Unser Gott ist gross

Als Christen kennen wir das Vorrecht, den grossen Gott im Himmel unseren Vater nennen zu dürfen. Wir erfreuen uns an den Worten des Herrn Jesus selbst, der zu Maria sagte: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17). Wir wissen, dass wir in Gott, dem Vater, geliebt sind, ja, dass der Vater selbst uns lieb hat (Jud 1; Joh 16,27). Diese Kenntnis des Vaters unterscheidet einen Christen von einem Gläubigen des Alten Testaments. Niemand im alten Bund kannte Gott so, wie wir Ihn kennen dürfen.

Dennoch bleibt es auch für Christen, die den Vater kennen, eine gewaltige Tatsache, mit dem grossen Gott verbunden zu sein. Wir wollen nicht vergessen, dass der Herr Jesus in seiner Botschaft an Maria nicht nur vom Vater, sondern auch von Gott gesprochen hat. Er ist nicht nur unser Vater, sondern Er ist auch unser Gott. Die Grösse dieses Gottes nur zu erahnen, ist ein unmögliches Unterfangen. Im Alten Testament wird Er mehrfach der «grosse Gott» genannt (z.B. Ps 77,14; 95,3; Jer 32,18), und auch im Neuen Testament nennt Paulus Ihn einmal so (Tit 2,13).

Nachfolgend wollen wir uns kurz mit drei Merkmalen der Grösse unseres Gottes beschäftigen: mit seiner Allmacht, seiner Allgegenwart und seiner Allwissenheit. Der Gedanke daran wird einem Ungläubigen zu Recht Furcht einflössen. Die Tatsache, dass Gott alle Macht hat, dass Er überall ist und dass Er alles weiss, kann einen Menschen, der keinen Frieden mit Ihm hat, nur erschrecken. Aber selbst bei einem Kind Gottes, das eigene Wege geht und die praktische Gemeinschaft mit dem Herrn verloren hat, mag die Erinnerung an die Allmacht, die Allgegenwart und Allwissenheit Gottes Unbehagen auslösen. Wenn wir aber unseren Weg in Übereinstimmung mit dem Herrn gehen, dann kann uns der Gedanke an die Grösse unseres Gottes eine grosse Ermunterung sein und Mut machen, an seiner Hand weiterzugehen. Unter diesem letzten Aspekt nachfolgend einige kurze Gedanken, die uns zum weiteren Nachdenken anregen mögen:

1. Gott ist allmächtig

So lernte Abram Gott kennen. Mit den Worten: «Ich bin Gott, der Allmächtige, wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen» (1. Mo 17,1), erschien Er ihm. Abraham war 99 Jahre und hatte noch keinen Sohn. Konnte er da auf etwas anderes als die Allmacht Gottes bauen, um noch einen Sohn zu bekommen? Gewiss nicht. Abraham rechnete mit der Allmacht seines Gottes und vertraute darauf.

Und wir? Auch wir kennen die Allmacht Gottes. Ein Blick in seine wunderbare Schöpfung lässt uns auch heute noch erkennen, wie gewaltig gross die Macht Gottes ist. Auch wenn wir Menschen – die Christen miteingeschlossen – mit der Schöpfung Gottes oft lieblos und unverantwortlich umgegangen sind, gilt immer noch, dass die ewige Kraft Gottes und seine Göttlichkeit in dem Gemachten wahrgenommen wird (Röm 1,20). Wer hätte nicht schon staunend vor der Weite des rauschenden Meeres gestanden oder die stille Majestät der gewaltigen Bergwelt und die Unendlichkeit des Sternenhimmels auf sich einwirken lassen? Bei aller Hektik, die der Alltag mit sich bringt, tun wir auch als Christen immer wieder gut daran, einmal in aller Ruhe die Schöpfermacht Gottes zu bestaunen, die sich in den kleinen und grossen Wundern der Natur zeigt.

