Alle werden auferstehen

Johannes 5,28-29

Nach der gegenwärtigen Stunde der Gnade, in der die, welche die Stimme des Sohnes Gottes hören, leben, kommt eine andere Stunde, die der Auferstehung aller, die in den Gräbern sind. «Wundert euch darüber nicht», sagt der Herr Jesus, «denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts» (Joh 5,28.29). Dass der Herr den Lazarus auferweckte und Tote lebendig machte, gab Anlass zum Staunen, aber die Stunde naht, in der die gleiche Macht alle Toten, die in den Gräbern sind, hervorkommen lassen wird.

Beachte, es heisst dann nicht, wie in Vers 25, dass die, die seine Stimme hören, leben würden, sondern dass sie hervorkommen. Wenn heute seine Stimme durch das Evangelium vernommen wird, empfangen die, die glauben, ewiges Leben. Jene aber, die nicht glauben, bleiben in ihrem Zustand des Todes vor Gott; sie führen ihr Leben «nach dem Zeitlauf dieser Welt» (Eph 2,2). Sie gehen ihren Geschäften nach, wie wenn Gott nie zu ihnen gesprochen hätte, wie wenn Er nicht existierte. Und schliesslich endet ihr Leben hier auf der Erde durch den Tod des Leibes.

In der kommenden Stunde wird sich niemand der Wirkung der Stimme des Sohnes des Menschen entziehen können. Alle, die in den Gräbern sind, werden hervorkommen. Das wird ein Tag der Herrlichkeit sein für die in Christus Entschlafenen; wie ihr Erretter, gehen sie in die ewige Herrlichkeit ein. Für die aber, die nicht auf das Evangelium hören wollten, die die Gnade verachtet und die vergänglichen Freuden dieser Welt Ihm vorgezogen und gegen eine Ewigkeit des Unglücks eingetauscht haben, ist es ein Tag des Schreckens. Vielleicht gingen sie in den Tod ein in der Meinung, nun sei alles zu Ende. Aber im Hades machen sie sich keine Illusionen mehr. Sie wissen, dass ihr Los auf ewig feststeht: Sie werden in der Finsternis draussen sein, in Erwartung der mächtigen Stimme des Menschen Jesus, den sie verachtet haben, um zum Gericht vor Ihm zu erscheinen.

Die Auferstandenen teilen sich in zwei Klassen: Die einen haben das Gute getan, die anderen das Böse. Die einen auferstehen zur Auferstehung des Lebens, die anderen zur Auferstehung des Gerichts.

Um das Gute zu tun, muss der Mensch Leben aus Gott haben, das er empfängt, wenn er das lebendigmachende Wort des Sohnes Gottes hört und glaubt. Ohne dieses Leben ist es unmöglich, das zu tun, was am Tag des Gerichts als «das Gute» anerkannt wird. Man kann viele gute Dinge tun, ohne Leben aus Gott zu haben. Aber Er kann es nicht belohnen.

Die das Böse getan haben, sind die, die dieses Leben nicht haben; sie wollten es nicht, weil sie sich, so wie sie waren, für gut hielten. Sie vergassen, dass Gott, der Licht ist, den Massstab des Guten und des Bösen anlegt. Das Wort Gottes bringt dieses Licht in die Seele, damit jeder seinen Zustand der Sünde erkennt und die Gnade annimmt, die Leben gibt. Das Böse ist die ganze Frucht der alten Natur, wie das Gute die Frucht der neuen ist.

Wenn man von der Auferstehung nur das kennte, was die Verse 28 und 29 aussagen, könnte man glauben – wie es viele tun – dass alle im gleichen Augenblick auferstehen würden, und dass die Trennung der Gerechten von den Ungerechten erst vor dem Richterstuhl (in Offenbarung 20) stattfinden werde. Aber dies geschieht nur beim Gericht der Lebendigen (Matthäus 25,31-46), wo der Herr, wenn Er kommt um zu herrschen, die richtet, die auf der Erde leben.

Die Auferstehung des Lebens ist von der Auferstehung des Gerichts durch einen Zeitabschnitt von mindestens tausend Jahren getrennt. Die Gerechten kommen zuerst aus ihren Gräbern hervor und nehmen an der Auferstehung «aus den Toten» teil. Für die Jünger, die als gute Juden an eine allgemeine Auferstehung am letzten Tag glaubten, war das eine ganz neue Wahrheit.

Wir lernen aus den Schriften des Apostels Paulus, dass die erste Auferstehung in mehreren Abständen geschieht. In 1. Korinther 15, wo nur von der ersten Auferstehung gesprochen wird, heisst es: «Wie in dem Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft» (1. Kor 15,22.23). Christus ist als Erster aus den Toten auferstanden. Er hat den Sieg über den Tod errungen, nachdem Er anstelle von allen, die nach Ihm an der ersten Auferstehung teilhaben, das Gericht erduldet hat. Er hat sich zur Rechten der Majestät im Himmel gesetzt, bevor Er aufsteht, um die entschlafenen Heiligen aufzuerwecken und die Lebenden zu verwandeln (1. Thes 4,15-18).

Von diesem Augenblick an bis zur Erscheinung Christi in Herrlichkeit zur Aufrichtung seines Reiches, werden noch Menschen aus den Juden und den Nationen sterben, die in den schrecklichen Zeiten der Verfolgung gegen den gläubigen Überrest zum Glauben kommen werden. Bei der herrlichen Erscheinung Christi werden sie aber auferweckt, um mit Ihm zu regieren. Darum sagt der Apostel Paulus: «die, die des Christus sind bei seiner Ankunft», sei es bei seinem Kommen für die Versammlung und der vorher entschlafenen Heiligen, oder bei seinem Kommen in Herrlichkeit. Erst in Verbindung mit dieser letzten Phase der Auferstehung aus den Toten wird sie die erste genannt: «Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt» (Off 20,6).

Beachten wir noch, dass die erste Auferstehung am Anfang des Reiches Christi beendet ist, denn während der ganzen Dauer des Reiches sterben keine Gerechten mehr; in jenem Augenblick «ist der Tod verschlungen in Sieg» (1. Kor 15,54). Die während der Herrschaft Christi sterben, sind Böse:

«Jeden Morgen will ich alle Gottlosen des Landes vertilgen, um aus der Stadt des HERRN auszurotten alle, die Frevel tun» (Ps 101,8).

Er, der diese grosse Macht ausüben wird, ist der Mensch, den die Juden umbringen wollten, weil Er nicht den Sabbat hielt und sagte, dass Gott sein Vater sei. Sie haben Ihn tatsächlich getötet, indem sie Ihn an das Fluchholz des Kreuzes hängten. Aber welch ein Moment für diese Elenden, wie auch für alle Unbekehrten, wenn sie bei dem mächtigen Schall seiner Stimme ihre Gräber verlassen, um zum Gericht vor Ihm zu erscheinen! Sie, die Ihn als Erretter verachtet haben, werden Ihn als Richter, der Gott gleich ist, ehren und ihre ewige Verdammnis als gerechtes Urteil anerkennen müssen.