Einleitung
Das Alte Testament berichtet von Männern und Frauen des Glaubens, die mit Gott lebten und seine Ehre suchten. Nach Hebräer 11 sind sie uns als Beispiel gegeben. Wir lernen von ihnen, wie sich der Glaube an Gott und sein Wort im täglichen Leben auswirkt.
Elia war ein besonderer Glaubensmann. In seiner Zeit beherrschte der Götzendienst das Land Israel. Nach dem lebendigen Gott wurde kaum noch gefragt. So war das Volk Israel unter der Regierung Ahabs an einem geistlichen Tiefpunkt angelangt. Auf diesem dunklen Hintergrund leuchtete der Glaube Elias wie eine helle Lampe.
Auch wir leben in einer traurigen Zeit. Die Christenheit hat sich weit vom Herrn Jesus entfernt. Das himmlische Volk Gottes befindet sich in einem niedrigen und schwachen Zustand. Da braucht es Mut, entschieden den Weg des Glaubens zu gehen und für Gott zu leben. Das Beispiel von Elia spornt uns dazu an.
Wir können von diesem Glaubensmann viel für uns lernen. Doch es gilt dabei, zwei Punkte zu beachten:
- Elia lebte in einer anderen Heilszeit. Die Israeliten standen damals unter dem Gesetz vom Sinai. Sie lebten vor dem Erlösungswerk des Herrn Jesus und hatten keinen freien Zugang zu Gott. Sie kannten Ihn als einen gerechten Gott, der die Übertretung seiner Gebote bestraft, und als einen barmherzigen Gott, der die Sünden vergibt. – Wir leben in der Zeit der Gnade und stehen auf der Grundlage des durch den Herrn Jesus vollbrachten Erlösungswerks in einer vollkommenen Stellung vor Gott. Wir wissen uns für immer von Ihm angenommen und kennen Ihn als unseren Vater im Himmel. Diesen grossen Unterschied müssen wir im Auge behalten, wenn wir von Elia lernen möchten.
- Elia hatte eine besondere Aufgabe. Weil Israel dem HERRN den Rücken gekehrt und sich fremden Göttern zugewandt hatte, sollte Elia das Volk zu Gott und dem Gesetz zurückführen. Er war der Prophet des Gerichts, der mächtige Wunder tat, um das Gewissen der Israeliten wachzurütteln und sie zur Umkehr aufzurufen. Sein Dienst entspricht sowohl dem Zeugnis von Johannes dem Täufer als auch dem Zeugnis des gläubigen Überrests in der zukünftigen Drangsalszeit (Off 11,6). – In der aktuellen Zeit prägt die Gnade jeden Dienst im himmlischen Volk Gottes. Wir haben unterschiedliche Aufgaben, wie der Herr sie uns zugeteilt hat. Aber uns allen gilt mitten im Verfall des christlichen Zeugnisses der Appell: «Sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist» (2. Tim 2,1). Auch auf diesen Unterschied wollen wir achten, wenn wir uns mit dem Glaubensmann Elia beschäftigen.
1) Seine Liebe
Elia liebte den HERRN, wie es im Gesetz stand (5. Mo 6,5). Sein Eifer für die Ehre Gottes auf dem Karmel zeigt deutlich, dass sein Herz für Ihn brannte. Aus Liebe zu Gott trat Elia als kühner Zeuge für Ihn auf und stand im Volk für die Rechte des HERRN ein.
Elia liebte auch das Volk Gottes und suchte sein Bestes. Weil Israel sich vom HERRN entfernt hatte, setzte der Prophet alles daran, um es zu Ihm zurückzuführen. Seine Liebe zum Volk veranlasste ihn zu beten, dass es nicht regnen möge, damit die Israeliten ihren verkehrten Weg einsahen und zu Gott umkehrten.
Aus Liebe zum Herrn Jesus, der sich selbst für uns hingegeben hat, stellen wir uns auf seine Seite, auch wenn wir deshalb vonseiten der Welt Schmach und Spott erfahren. Weil wir Ihn lieben, setzen wir uns auch für seine Interessen unter den Glaubenden ein. Aber nur das Bewusstsein seiner Liebe zu uns nährt und unterhält unsere Liebe zu Ihm: «Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat» (1. Joh 4,19).
Die Liebe zum Volk Gottes wird durch das Wissen angefacht, dass die Erlösten dem Herrn sehr wertvoll sind. Wir lassen uns durch den traurigen Zustand im christlichen Zeugnis nicht entmutigen, sondern dienen einander in Liebe, wie es uns der Herr aufträgt (Gal 5,13). Unsere Liebe zu den Glaubenden kann sich wie bei Elia auch darin zeigen, dass wir Verkehrtes richtigstellen müssen (1. Kor 13,6). Aber lasst es uns im Geist der Gnade tun.