Und doch bleiben wir dabei nicht stehen. Wir wissen, dass dieser grosse und allmächtige Gott unser Gott ist. Seine Allmacht steht dir und mir zur Verfügung. Obwohl angesichts seiner Schöpfermacht Nationen wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waagschale geachtet sind, kümmert sich der grosse Gott gerade um dich und mich (lies einmal Jesaja 40,12-15). Er kommt in unseren Alltag, um sich um uns zu kümmern. Der Herr Jesus selbst sagte einmal: «Werden nicht fünf Sperlinge für zwei Cent verkauft? Und doch ist nicht einer von ihnen vor Gott vergessen. Aber selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt» (Lk 12,6). Verstehen können wir das nicht, aber wollen wir an den Worten unseres Herrn zweifeln? Niemals!

Wie weit geht unser Vertrauen zur Allmacht Gottes? Brauchen wir Ihn nur dann, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind? Ohne Zweifel gibt es keine Sache in unserem Leben, die unserem Gott zu gross wäre. Er ist auch heute noch ein Gott der «grossen» Wunder. Aber genauso wahr ist es auch, dass es keine Sache in unserem Leben gibt, die dem grossen Gott zu klein wäre. Er ist auch heute noch ein Gott der «kleinen» Wunder. Meinen wir nicht oft, mit den vermeintlich kleinen Dingen würden wir schon selbst fertig? Leider rufen wir Gott oft nur an, wenn wir selbst keinen Ausweg mehr sehen. Wie herrlich zu wissen: Der Allmacht Gottes ist nichts zu gross und nichts zu klein. Wir dürfen Ihm in allen Dingen und in allen Lebensbereichen vertrauen. Er hilft in der Schule, im Beruf, im Haushalt, in der Freizeit. Seine Allmacht ist da, wenn wir unsere Schwachheit fühlen, wenn wir allein sind und niemand uns zu helfen scheint. Der Schöpfer Himmels und der Erde trägt dich und mich in allen Umständen, in die wir hineinkommen können.

2. Gott ist allgegenwärtig

Der Psalmdichter David kleidet die Allgegenwart Gottes in die bekannten Worte: «Führe ich auf zum Himmel: Du bist da; und bettete ich mir im Scheol: Siehe, du bist da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, liesse ich mich nieder am äussersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen» (Ps 139,8-10). Es gibt keinen Ort im Universum, wo der grosse Gott nicht wäre. Es gibt keinen Umstand in unserem Leben, in dem Gott uns allein lassen würde.

Die Allgegenwart Gottes ist jedoch nicht nur eine allgemeine Tatsache, sondern sie ist eng verbunden mit der Zusage Gottes, persönlich bei uns zu sein. Hanani, ein Seher in Israel, drückte das so aus: «Die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist» (2. Chr 16,9). Will Gott uns damit nicht darauf aufmerksam machen, dass sein Auge uns sozusagen sucht, um uns zu helfen? Dem Auge Gottes entgeht nichts. Es ist immer auf uns gerichtet. Seinem Knecht Mose gab Er mit dem Auftrag, das Volk Gottes in das Land zu bringen, gleichzeitig das Versprechen: «Mein Angesicht wird mitgehen» (2. Mo 33,14). Daran dürfen auch wir festhalten. Das Auge Gottes geht mit uns, ja, Er selbst ist bei uns. Wo immer wir sein mögen, wie immer die Umstände sein mögen, wenn unser Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist, dann ist Er bei uns. Er war im feurigen Ofen, um den Freunden Daniels beizustehen. Er war im Schiff bei den Jüngern, als die Wellen sie zu verschlingen drohten. Er ist bei dir und bei mir, wenn es durch Übungen und Schwierigkeiten geht. Seine Zusage lautet: «Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen» (Jes 43,2).

Liegt darin nicht eine grosse Ermunterung für uns? «Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir» (Ps 23,4). Diese Erfahrung Davids dürfen wir auch auf uns übertragen. Wie immer die Umstände auch sind, Gott ist bei uns. Es mag Situationen geben, in denen wir keinen Ausweg sehen: Trauer, Krankheit, Einsamkeit – unser Gott lässt uns nicht allein.

Doch Gott ist nicht nur bei uns, wenn es durch Täler geht. Er ist auch bei uns, wenn der Weg über Höhen führt. Er teilt unser Leid, Er möchte aber auch unsere Freude teilen. Wie leicht klammern wir uns an seine Gegenwart, wenn es uns schlecht geht, und wie schnell vergessen wir Ihn, wenn die Umstände günstig sind! Doch Gott sieht uns immer und möchte immer bei uns sein, in Leid und in Freud. Wie gut, einen solchen Gott zu haben!

