Wer die Retterliebe des Herrn Jesus persönlich erfahren hat und als Gläubiger auf den Weg des Lebens gekommen ist, wird zweifellos den Wunsch haben, auf diesem Weg seinem Heiland zu gefallen. Ist die Frage des Saulus auch schon in deinem Herzen aufgestiegen: «Was soll ich tun, Herr?»? Das ist die Sprache eines Erlösten, der sich als Jünger in den Dienst seines Heilands stellt und Ihn damit als Herrn und Meister anerkennt. Der Herr Jesus zwingt zwar niemanden in seinen Dienst, aber Er wartet auf die Antwort unserer Herzen, die sich Ihm aus Liebe zur Verfügung stellen, weil Er uns zuerst geliebt hat (1. Joh 4,19). Die Frauen aus Galiläa sind uns darin ein schönes Beispiel. Von ihnen lesen wir in Matthäus 27,55 und Lukas 8,3, dass sie dem Herrn von Galiläa, wo sie Ihn gefunden hatten, nachfolgten und Ihm dienten mit ihrer Habe. Sie stellten Ihm das zur Verfügung, was sie besassen.
Bereiche des Dienstes
Bevor wir auf Einzelheiten über den christlichen Dienst eingehen, wollen wir uns kurz an die Bereiche erinnern, in denen ein Dienst für den Herrn getan werden kann. Das Wort Gottes zeigt uns deren drei:
- gegenüber Gott
- gegenüber den Gläubigen
- gegenüber den Ungläubigen
a. Gott dienen
Gott zu dienen, etwas nur für Ihn zu tun, ist wohl das Höchste, das wir Menschen ausüben dürfen. Maria von Bethanien hat uns in dieser Art des Dienstes ein leuchtendes Beispiel hinterlassen, als sie kurz vor dem Tod des Herrn Jesus das kostbare Salböl auf seinen Leib ausgoss (Mt 26,6-13; Joh 12,3). Die Jünger, die damals von wahrem Gottesdienst wenig Ahnung hatten, nannten diese Tat eine Verschwendung. Aber es war keine in den Augen Gottes.
Diesen Dienst dürfen wir heute noch einzeln und gemeinsam vor Gott ausüben, und zwar als Priester, die geistliche Schlachtopfer darbringen, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus (1. Pet 2,5; Heb 13,15.16). Wenn wir Gott auf diese Weise dienen, d.h. nur Ihn und den Herrn Jesus vor uns haben, und Opfer des Lobes und Dankes darbringen, ist das niemals eine Verschwendung, weder von Zeit noch von Energie. «Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht» (Heb 12,28). Weitere Stellen, die von diesem Bereich des Dienstes reden, finden wir in Römer 12,1; Philipper 3,3; Hebräer 9,14; 10,2.
b. Den Gläubigen dienen
Der Dienst an den Gläubigen ist auch ein Dienst für den Herrn, aber ein indirekter (Mt 25,40). Um diesen Dienst besser zu verstehen, wollen wir uns daran erinnern, dass alle Gläubigen zusammen den Leib Christi bilden. Dieser Leib empfängt alles, was zum Wachstum nötig ist, einerseits durch «jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Mass jedes einzelnen Teiles» und durch die Gaben, die dem Leib gegeben sind (Eph 4,11-16). Jeder Gläubige ist ein Gelenk der Darreichung. Daneben hat der Herr einzelne besonders begabt als Evangelisten, Hirten und Lehrer. Sie haben einen besonderen Auftrag und Dienst vom Herrn. Der Dienst an den Heiligen (Heb 6,10) kann sich u.a. durch Trost für die Trauernden, Ermunterung von Kranken, materielle Hilfe für Notleidende oder durch die Verkündigung des Wortes Gottes ausdrücken. So vielfältig wie die Bedürfnisse sind, so vielfältig sind auch die Dienste. Alles aber soll zum Wohl und Nutzen des ganzen Leibes, der ganzen Versammlung, ausschlagen (1. Pet 4,10; dient einander).
c. Den Ungläubigen dienen
Der Dienst an den Ungläubigen wird in 2. Korinther 5,18-20 «Dienst der Versöhnung» genannt. Wir – und dabei sind alle Erlösten eingeschlossen, nicht nur solche, die eine Evangelisten-Gabe haben – sind Gesandte für Christus. Unsere Botschaft der Welt gegenüber lautet klar und deutlich: «Lasst euch versöhnen mit Gott!» Möchten wir in diesem Bereich des Dienstes vermehrt den Herrn fragen: «Was willst du, dass ich tun soll?» und dann auch seinen Anweisungen folgen.
