Die Grösse des Herrn Jesus

Matthäus 4,16; Lukas 1,32-33; Lukas 7,16; Hebräer 4,14; Hebräer 13,20-21

1) Ein grosser König

«Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben» (Lk 1,32.33).

Der Engel Gabriel wurde mit einer Botschaft zur Jungfrau Maria in Nazareth gesandt. Er teilte ihr mit, dass sie im Leib empfangen (durch Gott, den Heiligen Geist, gezeugt) und einen Sohn gebären würde, den sie Jesus nennen sollte. Dann eröffnete der Engel der jungen Frau: «Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden.» Ja, Jesus Christus ist gross, weil Er sowohl der Sohn Gottes als auch der Sohn Davids ist.

Wir wollen die wichtige Tatsache nicht vergessen, dass der Herr Jesus ein König ist. Er ist nicht der König der Christen oder der Versammlung. Wir kennen Ihn als unseren Herrn und als das Haupt der Versammlung. Er ist vielmehr König in seiner Beziehung zum Volk Israel, das hier «Haus Jakobs» genannt wird. Ungefähr fünf Jahrhunderte vor dem Besuch des Engels Gabriel bei Maria wurde dieser zum Propheten Daniel gesandt. Ihm kündigte der Engel an, dass der Messias als Fürst kommen würde, um «Gesicht und Propheten zu versiegeln». Das bedeutet, dass der Messias alles erfüllen wird, was die Propheten in Bezug auf das Königreich vorausgesagt haben. Doch bevor dies geschehen konnte, ist Er weggetan worden (Dan 9,24-26). Ja, der König ist getötet worden!

Wenn die Römer einen Verbrecher kreuzigten, befestigten sie am Kreuz ein Schild, das Auskunft über das begangene Delikt gab. Bei Christus lautete die Beschuldigung: «Jesus, der Nazaräer, der König der Juden». Die religiösen Führer der Juden baten den römischen Statthalter, die Aufschrift wie folgt zu ändern: «Er hat gesagt: Ich bin der König der Juden.» Doch Pilatus gab zur Antwort: «Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben» (Joh 19,19-22). Der Herr Jesus war wirklich der König der Juden, der «Löwe aus dem Stamm Juda». Dafür wurde Er gekreuzigt. An einem zukünftigen Tag wird Er «König sein über die ganze Erde» (Sach 14,9). Lasst uns nie vergessen, dass dieser grosse König unser Herr und Erlöser ist, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat!

2) Ein grosses Licht

«Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein grosses Licht gesehen, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen – Licht ist ihnen aufgegangen» (Mt 4,16).

Nach der Versuchung in der Wüste verliess der Herr Jesus Nazareth und ging nach Kapernaum, einer Fischerstadt in Galiläa. Dieser Ort sollte während seines Dienstes ein gewisser Mittelpunkt seiner Tätigkeit werden. Matthäus bezieht die Ankunft des Herrn in Kapernaum auf ein Zitat aus dem Propheten Jesaja (siehe Jes 8,23 – 9,1). Die Region Galiläa lag innerhalb der Grenzen des alten Israel. Doch zur Zeit Jesu bestand die Bevölkerung aus Juden und Menschen aus den Nationen. Aufgrund der gemischten Bevölkerung und der allgemeinen Armut in dieser Gegend wurden die dort lebenden Juden von der religiösen Elite in Jerusalem und Judäa verachtet. Doch gerade auf Galiläa legte Jesus Christus den Schwerpunkt seines Dienstes.

Interessanterweise beschreibt Jesaja die Menschen von Galiläa als solche, die im Finstern «wandeln», während Matthäus in seinem Zitat sagt, dass sie in Finsternis «sitzen» (vergleiche Jes 9,1 mit Mt 4,16). Offensichtlich hatte sich der Zustand seit den Tagen Jesajas verschlechtert, so dass sich die Leute mit den niederdrückenden Umständen abgefunden hatten! Doch ausgerechnet über diesem Volk ging ein grosses Licht auf. Der Mensch gewordene Sohn Gottes, der die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes ist (Heb 1,3), erschien in diesem dunklen und umnachteten Land. Er heilte ihre Kranken, trieb Dämonen aus, gab den Armen zu Essen und verkündete das Evangelium (Mt 4,23). Er kam als das wahrhaftige Licht und als das Licht der Welt zu ihnen (Joh 1,9; 8,12).

