In Lukas 9 bekommen wir einige Unterweisungen für die Nachfolge. Sie sprechen unser Herz an und spornen uns zu lebendiger Jüngerschaft an. Sie wenden sich auch an unser Gewissen, damit wir uns im göttlichen Licht prüfen und uns innerlich auf den Herrn Jesus ausrichten.
Die Ausgangslage
Im Gegensatz zu den meisten Menschen in Israel hatten die zwölf Jünger im Glauben erkannt, dass der Herr Jesus der verheissene Messias war. Sie waren überzeugt, dass Er gekommen war, um Israel von der Fremdherrschaft zu befreien und sein Reich aufzurichten (Lk 24,21). Darum hatten sie, als Er sie in seine Nachfolge rief, alles verlassen und sich Ihm angeschlossen.
Zwei Aussagen in Lukas 9 zeigen, wie sich damals die Situation für die Jünger veränderte und alles anders verlief, als sie es sich vorgestellt hatten:
- In Vers 22 erklärt ihnen der Herr Jesus: «Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt werden.» Weil die führenden Leute in Israel Christus ablehnten und vor Pilatus seine Kreuzigung forderten, konnte das Reich Gottes noch nicht zu diesem Zeitpunkt öffentlich auf der Erde aufgerichtet werden.
- In Vers 51 heisst es: «Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten, dass er sein Angesicht feststellte, nach Jerusalem zu gehen.» Der Herr Jesus begab sich auf den Weg nach Jerusalem, wo Ihn die Menschen dann kreuzigten. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung verliess Er die Erde und wurde in den Himmel aufgenommen.
Dadurch veränderte sich der Weg und das Ziel der Jünger. Anstatt als Nachfolger des Messias von den Menschen Anerkennung zu bekommen, mussten sie seine Verwerfung und seine Leiden vonseiten der Welt teilen. Anstatt Ihm ins irdische Reich der Gerechtigkeit und des Friedens zu folgen, führte nun ihr Weg zum Himmel, wohin Er ihnen nach seiner Auferstehung vorausgegangen war.
Das ist bis heute die Ausgangslage aller Jünger des Herrn Jesus. Unser Weg führt durch eine Welt, in der wir als glaubende Christen abgelehnt und verspottet werden. Unser Ziel ist der Himmel, wo Christus bereits verherrlicht ist.
Die Bedingungen
Als Folge seiner Verwerfung durch die Welt legt der Herr Jesus die Bedingungen fest, die Er an seine Jünger stellt: «Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf und folge mir nach» (V. 23).
- Das Erste ist Selbstverleugnung. Der menschliche Egoismus steht im Gegensatz dazu. Wenn wir unserem Herrn nachfolgen möchten, stehen nicht unsere eigenen Wünsche im Vordergrund, sondern der Wille unseres Meisters. Immer wieder gilt es, Ihn in den Alltagssituationen zu fragen: Was möchtest Du, dass ich jetzt tun soll? Dabei erfahren wir, dass sein Wille nicht immer unseren Vorstellungen entspricht. Sind wir dann bereit, uns selbst zu verleugnen? Geben wir dann unsere Wünsche auf und tun wir das, was uns der Herr Jesus durch sein Wort aufträgt?
- Das Zweite ist die Bereitschaft, die Schmach vonseiten der Welt zu ertragen. Wir folgen einem Meister nach, der von den Ungläubigen abgelehnt und verachtet wird. Das wurde klar, als unser Heiland nach Golgatha ging. Er trug sein Kreuz zur Stadt hinaus, um hingerichtet zu werden. Für die Welt war Er abgeschrieben. Sie wollte nichts mehr mit Ihm zu tun haben. So ergeht es auch uns, wenn wir täglich unser Kreuz aufnehmen und dem verachteten Jesus nachfolgen. Die ungläubigen Menschen werden uns ablehnen, verspotten und links liegen lassen. Haben wir so mit der Welt abgeschlossen? Oder suchen wir noch ihren Beifall?
- Das Dritte ist die bewusste Nachfolge des Herrn Jesus: Wir anerkennen seine Autorität über uns und übergeben Ihm die Führung unseres Lebens. Dann kann Er den Weg für uns bestimmen. Ausserdem nehmen wir unseren Meister zum Vorbild und folgen seinen Fussstapfen nach, die Er uns hinterlassen hat (1. Pet 2,21-23). Dann wird in unserem Verhalten eine gewisse Übereinstimmung mit Jesus Christus sichtbar.
Alle drei Punkte betreffen unser Alltagsleben. In den einzelnen Situationen und in den Kontakten mit unseren Mitmenschen sollen wir sie immer wieder verwirklichen. Wie freut sich der Herr, wenn wir Ihm gehorchen, uns zu Ihm bekennen und Ihn nachahmen!
Die Gesinnung
Ab Lukas 9,46 lernen wir anhand von drei negativen Beispielen, welche Einstellung uns als Jünger des Herrn Jesus prägen soll.
- «Es entstand aber unter ihnen eine Überlegung, wer wohl der Grösste unter ihnen sei» (V. 46). Diese Erwägung unter den Zwölf offenbarte den Hochmut in ihren Herzen. Jeder von ihnen wäre gern der beste und treuste Jünger gewesen. Der Herr Jesus begegnete dieser Ichsucht mit den Worten: «Wer der Kleinste ist unter auch allen, der ist gross.» Was bei Gott zählt, ist echte Demut im Herzen und im Verhalten. Wenn wir dem Herrn Jesus in einer demütigen Gesinnung nachfolgen, ahmen wir Ihn nach (Mt 11,29; Phil 2,5-8).
