«Was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn» (Joh 14,13).
Die Worte «was irgend» sind allumfassend und schliessen sowohl geistliche als materielle Dinge ein. Die wichtige Voraussetzung für ein Gebet ist die, dass es «in meinem Namen» geschieht, sagt der Herr. Dadurch können wir, in Erfüllung dieser Verheissung, der Erhörung gewiss sein.
In einem ähnlichen Zusammenhang sagte der Herr in jenem letzten Zusammensein zu den Jüngern: «Ich habe euch auserwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt … damit, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe» (Joh 15,16). Und wiederum sagte Er: «Um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben» (16,23).
Die Wiederholung des Ausdrucks «in meinem Namen» unterstreicht seine Bedeutung. Dies sollte die Garantie dafür sein, dass ihre Gebete, in seiner Abwesenheit von ihnen, erhört würden. Als der Herr in der Welt anwesend war, betete Er selbst für die Seinen zum Vater und wurde nicht abgelehnt. Das glaubten seine Nachfolger, so z.B. Martha, die zu Ihm sagte, nachdem ihr Bruder gestorben war: «Ich weiss, dass, was irgend du von Gott erbitten magst, Gott dir geben wird» (Joh 11,22).
Als nun der Herr von seiner kleinen Herde schied und zum Vater ging, gab Er ihnen das Vorrecht, dem Vater direkt zu nahen, um in seinem Namen für sich selbst zu bitten. Die messianische Beziehung, die von seiner persönlichen Gegenwart in der Welt abhängig war, erfuhr während seiner Abwesenheit einen Unterbruch. Inzwischen würde aber, wie der Herr es hier offenbart, mit seinen Jüngern eine neue Beziehung gebildet werden, die gekennzeichnet ist durch die Gegenwart des Heiligen Geistes und die das Vorrecht des Gebets in seinem Namen einschloss.
Zweifellos wurde diese Verheissung unseres Herrn besonders für die vielen Bedürfnisse gegeben, die in Verbindung mit dem herrlichen Platz entstehen würden, in den sie durch Christi Erlösung und Erhöhung und durch die Gabe des Geistes versetzt werden sollten. Sie würden ihre eigene natürliche Unfähigkeit spüren, die neue Lehre zu verstehen und zu zieren. Sie wurden dadurch ermuntert zu bitten, um dafür gestärkt zu werden. In Epheser 3,14-21 haben wir das Muster eines solchen Gebets. Da wir zudem noch zu dieser seufzenden Schöpfung gehören und selbst noch seufzen, ist es uns auch erlaubt, unsere zeitlichen Bedürfnisse in seinem Namen vor den Vater zu bringen.
Den Vater in dem Namen des Sohnes zu bitten, ist ein Beten, wie wenn der Sohn selbst den Vater bitten würde. Und wie würde Er bitten? Wenn wir diese Frage nach der Schrift überprüfen, erkennen wir, dass der Grundton der Gebete des Sohnes zum Vater der war: «Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.» Daher können wir nicht in seinem Namen bitten, wenn wir Ihm nicht von Herzen sagen: «Dein Wille geschehe.» Wenn wir wirklich wünschen, dass im Blick auf den Gegenstand unserer Gebete der Wille des Vaters getan werde, wird unser Bitten bestimmt erhört werden. So schreibt der Apostel Johannes: «Wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben» (1. Joh 5,14.15).
Der Dorn im Fleisch von Paulus war von zeitlichem Charakter. Für dieses flehte er dreimal zum Herrn, dass er von ihm abstehen möge (2. Kor 12,8), aber der Dorn wurde nicht weggenommen. Die Kraft des Christus wohnte über ihm, aber es war nicht der Wille des Herrn, dass diese Prüfung weggenommen werden sollte. Und wir erinnern in grossem Ernst daran, dass der Kelch auch nicht von Christus weggenommen wurde, obwohl Er in Gethsemane dreimal darum flehte.
Unser Vorrecht, im Namen des Herrn zu bitten, ist unfasslich gross, denn da wird uns erlaubt, nicht im Namen von Heiligen oder Engeln zu bitten, sondern im Namen des Sohnes Gottes. So können wir unsere Anliegen mit grösster Freimütigkeit vor den Thron der Gnade bringen, im starken Vertrauen in Gottes Güte und Gnade, worin Er uns in unseren Bedürfnissen helfen wird, indem wir wissen, dass unser Rufen durch die Kraft des Namens seines eingeborenen Sohnes in des Vaters Ohr verstärkt wird. Anderseits wissen wir, dass, seit der gnädige und liebende Wille Gottes selbst die kleinste Einzelheit unseres Lebens regiert, wir den Gebrauch dieses Namens von fürsprechender Kraft verbinden müssen mit der sanftmütigen Unterwürfigkeit unserer Herzen unter seinen heiligen Willen.
Ist uns diese Bedingung beschwerlich? Wenn wir unterwiesen werden, unsere Absicht, z.B. in die und die Stadt zu gehen, der Bedingung zu unterstellen: «wenn der Herr will» (Jak 4,13-15), so besteht ebenso sehr ein Grund, auch unsere Gebete nach dem Vorbehalt auszurichten: «Nicht mein, sondern dein Wille geschehe». Das sei der Grundton unserer Herzen.