Die kostbaren und grössten Verheissungen

2. Petrus 1

Petrus redet hier davon, dass denen, die an den Herrn Jesus glauben, die kostbaren und grössten Verheissungen geschenkt sind. Wir müssen sie nicht erst durch Anstrengung erwerben. Sie sind dem Glauben umsonst gegeben.

Der Apostel zählt sie aber nicht auf. Er setzt voraus, dass die gläubigen Leser seines Briefes diese Verheissungen kennen, die grösser sind als die dem Volk Israel in Aussicht gestellten irdischen Segnungen.

Petrus will uns, die wir so leicht in Trägheit verfallen, an diese grossen Geschenke Gottes erinnern, um unsere geistliche Energie anzufachen. «Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat», sollen wir, «allen Fleiss anwenden», aus dem Geschenkvorrat alle die in den Versen 5-7 erwähnten Dinge hinzusetzen. So werden die Früchte des Lebens aus Gott und der Gottseligkeit in unserem Wandel dargestellt.

Wir wollen uns einige dieser kostbaren Verheissungen in Erinnerung rufen. Sie sind teils erfüllt, teils noch nicht, aber wir halten sie im Glauben fest.

«Der Heilige Geist der Verheissung» (Eph 1,13)

Unser Herr Jesus hat vor seinem Weggehen den Jüngern verheissen, dass Er ihnen einen «anderen Sachwalter», den «Geist der Wahrheit» von dem Vater senden werde. Dieser werde als «die Kraft aus der Höhe» sie und die Gläubigen nach ihnen befähigen, seine Zeugen zu sein bis an das Ende der Erde. In der Apostelgeschichte wird das Herabkommen des Heiligen Geistes beschrieben. Schliesslich wird in den Briefen die ganze Lehre von der Gabe des Heiligen Geistes entfaltet, dass Er seither in jedem Kind Gottes auf der Erde, wie auch in der örtlichen Versammlung wohnt und wirkt (1. Kor 6,19; 3,16).

Es sei jetzt aber besonders auf eine Tätigkeit des «anderen Sachwalters» hingewiesen, an die wir vielleicht zu wenig denken. Unser Herr spricht in Johannes 14 zu den Jüngern davon. Der Heilige Geist will unsere Herzen in ständiger, glücklicher Verbindung halten mit dem, der zur Rechten Gottes verherrlicht ist. Jesus sagt:

  • Der andere Sachwalter «ist bei euch in Ewigkeit» (Vers 16).
  • «Ihr kennt Ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein» (Vers 17).
  • «Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch» (Vers 18). Jesus bleibt im Himmel bis zu seiner Wiederkunft, aber Er ist in der Person des Heiligen Geistes zu uns gekommen. Das ist eine solche Wirklichkeit, dass Er sagen kann:
  • «Ihr seht mich: weil ich lebe, werdet auch ihr leben» (Vers 19).
  • «An jenem Tag – wenn der Sachwalter bei euch ist – werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch» (Vers 20).
  • «Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen» (Vers 23),

So ist es also die erste Aufgabe des Heiligen Geistes, des anderen Sachwalters auf der Erde, den verherrlichten Herrn unseren Herzen darzustellen. «Von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen» (Joh 16,14). Hat Er in uns zustande gebracht, dass der Herr Jesus und seine Liebe uns erfüllt und wir gerne «sein Wort halten», dann kann der Geist uns leiten, wie Er will. Im persönlichen Leben, in der Versammlung, gegenüber den Menschen der Welt, werden wir in seiner Kraft seinen Anweisungen folgen.

  • Du bist bei uns mit deinem Geist
    – o selge, heilge Nähe! –
    der so lebendig sich erweist,
    als ob man selbst dich sähe.

Das ewige Leben, das Gott vor ewigen Zeiten verheissen hat (Titus 1,2)

Als das Böse schon zur Zeit des Apostels Paulus in die Christenheit eindrang, beschäftigte er sich gern mit dem, was aus Gott selbst gekommen ist. Nur das kann dem Bösen widerstehen und uns helfen, es zu überwinden. Schon vor ewigen Zeiten war es im Ratschluss Gottes, den Menschen, die einst auf der Erde und «in Christus» sein würden, das ewige Leben zu geben. Dieses Leben war von Ewigkeit her im Sohn Gottes beim Vater (1. Joh 1,2). Wie kam es zu uns und wie wurde es offenbart? In Ihm, der Mensch geworden und zu uns gekommen ist. «In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen» (Joh 1,4). Es entsprach in allem dem Wesen und der sittlichen Herrlichkeit Gottes.

