Im Mund der Engel ist nicht Gesang, denn sie wurden weder befreit noch sind sie Gegenstände der Gnade. Dennoch bilden sie den zweiten himmlischen Chor, der ebenfalls eine Antwort gibt auf die Frage des starken Engels. Durch ein siebenfaches Lob erheben sie das geschlachtete Lamm und sagen: «Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung»:
- Macht: die höchste Herrschaft, die ganze Macht über die unbegrenzte Ausdehnung des Erbteils;
- Reichtum: der Besitz aller göttlichen und herrlichen Werke, die das Reich bilden;
- Weisheit: die Fülle der göttlichen Erkenntnis und Einsicht, um es gottgemäss zu verwalten;
- Stärke: Fähigkeit zum Handeln, zur Ausübung der Rechte Gottes in Macht, denen sich alle werden unterwerfen müssen, so wie gesagt ist: «Ihm werden die Völker gehorchen» (1. Mo 49,10);
- Ehre: die Ausrufung der Vortrefflichkeit dessen, der herrscht, und aller seiner herrlichen Titel;
- Herrlichkeit: die Ausrufung seiner göttlichen Vollkommenheiten, dass Er Gott ist und als solcher geehrt werden soll;
- und schliesslich Segnung: mit Dankbarkeit Gutes von Ihm sagen für die Wohltaten gegenüber denen, die Er reich gemacht hat und deren Lippen ewig seine Güte preisen.
Wem könnte eine solche Fülle von Lob und Huldigung dargebracht werden, wenn nicht dem, der hier auf der Erde von den Menschen geschmäht, von dem Volk verachtet wurde, dessen Angesicht dem Speichel ausgesetzt war, der in den Tod hinabgestiegen ist und der, jetzt zur Rechten Gottes über alle Himmel erhöht, von allen auf immerdar verherrlicht wird? Man beachte, dass die ersten beiden Dinge dieses Lobes sich auf die Ausdehnung und die Pracht des Reiches beziehen, die beiden folgenden auf dessen Verwaltung, auf die Weise, in der sie ausgeübt wird, und die drei letzten den erheben, dem die Macht zusteht. Wie schön ist doch das Lob dieser unzählbaren Menge der auserwählten Engel, die die Grösse und die Schönheit des Reiches rühmen, alles, was sich auf dessen Verwaltung bezieht und den verherrlichen, der auf dem königlichen Throne sitzt und ihn in Ewigkeit besitzen wird!
Diese heiligen Wesen, immer ausserhalb der Sünde geblieben, die nicht Satan in seiner Auflehnung des Hochmuts gefolgt sind, noch auch den Engeln, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt haben und die zum Gericht des grossen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt sind (Judas 6), diese heiligen Engel sind «um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten». Sie, die Zeugen des Falles des Menschen, Zeugen seiner ganzen Geschichte der Sünde und der Auflehnung gegen Gott wie auch der mannigfachen Entfaltung der Weisheit Gottes in der Schöpfung und durch alle Jahrhunderte hindurch gewesen waren, werden bewundern, wie diese Weisheit den Himmel für solche Wesen wie wir, für verlorene Sünder, zu öffnen vermochte.
Von ihrem zurückstehenden Platz aus werden sie die Erlösten vor sich haben, vertreten durch die vierundzwanzig Ältesten: Eine Maria Magdalene, einst unter der Macht des Feindes, von sieben Dämonen befreit. Einen Übeltäter, der den Herrn der Herrlichkeit geschmäht hatte. Mit so vielen anderen dieser unzählbaren Menge der Glückseligen, von der Macht Satans, der Sünde und ihren ewigen Folgen befreit, werden sie da Gegenstände der Gnade sein, bekleidet mit den Kleidern des Heils, Juwelen für das Herz Gottes, von Ihm mit der gleichen Liebe geliebt, wie Er seinen Sohn liebt. Auf ewig gerettet, sitzen sie auf Thronen und haben auf ihren Häuptern eine goldene Krone, um sie zu den Füssen dessen niederzuwerfen, den sie anbeten. Gott will sie bei sich haben, denn durch sie will Er sich verherrlichen, indem Er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade an ihnen erweist. In ihnen offenbart die Erlösung alles, was Er ist, in Gerechtigkeit, in Heiligkeit und Liebe.
