Christus als Sachwalter (2)

1. Johannes 2,1-2

Unsere Gemeinschaft mit Gott, dem Vater

In 1. Johannes 2 finden wir, worauf sich die Sachwalterschaft des Herrn bezieht und wofür sie sich einsetzt. Wir sind nicht nur in die Gegenwart Gottes gebracht, sondern haben auch Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Wir haben neues Leben, die göttliche Natur empfangen und in Verbindung mit dieser bis dahin unbekannten geistlichen Natur, die uns aus göttlicher Liebe im und durch den Herrn Jesus geschenkt ist, gibt es den Genuss der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Wenn wir von Gemeinschaft reden, haben wir zweifellos etwas vor uns, das sehr zart und überaus empfindsam ist. Wir brauchen nur einen Augenblick zu überlegen, um zu erkennen, dass Gott, der Vater, keine Gemeinschaft mit Sünde oder mit uns haben kann, wenn wir in Sünde gefallen sind.

Wir, die das Evangelium verstanden haben, wissen, dass auch unser elendester Zustand als Sünder Gott nicht gehindert hat, das Blut Christi in all seiner wirksamen Kraft auf uns anzuwenden. Gerade für solche wie wir waren, vergoss sein Sohn sein Blut. Das Sündopfer des Herrn Jesus setzte unsere Abscheulichkeit und äusserste Verdorbenheit voraus. Jetzt sind wir durch das eine Opfer nicht nur geheiligt, sondern auch für ewig vollkommen gemacht. Das kam durch seinen Tod zustande. Und einmal vollbracht, bleibt das Werk für immer bestehen.

Aber es ist eine ganz andere Sache, wenn wir von Gemeinschaft im praktischen Sinn reden. Wenn wir diese Dinge vermengen, zerstören wir entweder das Vertrauen in Bezug auf unsere Seele oder den Genuss an Gott, wenn nicht sogar beides.

Was ist denn die Grundlage unserer Gemeinschaft? Es ist Christus. Wenn es aber so ist, wird alles, was nicht von Ihm kommt, was aus uns oder aus der Sünde entspringt, den Genuss der Freude der Gemeinschaft unterbrechen.

Und was stellt sie wieder her, wenn sie unterbrochen ist? Der Sachwalterdienst Christi. Beachten wir, dass dies nicht ein Dienst der Stärkung, Tröstung oder Ermutigung für ein heiliges Volk ist, das in die unmittelbare Nähe Gottes gebracht ist, während es eine Welt durchschreitet, in der Ihm und ihnen alles entgegensteht, weil sie sein sind. In der Tat, die Welt ist noch nicht direkt unter seinem Einfluss, vielmehr unter dem seines Feindes.

Beim Sachwalterdienst handelt es sich um eine Frage des praktischen Zustandes unserer Seelen. Und das ist genauso an seinem Platz und von grösster Bedeutung für den Gläubigen. Es gibt Menschen, die nur auf die Wahrheit des Priesterdienstes Christi Nachdruck legen, wie sie im Hebräer-Brief zu finden ist, oder besser gesagt, nur auf den Teil der Wahrheit, der die Wirkung der Sühnung beschreibt (wie der erste Teil des Römerbriefes unsere Rechtfertigung). Sie machen diese einmalige Sache zur Summe und zum Inhalt des Christentums. So sind sie auf dem Weg, ein kaltherziges Volk zu werden, das in Gefahr steht, formell und trocken in der Lehre zu werden, indem es ihnen an echter Herzensempfindung und an einem Gewissen für die Herrlichkeit Gottes fehlt.

Das ein für alle Mal vollbrachte Werk Christi ist nicht alles, was Er getan hat. Er ist heute noch tätig. Wenn wir auf diesem Werk ruhen, wird das Priestertum des Herrn Jesus Tag für Tag unseren Bedürfnissen entsprechen. Wenn ich in die heilige Nähe Gottes gebracht bin, wird der Dienst der Gnade tätig sein, ausgeführt durch Christus, um meinen praktischen Zustand mit meiner Stellung der Gnade in Christus vor Gott in Übereinstimmung zu bringen. Dieser Dienst wird mich hier, entsprechend dem heiligen Zugang dort, erhalten. Aber kann ich nicht auch sinken, oder was noch schlimmer ist, durch schlechte Gefühle, böse Gedanken, schlimme Worte, schlechte Wege verführt werden? Es ist nur zu wahr. Und was dann? Muss ich verzweifeln, weil ich nach der Bekehrung gesündigt habe, der ich doch ein Kind Gottes bin, befreit von der Schuld und der Macht der Sünde? Oder muss ich mein Gewissen mit dem Vorwand beschwichtigen, dass ich sündigen muss, weil ich noch in dem Leib und in der Welt bin? Weder das eine noch das andere wäre Gott gemäss.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich daran erinnern, dass die Erkenntnis selbst uns nicht bewahrt, sondern für sich allein eine Gefahr bedeutet. Ein Christ, der viel weiss, aber nicht in Abhängigkeit von Gott zu wandeln versucht, wird mit grösster Wahrscheinlichkeit ausgleiten und fallen. Es gibt keine Haltung, die gefährlicher wäre als diese. Wir können tatsächlich sagen, dass jemand, der aufhört, in Abhängigkeit voranzugehen, moralisch schon ruiniert ist. Gibt es etwas Schlimmeres, als wenn grosse Teile der Wahrheit verstandesmässig aufgenommen werden, ohne dass das Gewissen dabei ständig vor Gott in Übung ist? Wie nötig haben wir das beständige Selbstgericht, im Bewusstsein unserer Schwachheit und im Warten auf Gott. Denn wie das Wesen der Sünde das Verlangen nach Unabhängigkeit ist, so zeichnet sich praktische Gottseligkeit durch einen Geist der Abhängigkeit und Unterordnung unter Gott aus, und das in grossen und kleinen Dingen. Ohne das Warten auf Ihn, gibt es keinen wahren Gehorsam. Wo Abhängigkeit vorhanden ist, wird bestimmt auch der Gehorsam folgen. Und Gehorsam ist der eigentliche Kern des Wandels, zu dem wir berufen und geheiligt sind. So sagt der Apostel Petrus: «Auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, durch Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi» (1. Pet 1,2). Das bedeutet, dass wir sowohl vom Vater auserwählt als auch durch den Geist geheiligt sind, damit wir gehorsam seien, wie Christus gehorsam war. Wir haben den ganzen Trost seines Blutes, das auf uns gesprengt wurde und uns von jedem Flecken rein gewaschen hat. Aber wir sind geheiligt, um zu gehorchen wie Er gehorchte, nicht als Sklaven, wie Israel unter dem Gesetz, sondern als Söhne unter der Gnade.