«Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen. Aber auch ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid» (Joh 15,26.27).
Die göttliche Liebe hatte sich in der Person, in den Worten und Werken des Sohnes Gottes, mit Macht entfaltet. Aber die Menschen haben «gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater» (Joh 15,24). Das bringt ein schreckliches Gericht über die Ungläubigen.
Aber es ist wunderbar zu sehen, dass die Sünde des Menschen den Lauf der Gnade Gottes nicht aufzuhalten vermochte. Der Sachwalter ist gekommen, um von der neuen Ordnung der Dinge zu reden, die nun die Grundlage des Evangeliums ausmacht. Die Menschen konnten Jesus Christus verwerfen und kreuzigen, aber auf dieser Erde, wo dies geschah, lässt jetzt der Heilige Geist von Ihm, dem Auferstandenen, heute die Botschaft verkündigen, «dass in keinem andern das Heil ist; denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen» (Apg 4,12). Die Ihn in Buße und Glauben annehmen, dürfen sogar einst da sein, wo Er ist, «damit sie meine Herrlichkeit schauen» (Joh 17,24).
Nach seiner Auffahrt in den Himmel zeugten auch die Jünger von Ihm, als solche, die während seines öffentlichen Dienstes bei Ihm gewesen waren. Der Sachwalter war die Kraft, die sie dazu fähig machte (Joh 14,26). Sie taten es als Augenzeugen seines Lebens und seiner Leiden.
«Und wenn er (der Sachwalter) gekommen ist wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht» (Joh 16,8-11).
Der Heilige Geist ist aber nicht nur herabgekommen, um in der Zeit der Gnade durch seine Boten unzählige Menschen zum Heiland Jesus Christus zu führen. Er ist auch da, um gegenüber der Welt, diesem System des Unglaubens, das sich die Menschen ohne Gott aufgebaut haben, zu zeugen, und sie von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht zu überführen. «Überführen» hat hier nicht den Sinn von «überzeugen», aber der Geist erbringt jetzt den Beweis ihrer Schuld, wie es an den Gerichtshöfen gegenüber Angeklagten geschieht. Der Sachwalter überführt die Welt also von drei Dingen:
1. Von Sünde
Als Mensch fand der Sohn Gottes keinen Platz in der Welt. Seine Feinde haben Ihn hinausgeworfen und gekreuzigt. Er ist gestorben, aber Gott hat Ihn auferweckt und in den Himmel aufgenommen. Jetzt sollte der Heilige Geist auf die Erde kommen (Joh 7,39), um einerseits Jesu Verherrlichung zu verkünden und anderseits, um die Welt der schrecklichen Sünde anzuklagen, die sie an dem verübte, den Gott als Heiland zu ihr gesandt hatte. «So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab» – und so hat die Welt Gott gehasst, dass sie seinen Sohn auf diese Weise verwarf!
2. Von Gerechtigkeit
Der Heilige Geist auf der Erde ist der Beweis, dass die Gerechtigkeit gegenüber Christus vonseiten Gottes ihren Lauf genommen hat. Die Herrlichkeit, in die unser Herr eingegangen ist, ist die Folge seines Todes. Gott hat den ganzen Preis seines Gehorsams und seiner Hingabe bis in den Tod in Gerechtigkeit anerkannt und Ihn verherrlicht (Joh 13,32). Gott setzte Ihn nach seiner Auferweckung zu seiner Rechten. Von diesem erhabenen Platz aus hat Christus den Sachwalter gesandt, und dieser ist hier auf der Erde der Zeuge von der gerechten Verherrlichung Christi. – Wie gross ist die Schuld der Welt vor Gott!
