Der Vater sucht solche als seine Anbeter

Johannes 4; Johannes 9,38; Johannes 12,1-8

Jeden Menschen, der im Blut von Jesus Christus von seinen Sünden gewaschen ist, hat Er seinem Gott und Vater auch zu einem Priester gemacht (Off 1,5.6). Er gehört nun zu der «heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus» (1. Pet 2,5).

Im Johannes-Evangelium werden uns am Beispiel dreier Menschen, die solche Anbeter geworden sind, einige Voraussetzungen gezeigt, die beachtet werden müssen, damit die Anbetung Gott, dem Vater, und seinem Sohn wohlgefällig sei.

«Ich glaube, Herr; und er warf sich vor ihm nieder»

(Johannes 9,38)

Mit diesem Satz schliesst die Beschreibung der Erfahrung, die der «Blindgeborene» an dem Tag machen durfte, als der Herr Jesus ihm begegnete. Sein Leben begann damit, dass er «dasass und bettelte» – Ausdruck tiefster äusserer und innerer Not –, aber nun wurde er zu einem Zustand unaussprechlicher und verherrlichter Freude geführt, in die Gemeinschaft und Anbetung des Sohnes Gottes.

So beginnt eigentlich die Geschichte jedes Menschen, auch wenn er in einem gesunden Körper und im Wohlstand lebt. Ohne Christus ist er «der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt» (Off 3,17), selbst wenn er äusserlich zu einem religiösen Bekenntnis gehört, aber ohne Leben ist.

Es war nicht das unerhörte Wunder der körperlichen Heilung, die ungezählten Kranken jener Tage genügte, was beim Blindgeborenen den grossen Umschwung herbeiführte, sondern die persönliche Kontaktnahme mit der herrlichen Person dessen, der vom Himmel herabkam, «um zu suchen und zu erretten, was verloren ist». Dieses Kapitel zeigt, wie er Ihn innert wenigen Stunden in zunehmendem Mass kennenlernte.

Des Teufels Anstrengung geht dahin, zu verhindern, dass Christus von den Menschen im Glauben aufgenommen wird. Hier benützte er den Widerstand der Führer der Juden, um Ihn in den Augen des Blindgeborenen herabzusetzen. Voll Hass gegen Jesus schmähen sie Ihn und behaupten, «dass dieser Mensch ein Sünder» sei, weil Er die Heilung der Augen an einem Sabbat ausgeführt habe.

Dieser Mann jedoch lässt sich vom Einfluss der Menschen um ihn her nicht irreführen. Er hatte begonnen, sich auf das Wort von Christus zu verlassen. «Geh hin, wasche dich in dem Teich Siloam», hatte Er ihm geboten, und als er gehorchte und hinging, wurde er sehend.

Auf dem Boden dieser Erfahrung verharrte er nun. So unwissend er noch war, prüfte er doch alles, was an ihn herantrat, im Licht seines ersten Kontaktes mit dem, den er später als den «Weg und die Wahrheit und das Leben» erkennen sollte. Aufrichtig und konsequent verwarf er all das, was ihn hindern wollte, Ihm nachzufolgen, ob er dabei auch aus der Synagoge ausgeschlossen wurde und sich von den eigenen Eltern distanzierte.

Einem solchen Herzen konnte der Herr Jesus seine Herrlichkeit offenbaren. Als Er hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten, suchte Er ihn auf und fragte ihn: «Glaubst du an den Sohn Gottes? Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, damit ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn ja gesehen, und der mit dir redet, der ist es. Er aber sprach: Ich glaube, Herr; und er warf sich vor ihm nieder.»

Soll unsere Anbetung nur eine verstandesmässige Äusserung von zahlreichen Wahrheiten sein, die wir kennen? Eine Anhäufung von Aussprüchen in Gebeten und Liedern, die zu dieser Stunde passen und an die wir uns gewöhnt haben? Unser Herr gebe uns in seiner Gnade, dass wir, wie dieser Blindgeborene, unser Herz vor jedem menschlichen Einfluss verschliessen, der uns hindern könnte, in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu wachsen und Ihn so anzubeten, wie es Ihm gebührt. Anbetung ist ja die freimütige Antwort des Herzens auf das, was in Ihm offenbart ist und was Gott, der Vater, durch Ihn getan hat.

