Der christliche Glaube

Im allgemeinen Sprachgebrauch reden wir von «Glaube», wenn eine Sache unsicher ist; doch der biblische Sinn dieses Wortes bedeutet ein sicheres Wissen, ein Festhalten an Tatsachen (Röm 4,19-21). In der Bibel wird uns der Glaube im Gegensatz zum Sehen gezeigt. Es handelt sich beim Glauben also um unsichtbare Dinge (Heb 11,1). Gott verspricht dem Glaubenden Glück und Freude (Joh 20,29; 1. Pet 1,8). Zusammenfassend können wir sagen, dass der christliche Glaube ein sicheres Wissen über unsichtbare Dinge ist, und dass dieser Glaube den Menschen glücklich macht.

Wenn nun aber das Wort «Glaube» in der Heiligen Schrift vorkommt, meint der Geist Gottes damit nicht immer dasselbe. Nachfolgend möchten wir sieben verschiedene Aspekte aufzeigen.

1. Der Glaube, dass es Gott gibt

«Du glaubst, dass Gott einer ist, du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern. Willst du aber erkennen, o nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne die Werke tot ist?» (Jak 2,19.20).

Die meisten Menschen glauben an die Existenz eines Gottes. Viele sprechen von einer höheren Macht oder Intelligenz, manche glauben, dass Er eine Person ist. Andere sind noch konkreter und halten an der Dreieinigkeit Gottes fest. Aber ein solcher Glaube genügt nicht, um dem Gericht des Herrn zu entgehen und um in eine Beziehung zu Gott zu treten (Mt 7,22.23; Joh 2,23-25).

2. Der Glaube, der die Rettung ergreift

«Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheissung, der das Unterpfand unseres Erbes ist» (Eph 1,13.14).

Um gerettet zu werden, muss ein Mensch das Wort der Wahrheit gehört haben. Das ist die Botschaft, dass Gott heilig ist und dass Er den Sünder bestrafen muss. Aber der Mensch darf und soll auch auf das Evangelium des Heils hören. Der Herr Jesus hat am Kreuz ein Werk vollbracht, durch das jeder Mensch ewiges Leben empfangen kann. Nur muss er, wenn er zur Einsicht und zur Buße über seine Sünden gekommen ist, dieses Heil persönlich im Glauben ergreifen. Auf diese Weise empfängt er Vergebung der Sündenschuld und wird versiegelt mit dem Heiligen Geist. Der Geist Gottes ist das Siegel, dass der Gläubige jetzt für immer Gott angehört, und Er ist zugleich das Unterpfand dafür, dass der Erlöste in der Zukunft als Miterbe Christi herrliche Dinge empfängt.

3. Das Glaubensgut

«Geliebte, während ich allen Fleiss anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen» (Judas 3).

Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die Gott vertrauten. Aber sie lebten in verschiedenen Heilszeitaltern. Eines davon ist die christliche Zeitperiode. Sie begann zu Pfingsten vor bald zweitausend Jahren und sie wird am Tag der Entrückung der Heiligen zu Ende gehen. Alle, die in dieser Zeit glauben, empfangen ein Glaubensgut, das verschieden ist von dem anderer Heilsperioden. Es besteht im Wesentlichen aus einem persönlichen und einem gemeinsamen Teil.

  1. Jeder einzelne Gläubige ist ein Kind Gottes, und als solches heilig und untadelig, ein Gegenstand der wunderbaren Liebe und Fürsorge seines Gottes und Vaters. Auch hat er die Sohnschaft empfangen und kann in das Herz des Vaters blicken und dort seine Gedanken über den eingeborenen Sohn erkennen. Ja, er darf sich in Gemeinschaft mit dem Vater über den Sohn seiner Liebe freuen.
  2. Die Gesamtheit aller Erlösten der Gnadenzeit ist die Versammlung Gottes. Diese wird auf der Erde gebildet und besteht in Ewigkeit.

Nun ist es unsere Aufgabe, an diesen Glaubenswahrheiten und an den daraus hervorgehenden praktischen Konsequenzen festzuhalten und dafür zu kämpfen. Wir tun dies nicht aus Rechthaberei, sondern weil der Herr Jesus der Mittelpunkt all dieser Wahrheiten ist, und weil sie das Glück unserer Herzen ausmachen.

4. Die Glaubensbeziehungen

«Nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt» (Kol 1,4).

Hier ist der Glaube eine sittliche Betätigung. Es ist der verborgene Umgang mit Gott im persönlichen Gebet; aber auch das kurze, vertrauensvolle Aufblicken zum Herrn in den Übungen des Lebens und bei der Last der Arbeit. Möchte dieser ungeheuchelte Glaube bei uns allen gefunden werden! (2. Tim 1,5). Er ist das Kostbarste und Höchste im praktischen Christenleben. Aus dieser innigen Gemeinschaft mit Gott fliesst dann die Liebe zu allen Heiligen hervor.

5. Glauben, was Gott sagt

«Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht» (Heb 11,1).

In Hebräer 11 bedeutet Glaube nicht, an Gott glauben, sondern das glauben, was Er sagt. Es ist ein Sich-stützen auf die klaren und einfachen Aussagen des Wortes Gottes. Die Auswirkungen davon sind: Ruhe im Herzen, Wegweisung für den gottgemässen Wandel und Kraft im Dienst für Ihn. Dieses einfältige Festhalten am Wort Gottes ist das Geheimnis eines dem Herrn wohlgefälligen Lebens.

6. Die Gabe des Glaubens

«Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glaube in demselben Geist» (1. Kor 12,8.9).

Diese Gabe haben nicht alle. Aber manchen schenkt der Herr diese Gnade. Solche Christen sind völlig furchtlos in den Umständen und Gefahren des Lebens. Weder scharfe Hunde noch böse Menschen können sie erschrecken. Gott benutzt solche Gläubige besonders in der Verbreitung des Evangeliums und für schwierige und gefährliche Aufgaben in der Hilfe für andere Gläubige. Wenn wir jemand kennen, der diese Gabe hat, dürfen wir uns, ohne Neid und Komplexe, darüber freuen. Gott hat uns vielleicht zu etwas anderem befähigt. Dennoch wollen wir immer bereit sein, so gut wie wir es vermögen, uns für Gottes Sache nützlich zu machen.

7. Der gute Kampf des Glaubens

«Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist» (1. Tim 6,12).

In diesem Vers werden wir ermahnt, das ewige Leben zu ergreifen. Jeder wahre Christ besitzt es (Joh 3,16). Doch erst in der Zukunft, in der Herrlichkeit, wenn auch unser Leib erlöst ist, wird sich dieses ewige Leben voll und ungehindert entfalten können. Gott möchte aber, dass wir schon jetzt, auf der Erde, viel an diese zukünftige Herrlichkeit denken. Sich aber täglich innerlich von den irdischen Dingen loszumachen, um sich mit dem Himmel zu beschäftigen, ist wie ein Wettkampf in einer Rennbahn. Wir werfen jeden unnötigen Ballast ab und verwenden alle Energie im Blick auf das Ziel. Dies ist der gute Kampf des Glaubens.

Bald ist für uns die Zeit des Glaubens zu Ende. Der Herr Jesus kommt wieder, und Er wird uns vom Glauben zum Schauen führen. «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24).