1) Seine Armut
«Es geschah aber, als sie dort waren, dass die Tage erfüllt wurden, dass sie gebären sollte; und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war» (Lk 2,6.7).
Wir wollen nie vergessen, wie bescheiden die Verhältnisse waren, in die der Herr der Herrlichkeit bei seiner Menschwerdung kam! Sein Geburtsort war weder das politische und weltoffene Zentrum Rom noch die philosophischen und intellektuellen Städte Athen oder Alexandria, sondern eine unbedeutende Ortschaft in einer kleinen römischen Provinz. Es war nicht einmal Jerusalem, wo Er zur Welt kam. Nein, es war die kleine Stadt Bethlehem! Dort gab es in der Herberge keinen Platz für Ihn, so dass Ihn seine Mutter nach der Geburt in eine Futterkrippe legen musste.
Wie es damals üblich war, wickelte sie Ihn in Windeln. Dieses erste «Kleidungsstück» unseres Erlösers spricht von seiner Erniedrigung. Er war in Gnade bereit, so tief hinabzusteigen! Als Er älter wurde, trug Er vermutlich die bescheidene Kleidung der galiläischen Arbeiterklasse. Er schämte sich nicht, diese Kleider zu tragen, während Er wie Joseph beruflich als Zimmermann arbeitete (Mk 6,3).
Bevor der Herr Jesus in die Welt kam, war Er unermesslich reich. Der Psalmdichter macht eine eindrückliche Andeutung davon, wenn er diesen Reichtum mit einem Kleid beschreibt: «HERR, mein Gott, du bist sehr gross, mit Majestät und Pracht bist du bekleidet, du, der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand» (Ps 104,1.2). Ausserdem steht geschrieben, «dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde» (2. Kor 8,9). Obwohl Er sich so tief erniedrigte, gab Er die Merkmale seiner Gottheit nicht auf. Er wurde Mensch und blieb gleichzeitig Gott. Das wird oft so ausgedrückt: Er hörte nie auf, das zu sein, was Er immer war, als Er das wurde, was Er zuvor nicht war.
2) Seine Kraft
«Eine Frau, die seit zwölf Jahren Blutfluss hatte …, trat von hinten herzu und rührte die Quaste seines Gewandes an; und sofort kam ihr Blutfluss zum Stillstand … Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich habe erkannt, dass Kraft von mir ausgegangen ist» (Lk 8,43-46).
Als Petrus den römischen Hauptmann Kornelius mit den Einzelheiten des Dienstes unseres Herrn bekannt machte, erzählte er ihm: «Jesus, den von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren» (Apg 10,38). Auch die Leute von Kapernaum bezeugten dies: «Mit Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus» (Lk 4,36).
Die Frau mit dem Blutfluss näherte sich dem Herrn Jesus von hinten und berührte die Quaste seines Gewandes, um geheilt zu werden. Darauf fragte der Herr: «Wer ist es, der mich angerührt hat?» Zweifellos wusste Er, wer es gewesen war, aber Er wollte, dass sich die Frau zu erkennen gab. Er hatte wahrgenommen, dass Kraft von Ihm ausgegangen war. Alles, was der Herr in seinem Dienst auf der Erde tat, strahlte Kraft aus, aber es war eine Kraft, die zum Segen von anderen ausging. Das ist hier sehr schön zu sehen. Er wirkte grosse Werke der Gnade an verlorenen Sündern, denn Er war nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern dass Sünder errettet werden können (Joh 3,17).
Doch der Herr wird an einem kommenden Tag ein anderes «Gewand der Macht» tragen. Der Tag der Gnade wird zu Ende gehen und der Tag der Rache wird anbrechen (Jes 61,2). Christus wird als «König der Könige und Herr der Herren» erscheinen, und zwar «mit einem in Blut getauchten Gewand» (Off 19,13.16). Dieses Blut stellt nicht sein eigenes Blut dar, das am Kreuz geflossen ist, sondern das Blut seiner Feinde (Jes 63,3). Zu jenem Zeitpunkt wird Er seine Macht im Gericht der Lebendigen entfalten. Er wird die Nationen und alle jene schlagen, die gegen Ihn kämpfen, denn Er wird in Macht und grosser Herrlichkeit erscheinen (Mt 24,30).