Kennzeichen des Dienstes
Gottes Wort gibt uns an vielen Stellen wichtige Hinweise bezüglich unseres Dienstes. Es stellt uns aber in der Person des Herrn Jesus auch das grosse Vorbild vor die Herzen:
- Der Grund seines Kommens auf diese Erde war: «zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele» (Mk 10,45).
- Obwohl Er der Meister war, dachte Er nie an sich, nie suchte Er seine Ehre. Zu seinen Jüngern sagte Er: «Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende» (Lk 22,27).
- Sein Vater hatte Ihn gesandt. Nun wollte Er in steter Abhängigkeit nur seinen Willen tun (Joh 6,38).
- In Psalm 40,9 lesen wir, was Ihn bewegte, stets den Willen Gottes zu tun: «Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust.»
- Die Antwort Gottes auf eine solch völlige Hingabe konnte nicht ausbleiben: «Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat» (Jes 42,1).
Im Folgenden wollen wir nun einige Punkte mit den entsprechenden Bibelstellen zusammentragen, die uns Grundsätzliches über unseren Dienst mitteilen und uns zeigen, wodurch er gekennzeichnet sein soll:
Der Auftraggeber ist der Herr, nicht ein Mensch (Apg 13,2.4); und der Auftrag, den Er gibt, richtet sich bei jedem «nach seiner eigenen Fähigkeit» (Mt 25,14.15). Nie verlangt Er von uns etwas Unmögliches, und immer schenkt Er uns alles, was wir zu einem Dienst nötig haben.
Was uns aber kennzeichnen soll, ist beständige Abhängigkeit von Ihm; denn Er hat gesagt: «Ausser mir könnt ihr nichts tun» (Joh 15,5). Diese Abhängigkeit drückt sich z.B. durch das Gebet aus. Möchten wir aus dem Gebet in einen Dienst für den Herrn gehen und nach getaner Arbeit zum Gebet zurückkehren. – Abhängigkeit ist mit Gehorsam verbunden. Ein eigenwilliger Dienst kann niemals seine Anerkennung finden (Kol 2,23). Möchten wir solche sein, die ein offenes Ohr und ein bereitwilliges Herz für die Befehle des Meisters haben, und seine Anweisungen nicht überhören. «Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach» (Joh 12,26).
Was ist die Triebfeder unseres Dienstes? Möchte es, wie eingangs erwähnt, die Liebe zu unserem Herrn sein. Die Hingabe an Ihn drückt sich darin aus, dass wir Ihn stets vor unseren Blicken haben und alles, auch unsere Tätigkeit in Haushalt und Beruf, für Ihn tun. «Ihr Knechte … was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen … ihr dient dem Herrn Christus» (Kol 3,22-24). Siehe dazu auch Römer 12,11; 14,18; Apostelgeschichte 20,19; 2. Mose 21,2-6.
Die Sklaven jener Zeit zeigen uns, wie unser Dienst gegenüber dem Herrn aussehen soll. Ein Sklave unterstand nur seinem Herrn, auch wenn er für andere etwas tat. Er konnte keine Anerkennung der anderen erwarten. Er war ja ein Leibeigener seines Herrn. Und etwas für sich selbst zu suchen, hätte ihm gar nichts gebracht. Wenn wir an diese Dinge denken, begreifen wir, dass Gott im griechischen Grundtext des Neuen Testaments an verschiedenen Stellen das Wort «douleuo» für «dienen» gebrauchte; denn es hat die Bedeutung «als Sklave dienen».
Gottes Wort zeigt uns auch, dass Dienst wachstümlich ist. Dies hängt aber sehr von unserem inneren Zustand ab. Denken wir nur an Joseph im Haus Potiphars! (1. Mo 39).
Je grösser die Verantwortung eines Dienstes ist, umso wichtiger ist die vorausgehende Bewährung. Diese war z.B. bei den Diakonen unbedingt erforderlich (1. Tim 3,10). Wir finden die Bewährung auch bei Timotheus, dem Mitarbeiter des Apostels Paulus, erwähnt (Phil 2,22). Bewährung ist etwas, das unsere Brüder und Schwestern, mit denen wir zusammenleben, sehen und, wenn sie vorhanden ist, auch bezeugen können.
