Keiner der Erlösten hat Mühe, anzuerkennen, dass seine Errettung von A – Z das Werk Gottes ist. Seine Liebe hat uns gesucht und gefunden. Wir wurden «umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist». Jeder Eigenruhm ist ausgeschlossen.
Oft vergessen wir aber, dass auch unser Wandel und Dienst, wie auch alle unsere Werke, wenn sie Gott wohlgefällig sein sollen, durch Ihn gewirkt werden. «Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen» (Phil 2,13).
Dieses Vergessen kann zur Folge haben, dass wir – im Bewusstsein der eigenen Schwachheit und Unfähigkeit – es an einer treuen Hingabe fehlen lassen. Dagegen besteht aber auch die Möglichkeit, dass wir dann gewisse Resultate, die uns als schöne Frucht oder Erfolg vorkommen, uns selbst zuschreiben, zum eigenen, vielleicht im Herzen verborgenen Ruhm.
Wie nützlich ist es daher, dass wir uns immer wieder die Worte der Schrift in Erinnerung rufen, die uns bezeugen, dass unsere Gefässe dauernd von Gott gefüllt werden müssen, um so, in Abhängigkeit von Ihm, überfliessen zu können.
Der Herr Jesus rief den Menschen zu: «Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen» (Joh 7,37.38). Dieser Aufruf richtete sich zunächst an solche, die Ihm bisher fern standen. Durch Glauben an Ihn wurden sie wiedergeboren und empfingen später den Heiligen Geist, diese göttliche Quelle lebendigen Wassers, die sich durch sie zum reichen Segen nach aussen ergiessen würde. – Aber gilt dieses Wort: «Kommt zu mir und trinkt» nicht auch uns, den Glaubenden? Um voll Heiligen Geistes zu werden, müssen wir von Christus erfüllt sein. Denn Jesus in den Herzen der Seinen zu verherrlichen, ist die vornehmste Aufgabe des Geistes (Joh 16,14). Das öffnet dem Geist den Weg zu jeder anderen Tätigkeit im Leben der Gläubigen. Ja, «komm zu mir und trinke».
Hierhin gehört auch das andere Wort unseres Herrn: «Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn ausser mir könnt ihr nichts tun» (Joh 15,5). Der Stellung nach ist der Gläubige auf ewig «in Christus». Doch auch in der täglichen Praxis soll es so sein. Das ewige Leben, das uns gegeben ist, ist im Sohn (1. Joh 5,11), und nur in ungetrübter Gemeinschaft mit Ihm wird es uns durchwehen und in uns Frucht bringen. Ohne dieses, also «ausser Ihm», ist es unmöglich, sagt Er. Auch da wieder: zuerst von Ihm empfangen und dann Frucht «bringen».
Zahllos sind ferner die Ermahnungen im Wort, alles im Gebet zu erbitten. Wir, die wir von uns aus schwach, kraftlos sind und denen zu den uns von Gott übertragenen Aufgaben Weisheit mangelt, wir dürfen uns im Gebet mit Ihm in Verbindung setzen! Er will uns alles «willig geben», was wir in unseren Umständen zum Wandel, zum Dienst und zu den Werken benötigen, die Ihn verherrlichen. Unser Gebetsleben ist also der untrügliche Gradmesser der Erkenntnis unseres Unvermögens und des Vertrauens, worin wir abhängig sind von Gott und seiner Fülle. Unser Herr sagt nicht nur: «Bleibt in mir», sondern auch: «Ich habe euch … dazu bestimmt, dass ihr hingehet und Frucht bringet … damit, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe» (Joh 15,16). Beides ist dazu nötig. Sind wir uns bewusst, dass der Vater antwortet und gibt, auf so wunderbare, geheimnisvolle Weise? Nein, wir wollen nicht solche sein, von denen gesagt ist: «Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet» (Jak 4,2)!
