Wir wollen jetzt nicht von der vorbildlichen Bedeutung des Buches Josua reden, sondern von den praktischen Ermunterungen und Ermahnungen, die ihm im ersten Kapitel gegeben wurden und die auch uns zum grossen Nutzen sein können.
Mose, der treue Knecht des HERRN und grosse Führer des Volkes, war gestorben. Josua war während vierzig Jahren sein Diener gewesen und hatte aus nächster Nähe die Mühsal und die Schwierigkeiten seiner schweren Aufgabe miterlebt. Josua konnte dabei für seinen kommenden Dienst unter dem hartnäckigen und widerspenstigen Volk viel lernen und reiche Erfahrungen sammeln. Wie oft mag er von dem betagten, hervorragenden Knecht Gottes wertvollen Rat und eingehende Unterweisung im Gesetz des HERRN empfangen haben! Vor seinem Hinschied noch hatte Mose seine Hände auf ihn gelegt, und so war Josua mit dem «Geist der Weisheit» erfüllt worden (5. Mo 34,9).
Aber nun war Mose nicht mehr da. Welche Gefühle mochten jetzt seinen Nachfolger überwältigen! Er konnte ihn nie mehr fragen. Wir stützen uns ja so gerne auf Menschen! Und Josua wusste nur zu gut, dass er kein solcher Prophet war wie Mose (5. Mo 34,10).
Doch der HERR, der in seinem Herzen lesen konnte, kam jetzt selbst, um Josua zu stärken. Mit Ihm selbst, der voller Barmherzigkeit, Gnade und Güte ist, hatte er es ja zu tun. Was war Mose im Vergleich zu einem solchen Gott!
Lasst uns wohl beachten, auf welche wichtige Punkte Er ihn hinwies. Sie haben auch für uns alle, denen ein viel bescheidenerer Wirkungskreis zugeteilt ist, grosse Bedeutung.
1. Gott bezeichnete Josua deutlich die ihm gestellte Aufgabe
«Mach dich auf, geh über diesen Jordan, du und dieses ganze Volk … Du sollst diesem Volk das Land als Erbe austeilen, das ich ihren Vätern geschworen habe, ihnen zu geben.» (Verse 2-4.6). Das Bewusstsein: Gott hat mich an diesen Platz, in diese Umstände gestellt, diese Arbeit, diesen Dienst gegeben, ist auch für uns von grosser Wichtigkeit. Wie können wir mit seiner Leitung und seiner Hilfe rechnen, wenn wir, statt in Unterwürfigkeit und Abhängigkeit voranzuschreiten, selbstgewählte Wege gehen?
2. Gott will mit Josua sein
Gott sagte zu Josua: «So, wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht versäumen und dich nicht verlassen» (Vers 5). War das nicht eine wunderbare Zusage von ungeheurem Wert? Gott selbst mit seiner Allmacht, seiner Weisheit, seinen unbegrenzten Möglichkeiten und Hilfsquellen war mit seinem Vorgänger gewesen. Das allein hatte Mose gross gemacht. Und nun wollte Gott in der gleichen Weise mit Josua sein! Mochte er sich den grossen Anforderungen seines verantwortungsvollen Dienstes noch so wenig gewachsen fühlen, solange er innerhalb des ihm von Gott bezeichneten Wirkungskreises blieb und in Abhängigkeit handelte, konnte auch er mit dem aktiven Beistand des grossen Gottes rechnen. Josua besass nichts in sich selbst, aber alles in Ihm.
Diese Zusage Gottes: «Ich werde dich nicht versäumen und dich nicht verlassen», ist nicht nur Josua, sondern jedem Kind Gottes gegeben, so dass auch wir kühn sagen mögen: «Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten, was wird mir ein Mensch tun?» (Heb 13,5.6).