Ein schwieriger Dienst bedingt eine entsprechende Zubereitung. Dieses Rüstzeug erlangen wir aber weder in einer Bibelschule noch an einer Universität, sondern nur in der Schule Gottes. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist Mose. Gott hatte ihn zum Führer seines Volkes Israel bestimmt. Er sollte es aus Ägypten führen, wo es in sklavischer Unterdrückung gehalten wurde, und ihm auf dem Weg in das verheissene Land Kanaan sozusagen als Hirte vorangehen. Welch ein gewaltiger Auftrag! Als Mose 40 Jahre alt war und alles gelernt hatte, was die damalige Welt an Weisheit anbieten konnte (Apg 7,22), begann seine besondere «Ausbildung» in der Schule Gottes. 40 Jahre bereitete Gott seinen Diener in der Wüste, wo er sein Leben als Schafhirte verbrachte, für seine Aufgabe zu. Dann trat Mose im Auftrag Gottes vor den Pharao. – Ein weiteres Beispiel ist der Apostel Paulus, der nach seiner Bekehrung vor den Toren von Damaskus drei Jahre in Arabien verbrachte (Gal 1,15-18), bevor Gott ihn als «Diener des Evangeliums» und «Diener der Versammlung» gebrauchte.
Zuletzt noch die Frage nach dem Ende des Dienstes. Der Herr sagt zuweilen: «Nun hast du deine Aufgabe erfüllt. Überlass jetzt diesen Dienst anderen, die ich dazu berufen habe. Komm, ich habe eine neue Betätigung für dich.» Es sind also nicht die Menschen, die das Ende eines Dienstes bestimmen, sondern der Herr. Wie mancher echte Seelsorger ist, weil er sich von Menschen anstellen liess und ein Gehalt von ihnen bezog, mit 65 pensioniert worden – zu einem Zeitpunkt also, da er noch einen wichtigen Dienst auszuführen gehabt hätte, zu dem er in jüngeren Jahren nicht befähigt gewesen wäre. Wenn aber Gott das Ende eines Dienstes klarmacht – wie das z.B. bei den Leviten angeordnet war (4. Mo 8,23-26) – dann dürfen wir Menschen auch nicht die Nachfolger bestimmen. Der Herr wird zu seiner Zeit alles Nötige schenken, damit die vorhandenen Aufgaben weitergeführt und den auftretenden Bedürfnissen entsprochen wird. An uns liegt es, festzuhalten, dass ein Dienst oder eine Gabe nicht übertragbar sind. Jeder empfängt seine Gnadengabe direkt vom Herrn (1. Pet 4,10).
Ziel und Ende des Dienstes
Mit dem Wiederkommen unseres Herrn für die Seinen findet ihr Dienst auf dieser Erde seinen Abschluss. Dann folgt die Beurteilung und Belohnung unserer Tätigkeit für Ihn, und zwar durch Ihn selbst. «Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist» (Off 22,12). Der Herr wird dann nicht die Grösse der Arbeit betrachten – Er gab ja einst die Talente einem jeden nach seiner Fähigkeit – sondern die Treue, in der sie getan wurde. Gleiche Treue wird mit gleich grossem Lohn gewürdigt. Das finden wir auch im Gleichnis von den Talenten (Mt 25,21.23). Die Belohnung für unsere Treue im Leben hier steht mit unserer zukünftigen Verwaltung der Erde mit dem Herrn Jesus (im Tausendjährigen Reich) in Verbindung und nicht mit unserem Platz des Segens im Himmel (siehe Lk 19,13-19).
Mit dem Kommen des Herrn für die Seinen hört der Dienst der Treue in zwei der am Anfang beschriebenen Bereichen auf. Die Gläubigen haben dann keine Bedürfnisse mehr, denen entsprochen werden müsste. Und für die Ungläubigen, die die Einladung: «Lasst euch versöhnen mit Gott!» solange gehört haben, gibt es keine Möglichkeit zur Umkehr mehr (2. Thes 2,9-12). Die Gnadenzeit ist dann abgeschlossen. Mit dem Kommen des Herrn folgt die Ruhe für jeden Arbeiter (Heb 4,9). Er darf einziehen «in die Freude seines Herrn». Dann will der Herr selbst ihn bedienen (Lk 12,37). Welch ein Gedanke!
Aber ein Dienst bleibt! Es ist der Dienst dem Vater und dem Herrn Jesus gegenüber (Off 7,15; 22,3). In Offenbarung 5,6-14 wird uns die Szene eines solchen Dienstes geschildert. Dort steht der Herr Jesus als das Lamm wie geschlachtet in der Mitte, um die Anbetung seiner Erlösten (24 Älteste) und alle Ehre vonseiten der Engel und der ganzen Schöpfung zu empfangen.
Zum Schluss bleibt noch eine Bemerkung, die wir nicht übersehen wollen. Wenn wir mit dem aufrichtigen Wunsch, unserem Herrn in Treue da zu dienen, wo Er uns hingestellt hat, alles beherzigt haben, was Gottes Wort über wahren Dienst sagt, und nach unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten danach gehandelt haben, dann lasst uns sein Wort aus Lukas 17,10 nicht vergessen:
«Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.»