- «Johannes aber antwortete und sprach: Meister, wir sahen jemand Dämonen austreiben in deinem Namen, und wir wehrten ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgt» (V. 49). Mit dieser Aussage betonte Johannes die Bedeutsamkeit der Zwölf. Es erregte seine Missgunst, als jemand losgelöst von ihnen im Namen des Herrn Jesus Dämonen austrieb. Der Meister tritt dieser Parteisucht mit den Worten entgegen: «Wehrt nicht; denn wer nicht gegen euch ist, ist für euch.» In einer Welt, die Christus verwirft, gibt es keine neutrale Position. Wer Ihm nachfolgt und dient, steht auch auf der Seite seiner Jünger. Als Folge davon soll uns eine selbstlose Freude kennzeichnen, wenn der Herr durch andere Christen in der Welt bezeugt und verherrlicht wird (Phil 1,18).
- «Als aber die Jünger Jakobus und Johannes es sahen, sprachen sie: Herr, willst du, dass wir sagen, Feuer solle vom Himmel herabfallen und sie verzehren, wie auch Elia tat?» (V. 54). Jesus Christus zog mit seinen Jüngern durch Samaria. In einem Dorf wurde Er nicht aufgenommen, weil Er nach Jerusalem reiste. Diese Ablehnung veranlasste die beiden Jünger, das göttliche Gericht über diese Leute herbeizuwünschen. Doch hinter ihrem vermeintlichen Eifer für Christus verbarg sich ihr verletzter Stolz. Der Herr musste sie deutlich zurechtweisen, weil ihr Wunsch nicht der göttlichen Gnade entsprach, die Er den Menschen bekannt machen wollte. Wir lernen daraus, dass uns in seiner Nachfolge eine gnädige Einstellung prägen soll. Dadurch zeigen wir unseren Mitmenschen etwas von der Gnade Gottes, die im Herrn Jesus zur Rettung von Sündern erschienen ist (Tit 2,11).
Die Kernpunkte
Am Ende des Kapitels wird klar, worauf es in der Nachfolge des Herrn Jesus ankommt. Wieder sind es drei negative Beispiele, die uns die Kernpunkte der Jüngerschaft deutlich machen.
a) Auf Annehmlichkeiten verzichten
«Als sie auf dem Weg dahinzogen, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin irgend du gehst» (V. 57). Dieser Mann machte sich falsche Vorstellungen von der Nachfolge. Vermutlich hatte er gewisse positive Erwartungen. Er musste lernen, dass die Nachfolge des Herrn Jesus keine äusseren Vorteile mit sich bringt, sondern mit Verzichten verbunden ist. Darum bekam er zur Antwort: «Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.» Dadurch macht uns der Herr Jesus zweierlei klar:
- Er bietet uns auf der Erde kein Zuhause. Der Weg in seiner Nachfolge führt zum Himmel. Wenn wir Ihm konsequent nachfolgen, sind wir wie Er Fremde hier.
- Er verschafft uns weder Bequemlichkeit noch Ruhe. Im Alltag seine Jünger zu sein, heisst nichts anderes, als auf ein gemütliches Leben zu verzichten und für Ihn tätig zu sein.
b) Dem Herrn den ersten Platz geben
«Er sprach aber zu einem anderen: Folge mir nach! Der aber sprach: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben» (V. 59). Dieser Jünger setzte falsche Prioritäten. Er stellte etwas vor den Herrn. Es war durchaus in Ordnung, dass er seinen Vater würdig begraben wollte. Aber der Anspruch des Herrn auf sein Leben kam zuerst. Darum lautete die Antwort: «Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.» Es gibt nur eine Person, die bei uns lebensbestimmend sein darf – der Herr Jesus. Wenn wir Ihm den ersten Platz geben, bekommt alles andere den richtigen Stellenwert.
c) Freudig vorwärts blicken
«Es sprach aber auch ein anderer: Ich will dir nachfolgen, Herr; zuvor aber erlaube mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Haus sind» (V. 61). Dieser Jünger hatte eine falsche Ausrichtung. Sein Herz war nicht von Christus erfüllt. Darum konnte er sich nur schwer von dem lösen, was er für Ihn verlassen wollte. Der Herr erklärte ihm: «Niemand, der die Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.» Anstatt wehmütig an das zu denken, was nicht mit einer entschiedenen Nachfolge vereinbar ist, wollen wir unseren Glaubensblick nach vorn richten. Jesus Christus ist uns vorausgegangen. Wenn wir auf Ihn schauen, folgen wir Ihm zielstrebig und mit Freuden nach. Wir ziehen dann gerade Furchen. Unser Leben ist auf Gott ausgerichtet.
Schluss
Zweifellos hat eine konsequente Nachfolge ihren Preis. Aber die Freude, die der Herr Jesus uns dabei schenkt, überwiegt jeden Verzicht, jede Selbstverleugnung und jede Schmach vonseiten der Welt. Ausserdem wird Er uns für unsere Treue in seiner Nachfolge belohnen. Welche Gnade!
Jüngerschaft fordert uns jeden Tag heraus. Dabei wird uns schnell klar, dass wir aus uns selbst dem Herrn nicht nachfolgen können. Aber seine Gnade, die uns Kraft und Hilfe in der Nachfolge gibt, steht uns täglich zur Verfügung, damit wir Ihn als seine Jünger ehren können.