Wie kamen wir in den Besitz dieses ewigen Lebens, wir, die wir tot waren in Vergehungen und Sünden? Durch Glauben an den Sohn Gottes (Joh 3,16.36). «Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht» … «Er ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben» (1. Joh 5,12.20).

Wie zeigt sich dieses Leben bei uns? Der Herr Jesus sagt: «Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, denn allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus erkennen» (Joh 17,3). Aber es kann sich bei uns in seinen Wesenszügen der göttlichen Herkunft nur zeigen und Gottseligkeit hervorbringen, wenn wir mit allem Fleiss die Dinge in 2. Petrus 1,5-7 hinzutun.

Wir haben immer wieder Ursache, uns zu beugen, dass das ewige Leben bei uns so oft gehindert wird. Es fehlt uns am treuen Umgang mit dem, der das ewige Leben ist. Aber «Gott, der nicht lügen kann», stellt auch die «Hoffnung des ewigen Lebens» vor unsere Herzen. Droben, in der Herrlichkeit, wird es sich voll entfalten.

Die Verheissung der Kindesbeziehung zu Gott, dem Vater

«Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheissungen haben, Geliebte, so lasst uns … die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes» (2. Kor 6,18; 7,1).

Wir wissen, dass zwischen dem irdischen Bundesvolk und Gott nicht diese innige Familienbeziehung bestanden hat, die die Kinder Gottes jetzt geniessen dürfen. Die Verheissungen, die der Geist Gottes hier in abgeänderter Form aus dem Alten Testament anführt (3. Mo 26,11.12; Jes 52,11) waren dort auf die Beziehungen begrenzt, die Gott mit Israel pflegen wollte, wenn Er seine Wohnung in ihre Mitte setzte.

Der Herr Jesus aber hat seine Jünger, die später zur Versammlung Gottes gehörten, zunächst durch seine Worte, in Johannes 14 – 17, mit Gott als dem Vater und mit dem Vaterhaus in Verbindung gebracht. Damit aber diese Beziehung Tatsache würde, mussten sie durch das Erlösungswerk des Herrn dafür passend gemacht werden. Erst nach seiner Auferstehung konnte der Herr zu ihnen sagen «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17). So wird uns nun zugerufen: «Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen sollen» (1. Joh 3,1).

Wenn schon Israel zur Absonderung von allem Bösen aufgerufen wurde, wie viel mehr sollten wir dies verwirklichen, die wir in eine solche Nähe zu Gott und seiner Wohnung droben gebracht sind!

«Die Verheissung des ewigen Erbes» (Heb 9,15)

Die Menschen aus Israel, die durch Buße und Glauben den wahren Christus im Herzen aufnehmen werden, dürfen aufgrund des Blutes des neuen Bundes die volle Erfüllung der Verheissung an Abraham erleben: «Das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft bis in Ewigkeit» (1. Mo 13,15). Das ist eine irdische Verheissung. Die Propheten beschrieben ihre Herrlichkeit. Hesekiel redet von der ganzen Ausdehnung des Erbteils (Hes 47 und 48). Sacharja sagt in Kapitel 14, ab Vers 9: «Und der HERR wird König sein über die ganze Erde … Das ganze Land wird sich umwandeln … Jerusalem wird erhaben sein … Alle Übriggebliebenen von allen Nationen … werden Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten.» Auch Jesaja schildert in den letzten Kapiteln die herrlichen Zustände in diesem Reich.

Den Gläubigen, die der Herr in dieser Zeit der Gnade zu der Versammlung hinzutut, ist aufgrund desselben Blutes und Werkes Christi, das die Berufenen aus Israel zum neuen Bund und zum Erbteil führt, auch ein ewiges Erbe verheissen. Aber es ist himmlischer Art und allumfassend, weil die Versammlung es in Verbindung mit Christus, ihrem Haupt, geniessen wird. Gott «hat alles seinen Füssen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist» (Eph 1,22). Er ist der Erbe aller Dinge (Heb 1,2). Auch werden wir mit Ihm erben, weil wir Kinder Gottes geworden sind: «Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden» (Röm 8,17). Welch unendliche Gnade, dass wir, die wir zu den Nationen, zu den «Unbeschnittenen» gehörten, in Christus so hoch erhoben werden!

