«Er hat uns die kostbaren und grössten Verheissungen geschenkt, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde» (2. Pet 1,4).
Der Apostel Petrus schreibt hier vom neuen Leben der Gläubigen in seiner praktischen, moralischen Entfaltung, mehr als von der inneren Quelle, aus der es hervorkommt. Im Leben aus Gott ist mehr eingeschlossen als nur die neue Stellung, die dem alten Zustand des Todes gegenübersteht, in dem wir waren. Die göttliche Natur umfasst auch die Darstellung dieses neuen Lebens in neuen Formen der Liebe und des Hasses, des Wachstums und der Entwicklung, der Tätigkeit und der Leistung. Kurz, es ist Christus, der durch Glauben im neuen Menschen lebt (Gal 2,20).
Es ist wahr, dass durch die neue Geburt ein frischer Lebenskeim eingepflanzt wird, aber die Existenz dieses inneren Keimes wird nach aussen hin sichtbar. Im Verborgenen schlägt der Same Wurzeln nach unten und Triebe nach aussen. Der aus Wasser und Geist Geborene geht nicht nur ins Reich Gottes ein, sondern hat auch einen geistlichen Charakter. Denn das Reich Gottes ist nicht ein irdisches Gebiet, es besteht nicht im Essen und Trinken, sondern «in Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist» (Röm 14,17). Wenn diese Eigenschaften des Reiches Gottes unser Leben kennzeichnen, sind wir offensichtlich «Teilhaber der göttlichen Natur» geworden, wie der Apostel sagt.
Oft sprechen wir von dem Neuen, das wir empfingen, als wir von neuem geboren wurden (Joh 3,3), als von der neuen Natur oder von der göttlichen Natur. Es ist aber besser, wenn wir dem Wortlaut der Schrift folgen. Der Herr sagte zu Nikodemus: «Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist», und wir finden «Geist» in den ersten Versen von Römer 8 angewandt auf das, was in uns von Gott geboren ist. «Natur» ist ein weiterer Begriff, der mehr umfasst als nur das frische Element, das uns bei der neuen Geburt verliehen wurde; sie bringt den ganzen Wechsel der Gewohnheiten und des allgemeinen Betragens, die «den neuen Menschen» bilden, zum Ausdruck.
Einst waren wir «von Natur» Kinder des Zorns wie die übrigen (Eph 2,3) und taten, was unser Fleisch und unsere Gedanken wollten. So wie jene «Natur» sowohl die böse Wurzel und die böse Frucht enthielt, so umfasst auch die «göttliche Natur», von der wir Teilhaber geworden sind, sowohl den neuen Geist, den Samen, der in uns bleibt und nicht sündigen kann, weil wir «aus Gott geboren» sind (1. Joh 3,9), als auch die ganze christliche Praxis. Da wir Kinder Gottes sind, offenbaren wir zu allen Zeiten und in allen Umständen einen «göttlichen» Charakter.
In dieser Stelle aus 2. Petrus wird uns also ein himmlischer Massstab des Betragens angelegt. Weil wir aus Gott geboren sind, sollten unsere Wege diese Herkunft bezeugen. Unser Herr kam vom Vater; und Er sagte zu Philippus: «Wer mich gesehen, hat den Vater gesehen» (Joh 14,9). Möchten unsere Worte, unser Wandel, unser Leben beweisen, dass wir «Teilhaber der göttlichen Natur» geworden sind!