3. Von Gericht
Durch die Verherrlichung Christi hat der erste Akt des Gerichts der Welt schon begonnen. Der Mensch Christus Jesus ist nicht nur als Sieger über die Macht Satans und des Todes aus dem Grab hervorgekommen, um seinen Platz zur Rechten der Majestät im Allerheiligsten einzunehmen. Gott hat Ihn auch über jedes Fürstentum, jede Autorität, Macht und Herrschaft erhoben. Der Christus erfüllt seit der Auferstehung aus dem Grab alle Dinge, bis zum Thron Gottes (Eph 4,10). Satan erfährt diese Macht und Autorität. Das ist schon ein Teil des Gerichts, das den Fürsten dieser Welt trifft und ihren Zustand festlegt. Wenn es auch für den einzelnen Menschen noch eine Quelle des Heils und des Glaubens gibt, so besteht keine Errettung mehr für die Welt als Ganzes: Das Gericht wird der Welt ein Ende machen. Wer da meint, die Menschheit befinde sich im Fortschritt, tut gut, dies zu bedenken.
«Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen» (Joh 16,13).
Im Begriff, von seinen Jüngern Abschied zu nehmen, erklärte ihnen der Herr Jesus: «Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.» Doch nachdem Christus verherrlicht und der Geist der Wahrheit gekommen ist, um in allen Gläubigen zu wohnen, kann Er sie in die ganze Wahrheit leiten.
Viele Christen meinen, der Heilige Geist sei hauptsächlich zu dem Zweck gekommen, um hier Wunder zu tun und den Menschen Gaben zu geben, um in anderen Sprachen zu reden. Diese anfänglich geschenkten Wunderwerke werden sich erst in einem «zukünftigen Zeitalter» wiederholen (Heb 6,5; Joel 3,1-5). Doch bleibt es der Hauptzweck der Tätigkeit des anderen Sachwalters in dieser Zeit, alle von neuem geborenen Christen mit der ganzen Wahrheit vertraut zu machen.
Der Herr hatte den Jüngern (in Johannes 14,26) schon vorausgesagt, dass der Heilige Geist sie alles lehren und an alles erinnern werde, was Er ihnen gesagt und unter ihnen getan hatte. Durch die Evangelien haben wir Zugang zu diesen kostbaren Belehrungen.
Der verherrlichte Christus hat dann den Seinen durch den Heiligen Geist noch weitere herrliche und göttlich wichtige Unterweisungen gegeben. Durch den Dienst seiner Apostel, Propheten und Lehrer (Eph 4,11) sind sie damals zu allen bestehenden Versammlungen gelangt, und wir dürfen sie heute durch ihre Briefe und Schriften kennenlernen.
Aus der unermesslichen Fülle der «ganzen Wahrheit» seien hier nur ein paar Punkte angeführt, die das herrliche Teil betreffen, das den Erlösten in Christus geschenkt ist:
- Der Geist der Wahrheit belehrt die Gläubigen über die wunderbaren Resultate, die für sie aus dem Erlösungswerk für Zeit und Ewigkeit hervorkommen.
- Er zeigt ihnen ihre neue Stellung, die sie – verbunden mit der Stellung des auferstandenen und verherrlichten Herrn – besitzen, damit sie sie verwirklichen und geniessen (Eph 2,4-6).
- Er verkündet ihnen auch die kommenden Ereignisse, immer in Beziehung zur Herrlichkeit des Herrn, der eines Tages kommt, um hier auf der Erde seine Herrschaft aufzurichten, nachdem Er die Versammlung und alle Heiligen der ersten Auferstehung zu sich entrückt hat.
- Er lehrt sie, die herrliche Person Christi, das Geheimnis der Versammlung und seine die Erkenntnis übersteigende Liebe zu erkennen, damit wir alle erfüllt sein mögen zu der ganzen Fülle Gottes (vgl. Eph 3,18.19).
Wie gross und herrlich ist doch die Tätigkeit des «anderen Sachwalters» für die Gläubigen auf der Erde! Er ist in ihnen «der Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Gottes» und seiner unaussprechlichen Gaben im Herrn Jesus Christus (Eph 1,17). Er ist aber auch die Kraft, um Ihm zu dienen.