3) Seine Überlegenheit
«Er wurde vor ihnen verwandelt; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiss wie das Licht» (Mt 17,2).
Die Verwandlung des Herrn Jesus auf dem hohen Berg ist eine Vorausschau auf sein kommendes Reich (2. Pet 1,16-18). Matthäus, Markus und Lukas berichten uns, dass sein Gewand weiss wurde. Aber nur im Matthäus-Evangelium lesen wir, dass sein Angesicht wie die Sonne leuchtete. Die Sonne ist ein Bild der höchsten Herrlichkeit, die den Tag beherrscht (1. Mo 1,16). Dieses Merkmal bezeichnet die absolute Vorherrschaft des Königs und seines Reichs. Das ist das Thema von Matthäus. Christus wird den Vorrang über alles auf der Erde und im Himmel haben.
Etwas Ähnliches finden wir in Offenbarung 1,16, wo uns seine öffentliche Vorrangstellung als verherrlichter Sohn des Menschen gezeigt wird. Dort heisst es, dass «sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft». Sein Gewand trägt an dieser Stelle jedoch einen richterlichen Charakter. Er hat sowohl in der Versammlung als auch im zukünftigen Gericht den Vorrang.
Es fällt auf, dass Markus im Gegensatz zu den anderen Evangelisten seinen Schwerpunkt mehr auf die Umgestaltung des Gewandes als auf die Verwandlung der Person des Herrn Jesus legt. Das stimmt mit seinem Evangelium überein, das den Herrn als Diener Gottes vorstellt. Der Eine, der «Knechtsgestalt annahm», ist der Eine, vor dem sich jedes Knie im ganzen Universum beugen wird (Phil 2,7-10). Kleider weisen in der Bibel auf den Charakter und die Wege der betroffenen Personen hin. So ist es auch hier bei Christus: Der Charakter seiner zukünftigen Herrschaft, wie sie in den Propheten beschrieben wird, steht in völligem Gegensatz zu dem, was jetzt unter der korrupten Herrschaft der «Weltbeherrscher dieser Finsternis» geschieht (Eph 6,12). In Markus 9,3 lesen wir: «Seine Kleider wurden glänzend, sehr weiss, wie kein Walker auf der Erde weiss machen kann.» Das unübertroffene Weiss des Gewandes, das der vollkommene Diener trägt, deutet an, dass es in der Verwaltung seines Königreichs keinen einzigen Flecken von Sünde geben wird.
4) Seine Verspottung
«Die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und warfen ihm ein Purpurgewand um» (Joh 19,2).
Nachdem Pilatus den Herrn Jesus hatte geisseln lassen, verspotteten Ihn die römischen Soldaten als König der Juden. In ehrfurchtsloser und grausamer Weise krönten sie Ihn mit Dornen und warfen Ihm ein Purpurgewand um. Mit dieser Tat verhöhnten sie die Vorstellungen der Juden über ihren Messias. Doch dahinter erkennen wir den Hass Satans gegen Christus, der sich nun völlig offenbarte.
Im Evangelium nach Matthäus heisst es, dass die Soldaten Ihn auszogen, bevor sie Ihm zum Spott den Mantel überwarfen (Mt 27,28). Dadurch wollte der Feind den Herrn Jesus verunehren. Aber der Heiland achtete diese Schande nicht (Heb 12,2). Stattdessen beschämte Er den Feind am Kreuz: Kolosser 2,15 zeigt, dass der Tod des Herrn die Anstrengungen Satans ins Gegenteil verkehrte, indem Er ihn mitsamt den bösen Mächten der Finsternis auszog, d.h. völlig entwaffnete, und öffentlich zur Schau stellte.
Purpur war die Farbe der Könige und der Reichen (Lk 16,19; Off 17,4). Es war auch die Farbe der römischen Herrscher. Die Soldaten legten dem Herrn Jesus in völliger Unkenntnis einen Purpurmantel um – und doch, was hat das für eine Bedeutung! Christus war nicht nur der König der Juden, sondern Er ist auch der König der Könige.