3. Gott ist allwissend

Hanna, eine gottesfürchtige Frau aus dem Alten Testament, hatte ein tiefes Empfinden von dieser Tatsache, und sie kleidete es in die Worte: «Denn ein Gott des Wissens ist der HERR» (1. Sam 2,3). Auch Hiob bringt es zum Ausdruck, wenn Er von Gott sagt: «Bei ihm ist Kraft und vollkommenes Wissen» (Hiob 12,16).

Niemand kennt die Umstände, wie unser Gott sie kennt. Seinem vollkommenen Wissen entgeht nichts. Er weiss alle Dinge auf dieser Erde zu beurteilen. Er kennt die Entwicklung der Völker, Er nimmt Kenntnis von der zunehmenden Ratlosigkeit der Menschen. Aber nicht nur das: Gott kennt vor allem die Umstände seiner Kinder. Ihm entgeht gar nichts. Er weiss um jede Sorge, um jeden Kummer, sei er klein oder gross. Er nimmt jedes Seufzen zur Kenntnis, Er hört jedes Gebet, das im Vertrauen zu Ihm gesprochen wird. Als das Volk Israel in grosser Bedrängnis im Land Ägypten war, hörte Mose die Mut machenden Worte Gottes: «Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört, denn ich kenne deine Schmerzen» (2. Mo 3,7). Dieser Vers spricht in einer dreifachen Weise vom Interesse Gottes an seinem Volk: Gott hört, Gott sieht und Gott kennt.

Wollen wir uns dadurch nicht ermuntern lassen? Das gleiche Kapitel zeigt uns Gott als den ewig Unveränderlichen, und deshalb dürfen wir auch für uns in Anspruch nehmen, dass Gott alles hört, dass Er alles sieht und dass Er von allem Kenntnis nimmt. Unsere Umstände mögen sehr verschieden sein, Gott kennt sie. Vielleicht prüft uns Gott durch Krankheit und Trauer, oder wir haben Schwierigkeiten in der Familie oder im Beruf. Vielleicht gibt es Nöte in der örtlichen Versammlung, oder wir stehen allein in einer gottlosen Umgebung. Vielleicht nagen Zweifel in unserem Herzen und alles scheint so dunkel zu sein. Unser Gott weiss von alledem.

Auch David, der Mann nach dem Herzen Gottes, spricht von der Allwissenheit Gottes. Nach einem Lebensabschnitt, in dem es ihm nicht gut ging, sagte er: «Ich will frohlocken und mich freuen in deiner Güte; denn du hast mein Elend angesehen, hast Kenntnis genommen von den Bedrängnissen meiner Seele» (Ps 31,8). An anderer Stelle schreibt er die Worte: «HERR, du hast mich erforscht und erkannt! Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von fern. Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen und bist vertraut mit allen meinen Wegen … Kenntnis, zu wunderbar für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen!» (Ps 139,1-6). Ja, wir können es nicht begreifen, dass sich der allwissende Gott so mit den Einzelheiten unseres Lebens beschäftigt. Auch davon spricht David: «Was ist der Mensch, dass du Kenntnis von ihm nimmst, der Sohn des Menschen, dass du ihn beachtest? Der Mensch gleicht dem Hauch; seine Tage sind wie ein vorübergehender Schatten» (Ps 144,3.4). Und dennoch bleibt es wahr, dass Gott sich gerade um dich und um mich kümmert, dass Er um jede Kleinigkeit unseres Lebens weiss. Tatsächlich, ein grossartiger Gott!

Beim Nachdenken über die Grösse unseres Gottes werden wir immer kleiner. Zophar stellte seinem Freund Hiob die Frage: «Kannst du die Tiefe Gottes erreichen, oder das Wesen des Allmächtigen ergründen?» (Hiob 11,7). Obwohl wir Gott so nah gebracht sind, müssen auch wir sagen, dass es unmöglich ist. Seine Allmacht, seine Allgegenwart und seine Allwissenheit sprengen alle Grenzen menschlichen Fassungsvermögens. Mit Paulus sagen wir: «O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege …, denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen» (Röm 11,33-36).