Ein anderer wichtiger Punkt ist der, dass Gott jeden Gläubigen persönlich führt, und wir dürfen Ihm im Glauben und im Gehorsam folgen. Er sagt uns, was wir tun sollen. So entstehen Werke des Glaubens, wovon wir in Hebräer 11 eine ganze Liste finden. Paulus war glücklich, bei den jungen Gläubigen in Thessalonich «Werke des Glaubens» feststellen zu können, und er dankte Gott dafür (1. Thes 1,3). Wir sind bei diesen Werken nicht auf unser menschliches Gutdünken angewiesen; das Wort sagt uns, wie wir sie tun sollen: «Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich … zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt» (2. Tim 3,16.17).
Wie ermuntert uns das Wort auch dadurch, dass es uns beständig auf die Gnade Gottes hinweist! Was ist denn Gnade? Dieser Begriff umspannt die ganze Wirksamkeit Gottes im Leben der Menschen, seine unbegrenzte und so wunderbare göttliche Hilfe, die uns jederzeit zur Verfügung steht (Heb 4,16). Die Gnade ist in seinem Sohn, in Christus Jesus, in ihrer ganzen Fülle erschienen (Tit 2,11.12; Joh 1,17). Sie sucht und errettet den Sünder. Sie unterweist den Gläubigen, in diesem Zeitlauf und in allen Umständen gottselig zu leben, und sie hilft ihm auch dazu. Er empfängt jeden Augenblick Gnade um Gnade (Joh 1,16). Die Gnade befähigt auch zum Dienst, indem sie Gnadengaben austeilt, die jeder nach dem Mass des Glaubens ausüben darf (Röm 12,3-8). «Gott aber vermag», so lesen wir in 2. Korinther 9,8, «jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, damit ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk».
Paulus ist uns hierin das Beispiel. Ebenso schwach in sich selbst wie wir, hat er gelernt, stark zu sein in der Gnade. Nachdem der Herr ihm zugerufen hatte: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht», rühmte er sich sogar seiner Schwachheiten, weil ihretwegen die Kraft des Christus umso mehr über ihm wohnte (2. Kor 12,9.10). Gewisse seiner Aussprüche mögen uns auf den ersten Blick schockieren. Er, der sich «der geringste der Apostel» nannte, sagte im gleichen Atemzug: «ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle»! Eigenruhm, Überheblichkeit? Ganz und gar nicht! Er fügte sogleich in tiefer Überzeugung hinzu: «nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.» Er rühmte nicht sich selbst, sondern die Gnade: «Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen» (1. Kor 15,9.10). Als er und Barnabas von ihrer ersten Missionsreise zurückgekehrt waren, erzählten sie, was Gott mit ihnen getan hatte (Apg 14,27; 15,4).
Nicht nur die Errettung des Sünders ist ein Werk Gottes, auch das gottselige Leben der Erlösten mit seiner Frucht und seinen Werken ist also die Folge seiner Wirksamkeit in uns, die sich entfalten kann, wenn wir im Herrn Jesus bleiben. Dann ist seine Gnade auch gegen uns nicht vergeblich.
- Edler Weinstock, Gott entsprossen,
Leben, welches alles schafft,
du erwähltest zu Genossen
Reben ohne alle Kraft.
Du hast sie mit dir vereinigt,
ewig in dich eingesenkt,
jetzt dein Vater sie noch reinigt,
mehr zur Fruchtbarkeit sie lenkt. - Innig eins mit dir zu werden,
eine Pflanze mit dir sein,
ist das Köstlichste auf Erden,
alles andre ist nur Schein.
Doch um reiche Frucht zu tragen,
sind wir hier in dich versetzt,
und nach kurzen Trübsalstagen
wird die Ruh noch mehr geschätzt. - Voller Lohn wird dem verheissen,
der für dich, Herr, Frucht gebracht.
Lass uns Treue dir beweisen,
stets aufs Ende sein bedacht.
Dir zur Ehre wir bekennen,
wenn wir werden offenbar:
Dein ist jedes Werk zu nennen,
der in Schwachen mächtig war.