Wir sehen etwas davon in der Stiftshütte. Für den Transport wurden die heiligen Geräte jeweils mit einem blauen Tuch zugedeckt. Aber der kupferne Altar bildete eine Ausnahme, dieser wurde mit einem Tuch aus rotem Purpur bedeckt (4. Mo 4,13). Der kupferne Altar weist auf den Opfertod des Herrn Jesus am Kreuz hin. Somit ist die Bedeutung des roten Tuchs, das den Altar bedeckte, klar: Der Eine, der gelitten hat, ist der Eine, der regieren wird!
Pilatus war der Vertreter des Kaisers. Aber er war sich nicht bewusst, dass er in der Gegenwart des Königs der Könige stand. Er überlieferte Ihn, damit Er als König der Juden gekreuzigt würde. Die Hohenpriester wehrten sich gegen die Worte, die als Überschrift über dem Kreuz standen: «Jesus, der Nazaräer, der König der Juden.» Doch Pilatus erklärte: «Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.» Die Menschen hatten Christus mit einem Purpurmantel als König verspottet, ohne zu wissen, dass Er allein würdig ist, diesen königlichen Purpur zu tragen.
5) Seine Leiden
«Die Soldaten nun nahmen, als sie Jesus gekreuzigt hatten, seine Kleider und machten vier Teile, jedem Soldaten einen Teil, und das Untergewand. Das Untergewand aber war ohne Naht, von oben an durchgehend gewebt. Da sprachen sie zueinander: Lasst uns dies nicht zerreissen, sondern darum losen, wem es gehören soll» (Joh 19,23.24).
Wir haben bereits gesehen, dass der Herr die Kleidung der ärmeren Bevölkerung Galiläas trug. Diese Kleider waren schlicht, grob gewoben und meistens naturfarben. In der damaligen Kultur und Zeit trugen nur die Reichen weiche, bunte Kleider (Mt 11,8; Lk 16,19). Diese Tatsache allein sollte bewirken, dass wir uns in unseren Herzen in Anbetung vor Ihm beugen, wenn wir darüber nachdenken, wie der Herr der Herrlichkeit in einfacher galiläischer Kleidung über die Erde zog.
Bevor die römischen Soldaten Jesus kreuzigten, zogen sie Ihm zum zweiten Mal die Kleider aus (das erste Mal in Matthäus 27,28) und verteilten sie untereinander. Ohne es zu wissen, erfüllten sie damit eine Prophezeiung aus dem Alten Testament. Seine Kleider bestanden, wie es in der damaligen Zeit verbreitet war, aus fünf Stücken: erstens die Kopfbedeckung, zweitens die Oberkleider, drittens der Gürtel, viertens die Sandalen und fünftens das Untergewand.
Die vier Soldaten teilten die Kleider des Herrn zuerst in vier Teile auf, jeder bekam ein Stück. Das lange, nahtlose Untergewand blieb übrig. Weil sie das Untergewand nicht zerreissen wollten, beschlossen sie, darum zu losen. Diese Tat wird in den Psalmen genau vorausgesagt: «Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los» (Ps 22,19). Selbstverständlich kannten die römischen Soldaten die jüdischen Schriften nicht. So erfüllten sie in ihrer Unwissenheit, was der Heilige Geist tausend Jahre zuvor hatte niederschreiben lassen!
6) Seine Auferstehung
«Da kommt auch Simon Petrus, ihm folgend, und ging in die Gruft hinein und sieht die Leinentücher liegen und das Schweisstuch, das auf seinem Haupt war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem Platz» (Joh 20,6.7).
Im Johannes-Evangelium schenkt der Heilige Geist den Kleidern, die Jesus als Gestorbener getragen hatte, besondere Beachtung. Erstaunliche Einzelheiten ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Leinentücher lagen dort als wären sie gerade von Christus, der sie zuvor getragen hatte, niedergelegt worden. Er war auferstanden! Eine gewaltige Macht, die alles übertrifft, was in der ersten Schöpfung besteht, hatte sich zugunsten von Sündern entfaltet (Eph 1,19-20; Röm 4,25). Sie ist grösser als die Macht der Sünde, des Satans und offensichtlich stärker als der Tod selbst! Dennoch gab es weder Anzeichen von Kampf noch Beweise von Gewalt. Die Grabtücher lagen einfach dort, fein säuberlich zusammengefaltet, aber ohne den Sieger.
