Seinen Gottes Tun gekennzeichnet ist.
Langmütig euch gegenüber
Wenn wir zunächst über 2. Petrus 3,9 nachdenken, so heisst es dort:
«Der Herr zögert die Verheissung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.»
Die wunderbare Verheissung, von der unser Herr in Johannes 14,2 spricht, zögert Er nicht hinaus. Dort hat Er zugesagt, dass Er uns zu sich in die Wohnungen im Haus des Vaters nehmen wird, wo Er uns eine Stätte bereitet hat. Dass Er bis jetzt noch nicht wiedergekommen ist, hielten einige von denen, an die Petrus schrieb, für ein Hinauszögern. Doch es war und ist ausschliesslich Langmut.
Spontan würden wir jetzt an die Langmut unseres Herrn gegenüber jenen denken, die noch auf dem Weg ins Verderben sind. Aber hier heisst es «langmütig euch gegenüber», das heisst gegen die Seinen. Der dann genannte Grund ist, dass Er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.
Wenn wir aber solche vor Augen haben, die uns nahestehen, möglicherweise Eltern, Kinder oder Geschwister, zu denen wir eine natürliche Zuneigung und Bindung besitzen, dann wird uns dieses «euch» besonders kostbar. Die Not der Seinen und ihre Gebete für unbekehrte Familienangehörige bewegt unseren liebenden Herrn zu dieser Langmut.
Erinnern wir uns an die Brüder des Herrn Jesus (Mt 13,55)? Sie glaubten zunächst nicht an Ihn (Joh 7,5). Welche Not dies unserem Herrn als vollkommenem Menschen wohl gemacht hat, können wir nur erahnen. Nach Apostelgeschichte 1,14 waren sie jedoch nach seiner Rückkehr in den Himmel bei den Gläubigen, die einmütig im Gebet verharrten. Wann genau die Brüder des Herrn sich bekehrt haben, wird uns nicht mitgeteilt. Wir sehen jedoch durch das, was Er mit der irdischen Familie erlebte, in der Er aufwuchs, wie Jesus Christus als Mensch die Not kennen gelernt hat, die auch uns Gläubige täglich umgibt.
Wunderbarer Herr, der langmütig uns gegenüber ist, da Er nicht will, dass Menschen, die wir besonders lieben, verloren gehen! Wie sollte dies ein Ansporn für uns sein, für unsere Lieben, die noch auf dem breiten Weg ins Verderben sind, vor dem Thron der Gnade einzustehen.
Teuer und wertvoll
Der eingangs genannte Vers aus Jesaja 43 enthält die Ausdrücke: teuer, wertvoll und lieb haben. Sie sprechen alle von der unendlichen Grösse unseres Gottes und unseres Herrn.
Teuer deutet auf einen hohen Preis hin. Wie unermesslich hoch war der Preis, den unser Heiland bezahlt hat! Er hat sein Leben gegeben. Und wenn wir an Gott denken, so gab Er den Liebling seiner Seele, seinen eingeborenen Sohn, auf die Erde und ans Kreuz (Joh 3,16). Dieser hohe Preis wurde für uns Sünder bezahlt.
Aber noch mehr. Wir sind wertvoll in seinen Augen. Unvorstellbare Gnade Gottes, der uns in dem Geliebten angenehm gemacht hat. In seinen Augen sind wir Bestandteil einer Perle bzw. eines Schatzes (Mt 13,44-46).
Die Aufzählung wird durch die Aussage «weil ich dich lieb habe» abgeschlossen. Wir wissen, dass Gott Liebe ist (1. Joh 4,8) und Er diese Liebe durch die Gabe seines Sohnes offenbart hat. 1. Korinther 13,8 sagt uns, dass die Liebe niemals vergeht. Diese ewige Liebe Gottes zu uns, der unendlich hohe Preis, den Er bezahlt hat, und der Wert, den wir in seinen Augen haben, sind hier die genannten Gründe dafür, dass wir uns nicht zu fürchten brauchen (Jes 43,1.5).
Der gute Hirte und sein Schaf
In Jesaja 9,5 heisst es: «Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.» Das ist ein prophetischer Hinweis auf den Herrn Jesus. Er ist dieses Kind, das geboren werden sollte und das vor ca. 2’000 Jahren geboren wurde.
Die dann genannten Namen kennzeichnen seine Einzigartigkeit und Macht. Sie zeigen, dass Er Gott ist, der Vater der Ewigkeit. Die Herrschaft über die ganze Schöpfung trägt Er auf seiner Schulter. Zum Tragen dieser gewaltigen Last benötigt Er lediglich eine Schulter.
Wenn wir dann ins Neue Testament gehen, finden wir in Lukas 15,4.5 den Herrn Jesus als den guten Hirten. Es ist die gleiche Person, von der in Jesaja 9,5 gesprochen wird. Was tut der gute Hirte? Er sucht das verlorene Schaf, bis Er es findet.
«Wenn er es gefunden hat, legt er es mit Freuden auf seine Schultern.»
Er trägt es nach Hause, ruft seine Nachbarn und Freunde zusammen und freut sich mit ihnen. Dieses Schaf ist Ihm so wertvoll, dass Er es auf seine beiden Schultern legt.
