Missionsarbeit – einmal anders

Matthäus 9,37-38

«Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist gross, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende» (Mt 9,37.38).

Beim Lesen dieses Verses sind wir vielleicht geneigt, an solche Diener des Herrn zu denken, die Ihm in fernen Ländern dienen. Ohne Zweifel richten sich diese Worte auch an solche, aber wir sollten sie nicht darauf beschränken. Der Herr Jesus meint damit uns alle, Er meint dich, Er meint mich.

Die Erntefelder des Herrn sind nicht nur in Afrika, Südamerika oder Asien, nein, sie sind auch in Europa, in der Schweiz und in Deutschland. Und wenn es um Mitarbeit geht, dann wollen wir jetzt nicht so sehr an die Geschwister denken, die dem Herrn vollzeitlich dienen, sondern wir wollen zunächst an uns selbst denken. Jeder darf ein Mitarbeiter am Reich Gottes sein. Jeder kann ein Arbeiter in der Ernte des Herrn sein.

Der Anlass zu den Worten des Herrn Jesus an seine Jünger ist bedeutsam: «Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben» (V. 36). Das spricht uns an. Wir leben in Ländern, in denen die Menschen gleichgültig und abgestumpft sind. Sie laufen hinter unzähligen Dingen her und haben für Gott keine Zeit mehr. Viele Christen sehen das und sagen: «Evangelisationsarbeit ist nicht gefragt. Keine Ernte für Gott möglich.» Die Folge davon ist Resignation und Untätigkeit.

Wenn wir die Dinge so beurteilen, sollten wir uns einmal die Frage stellen, mit welchen Augen wohl der Herr diese Menschen sieht. Wir dürfen überzeugt sein, dass Er auch heute noch innerlich bewegt ist über die Menschen unserer Tage. Und Er möchte, dass wir die Menschen mit seinen Augen sehen. Sie sind wie Schafe ohne Hirten. Das stimmt heute noch so wie damals.

Unsere Sprache sollte daher eine andere sein. Wir können sagen: «Evangelisationsarbeit ist heute wichtiger als je, weil die Menschen in ihrer Gleichgültigkeit ersticken und sich in Orientierungslosigkeit verlieren.» Die Menschen suchen nach festen Werten. Warum wohl sind sonst östliche Religionen, Okkultismus, Spiritismus und ähnliches auf dem Siegeszug in West-Europa?

Bei einer anderen Gelegenheit sagte der Herr Jesus zu seinen Jüngern: «Erhebt eure Augen und schaut die Felder an, denn sie sind schon weiss zur Ernte» (Joh 4,35). Sollte das heute anders sein? Sollten die Felder heute nicht mehr weiss zur Ernte sein? Was wir brauchen, ist die richtige Blickrichtung. Wir müssen wie die Jünger damals, unsere Augen aufheben, um richtig zu sehen.

Unter diesem Blickwinkel wollen wir uns jetzt mit den Worten des Herrn Jesus an seine Jünger beschäftigen. Dabei möchte ich die Aufmerksamkeit auf drei Punkte richten:

  1. Die Ernte ist gross.
  2. Der Herr der Ernte ist nicht irgendein Mensch.
  3. Der Herr wünscht unsere Mitarbeit, weil nur wenige Arbeiter da sind.

Die Ernte

Als erstes stellt der Herr Jesus fest, dass die Ernte gross ist. Es ist gut für uns, immer wieder daran zu denken. Paulus schreibt in 1. Timotheus 2,4, dass Gott ein Heiland-Gott ist, der will, dass alle Menschen errettet werden. Das ist der ausdrückliche Wille Gottes. Keiner soll verlorengehen. Jeder Mensch ist wertvoll in seinen Augen, weil jeder Mensch eine unsterbliche Seele besitzt und überdies ein Geschöpf Gottes ist. Dass nicht alle kommen, ist leider wahr. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass Gott jedem Menschen sein Heil anbietet.

Wenn also die Ernte gross ist, so bedeutet dies, dass es viel Arbeit gibt. Arbeit in der Ernte Gottes ist kein gemütlicher Spaziergang, sondern bedeutet auch einmal Mühe und Anstrengung. Weiter sind Ausdauer und Energie gefragt, um für den Herrn zu arbeiten.

Haben wir geöffnete Augen für das Werk des Herrn, für die grosse Ernte? Wie oft beschäftigen wir uns mit Nebensächlichkeiten und verlieren dabei die Ernte des Herrn aus den Augen. So erging es einmal den Jüngern. Als viele Menschen kamen, um den Herrn Jesus zu hören, und es Abend wurde, wollten sie die Volksmengen wegschicken, damit sich diese etwas zu essen kaufen könnten. Weiter gingen ihre Gedanken nicht. Bevor die Arbeit richtig anfing, wollten die Jünger schon aufhören. Wie anders handelte da der Herr Jesus. Er schickte die Leute nicht weg, sondern gab ihnen was sie brauchten.

