Der Geist Gottes sagt uns, «dass in den letzten Tagen schwere (oder gefahrvolle) Zeiten eintreten werden» (2. Tim 3,1). Man kann das griechische Wort für «schwer» auch mit hart; schwer, damit fertig zu werden; schwierig; schwer zu ertragen; schmerzlich; drückend; rau; grimmig; grausam übersetzen. Wird damit nicht sehr genau der Zustand unserer heutigen Zeit beschrieben? Wenn wir um uns her schauen, mögen wir wohl entmutigt, niedergedrückt, mit Furcht und bösen Vorahnungen erfüllt sein.
Aber wenn ein griechisches Wort den Geist unserer Tage so genau beschreiben kann, dann gibt es ein anderes griechisches Wort, das die Wunden der Furcht und Sorgen und der Entmutigung heilen kann, die durch alles um uns her hervorgerufen werden. Es ist das Wort, das unser Herr gern gebrauchte, und zwar in der Befehlsform. Übersetzt heisst es: «Sei oder seid guten Mutes!» Er sagte es während seines Lebens hier wiederholt, zu Männern und Frauen, und einmal gebrauchte Er es nach seiner Rückkehr zum Vater in die Herrlichkeit.
Wir finden es im griechischen Neuen Testament achtmal, wenn wir die nicht ganz sichere Stelle von Lukas 8,48 dazurechnen. In jedem Evangelium und in der Apostelgeschichte kommt es vor. Heute spricht Er es allen geprüften Gläubigen zu. Ich bin überzeugt, dass wir, du und ich, es für uns nehmen dürfen.
Zum ersten Mal finden wir den Ausdruck «Sei guten Mutes!» oder wie man auch übersetzen könnte: «Kopf hoch!» im Neuen Testament in Matthäus 9,2. Dort sagt es der Heiland zu dem Gelähmten, den seine Freunde auf einem Bett zu Ihm gebracht hatten: «Sei guten Mutes, Kind, deine Sünden sind vergeben.» Im gleichen Kapitel kommt es zum zweiten Mal vor. Dort sagt Er es zu einer Frau: «Sei guten Mutes, Tochter, dein Glaube hat dich geheilt» (V. 22). Dieses zweimalige Vorkommen im gleichen Kapitel ist nicht von ungefähr. Der Herr möchte, dass wir alle dieses Wort für uns persönlich kennenlernen.
Zum dritten Mal lesen wir es in Matthäus 14,27. Es war eine dunkle, stürmische Nacht. Die Jünger befanden sich weit draussen auf dem See Genezareth, und der Wind war ihnen entgegen. Stundenlang hatten sie schon gegen Wind und Wellen gekämpft. In einer solchen Situation hat dieses Wort einen besonders lieblichen Klang. Die Jünger ruderten angestrengt. Sie waren allein im Schiff, ohne ihren Meister. Aber sie wussten nicht, dass Er sie in ihrer Mühe und Angst beobachtet hatte. Dann sahen sie etwas Ungewöhnliches: Jemand lief auf dem Wasser und kam auf sie zu. Sie wurden bestürzt und schrien vor Furcht. Du und ich, wir hätten an ihrer Stelle ebenso reagiert. Dann redete der Herr Jesus sofort zu ihnen. Was sagte Er? «Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!»
In Markus 6,50 kommt das Wort zum vierten Mal vor. Dort haben wir die gleiche Geschichte wie in Matthäus 14. – In Markus 10,49 lesen wir vom blinden Bettler Bartimäus. Er schrie zum Herrn um Erbarmen. Da stand Jesus still und hiess ihn zu sich kommen. Nun sagten die Umstehenden, die ihn zuerst zum Schweigen bringen wollten: «Sei guten Mutes; steh auf, er ruft dich!» Dies ist das einzige Mal im Neuen Testament, dass es nicht der Herr selbst ist, der es sagt. Aber andere gebrauchen es, um einen Bedürftigen zum Herrn Jesus zu weisen.
Das Wort kommt auch in Lukas 8,48 vor, aber jene Stelle ist nicht gesichert. Es handelt sich dort um die gleiche Begebenheit wie in Matthäus 9,22.
In Johannes 16,33 gebraucht es der Herr zum letzten Mal in seinem Leben auf der Erde. Es passt so schön in seine Abschiedsbotschaft an uns alle, als Er im Begriff stand, diese Welt zu verlassen und zum Vater zurückzukehren. «In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.» Welch ein Wort für uns heute! Der Herr sagt: «Ich habe die Welt überwunden.» Das ist heute seine Botschaft an mich und an dich.
Zum letzten Mal hören wir es im Neuen Testament in Apostelgeschichte 23,11. Paulus war in Jerusalem gefangengenommen worden. Bei der Gerichtsverhandlung vor dem Synedrium bewirkte sein bewusster Ausruf, dass der Rat sich spaltete und die Pharisäer und Sadduzäer hintereinander kamen. Wir können uns gut vorstellen, wie bedrückt er in der folgenden Nacht im römischen Gefängnis lag, zu traurig und entmutigt, um schlafen zu können. Dann stand der Herr selbst bei ihm. Er rief ihm nicht vom Himmel her zu. Er zeigte sich ihm nicht in einem Gesicht. Er sandte auch keinen Engel, um seine Botschaft zu überbringen. Nein, Er kam selbst zu seinem bedrückten Diener in die Gefängniszelle. Er erschien nicht, um ihm Vorwürfe zu machen, sondern sagte noch einmal dieses ermunternde: «Sei guten Mutes!». Für Paulus im Kerker war dies sicher wie ein Stück Himmel auf der Erde.
Es kann sein, dass wir manchmal traurig, entmutigt, niedergedrückt, von Furcht und Schrecken erfüllt sind. Vielleicht haben wir versagt und Den verunehrt, den wir lieben. Dann kann es sein, dass wir in solchen Zeiten seine Stimme hören, diese Stimme, die seine Schafe so gut kennen, in einem Ton der Liebe, der Hoffnung und des Vertrauens. Wir hören Ihn, unseren eigenen Namen rufen, denn Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen, und wir hören Ihn sagen: «Sei guten Mutes!»