Aber – Hand aufs Herz – sind die Worte Gottes: «Ich bin mit dir» für mich fortwährend eine lebendige Wirklichkeit? Verbinde ich sie Augenblick um Augenblick mit einem kindlichen, lebendigen Glauben? In bösen und guten Tagen? Beim Arbeiten und Ruhen? Wir sind ja nichts in uns selbst, wie alle unsere Vorgänger, die je und je zum Segen gewesen sind. Aber wenn wir wie sie mit der sicheren Zusage Gottes: «Ich bin mit dir!» Rechnung hielten, wie würden da auch wir uns zu Ihm hin absondern! Wie würden da auch wir, die Bedeutungslosen, nützliche kleine Werkzeuge in seiner grossen Gotteshand sein! Glücklich der Christ, der in dieser Weise mit Gott lebt, eingedenk des Wortes: «Der HERR ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid!» (2. Chr 15,2).
3. Gott macht Josua Mut
Gott forderte Josua dreimal auf: «Sei stark und mutig!» Hören wir recht? Kann ein schwacher Mensch einer solchen Aufforderung entsprechen? Gewiss, wenn er sich im Glauben auf die Zusage Gottes stützt: «Ich bin mit dir!» Seine Kraft ist Gott selbst. Als Gideon im Bewusstsein seiner Armut und seines Unvermögens den Zuruf des HERRN: «Geh hin in dieser deiner Kraft und rette Israel», nicht verstand, erklärte Gott es ihm näher und sagte: «Ich werde mit dir sein, und du wirst Midian schlagen wie einen Mann» (Ri 6,12.14-16). Und Gideon ging hin und siegte.
Wenn uns Gott einen deutlichen Auftrag gibt, auch wenn er viel Kraft und Weisheit erfordert, wollen wir uns also nicht hinter der eigenen Schwachheit verschanzen und den Gehorsam verweigern, sondern mit Paulus sagen: «Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne» (2. Kor 12,9).
4. Josua musste Gottes Wort beachten
Gott sagte zu Josua: «Achte darauf, zu tun nach dem ganzen Gesetz … Weiche weder zur Rechten noch zur Linken davon ab … Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber nachsinnen Tag und Nacht» (Verse 7.8). Das Gesetz, das Mose Josua geboten hatte, bestand aus einer Fülle von Verordnungen des HERRN, die den Umgang des Volkes mit Gott, der in ihrer Mitte wohnen wollte, wie auch das gegenseitige Verhalten regelten. Die Verheissung an Josua: «Der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst», konnte sich nur erfüllen, wenn er auf dem vorgeschriebenen Pfad voranging.
Wir besitzen das ganze Wort Gottes, also weit mehr als Josua im Gesetz gegeben war. In Christus stehen wir in einer anderen, weit innigeren Beziehung zu Gott. In Ihm sind wir «durchs Gesetz dem Gesetz gestorben», nicht um nun ungehemmt dem Fleisch, dem Eigenwillen, der Welt zu dienen, sondern «um Gott zu leben» (Gal 2,19). Wir sind «zu Gott geführt» worden, «um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben» (1. Pet 4,2). Unser erneuerter Sinn prüft bei jedem Schritt des Weges «was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist» (Röm 12,2). Das treibt uns an, die Anweisungen Gottes zu Herzen zu nehmen und zu befolgen. Wir sollen daher, wie Josua,
- darauf achten, zu tun nach dem ganzen Wort Gottes (Gesetz) und
- nicht davon abweichen, weder zur Rechten noch zur Linken.
- Gottes Wort soll nicht von unserem Mund weichen (vorausgesetzt, dass wir die Punkte a. und b. befolgen, sonst wäre es nur frommes Gerede, auf das niemand hört).
- Wir sollen über das Wort nachsinnen Tag und Nacht.
Meinst du, ein solches Leben sei mühsam und freudenleer? Nein, es ist der Pfad, auf dem «dein Gott mit dir ist, überall, wohin du gehst» (Vers 9). So nur bleiben wir im Genuss der Liebe des Herrn; so nur werden seine Freude und sein Friede uns erfüllen (Joh 14,27; 15,10.11). So werden wir für das Volk Gottes und für alle Menschen um uns her ein Segen sein. Das sei der «Erfolg», den wir erstreben wollen.