In Lukas 12 spricht der Herr Jesus in Anwesenheit einer grossen Volksmenge zu seinen Jüngern. Er belehrt sie über die Zeit nach seinem Weggang in den Himmel. Als Hilfsquellen besitzen sie das Wort Gottes und den Heiligen Geist, damit sie von ihrem Herrn zeugen und Ihn durch ihr Leben ehren können.
Zuerst bekommen sie Warnungen und Ermutigungen im Blick auf ihre Aufgabe (V. 1-12). Weder Heuchelei noch Widerstand vonseiten der religiösen Menschen soll sie davon abhalten, den Herrn Jesus treu zu bezeugen.
In Vers 13 kommt einer aus der Volksmenge mit der Bitte zu Jesus: «Lehrer, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teile.» Doch der Herr lehnt es ab, in dieser Sache Richter zu sein. Er ist nicht als Rechtsprecher, sondern als Erlöser auf die Erde gekommen. Ausserdem hat Ihn sein Volk abgelehnt, so dass Er die natürliche Beziehung zu Israel abbricht und sich in seinem Dienst auf die ewige Errettung einzelner Menschen ausrichtet.
Der Herr Jesus nimmt diese Begebenheit zum Anlass, um Belehrungen über den irdischen Besitz und die materiellen Bedürfnisse zu geben. Zuerst warnt Er alle Menschen vor der Habsucht und erzählt ihnen das Gleichnis vom reichen Kornbauern (V. 15-21). Dann spricht Er zu den Jüngern über die Sorgen um Nahrung und Kleidung (V. 22-31).
Das Gleichnis
Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das Land eines gewissen reichen Menschen trug viel ein. Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe keinen Raum, wohin ich meine Früchte einsammeln soll. Und er sprach: Dies will ich tun: Ich will meine Scheunen niederreissen und grössere bauen und will dahin all meinen Weizen und meine Güter einsammeln; und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter daliegen auf viele Jahre; ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich. Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du aber bereitet hast, für wen wird es sein? So ist der, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist in Bezug auf Gott (Lk 12,16-21).
Die kurze Geschichte über den reichen Bauern ist in erster Linie eine Warnung an ungläubige Menschen, die ihre Erfüllung im materiellen Besitz suchen und dabei die Errettung ihrer Seele vernachlässigen. Aber aus diesem Gleichnis ergeben sich auch nützliche Hinweise für uns Christen im Blick auf unser Verhältnis zu Geld und Besitz.
Vier Denkfehler
Der Kornbauer war aus menschlicher Sicht ein kluger Mann. Er konnte erfolgreich wirtschaften und zugleich den erzielten Ertrag gut aufbewahren. Aber aus Gottes Sicht machte er vier gravierende Denkfehler. Sie zeigen uns einerseits die Lebensweise der ungläubigen Menschen um uns her, die vom Materialismus geprägt ist. Anderseits warnen uns diese Denkfehler vor einer verkehrten Einstellung und einem falschen Verhalten im Blick auf Besitz und Reichtum.
- Der reiche Mann betrachtete seinen Besitz als persönliches Eigentum. Das wird aus seinen Worten deutlich. Er spricht von «meinen» Früchten, «meinen» Scheunen, «meinem» Weizen, «meinen» Gütern. Er dachte nicht daran, dass er alles, was er erwirtschaftete, von seinem Schöpfer-Gott bekam.
Viele erfolgreiche Leute vertreten heute die gleiche Meinung. Sie glauben, sie könnten über ihren Besitz frei verfügen und seien Gott keine Rechenschaft darüber schuldig. Doch sie irren sich. Gott wird sie einmal für ihr Leben und den Umgang mit ihrem Besitz zur Verantwortung ziehen.
Als Christen wissen wir, dass Gott uns den materiellen Besitz zur Verwaltung anvertraut hat. Dem einen hat Er mehr, dem anderen weniger gegeben. Aber jeder Glaubende soll das, was er besitzt, treu für Gott verwalten. Wir haben den Auftrag, den anvertrauten Reichtum so zu nutzen und einzusetzen, dass der Herr dadurch geehrt wird. - Der Kornbauer dachte nur an sich selbst, weil er darin den Sinn des Lebens sah. Dieser Egoismus war eine Folge seiner falschen Sicht über die Besitzverhältnisse. Weil er den Weizen und die Früchte als sein persönliches Eigentum ansah, wollte er sie ganz für sich geniessen. Weder den Ansprüchen Gottes noch den Bedürfnissen der Mitmenschen schenkte er die geringste Beachtung.
Die Selbstsucht im Blick auf das Materielle prägt auch heute die meisten reichen Leute in der Welt. An erster Stelle stehen immer die persönlichen Wünsche. Sogar wenn man etwas an andere abgibt, versucht man daraus einen Vorteil für sich zu ziehen.