Gott hat in diesem grossen Werk der Erlösung alles ans Licht gebracht, hat über alles triumphiert, und auch der Sohn ist darin verherrlicht. Alle die verschiedenen Herrlichkeiten Christi sind darin offenbart (vgl. Joh 12). Seine absolute Hingabe, sein vollkommener Gehorsam bis zum Tod – ist es nicht die Erlösung, die uns dies zeigt? In welchen könnte alles das gesehen werden, wenn nicht in der zahllosen Menge derer, die dem ewigen Verderben entrissen, bedeckt sind mit dem Kleid der Gerechtigkeit, dem gleichförmig gemacht, der sie erkauft hat und die Ihn ohne Ende anbeten im Bewusstsein ihres eigenen Glücks?
Die Engel, die als frohe Zuschauer all den grossen Tatsachen beigewohnt haben, die die Grundlage des Christentums bilden: Geburt, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn, werden ohne Eifersucht diese wunderbaren Dinge und die den Glaubenden geschenkte herrliche Stellung bewundern. Sie sind weiss gekleidet (Mt 28,3; Mk 16,5; Joh 20,12), als Ausdruck der Reinheit, in der sie geblieben sind, indem sie ihren ersten Zustand bewahrt haben. Sie stehen jedoch der Freude der Wiederherstellung aller Dinge nicht fremd gegenüber, und wenn sie aus dem Mund der Heiligen den Gesang des neuen Liedes hören werden, das sie selber nie singen, werden sie sich mit dem Lob eins machen, das von allen Seiten aus dem Erbteil emporsteigt. Ihre Stimme wird gehört werden, wenn sie von der Opferung reden, indem sie sagen: «Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.» Aber die Erlösung wird nie das Thema ihres Lobes sein. Jedes Ding hat im Ratschluss Gottes seinen Platz. Glücklich, die Wunder der Gnade Gottes in anderen betrachten zu können, werden sie sich freuen und das geschlachtete Lamm loben.
Sie werden in der Herrlichkeit betrachten, was sie vorausahnten, als sie Gott in der Person des kleinen Kindes in der Krippe zu Bethlehem liegen sahen, wo sie ihre Lippen schon zum Lob öffneten, indem sie sagten: «Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen!» (Lk 2,14). Die Weisheit Gottes, die sie in den Zeitaltern unter so mancherlei Gesichtspunkten sich entfalten sahen, wird ihnen jetzt unter einem neuen Licht in den himmlischen Örtern durch die Versammlung – der Braut für seinen Sohn – kundgetan (Eph 3,10). Diese Weisheit hat sich in dem Heil für Schuldige verherrlicht, und die Engel bewundern dieses Heil, in dem sie Geheimnisse sehen, von denen ihnen noch nicht alle völlig enthüllt sind, denn es sind Dinge, in die «Engel hineinzuschauen begehren» (1. Pet 1,12). Diese werden dann in ihren vollen Ergebnissen blossgelegt sein, wenn die Erlösten, Christus gleichförmig, seine Schönheit widerstrahlen. Die Herrlichkeit Gottes, die die heilige Stadt erleuchtet, wird ihnen in ihrer ganzen Pracht offenbart sein, wenn sie an ihren Toren sind, die «bei Tag nicht geschlossen werden, denn Nacht wird dort nicht sein» (Off 21,12.25). Sie werden diese Herrlichkeit in allen ihren Auswirkungen der Gnade betrachten, die in den Heiligen erstrahlt, indem der Herr in ihnen gesehen wird, so wie die Edelsteine der Grundlagen der Mauer der Stadt das reine göttliche Licht in seinen verschiedenen Aspekten zurückwerfen.