«Die Verheissung seiner Ankunft» (2. Pet 3,4)

Petrus, der an Gläubige schreibt, die durch Verfolgung gingen, nimmt in diesem Kapitel Bezug auf die Verheissung der Ankunft des Herrn Jesus zur Entrückung der Seinen. Für jene Geprüften, die der Leiden des Christus teilhaftig waren und um seines Namens willen geschmäht wurden (1. Pet 4,12-14), war ein solcher Ausblick eine grosse Ermunterung. Daher wollte der Feind ihnen diese Hoffnung rauben. Da waren Leute um sie her, wohl vor allem ungläubige Juden, die sie spöttisch fragten: «Wo ist die Verheissung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.» Wie konnten sich jene Gläubigen und wie können auch wir uns solcher Spöttereien und Einflüsterungen des Unglaubens erwehren? Nur dadurch, dass wir am treuen Wort Gottes festhalten. Petrus weist darauf hin, wie unbiblisch diese Einwürfe sind und ruft den Wartenden zu: «Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus … sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.»

Wie wunderbar wird diese «Ankunft des Herrn» für uns sein, liebe Geschwister, die wir jetzt noch in der gleichen Welt leben wie die Empfänger des Briefes. Auch wir erfahren ihren Widerstand, sind in mancherlei Not und Prüfungen und – plötzlich, «in einem Nu» bei unserem Herrn, gleichförmig mit seinem Leib der Herrlichkeit, für immer in der glückseligen Atmosphäre des Himmels! Das spornt uns an, Ihm bis zu seinem baldigen Kommen treu zu leben und zu dienen.

Müssen wir uns nicht oft ertappen, dass wir mehr mit unserem Heimgang durch den Tod rechnen als mit der Verheissung des Herrn: «Siehe, ich komme bald»? Dies kann zur Folge haben, dass wir uns den Schwachheiten des Leibes ergeben und dass unser geistlicher Eifer dabei erlahmt. Der Herr möge uns davor bewahren.

Die Verheissung der Herrlichkeit

Im Zusammenhang mit der Ankunft unseres geliebten Herrn dürfen wir uns auch mit der Herrlichkeit beschäftigen, in die wir dann eintreten. Als solche, die zur Braut des herrlichen Bräutigams gehören, werden wir in inniger Beziehung zur Herrlichkeit Gottes stehen, die in seinem Sohn hier auf der Erde offenbart wurde (Heb 1,3). Auch im Himmel wird sie in Ihm, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt (Kol 1,19 und 2,9), sichtbar sein, nicht mehr nur dem Glauben, sondern den Augen unseres verherrlichten Leibes.

Die Erlösten müssen sich dort vor keinem Gericht fürchten. Dargestellt in den 24 Ältesten, um den Thron Gottes versammelt, der in seiner Regierung im Begriff steht, das Gericht über die Welt zu bringen, sitzen sie vor Ihm auf Thronen (Off 4). Und wenn das Lamm sich anschickt, das Buch der Ratschlüsse Gottes in die Hand zu nehmen und die Siegel der Gerichte zu öffnen, da dürfen diese 24 Ältesten, die Myriaden der Heiligen, Ihm die Anbetung darbringen, deren Er würdig ist (Off 5). Sie sind weit erhoben über die Szenen des Gerichts auf der Erde, von der sie gekommen sind.

Hat unser Herr Jesus die Herrlichkeit, die wir droben erwarten dürfen, seinen Jüngern nicht selber in herzbewegenden Worten beschrieben? «Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.» Er wird uns in das Haus seines Vaters führen. Die Stätte ist bereit (Joh 14,1-3). Wir dürfen bei dem Vater sein als geliebte Kinder, von denen der Sohn sagt: «Du hast sie geliebt, wie du mich geliebt hast.» Der Sohn hat gebetet: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,23.24).

Wie freuen wir uns, dass einst in einer anderen, mehr offiziellen Weise, seine Herrlichkeit auch auf der Erde sichtbar werden wird! «Es kommt die Zeit, alle Nationen und Sprachen zu versammeln; und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen» (Jes 66,18).

Wir wollen nicht vergessen, dass uns diese kostbaren und grössten Verheissungen alle geschenkt sind. Es ist der Wille Gottes, dass wir uns darüber freuen. Wenn wir das tun, werden wir auch im praktischen Leben in unserem Glauben die Tugend (geistliche Entschiedenheit), die Erkenntnis, die Enthaltsamkeit, das Ausharren, die Gottseligkeit, die Bruderliebe und darin die Liebe hinzufügen (Verse 5,6).

Was hat das zur Folge? Der Apostel sagt: «So wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.»