Die Frau am Jakobsbrunnen

(Johannes 4)

Was auf die Unterredung am Brunnen von Sichar folgte, zeigt uns, dass diese Frau dort vom Tod zum Leben gekommen ist:

  • Sie lässt den Wasserkrug – das Symbol ihrer bisherigen natürlichen Bedürfnisse, die sie in der Lust des Fleisches zu stillen gesucht hatte – am Brunnenrand stehen. Was Christus ihr gegeben hat, hat ihren Lebensdurst wirklich gestillt.
  • Sie läuft in die Stadt, weil sie auch ihren Nachbarn von dem Christus berichten will, «der mir alles gesagt hat, was ich getan habe». Sie erlebt schon das, was Paulus später den Gläubigen schrieb: «Die Liebe des Christus drängt uns» (2. Kor 5,14).

Das neue Leben, das sich in dieser Weise kundgab, sah der Herr schon in ihr, als Er noch bei der Quelle mit ihr redete. Er wusste, dass, wenn sie von der Anbetung Gottes zu sprechen begann, das nicht ein Ablenkungsmanöver war, sondern schon die Äusserung einer erretteten Seele. Sie war glücklich, dass ihre Übertretungen vergeben und ihre Sünden zugedeckt waren. Sie hatte jetzt das Bedürfnis, Gott zu loben und Ihm zu danken.

Da knüpft der Herr Jesus an und erklärt ihr, was wahre Anbetung sein würde, wenn als Folge seines Erlösungswerkes und seiner Erhöhung zur Rechten des Vaters, der Heilige Geist in den Seinen auf der Erde wohnen konnte:

  • Wahre Anbetung würde dann nicht ein Gemisch religiöser Formen sein, ausgeübt auf irgendeinem Berg; auch nicht ein Gottesdienst nach dem Gesetz, wie ihn die Juden damals in ihrem bösen Zustand in Jerusalem darbringen wollten.
  • Wahre Anbetung würde dann aufgrund des Heils in Christus Jesus, der aus den Juden ist, möglich werden.
  • Sie geschieht «in Geist und Wahrheit», durch die Seinen, die Er seinem Gott und Vater zu Priestern gemacht hat. «In Geist» – der Heilige Geist ist es, der sie dabei erfüllt und leitet. «In Wahrheit» – ihre Herzen sind von der im Wort offenbarten Wahrheit erfüllt; ihre Anbetung des Vaters ist in Übereinstimmung damit und nicht ein Produkt der eigenen Gedanken.

«Der Vater sucht solche als seine Anbeter,» solche, die Sünder waren. Das sagte unser Herr zu einem Menschen, der eben erst zum Glauben gekommen war und noch so wenig wusste von all den herrlichen geistlichen Tatsachen und Segnungen, in die er nun gestellt war. Aber schon die ersten Laute der Anbetung aus dem Mund und Herzen dieser Frau waren dem Vater wohlgefällig. Beim Herabkommen des anderen Sachwalters hat dann Gott den Geist seines Sohnes auch in ihr Herz gesandt, «der da ruft: Abba, Vater!» (Gal 4,6). Und in den Versammlungen von Samaria (Apg 9,31) konnte sie durch das Hören des Wortes der Wahrheit in der Erkenntnis wachsen. So vermochte sie immer mehr «Erstlingsfrüchte» zu sammeln und in ihrem Korb zum Ort der Anbetung zu bringen (5. Mose 26).

«Der Vater sucht solche als seine Anbeter.» Als der Sohn Gottes im Fleisch auf der Erde war, war es sein höchstes Ziel, hier den Vater zu verherrlichen (Joh 17,4). Er tat es in seinem Leben als Mensch und durch die Ausführung des Werkes, das der Vater ihm gegeben hatte. Nachdem Er nun zum Vater aufgefahren ist, bleibt dies sein Ziel. Er liess hier auf der Erde die Seinen zurück, die Ihm der Vater gab. Er hat ihnen ewiges Leben gegeben (Joh 17,1.2); durch den Geist und in Gemeinschaft mit Ihm vermögen sie viel Frucht zu bringen (Joh 15,8); auch hat Er sie seinem Gott und Vater zu Anbetern gemacht. Welche Freude für den Vater, von einer Welt her, die Ihn in seinem Sohn verworfen hat, nun die Stimmen derer zu vernehmen, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten! Bald werden diese Anbeter zu seiner ewigen Verherrlichung im Himmel sein, wo es ausser dem «Sohn des Menschen, der im Himmel ist» (Joh 3,13), noch nie Menschen gegeben hat.