Der Herr der Ernte

Zweitens macht der Herr Jesus seinen Jüngern klar, wer der Herr der Ernte ist. Es ist nicht irgendein Mensch, sondern Er selbst. Darin liegt ein grosser Trost und eine Ermunterung für uns. Wir sind zwar verantwortlich für das, was wir tun und lassen, aber wir tragen nicht die letzte Verantwortung für das Gelingen unserer Arbeit. Wir sollen tun, was uns aufgetragen wird. Alles andere können wir getrost Ihm überlassen. In einem etwas anderen Zusammenhang sagt Paulus in 1. Korinther 3,6.7: «Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Also ist weder der pflanzt etwas, noch der begiesst, sondern Gott, der das Wachstum gibt.» Nebenbei bemerkt, sehen wir hier auch, dass wir uns auf unsere Arbeit nichts einzubilden haben.

Schon im Alten Testament finden wir diesen Gedanken: «So wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe» (Jes 55,11). Das ist die Mut machende Zusage des Herrn der Ernte.

Als Herr der Ernte sorgt der Herr Jesus aber nicht nur für den Segen, sondern Er teilt auch die Arbeit ein. Er setzt seine Erntearbeiter richtig ein, den richtigen Mann am richtigen Platz. Er überfordert uns nicht und lädt uns nicht zu viel auf. Er verteilt die Arbeit nach den Kräften und Fähigkeiten jedes einzelnen. Wir brauchen uns unsere Arbeit nicht selber zu suchen, sondern wir dürfen nach seinen Anweisungen arbeiten. Wenn jeder Erntearbeiter nach seinen eigenen Vorstellungen arbeiten würde, gäbe es ein heilloses Durcheinander. Deshalb ist Abhängigkeit von Ihm nötig. Im Gebet empfangen wir die erforderlichen Weisungen. Deshalb geht auch jeder Arbeit für den Herrn das Gebet voraus.

Unsere Mitarbeit

Drittens zeigt der Herr Jesus den Jüngern klar und deutlich, dass unsere Mitarbeit erwünscht ist. Wenn wir uns fragen, ob der Herr auf unsere Mitarbeit angewiesen ist, so lautet die Antwort: nein. Wenn wir uns fragen, ob Er unsere Mitarbeit wünscht, so lautet die Antwort: ja.

Jetzt wird es ganz konkret und persönlich. Jetzt sind wir dran. Wollen wir Mitarbeiter sein oder nicht? Gott will sein Anliegen zu dem unseren machen. Er möchte durch uns handeln. Er möchte, dass wir aktiv werden. Einerseits ist das eine grosse Verantwortung, anderseits aber auch eine grossartige Herausforderung.

Die wiedergeborenen Christen können in zwei Gruppen eingeteilt werden. Die grössere Gruppe besteht aus denen, die sich an ihrer Errettung erfreuen und damit zufrieden sind. Arbeit in der Ernte des Herrn ist nicht gefragt. Die kleinere Gruppe besteht aus den wenigen Arbeitern, von denen der Herr spricht. Zu welcher Gruppe gehören wir? Vielleicht bedauern wir, dass so wenig Menschen zu uns kommen, aber haben wir schon einmal daran gedacht, zu ihnen zu gehen? Noch einmal: Jeder kann und jeder soll auch mitarbeiten. Es fängt bei den Kindern in der Schule an, dann in der Lehre, an der Universität, bei der Arbeit, zu Hause, in der Freizeit, beim Spazierengehen, im Urlaub, auf Reisen, im Krankenhaus, im Altersheim … Jeder weiss selbst, wo er ein Zeugnis für den Herrn sein kann.

Du sagst: «Ich kann nicht reden.»? Brauchst du auch nicht. Viele Arbeiter des Herrn können das nicht. Aber ist unser Verhalten kein Zeugnis? Schon mancher ist durch das stille Verhalten eines Christen zum Glauben gekommen.

Missionsarbeit – einmal anders. So lautet die Überschrift zu diesen Gedanken. Wir haben sicher alle verstanden, was gemeint ist. Zweifellos könnte zu diesem Thema noch manches gesagt werden, aber behalten wir die drei Punkte im Gedächtnis, die der Herr uns auf das Herz legen wollte:

  • Die Arbeit ist gross
  • Er ist der Herr der Ernte, der segnet und die Arbeit einteilt
  • Er ist es, der uns als seine Mitarbeiter haben möchte