Er rufe die Ältesten

Jakobus 5,14-15

Der Herr lässt es zu, dass viele seiner Erlösten krank sind. Oft ist Krankheit in seiner Hand ein Mittel, um einen Gläubigen näher zu sich zu ziehen, seinen Glauben zu festigen und sein Vertrauen in Gott zu vertiefen. Auch für die Angehörigen ist sie eine Glaubensprüfung.

So war der treue Epaphroditus bei der Erfüllung seines Dienstes für den Apostel todkrank geworden (Phil 2,25-28). Timotheus, den er sein geliebtes Kind nannte, war magenkrank, wobei er unter häufigem Unwohlsein litt (1. Tim 5,23). Trophimus, einer der Mitarbeiter des Apostels, hatte er in Milet krank zurückgelassen (2. Tim 4,20). Paulus griff hier nicht ein; dagegen übte er seine Gabe der Krankenheilung an Ungläubigen aus (Apg 19,11.12; 28,8.9). Nimmt Gott eines seiner Kinder in eine besondere Schule der Prüfung, wer darf dann ein solches in seinem Namen aus dieser Trübsal herausnehmen, wenn Gott die ärztliche Hilfe nicht gebrauchen will?

Wie haben wir denn diesen Aufruf im Jakobusbrief an den Kranken zu verstehen: «Er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich»?

Erstens sollten wir beachten, dass dieser Brief an die zwölf Stämme gerichtet ist, an Gläubige also, die noch mit der Synagoge verbunden waren und Verordnungen des alten Bundes festhielten, die Schatten und die Bilder der himmlischen Dinge waren, die wir jetzt besitzen. Auch die «Salbung mit Öl», die zu jenen Schatten gehörte, ist von der Wirklichkeit abgelöst worden. Sie war ein Vorbild vom Kommen des Heiligen Geistes, der später in den Gläubigen und in der Versammlung, dem Haus Gottes, wohnen sollte. Damals dokumentierte die Salbung der Priester oder der Könige, dass ihre Berufung im Namen Gottes stattfand; heute soll alles unter der Leitung des Heiligen Geistes im Namen des Herrn geschehen.

Zu jener Zeit gab es in den Versammlungen Brüder, die durch den Apostel oder seine Bevollmächtigten Titus oder Timotheus zu Ältesten eingesetzt worden waren (Apg 14,23; Tit 1,5; 1. Tim 3,1-7). Diese Ältesten oder Aufseher waren den örtlichen Versammlungen gegeben, um «die Herde Gottes zu hüten» (1. Pet 5,2). Ein Kranker, der wegen seiner Krankheit beunruhigt war, konnte sie rufen. Sie kannten sein Leben, seine Umstände und vermochten seinen Herzenszustand zu beurteilen. Das war wichtig. Denn hier wird die Möglichkeit vorausgesetzt, dass er wegen begangener Sünden krank geworden war. Diese Brüder konnten ihm helfen, seine Verfehlungen einzusehen, sie zu verurteilen und vor Gott zu bekennen. Waren sie ihm vergeben, so lag in diesem Fall vielleicht kein Grund mehr vor, dass die Krankheit andauern sollte. Wenn die Ältesten in geistlicher Einsicht zur vollen Überzeugung gelangten, dass dies der Gedanke Gottes war, dann konnten sie für ihn das «Gebet des Glaubens» tun, das den Kranken heilte.

Das «Gebet des Glaubens» ist eine definitive Bitte, in Übereinstimmung mit dem erkannten Willen Gottes, nicht ein Gebet, dem hinzugefügt wird: «Wenn es dein Wille ist».

Heute gibt es keine durch apostolische Autorität eingesetzte Älteste mehr, die kraft ihrer geistlichen Einsicht dieses «Gebet des Glaubens» an Gott richteten. Doch ist es gut, wenn in den einzelnen örtlichen Zeugnissen Brüder sind, die diesen Charakter haben und einen solchen Dienst ausüben. Es ist immer möglich, solche Brüder zu rufen, damit sie mit dem Kranken beten und ihm eine geistliche Hilfe sind, um zu erkennen, ob Verfehlungen vorliegen, die diese Prüfungen herbeigeführt haben. Sieht er sie ein und bekennt er sie vor Gott, in aufrichtigem Selbstgericht, so ist schon viel gewonnen. Gott wird in seiner vollkommenen Weisheit und Gnade wissen, welche Wege Er ihn führen und ob die Prüfung noch aus anderen Gründen weiterbestehen soll.