Nur Matthäus beschreibt Christus als ein «grosses Licht». Erstaunlicherweise lesen wir auch nur in diesem Evangelium, dass auf dem hohen Berg «sein Angesicht leuchtete wie die Sonne» (Mt 17,2). Haben wir diesem Licht erlaubt, in jeden Winkel unseres Herzens zu leuchten? Gibt es Bereiche, die wir vor den Strahlen dieses Lichts verschliessen? Wie traurig, «dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse» (Joh 3,19)!

3) Ein grosser Prophet

«Alle aber ergriff Furcht; und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein grosser Prophet ist unter uns erweckt worden» (Lk 7,16).

Die Bewohner von Nain bewunderten und lobten Gott, nachdem sie Zeugen eines gewaltigen Wunders geworden waren. Der Herr Jesus hatte einen jungen Mann aus den Toten auferweckt und ihn seiner trauernden, verwitweten Mutter zurückgegeben. Sie hatten das Gefühl, Gott sei ihnen sehr nahe gekommen – und sie hatten recht. Ausserdem waren sie überzeugt, dass ein grosser Prophet unter ihnen aufgestanden war. Auch darin lagen sie richtig.

Schon lange wartete man in Israel auf den grossen Propheten, den Gott senden würde, um sein Volk zu besuchen. Diese Erwartung hatte kurz vor dem Kommen von Jesus Christus einen Höhepunkt erreicht. Viele glaubten, dass Johannes der Täufer der erwartete Prophet sei. Doch er wies diese Auffassung vehement zurück (Joh 1,21). Die Hoffnung auf einen Boten Gottes war in der Prophezeiung Moses verwurzelt: «Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der HERR, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören» (5. Mo 18,15). Ausserdem sagte der HERR durch Mose voraus: «Der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich es fordern» (5. Mo 18,19). Eine ernste Warnung!

Wir wissen und glauben, dass Jesus Christus ein König und seit seiner Auferstehung ein Priester ist. Aber vielleicht denken wir weniger daran, dass Er auch ein Prophet ist. Das wäre ein Verlust für uns. Betrachten wir Ihn in den Evangelien, wie Er mit den Menschen umging! Nachdem Er einer Frau ihre sündige Vergangenheit aufgezeigt hatte, antwortete sie: «Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist» (Joh 4,19). Er offenbarte ihr Herz und weckte ihr Gewissen auf. Ein anderes Mal sass Er als Prophet auf dem Ölberg und sagte in einem grösseren Rahmen die Zukunft des Volkes Israels und der Welt voraus (Mt 24,1-44). Eine bekannte Weltreligion mit Millionen von Anhängern behauptet, der «wahre Prophet» habe sie gegründet – aber es war ein falscher Prophet. Wie wunderbar, dass unser Herr der grosse Prophet ist! Er kam, um unsere Herzen zu öffnen und uns zu Gott zu führen.

4) Ein grosser Hoherpriester

«Da wir nun einen grossen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten» (Heb 4,14).

Ein Ziel des Hebräer-Briefs ist, den gläubigen Christen zu zeigen, dass das irdische Priestertum in Israel durch ein grösseres, unveränderliches Priestertum ersetzt worden ist. Der Brief kann durch zwei Eigenschaften des hohenpriesterlichen Dienstes, den der Herr Jesus jetzt ausübt, eingeteilt werden:

a) Ein Priester für die Wüste

Dieser Aspekt seines Priestertums, der unsere Lebensumstände betrifft, wird in den Kapiteln 4 – 7 vorgestellt. In alttestamentlicher Zeit lesen wir von vielen Hohenpriestern, aber der Herr Jesus ist der grosse Hohepriester. Es gibt in der Bibel nur einen Hohenpriester, der als «gross» bezeichnet wird. Es ist unser Herr Jesus Christus. In diesem Teil des Hebräer-Briefs hat sein Priestertum nichts mit unseren Sünden zu tun. Sie sind bereits weggetan, d.h. gesühnt worden. Aber Er möchte uns vor dem Sündigen bewahren. Hier bezieht sich sein Dienst als Hoherpriester auf unsere Schwachheiten und auf die Versuchungen in der Wüste dieser Welt, die leicht zur Sünde führen können. Jesus Christus kann unsere Schwachheiten nachempfinden, weil Er selbst als Mensch auf der Erde diese Situationen erlebt hat.