Der Apostel fordert uns Christen auf, mit dem anvertrauten Reichtum «Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam» (1. Tim 6,18). Anstatt unser Geld und unseren Besitz egoistisch für uns zu nutzen, sollen wir freigebig sein. Der Herr wird uns zeigen, wie wir Ihm damit am besten dienen können. - Der reiche Bauer glaubte, sein Lebensglück liege im Genuss des Materiellen. Er sagte zu seiner Seele: «Ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich.» Was für ein Irrtum! Ein gutes Essen oder ein schönes Haus können das Herz niemals auf die Dauer befriedigen.
Heute erliegen viele Menschen dem gleichen Fehler. Sie suchen ihr Glück im Genuss der irdischen Freuden. Aber ihre Seele bleibt leer. Jesus Christus weiss es und lädt sie ein, bei Ihm echte Erfüllung zu finden: «Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben» (Joh 10,10).
Als Gläubige sind wir unserem Gott für das, was Er uns im irdischen Leben an Freude und Segen gibt, von Herzen dankbar. Aber wir wollen nicht vergessen, dass unser tatsächliches Glück in unserer Beziehung zum Herrn Jesus und zu Gott, unserem Vater, liegt. Was uns in der Ewigkeit glücklich machen wird, soll jetzt schon unser Herz mit Freude erfüllen. - Der Kornbauer meinte, er könne über die Zukunft bestimmen. In seiner Planung lagen noch viele Jahre vor ihm, in denen er seinen aufgehäuften Reichtum geniessen wollte (V. 19). Er dachte überhaupt nicht daran, dass sein Leben über Nacht zu Ende gehen konnte, weil Gott es so festgelegt hatte.
Viele Menschen gleichen ihm. Sie planen ihr Leben so, als ob sie die Garantie dafür hätten, mindestens so alt zu werden wie der Durchschnitt ihrer Mitmenschen. Über ihr Verhältnis zu Gott und die Ewigkeit machen sie sich keine Gedanken. Doch auch ihnen gilt das Wort: «Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils» (2. Kor 6,2).
Wir Christen kennen unsere Lebensdauer auf der Erde genauso wenig. Wir wissen nicht, was uns der nächste Tag bringt. Darum planen wir nach dem Motto: «Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun» (Jak 4,15).
Drei Dummheiten
Gott sprach zum reichen Bauern: «Du Tor!» Er nannte ihn einen Narren, weil er in seinem Leben drei grosse Dummheiten begangen hatte.
- Der Kornbauer setzte alles auf den materiellen Erfolg und vernachlässigte dabei sein Seelenheil. Was nützten ihm seine vollen Scheunen, wenn er in dieser Nacht ohne Vergebung der Sünden und unversöhnt mit Gott starb, um ewig in der Hölle Pein zu leiden?
- In seiner Planung zog er nur das kurze Leben auf der Erde in Betracht. Für die Ewigkeit sorgte er nicht vor. War es wirklich lohnenswert, nur für das Vergängliche zu streben und dabei die ewige Errettung zu vernachlässigen?
- Er lebte nur für sich selbst und kümmerte sich nicht um die Ansprüche, die der Schöpfer an ihn stellte. Weil er sein Verhältnis zu Gott nicht ordnete, starb er unversöhnt mit Ihm. So verlor er schliesslich alles.
Als glaubende Menschen, die durch das Blut des Herrn Jesus erlöst worden sind, besitzen wir eine ewig sichere Errettung. Wir sind in der Hand des Hirten geborgen und können nicht verloren gehen. Aber uns umgibt eine materialistische Welt, in der es viele Narren wie diesen Bauern gibt, die uns durch ihre Lebensweise negativ beeinflussen können. Darum wollen wir aus den drei Dummheiten des reichen Mannes drei Hinweise für uns ableiten:
- Vergessen wir unsere geistlichen Bedürfnisse nicht! Neben der täglichen Arbeit, die wir fleissig und treu für den Herrn verrichten möchten, soll das Bibellesen und Beten nicht zu kurz kommen, damit das neue Leben genährt wird. «Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen» (Kol 3,16).
- Richten wir unser Leben auf die Ewigkeit aus! Wenn wir in den Alltagspflichten die Gesinnung des Herrn Jesus zeigen, haben sie Ewigkeitswert. «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus» (Kol 3,23.24). Ausserdem will der Herr uns in seinem Werk gebrauchen. Was Er durch uns im Evangelium oder in der Versammlung bewirken kann, ist ein ewiger Gewinn. «Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient» (Heb 6,10).
- Hüten wir uns vor einer egoistischen Einstellung! Wie traurig, wenn Philipper 2,21 auf uns zutreffen würde: «Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.» Wir wollen doch für den Herrn und die Seinen leben! Dann müssen wir uns selbst verleugnen und unsere Wünsche zurückstellen.
In allen drei Punkten ist uns Jesus Christus das grosse Vorbild. Er pflegte ein Gebetsleben und lebte in Gemeinschaft mit seinem Vater. Alles, was Er tat, entsprach dem Willen Gottes und hatte deshalb Ewigkeitswert. Nie dachte Er an sich, sondern war immer für die anderen da.