«Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fussstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet» (1. Pet 2,21-23).
Die Person und das Werk des Herrn Jesus sind der grosse Inhalt der Offenbarung Gottes an den Menschen. Überall in der Bibel finden wir Ihn selbst und seine Herrlichkeiten. In obiger Stelle wird uns der Herr Jesus als der vorgestellt, der in seinem Leben gelitten und uns damit ein Beispiel hinterlassen hat, das wir nachahmen dürfen. Es geht hier nicht um seine sühnenden Leiden, denn darin kann niemand dem Herrn nachfolgen. In dem, was Er am Kreuz unter der Hand Gottes gelitten hat, als «das Schwert Gottes gegen ihn erwachte», steht Er einzigartig und unnachahmlich vor uns. Petrus spricht davon im nächsten Vers: «der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat» (1. Pet 2,24).
Doch der Herr hat nicht nur am Kreuz, in den Stunden der Finsternis, gelitten, sondern sein ganzes Leben war mit unendlichen Leiden erfüllt. Wie haben Ihn der Hass und die Feindschaft der Menschen geschmerzt, wie hat Er die eisige Ablehnung empfunden, die Ihm entgegenschlug, Ihm, «der umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren» (Apg 10,38). Er heilte die Kranken, bekleidete die Nackten, nährte die Hungrigen, vergab Sünden und auferweckte aus den Toten. Doch die Antwort der Menschen war Bosheit und Feindschaft. «Und mit Worten des Hasses haben sie mich umgeben und haben gegen mich gekämpft ohne Ursache. Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet. Und sie haben mir Böses für Gutes erwiesen und Hass für meine Liebe» (Ps 109,3-5). Als Er am Sabbat einen Kranken heilte, hielten sie Rat, wie sie Ihn umbringen könnten (Mk 3,6); ja, sie gingen sogar so weit zu sagen, dass Er die Dämonen durch den Obersten der Dämonen austreibe und «ein Fresser und Weinsäufer» sei (Mt 9,34; 11,19).
Doch alle diese Leiden, die den Herrn während seines Weges auf dieser Erde tief getroffen haben, ertrug Er in bewundernswerter Weise. Wie hat Er in der Gegenwart all des Bösen, all des Hasses, all des Widerspruchs vonseiten der Sünder, die seine Liebe mit Füssen traten, reagiert? Hat Er ihnen Böses mit Bösem vergolten? O nein, wie bewegt es unsere Herzen, wenn wir Ihn anschauen in seiner Langmut, seiner Geduld, seiner Gnade. Angesichts dessen, was Er litt, konnte Er sagen: «Ich aber bin stets im Gebet» (Ps 109,4). Seine Abhängigkeit von seinem Gott und Vater konnte durch die Provokation vonseiten der Menschen nicht gestört werden. Gerade da, als die Verwerfung des Herrn durch sein Volk besiegelt war, sprach Er die Worte zu seinem Vater: «Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir» (Mt 11,26).
Anbetungswürdiger Herr! Alle diese Leiden hat Er «für uns» erduldet. Nicht nur seine sühnenden Leiden am Kreuz hat Er uns zugut getragen und ertragen, sondern Petrus sagt hier ausdrücklich in Bezug auf die Leiden während seines Lebens: «Christus hat für euch gelitten.» 33 Jahre lang hat der Herr auf dieser Erde Leiden ohne Zahl gesehen und erduldet – und Er tat es für dich und für mich. Welch ein Herr und Heiland! Er tat es, um uns ein Beispiel zu hinterlassen, damit wir seinen Fussstapfen nachfolgen. Auch wir gehen einen Weg durch diese Welt, auf dem wir mit Menschen zu tun haben, die die Finsternis mehr lieben als das Licht und die uns hassen werden, wenn wir vom Licht zeugen. Doch wie reagieren wir, wenn wir von ihnen angegriffen werden? Geben wir eine fleischliche Antwort oder verwirklichen wir das, was der Herr sagte: «Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig» (Mt 11,29)?
Petrus fordert uns auf, diesen Fussstapfen nachzufolgen. Er selbst hatte am Anfang seines Lebens mit dem Herrn den Wunsch gehabt, Ihm nachzufolgen (Lk 5,11) und hat später vom Herrn Jesus dazu einen ganz persönlichen Auftrag bekommen (Joh 21,22). Diesen Auftrag gibt Petrus nun an uns weiter, indem er uns auffordert, in den Fussspuren des Herrn zu gehen.
Seine «Fussspuren» können niemals sein Kreuz ersetzen. Für den Ungläubigen gilt es, Zuflucht zu dem am Kreuz vollbrachten Werk zu nehmen. Aber für den, der das getan hat, heisst es nun, den Fussspuren unseres grossen Vorbildes nachzufolgen. Er hat gelitten, und wir haben zu leiden, wenn wir Ihm nachfolgen. Ohne Zweifel erscheinen unsere Leiden unendlich gering im Vergleich zu seinen Leiden, und doch stellt der Herr sich uns als Vorbild dar. Auch müssen wir häufig leiden, weil wir etwas falsch gemacht haben. Das war beim Herrn nie der Fall. Er litt wohl um der Gerechtigkeit willen, aber niemals als eine Folge eigener Sünde. Darüber hinaus hat der Herr manches getan, worin wir Ihm nicht folgen können. Er war der ewige Gott, und als solcher hat Er z.B. Toten das Leben wiedergegeben. Das können wir nicht. Doch Petrus zeigt uns hier vier Dinge, in denen jeder Gläubige, ob gross oder klein, dem Herrn nachfolgen kann:
- Er tat keine Sünde.
- In seinem Mund wurde kein Trug erfunden.
- Er schalt und drohte nicht, als Er litt.
- Er übergab sich dem, der recht richtet.