Gott gedachte an Abraham
In 1. Mose 18 finden wir die Begebenheit, wo der HERR und zwei Engel Abraham besuchen. In Vers 22 gehen die Engel nach Sodom weiter, um dort das Gericht Gottes anzukündigen. Dabei treffen sie schon am Eingang der Stadt auf Lot, der im Tor sitzt. Offensichtlich genoss er in dieser gottlosen Stadt ein gewisses Ansehen. In Kapitel 19,7 nennt er die gottlosen Männer Sodoms sogar seine Brüder.
Nachdem der HERR Abraham das beabsichtigte Gericht über Sodom mitgeteilt hat, setzt sich Abraham für die Gerechten ein, die möglicherweise noch dort lebten. Während dieses Dialogs waren die beiden Engel bereits auf dem Weg nach Sodom. Wir können uns die Not im Herzen Abrahams gut vorstellen. Er wusste ja, dass sein Neffe mit seiner Familie in der Stadt wohnte, deren Gericht kurz bevorstand. Ich denke, dass er überzeugt war, dass mindestens zehn Gerechte dort waren, so dass die Stadt und damit auch seine Verwandtschaft vom Gericht verschont würden. Am Morgen des folgenden Tages machte er sich früh auf, um von dem Ort aus, wo er vor dem HERRN gestanden hatte, einen Blick auf Sodom und Gomorra zu werfen. Seine Empfindungen werden uns nicht mitgeteilt. Hatte Gott durch seinen Besuch bei Abraham und das nachfolgende Gespräch nicht angedeutet, dass Er Lot retten wollte?
Die Bibel sagt nichts darüber. Aber in 1. Mose 19,29 wird uns mitgeteilt, warum Gott Lot rettete:
«Als Gott die Städte der Ebene verdarb, da gedachte Gott an Abraham und entsandte Lot mitten aus der Umkehrung, als er die Städte umkehrte, in denen Lot gewohnt hatte.»
Gott handelte hier aus Liebe zu seinem Knecht Abraham, der auch Freund Gottes genannt wurde (2. Chr 20,7; Jes 41,8; Jak 2,23). Er dachte an seinen Freund Abraham, der für den gerechten Lot im Gebet eingetreten war. In seiner unendlichen Liebe erhörte der grosse Gott die Bitte seines Dieners und Freundes Abraham und rettete den Gerechten, der in der Welt verstrickt war und dadurch Gott verunehrte. Wie schwach das Zeugnis von Lot war, sehen wir, als er seine Schwiegersöhne vor dem göttlichen Gericht warnte. Er war in ihren Augen wie einer, der Scherz treibt.
In dieser Begebenheit steht der grossen Gnade Gottes mit uns die ebenso ernste Belehrung für uns gegenüber: Leben wir zur Ehre Gottes? Kann die Welt an unseren Taten und unserem Lebensweg sehen, dass wir Gottes Kinder sind? Lot wurde gerettet, doch so wie durchs Feuer. Mögen wir solche sein, vor denen der Herr nicht verbirgt, was Er tun will (Kap. 18,17).
Bürger des Himmels
Bürger eines Landes zu sein, ist mit Pflichten und Rechten verbunden. Im Land, dessen Bürgerrecht wir besitzen, befindet sich meistens auch unser Zuhause, der Ort, wo wir heimisch sind. Dort sind wir geborgen und glücklich. In Philipper 3,20.21 spricht Gottes Wort über unser himmlisches Bürgertum:
«Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit.»
Dieses Bibelwort lenkt unsere Blicke auf den Herrn Jesus, den wir erwarten, damit Er uns zu sich in die Herrlichkeit holt.
Es ist hier vom Bürgertum in den Himmeln die Rede. Doch es wird nicht näher auf die in der Mehrzahl genannten Himmel eingegangen. In der Fortsetzung des Satzes wird nämlich auf die Einzahl gewechselt, denn es heisst «von woher» und nicht «aus denen» wir den Herrn Jesus Christus erwarten. Der Apostel Paulus spricht in 2. Korinther 12,2 vom dritten Himmel, in den er entrückt wurde – gewissermassen ins Allerheiligste –, wo er unaussprechliche Worte hörte.
Der Herr Jesus hingegen spricht in Johannes 14 vom Vaterhaus in der Einzahl. Ich denke, dass Philipper 3,20 unsere Blicke ganz dezent genau dorthin lenkt. Unser Herr hat selbst gesagt, dass Er ins Vaterhaus gehen würde, um in jenem nicht geschaffenen, ewig existierenden Bereich der Herrlichkeit eine Stätte für uns zu bereiten. Damit wir jedoch dort sein können, wo Er schon ist, muss unser jetziger Körper zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit umgestaltet werden.
Die vielen Wohnungen im Haus des Vaters, von denen unser Herr spricht, sind der Grund dafür, dass unser Herz nicht bestürzt zu sein braucht. Welch ein wunderbares Ziel haben wir vor uns! Wenn wir an Abraham, Sara, Isaak und Jakob denken, dann sagt Hebräer 11,13: «Sie bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien.» Ihr Verlangen nach einem besseren, das ist himmlischen Vaterland belohnte Gott, indem Er sich nicht schämt, ihr Gott genannt zu werden. Wie sollte doch unser Leben dadurch geprägt sein, dass wir Himmelsbürger sind!