2) Sein Einstehen für Gott
Elia wird einige Male «Mann Gottes» genannt (z.B. 1. Kön 17,24; 2. Kön 1,9). Diese Bezeichnung weist darauf hin, dass er ein Vertreter Gottes auf der Erde war. Er setzte sich im Volk Israel für die Rechte und Interessen des HERRN ein. Auf dem Berg Karmel trat Elia besonders als Mann Gottes auf, um den HERRN vor dem Volk gegen 400 Propheten des Baal zu vertreten. Das war eine schwere Aufgabe, weil König Ahab nicht an den lebendigen Gott glaubte und das Volk neutral bleiben wollte.
Das neutestamentliche Gegenstück ist der «Mensch Gottes» (1. Tim 6,11; 2. Tim 3,17). Wir alle haben den Auftrag, Menschen Gottes zu sein und Ihn durch ein gottesfürchtiges Verhalten zu repräsentieren. Die Mitmenschen sollen an uns sehen, wer Gott ist und welche Rechte Er an denen hat, die an Ihn glauben. Auch im Volk Gottes gilt es, seine Interessen zu vertreten, indem wir zu seinem Wort stehen, das die massgebende Grundlage unseres gemeinsamen Glaubenslebens ist.
3) Sein prophetischer Dienst
Elia kam als Prophet aus der Gegenwart des HERRN und kündigte dem König an: «So wahr der HERR lebt, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort!» (1. Kön 17,1). Das war eine Botschaft von Gott an das Gewissen aller, die im Volk Israel nicht an Ihn glaubten. Als der Regen ausblieb, merkten sie, dass der HERR wirklich lebte und in ihr Leben eingegriffen hatte. Wie viele das prophetische Wort ernst nahmen und zu Gott umkehrten, wissen wir nicht.
Den prophetischen Dienst kennen wir heute auch. In 1. Korinther 14 wird er «Weissagung» genannt. Das geschieht etwa so: In der Versammlung, z.B. in der Wortverkündigung, spricht ein Bruder im Auftrag und aus der Gegenwart des Herrn. Ohne dass der Redende die Sachlage kennt, treffen seine Worte direkt auf die Situation eines Zuhörers zu. Der Betroffene wird im Gewissen angesprochen, weil er merkt: Gott spricht zu mir! Wie gut, wenn er das Wort annimmt und in seinem Leben umsetzt!
In 1. Petrus 4,11 geht es ebenfalls um den prophetischen Dienst: «Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes.» Ein Ausspruch Gottes ist eine Botschaft, die unter der Leitung des Heiligen Geistes aus der Gegenwart Gottes an die Zuhörer vermittelt wird. Beispiele aus der Apostelgeschichte zeigen, dass sich die Weissagung nicht auf die Zusammenkünfte beschränkt, sondern auch im privaten Rahmen erfolgen kann (Apg 21,9-11).
Dieser Dienst erfordert einen intensiven persönlichen Umgang mit Gott, wie wir es bei Elia finden, der vor dem Angesicht des HERRN stand und ernstlich zu Ihm betete. Nur so kann uns der Herr für einen Dienst der Weissagung gebrauchen.
4) Sein Gebetsleben
Elia war ein eifriger Beter. Oft stand er in Fürbitte für andere ein. Er bat für das Volk, das sich von Gott entfernt hatte. Er flehte für den Sohn der Witwe, der gestorben war. Auf dem Karmel betete er, dass der HERR vor dem Volk seine Allmacht und Herrlichkeit offenbare.
Seine Gebete waren ernst und eindringlich, denn es war ihm ein grosses Anliegen, dass es eine Umkehr und eine geistliche Belebung im Volk Gottes gab. Er betete auch mit tiefer Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott. Als er auf dem Karmel um Regen bat, beugte er sich zur Erde und legte sein Angesicht zwischen seine Knie. So drückte er seine Hochachtung vor Gott aus. Seine Gebete wurden erhört.
Elia ist uns als Beter ein grosses Vorbild: «Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel. Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor» (Jak 5,16-18).
- Lasst uns wie Elia in Fürbitte für einzelne Gläubige und für das Volk Gottes einstehen.
- Lasst uns wie Elia intensiv und eindringlich zu Gott rufen, wenn uns ein Anliegen auf dem Herzen liegt.
- Lasst uns mit Ehrfurcht zu unserem Gott und Vater beten. Knien wir wenn möglich vor Ihm nieder und drücken wir uns respektvoll aus!
5) Sein Glaube
Elia glaubte an den lebendigen Gott. Er hielt in seinem Herzen daran fest, dass der HERR allmächtig, gerecht, treu und gütig ist. Dieser Glaube an Gott wirkte sich ganz konkret auf sein Leben aus. Elia ordnete sich Ihm unter und vertraute auf Ihn. In seinem Tun und Lassen suchte er die Ehre des HERRN.
Sein Glaube galt auch dem Wort Gottes. Was der HERR ihm mitteilte, hielt er für absolut wahr. Weil Elia glaubte, dass Gott sein Wort erfüllt, richtete er sein Leben danach aus und befolgte die Anweisungen, die der HERR ihm gab.