Die Engel werden dann den gebührenden Platz haben, den ihnen die göttliche Weisheit zugeteilt hat; sie werden betrachten, was Gott in allen Zeitaltern als Schönstes gebildet hat, um in Ewigkeit verherrlicht zu werden. Um wie viel grösser wird dann ihre Verwunderung sein als damals, als sie vor den Herrlichkeiten der ersten Schöpfung bei ihrem Beginn vor Freude jauchzten! (Hiob 38,7).
Sehen wir diese ungezählten Myriaden, diese Tausende mal Tausende heiliger Wesen, die nie gesündigt haben, als Geschöpfe unendlich höher als wir, diese Gewaltigen an Kraft, gehorsam der Stimme seines Wortes (Ps 103,20), wie sie ohne jede Eifersucht einen Anlass des Frohlockens finden in der Tatsache, dass denen, die im Verderben gestrandet sind, durch Gnade ein höherer Platz gegeben wird als ihnen?
Wenn dieses Fehlen von Eifersucht ihren Widerschein in den Heiligen auf der Erde fände, in ihren Beziehungen untereinander und gegenüber der Welt, um glücklich zu sein in dem, was andere haben oder in vermehrtem Mass besitzen als sie, welche gesegneten Ergebnisse gingen daraus hervor für sie selbst und im Zeugnis hier auf der Erde! In allen Umständen wären sie mit dem zufrieden, was sie gegenwärtig haben und im kostbaren Genuss dessen, der gesagt hat: «Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen» (Heb 13,5). Die Herzen, die in allem ihr volles Genügen in Christus verwirklichen, sind zufrieden, da sie fortwährend seine unendlichen Hilfsquellen erfahren, die sich als Antwort auf die Bedürfnisse der Seinen entfalten. Indem sie Christus geniessen, werden sie vom schädlichen Einfluss der Grundsätze befreit, die diese Welt beherrschen und die gottentfremdeten Menschen dazu führen zu beneiden, was andere besitzen, mit allem Streit, der daraus hervorgeht. Wie viel Schaden ist doch unter den Gläubigen und in den Versammlungen durch Eifersucht angerichtet worden, und wie viel böse Dinge kann sie verursachen! «Die Liebe ist gewaltsam wie der Tod», aber «die Eifersucht grausam wie der Scheol» (Hld 8,6, franz. Übersetzung).
Nach den beiden himmlischen Chören – dem der Ältesten, die das neue Lied singen, und dem der Engel – sagt «jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist …: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit»! Das ist der allgemeine Chor, in dem alle Kreaturen in einem Einklang des Lobpreises vereinigt sind und den verherrlichen, der auf dem Thron sitzt und das Lamm. Er ist wie eine dritte Antwort auf die Frage des Engels. Dieses Lob ist vierfach und hat nicht einen solch ausgedehnten Charakter wie der Lobpreis der Engel, dem er sich anschliesst. Er beginnt mit der «Segnung», mit dem das Lob der Engel endigt, um auch von der Erde aus, aber in Harmonie mit dem Himmel, den zu loben, der gegenüber allen seinen Werken Güte erweist und der jede Spur des Fluches daraus verbannt. Nachdem sie so Ehre und Herrlichkeit dem dargebracht haben, der dann Macht ausübt, schliessen sie damit, dass sie Ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit Macht zusprechen, die der Segnung eine endgültige Stabilität garantiert. Das wird die Verwirklichung von Psalm 103,22 sein: «Preist den HERRN, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft!» und auch der letzten Aufforderung des Buches der Psalmen: «Alles, was Odem hat, lobe Jah! Lobt den HERRN!» (Ps 150,6).
Strahlende Morgenröte! Morgen ohne Wolken eines völlig neuen Tages, mit seiner Klarheit alles überflutend! Er erhebt sich über einer erneuerten Welt und löst für immer die Schatten der Nacht der Sünde auf. Das Aufgehen der Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln, die die Leiden durch Jubel ersetzt, macht dem Fluch ein Ende, wie auch den Angst- und Schmerzensschreien, die bis dahin aus der armen Menschheit unter der Knechtschaft Satans und der Gottlosigkeit in allen Jahrhunderten emporgestiegen sind.