Ausserdem können wir freimütig zum Thron der Gnade kommen, wo wir «Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,16). Der letzte Ausdruck ist interessant, denn er zeigt, dass die Hilfe zur rechten Zeit eintreffen wird. Es ist eine griechische Redewendung, die im Deutschen so viel bedeutet wie: Die Hilfe kommt gerade noch rechtzeitig. Unsere Schwachheiten erfordern Barmherzigkeit, und in den Versuchungen des Lebens kommt uns der Hohepriester gerade dann zu Hilfe, wenn wir es am meisten nötig haben (Heb 7,25).

b) Ein Priester für unsere Anbetung

Dieser Aspekt kommt am Anfang von Hebräer 8 in einer erstaunlichen Weise vor uns. Dort sehen wir den Herrn als «Diener des Heiligtums». Das Thema von Kapitel 8 bis zum Ende von Kapitel 10 ist die Anbetung. Sie wird mit den Eigenschaften wie Eignung, Zugang und Freimütigkeit ergänzt. Mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass wir einen «grossen Priester über das Haus Gottes haben» (Heb 10,21), werden wir zur Anbetung aufgefordert. Für alles, was das Haus Gottes betrifft, können wir zu Ihm kommen. Wenn Schwierigkeiten auftreten, haben wir die Tendenz, das Zusammenkommen zu versäumen (Heb 10,25). Aber mit einem solch grossen Priester über das Haus Gottes gibt es dafür keine Entschuldigung.

5) Ein grosser Hirte

«Der Gott des Friedens aber, der aus den Toten wiederbrachte unseren Herrn Jesus, den grossen Hirten der Schafe, in dem Blut des ewigen Bundes, vollende euch in jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut» (Heb 13,20.21).

Mit diesem Text beginnt der Schlusssegen des Hebräer-Briefs. Der Heilige Geist hat durch den Brief hindurch Christus weitgehend als den grossen Hohenpriester vorgestellt. Aber am Ende werden wir der liebevollen Fürsorge des grossen Hirten anbefohlen. Als der gute Hirte starb der Herr Jesus einst für die Schafe (Joh 10,11). Als der grosse Hirte, der aus den Toten auferstanden ist, lebt Er nun für seine Schafe.

Christus ist der einfühlsame grosse Hohepriester, der sich im Himmel für uns verwendet. Doch wir kennen Ihn auch als unseren grossen Hirten, der uns nährt und führt. Das Wort «Hirte» könnte auch mit «Pastor» übersetzt werden. Er ist also der grosse Seelsorger der Schafe Gottes, der uns in jedem guten Werk vollendet, damit wir seinen Willen tun. Der Apostel Petrus spricht auch über diese Tätigkeit des Herrn Jesus: «Ihr gingt in der Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen» (1 Pet 2,25). Als Hirte weidet Er seine Schafe auf grünen Auen und führt sie zu stillen Wassern. Als Aufseher bewacht und beschützt Er seine Herde. Ausserdem spricht Petrus in Kapitel 5,4 über den Erzhirten Jesus Christus, der bei seinem Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit den treuen «Unterhirten» die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit geben wird.

Der Ausdruck «Erzhirte» kann auch mit Erz-Pastor übersetzt werden. Die religiöse Welt benutzt oft traditionelle, unbiblische Ausdrücke wie «Erzbischof» oder «Erzdiakon». Aber wir können wirklich sagen, dass es einen echten Erz-Pastor gibt. Manchmal fragen die Leute: «Wer ist der Pastor eurer Kirche?» Meine Antwort lautet immer: «Es ist der Herr Jesus Christus.» Wie schön, dass wir unseren Weg einem solchen Hirten anvertrauen können!

 

Wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte (Titus 2,13.14).

Gross ist unser Herr, und gross an Macht; seiner Einsicht ist kein Mass (Psalm 147,5).

Gross ist der Herr und sehr zu loben, und seine Grösse ist unerforschlich (Psalm 145,3).