Wir lernen von Elia, was der Glaube an Gott und an sein Wort konkret bedeutet:
- Wenn wir Gott so kennen und anerkennen, wie Er sich in der Bibel offenbart, setzen wir unser Vertrauen auf Ihn und übergeben Ihm die Führung unseres Lebens. Wir ruhen in seiner Liebe, stützen uns auf seine Gnade und bejahen seine Rechte über uns, indem wir dem Herrn Jesus nachfolgen.
- Wenn wir dem Wort Gottes Glauben schenken, nehmen wir die Bibel als Richtschnur für unser Leben und handeln in den einzelnen Situationen nach ihren Anweisungen. Das Wort Gottes muss jedoch Autorität über unser Herz besitzen, damit es unser Verhalten prägen kann.
6) Sein Gehorsam
Als Folge seines Glaubens gehorchte Elia dem HERRN. Vielleicht verstand er nicht, warum Gott ihn zuerst zum Bach Krith und danach zu einer armen Witwe nach Zarpat schickte. Aber beide Male machte er sich unverzüglich auf den Weg. Sein sofortiger und konsequenter Gehorsam ist auffallend und eindrucksvoll.
Weil Elia seinem Gott gehorchte, wurde er während der Zeit der Dürre und Hungersnot auf wunderbare Weise am Leben erhalten. Am Bach Krith erfuhr er, wie die Raben ihm morgens und abends sowohl Brot als auch Fleisch brachten. Auch in Zarpat sorgte Gott für ihn: Das Mehl im Topf ging nicht aus und das Öl im Krug nahm nicht ab, so dass Elia und die Witwe mit ihrem Sohn viele Tage genug zu essen hatten. Wie belohnte Gott seinen Gehorsam!
Echter, lebendiger Glaube ruft auch bei uns die Bereitschaft hervor, Gott und seinem Wort zu gehorchen. Weil wir eine Glaubensbeziehung zum Herrn Jesus pflegen, möchten wir tun, was Er uns durch sein Wort aufträgt. Durch unseren Gehorsam entfaltet sich die neue Natur, die von Herzen wünscht, Gottes Willen zu tun (Röm 6,17; Eph 6,6). Wie freut Er sich darüber!
Wenn wir Gott unverzüglich und entschieden gehorchen, erfahren wir wie Elia, dass Er uns auf dem Glaubensweg bewahrt und unterstützt. In der Zeit der Gnade ist es ein geistlicher Segen, den der Herr uns als Belohnung für unseren Gehorsam schenkt: «Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren» (Joh 14,21). Es lohnt sich wirklich, unseren Eigenwillen zu verleugnen und dem Herrn von Herzen zu gehorchen!
7) Seine Absonderung
Das Zusammentreffen des Propheten mit Obadja in 1. Könige 18 zeigt deutlich, welche Stellung Elia gegenüber dem Bösen in Israel einnahm. Im Gegensatz zu Obadja, der gemeinsame Sache mit Ahab machte und dessen egoistischen Ziele verfolgen musste, lebte Elia getrennt vom gottlosen König in Gemeinschaft mit dem HERRN. Obadja und Elia glaubten an den lebendigen Gott. Doch wie unterschiedlich war ihre Position zur Welt! Der eine stand in einem ungleichen Joch mit dem ungläubigen Ahab, der andere lebte frei von jeder weltlichen Bindung im Vertrauen auf Gott.
Die Absonderung von der Welt ist auch im Neuen Testament ein wichtiges Thema. Weil wir seit unserer Bekehrung nicht mehr zur Welt gehören, sollen wir getrennt von ihr leben und keine gemeinsame Sache mit ihr machen. Nur auf diesem Weg können wir mit der Bewahrung unseres Gottes und Vaters rechnen (2. Kor 6,14-18; Joh 17,14-16).
Die Aufforderung zur Absonderung gilt auch für den religiösen Bereich der Welt:
- In die Christenheit hat sich viel Böses und Verkehrtes eingeschlichen. Darum lautet der Appell: «Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!» (2. Tim 2,19).
- Nach der Entrückung der Gläubigen wird die christuslose Christenheit wegen ihrer Bosheit und Sünde gerichtet werden. Bis es soweit ist, werden die Gläubigen aufgefordert: «Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet» (Off 18,4).
Schluss
Elia hatte die gleichen Empfindungen wie wir. In seinem Glaubensleben gab es Hochs und Tiefs. Dennoch sind wir von seiner Entschiedenheit für Gott und der Erhörung seiner Gebete beeindruckt. Waren das nicht Ergebnisse seines verborgenen Umgangs mit dem HERRN? Wie gut, wenn auch uns diese geistliche Ausgewogenheit kennzeichnet! Die persönlich gepflegte Beziehung zum Herrn Jesus im Verborgenen ist eine unerlässliche Voraussetzung für das Leben, das Zeugnis und den Dienst vor den Menschen.