Ein interessantes Merkmal dieser Szene wird in Vers 7 beschrieben: Das Schweisstuch, das den Kopf des Herrn bedeckt hatte, lag nicht bei den Leinentüchern, sondern für sich zusammengewickelt an einem Platz. Das ist ein Beweis dafür, dass der Herr Jesus nach seiner Auferstehung das Grab geordnet und ohne Hast verlassen hat. Wenn die Jünger oder sonst jemand den Körper gestohlen hätten, hätten sie sich bestimmt nicht die Zeit genommen, das Schweisstuch zusammenzufalten.
Noch ein bemerkenswerter Gedanke liegt in der Tatsache, dass das Schweisstuch an einem besonderen Platz für sich lag. Als Glaubende der Gnadenzeit sind wir Glieder des Leibes Christi und haben an der ersten Auferstehung teil. Unser Körper wird «umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit» (Phil 3,21). Die Versammlung wird die Ergebnisse seiner Auferstehung mit Ihm teilen und die Fülle von Christus sein, wie wir in Epheser 1,19-23 sehen. Wir wollen jedoch nie vergessen, dass das Haupt immer einen besonderen Platz einnehmen wird. Lasst uns den Leib Christi nie mit dem herrlichen Haupt gleichsetzen!
7) Die priesterliche Herrlichkeit und Würde
«Als ich mich umgewandt hatte, sah ich … einen gleich dem Sohn des Menschen, angetan mit einem bis zu den Füssen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel» (Off 1,12.13).
Der Apostel Johannes befand sich auf der Insel Patmos in der Verbannung. Dort war er «an des Herrn Tag im Geist» (V. 10). Nachdem er hinter sich eine laute Stimme gehört hatte, drehte er sich um und sah den Sohn des Menschen. Es war eine Erscheinung des Herrn Jesus in einer Weise, wie der Apostel Ihn zuvor noch nie gesehen hatte! Er sah Christus inmitten von sieben goldenen Leuchtern, die sieben Versammlungen darstellen (V. 20).
In dieser Vision erscheint der Herr Jesus als Priester, jedoch nicht in seiner Rolle als Fürsprecher, sondern in einem richterlichen Charakter. Der goldene Gürtel spricht von seiner königlichen Würde und weist somit darauf hin, dass Er in einer offiziellen Vormachtstellung mit denen handelt, die auf der Erde seinen Namen bekennen und Zeugnis von Ihm ablegen. Wie bemerkt, ist sein Gewand nicht für den priesterlichen Dienst umgürtet sondern eher für ein «würdevolles priesterliches Gericht». Diese Wahrheit wird dadurch bestätigt, dass die Augen des Sohnes des Menschen wie eine Feuerflamme sind. Sie sehen und beurteilen alles, was in den Versammlungen geschieht – von der Zeit an, als Johannes die Offenbarung schrieb, bis zur Entrückung. In der ganzen Geschichte der Kirche bleibt nichts vor seinem priesterlichen Unterscheidungsvermögen verborgen.
Die Offenbarung ist ein Buch der Gerichte. Es zeigt, wie Christus das Buch mit den sieben Siegeln öffnen und die Gerichte über die Nationen und über Israel auslösen wird. Zuletzt wird das Endgericht der Toten, d.h. all derer, die im Unglauben gestorben sind, stattfinden. Doch bevor all dies geschehen wird, handelt der Herr in seinen gerechten Regierungswegen mit den Versammlungen (Kapitel 2 und 3). Das ist ein göttliches Prinzip. Er beginnt immer zuerst bei seinem Volk: «Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes» (1. Pet 4,17; Hes 9,6; Amos 3,2). Wenn wir am ersten Tag der Woche zusammenkommen, um an den Herrn Jesus zu denken, wollen wir die Würde des Einen nicht vergessen, der in unserer Mitte ist und unsere Herzen erforscht und prüft.