Der Himmel und die Erde werden sich so vereinen, um den zu verherrlichen, der die Schöpfung frei gemacht haben wird «von der Knechtschaft des Verderbens», damit sie die «Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes» geniesse (Röm 8,21). Das Lob wird allumfassend sein und wird aus jedem Mund in der ganzen Ausdehnung des Reiches emporsteigen. Keine Seufzer mehr; die früheren Nöte werden vergessen sein! Israel ist dann befreit. Triumphgesänge werden in Zion ertönen; Kummer und Seufzen werden entflohen sein (Jes 51,11), und der HERR selbst wird sein Volk trösten. Alle Werke Gottes werden den HERRN loben (Ps 145,10; 148; 150,6). «die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen. Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschiessen, und statt der Brennnesseln werden Myrten aufschiessen. Und es wird dem HERRN zum Ruhm, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgerottet wird» (Jes 55,12.13). Die Sonne, der Mond, die leuchtenden Sterne mit den Himmeln der Himmel werden seine Macht und seine Herrlichkeit verkünden (Ps 148,3.4). Die ganze stumme Schöpfung wird eine Stimme haben, die immerdar die ewige Macht und Herrlichkeit Gottes preisen wird: «Keine Rede und keine Worte, doch gehört wird ihre Stimme» (Ps 19,4). Das einst verwüstete Land wird sein wie der Garten Eden. «Und Fülle von Frieden wird sein» (Hes 36,35; Psalm 72,7). Die Erde und die Pflanzen, befreit von dem in 1. Mose 3,17.18 und 4,11.12 ausgesprochenen Fluch, dessen Spuren sie nicht mehr tragen, werden ein Festkleid haben, das in stiller Sprache den Urheber jeder Segnung verherrlicht. Mit den wilden Tieren, dem Vieh, den Reptilien (Ps 148,10) und allem, was «auf der Erde» (Off 5,13) Leben hat, selbst mit den unbedeutendsten Geschöpfen, die sich auf dem Erdboden bewegen, werden sie – wenn auch unbewusst – teilhaben an der Befreiung der Schöpfung, erlöst von den Folgen der Sünde.
Die Freude, die daraus hervorkommt, wird durch jeden Mund der verständigen Wesen ausgedrückt, die in Jubel ausbrechen und von der erneuerten Erde ihr Lob emporsteigen lassen wie eine Dankeshymne zur Ehre dessen, der durch seinen Tod die Ursache eines Glückes ist, das nicht mehr getrübt werden kann.
Welche Szene wie diese, in der jede Klasse der Glückseligen, an dem durch die göttliche Weisheit bezeichneten Platz, seine eigene Freude habend, seine besondere Saite der Segnung zum Erklingen bringt, ohne Missklang, mit einer Stimme, in Harmonie mit der stummen Sprache der Werke der erneuerten Schöpfung, um den grossen Schöpfer-Gott und das geschlachtete Lamm, den Erlöser, zu loben.
«An jenem Tag wird zu Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht! … Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held. Er freut sich über dich mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel» (Zeph 3,16.17).
«Ich werde erhören, spricht der HERR, ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören … und sie, sie werden Jisreel erhören» (Hos 2,23.24).
«Die Herrlichkeit des HERRN wird ewig sein, der HERR wird sich an seinen Werken erfreuen» (Ps 104,31).
«Von der Mühsal seiner Seele» wird der Herr «Frucht sehen und sich sättigen» (Jes 53,11).
Die Versammlung wird dann bei ihrem Herrn sein! Endlich werden wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen und gesättigt werden mit seinem Bild (Ps 17,15). Wir werden Ihm gleich sein und, seine wunderbare Schönheit geniessend, werden wir im Frieden und in der Ruhe seinen heiligen Namen preisen.