Die Israeliten kamen zum Zelt der Zusammenkunft mit Brandopfern, die vom Opfer Christi redeten. So ist es auch im Christentum der höchste Ausdruck der Anbetung, wenn die Gläubigen, in Gemeinschaft mit dem Vater, die Herrlichkeiten Christi anbetend vor Ihm ausbreiten.

«Das Haus … wurde von dem Geruch der Salbe erfüllt»

(Johannes 12,1-8)

Was hier im Haus zu Bethanien geschah, ist das Bild eines Zusammenkommens der Heiligen zum Namen des Herrn Jesus hin. Seine herrliche Person war da in ihrer Mitte. Die anwesenden drei leiblichen Geschwister stellen das dar, was jeden Gläubigen kennzeichnen soll.

Lazarus, der «Gestorbene», erinnert an das, was mit jedem Erlösten geschehen ist: Jeder ist mit Christus gestorben, sein alter Mensch ist mitgekreuzigt worden; aber jeder wurde mit Ihm aus den Toten auferweckt, darf nun mit Ihm leben und in Neuheit des Lebens wandeln (Röm 6,1-11; Eph 2,5.6).

Martha diente. Jeder ist bekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (1. Thes 1,9), in Abhängigkeit von Ihm.

Maria aber ist hier das Bild eines der lebendigen Steine im geistlichen Haus, worin die heilige Priesterschaft geistliche Schlachtopfer darbringt. Am Beispiel der Maria ist es sichtbar, dass diese Schlachtopfer aus Herzen kommen müssen, die vorbereitet sind. Bevor sie das Salböl brachte, hat sie sich zu den Füssen Jesu niedergesetzt und seinem Wort zugehört (Lk 10,39). Da konnte sie mit seiner wunderbaren Person und dem Leidensweg, den Er nach dem Willen des Vaters zu gehen hatte, vertraut werden. Da lernte sie verstehen, dass der Christus für sein Volk, für die Sünder in den Tod und ins Grab gehen musste. Andere Jünger, die nicht in dieser Weise zu seinen Füssen sassen, hatten nicht erfasst, dass «der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen musste». Die Frauen kamen mit ihren Gewürzsalben zum Grab, als Er schon auferstanden war. Maria aber salbte Ihn zur rechten Zeit, «auf den Tag seines Begräbnisses».

Wohl kennen die Erlösten, die heute in der Stunde der Anbetung zum Herrn hin versammelt sind, die ganze Leidensgeschichte Christi, wie sie in den Evangelien beschrieben ist. Aber wenn es uns nicht, wie Maria, ein Bedürfnis ist, uns bei jeder Gelegenheit zu seinen Füssen niederzusetzen, um in seiner Nähe seinem Wort zuzuhören und darin zu wandeln, wird unsere Anbetung kaum der kostbaren Narde Marias gleichen.

Der Geruch ihres Salböls spricht von den unendlichen Lieblichkeiten und Herrlichkeiten des Herrn Jesus, dem Mensch gewordenen Sohne Gottes, die Er während seines Lebens hier auf der Erde und besonders am Kreuz offenbart hat, «als Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut». Der Gläubige darf diese Lieblichkeit alle Tage seines Lebens anschauen (Ps 27,4) und dann mit den versammelten Heiligen diesen Wohlgeruch vor dem Vater und dem Sohn zum Ausdruck bringen. Wahrlich ein Vorgeschmack des Himmels, wo ausnahmslos alle für Gott erkauften Erlösten um das Lamm versammelt sind, um Ihm auf ewig Anbetung zu bringen, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Judas brachte bei jenem Zusammensein in Bethanien zum Ausdruck, was auch heute viele Christen denken. Sie finden, eine solche Konzentration auf die Anbetung sei nicht so wichtig, ja sogar eher eine Verschwendung von Zeit und Kraft. Dringender sei doch unsere Hilfe für den Nächsten, der in Not sei. Unser Herr ist anderer Meinung; Er setzt das, was Maria an Ihm getan hat – mit anderen Worten: den Gottesdienst Ihm und dem Vater gegenüber – an die erste Stelle, wenn Er uns anderswo mit grossem Ernst auch zum Dienst an den Menschen aufruft, besonders zum Dienst des Evangeliums (Mt 22,9.10; Mk 16,15; Lk 14,13.14 und andere).

Gott sucht Anbeter, und unser Herr Jesus wünscht, dass wir an seinem Tisch seiner gedenken. Welche Ermunterung für uns, in unserer Schwachheit hinzutreten! Wenn wir es nur mit Herzen tun, die Selbstgericht geübt haben.