Die Wüste Sur

2. Mose 15,22-27

«Und Mose liess Israel vom Schilfmeer aufbrechen, und sie zogen aus in die Wüste Sur; und sie wanderten drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser» (2. Mo 15,22).

Kein Wasser

Dieser Ort Sur wird uns mit wenigen Worten beschrieben, aber wie tief ist ihr Sinn! So kurze Zeit nach dem Siegessang der Erlösung, drei Tage nur nach dem Schilfmeer, dem Ort des Todes und der Befreiung – fanden sie kein Wasser!

Hast du schon empfunden, dass das Kreuz Christi, das uns von der Welt trennt, eine ernste Sache ist? Wie jene drei Tage für die Israeliten, so trennt uns auch ein Zwischenraum von drei Tagen zwischen dem Tod und der Auferstehung für immer von Ägypten, das heisst von der Welt.

Aber, so sagst du, es scheint mir seltsam, dass dem Erlösten, der soeben das Siegeslied angestimmt hat, so schnell Wasser fehlt. – Gewiss, aber das war der Weg, auf dem auch die jungen Christen in Thessalonich von Gott geführt wurden: «Ihr habt das Wort aufgenommen in vieler Drangsal mit Freude des Heiligen Geistes» (1. Thes 1,6).

Beachte, dass die Wüste Sur die erste Lektion nach der Erlösung ist. Du musst daher nicht erstaunt sein, wenn du auf deiner ersten Strecke durch die Wüste nichts finden kannst, was deinen Durst löscht. Mehr noch, dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass du errettet bist. Denn wenn du diese Heilserfahrung gemacht hast, ist es dir nicht mehr möglich, von den Vergnügungen der Welt zu trinken und von ihnen befriedigt zu werden. Bei wem es nicht so ist, der steht noch unter der Macht Satans und ist ein Gefangener seines Willens. Aber mit dir, mein junger Christ, ist es nicht so. Die Dinge, die dir früher so gefallen haben, befriedigen dich nicht mehr. Ich kann dies am besten mit den Worten der Schrift ausdrücken: «Du findest kein Wasser.» Das ist die ernste Lektion von Sur. Das Neue Testament ist sehr bestimmt in dieser Hinsicht: «Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm» (1. Joh 2,15).

Wenn wir an den unendlichen Preis unserer Erlösung denken, muss es uns da wundern, dass unsere Trennung von der Welt, die im Bösen liegt, so völlig sein muss? Wenn du nun aber kein Wasser findest, nichts, was dich in der Wüste befriedigt, dann hüte dich davor zu murren!

Bitteres Wasser

Die zweite Lektion der Wüste Sur ist ebenso wichtig. «Und sie kamen nach Mara, aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war bitter.» Das war nun wirklich eine grosse Prüfung, beschwerlicher noch als kein Wasser zu finden.

Wie oft erfährt dies der junge Gläubige und zweifellos auch wir alle. Im Augenblick, da wir das ergriffen, was uns zu befriedigen versprach, fanden wir nur bittere Enttäuschung. Hast du dies noch nie erfahren, indem du an den Vergnügungen, an den Reichtümern oder an den Ehren der Welt kosten wolltest und dabei nur Bitterkeit fandest?

Du bist eingeladen zu einem geselligen weltlichen Treffen. Früher hättest du dies schön gefunden; jetzt aber ist es nur Bitterkeit für deine neue Natur. Welche Enttäuschung bringst du nach Hause zurück! Oder hast du deine Zuneigungen auf irgendeinen irdischen Gegenstand gerichtet? Gott mag es erlauben, dass du ihn erhältst. Jetzt aber erscheint er dir so leer! Das, wovon du dir so viel Befriedigung versprachst, bringt dir nur Bitterkeit und Unfruchtbarkeit.

Hüte dich davor zu murren! Nichts anderes hast du erlebt, als was auch alle Kinder Gottes erfahren mussten. Diese Welt ist eine weite Wüste, in der es keinen Baum gibt, der dich befriedigen könnte.

Das Holz, das das bittere Wasser süss macht

Aber was sage ich? Dieser Baum besteht: «Der HERR wies ihm ein Holz; und er warf es in das Wasser, und das Wasser wurde süss.» Oder wie wir in Hohelied 2,3 lesen: «Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne.»

Dieser Baum ist Christus. Nichts vermag den bitteren Kelch dieses Lebens zu versüssen, als nur das Sitzen unter seinem Schatten. Welche Wonne, welche Freude für das Kind Gottes, ob jung oder alt! Und wie einfach ist diese zweite Lehre der Wüste Sur! Beginnst du die Wasser dieses Lebens bitter zu finden? So nähere dich Jesu und setze dich zu seinen Füssen hin: Seine Frucht wird deinem Gaumen süss sein, seine Worte köstlicher als Honig. Ist Christus für dich wirklich der einzige köstliche Baum, wenn nun rings um dich her alles unfruchtbar und öde ist?

Achte doch auf das Rezept Gottes, das Er seinem Volk Israel hier gab, als es noch nicht unter Gesetz stand! Dieses Rezept hatte nichts zu tun mit ihrer Erlösung, denn diese war ja ganz vollbracht.

So ist es auch für euch, junge Gläubige, und für uns alle. Jesus Christus hat uns ganz erlöst. Wir haben in dieser Hinsicht gar nichts mehr zu tun. Aber wie sehr hängt unsere gegenwärtige Segnung von dem Fleiss ab, mit dem wir auf die Stimme des Herrn hören! Er ist ein unerschütterlicher Fels, und sein Schatten ist ein Ort vollkommener Sicherheit. Aber setzt euch zu seinen Füssen hin, hört fleissig auf sein Wort! Wenn ihr Ihn liebt, so haltet seine Gebote, wie Er es gesagt hat (Joh 14,15), nicht wie Sklaven unter Gesetz, sondern wie Söhne, die vom Geist erfüllt sind und von seiner göttlichen Liebe geführt werden. Ja, wie kostbar und wie nötig ist ein solcher Glaubensgehorsam!

Elim

Elim mit seinen zwölf Wasserquellen und seinen siebzig Palmen war ein frischer und grüner Ort in der Wüste. «Sie lagerten dort an den Wassern.» Dies erinnert uns an den Herrn mit seinen zwölf Aposteln und den siebzig Jüngern. Überall, wo Er sich zeigt, findet der Dürstende Erfrischung in Fülle und kann sich bei den Quellen lebendigen Wassers lagern.