Beispiele der Führung Gottes (2)

Markus 1,35-38; Apostelgeschichte 15,35-40; Apostelgeschichte 16,5-10

Gottes Führung im Leben des Gläubigen

Das Beispiel von Zachäus in Lukas 19 zeigt uns, wie ein Mensch unter der göttlichen Leitung zum Glauben an den Herrn Jesus kommt.

Von Petrus und Johannes lernen wir in Johannes 13, dass wir uns nahe beim Herrn aufhalten müssen, um von Ihm Antworten auf unsere Fragen zu bekommen.

Nun möchten wir noch über Barnabas und Paulus nachdenken – ein negatives und ein positives Beispiel im Blick auf die Führung Gottes im Dienst für den Herrn.

Zum Schluss wollen wir auf Jesus Christus blicken. Er ist das vollkommene Vorbild für ein Leben in Abhängigkeit von Gott und unter seiner Leitung.

3) Barnabas – ein falscher Weg

Apostelgeschichte 15,35-40

Die Bibel stellt Barnabas ein hervorragendes Zeugnis aus. Sie nennt ihn einen guten Mann, «voll Heiligen Geistes». Das Letztere wird nur von drei Menschen gesagt – vom Herrn Jesus (Lk 4,1), von Stephanus (Apg 7,55) und von Barnabas (Apg 11,24). Barnabas war während einer langen Zeit überaus nützlich. Als Paulus sich nach seiner Bekehrung den Jüngern in Jerusalem anzuschliessen suchte, fürchteten sie sich vor ihm. Da nahm sich Barnabas seiner an und führte ihn in den Kreis der Glaubenden ein. Später kam er von Jerusalem nach Antiochien und sah dort die Gnade Gottes. Er erkannte mit Freude, was Gott in diesen Glaubenden gewirkt hatte. Barnabas stiess sich nicht an anderen Menschen oder Gewohnheiten. Er hatte ein weites Herz und wirkte verbindend.

Aber dann kam es im Dienst für den Herrn zu einer Trennung zwischen ihm und Paulus. Bei den Fragen des irdischen Lebens – der Familie, des Berufs – ist es wichtig, dass wir auf dem Weg des Herrn vorangehen. Aber noch viel wichtiger ist es, im Werk des Herrn auf die Stimme Gottes zu hören. Hier versagte Barnabas. Sein Beispiel zeigt uns, dass selbst solche, die jahrelang unter der Führung Gottes gelebt haben, in Gefahr stehen, verkehrt zu handeln. Wenn der Herr uns eine Zeit lang auf seinem Weg führen konnte, sind wir in grosser Gefahr, ein wenig stolz zu werden. Doch eins muss uns klar bleiben: Jede göttliche Führung in unserem Leben ist nur Gnade. Wenn wir diese Tatsache aus den Augen verlieren, werden wir plötzlich unabhängig handeln.

Barnabas wollte Markus auf eine weitere Missionsreise mitnehmen. Als Paulus damit nicht einverstanden war, trennte sich Barnabas von ihm. In dieser Entscheidung spielte die ver­wandt­schaft­li­che Beziehung zu seinem Neffen Markus eine grosse Rolle. Darum achtete er wohl nicht auf die Bewährung, die bei Markus fehlte. Doch im Werk des Herrn ist eine Bewährung nötig. Es beginnt zunächst in kleinen Aufträgen, die wir treu für Ihn erfüllen sollen. Erst dann kann der Herr uns grössere Aufgaben anvertrauen. Diese grundsätzliche Abfolge kann man nicht einfach überspringen, wie Barnabas es versuchte.

Die Konsequenz dieses verkehrten Verhaltens war eine Erbitterung zwischen zwei treuen Dienern. Wie schade! Lasst uns nicht die Augen vor den Folgen verschliessen, wenn wir versuchen, eigene Wege zu gehen! Wie schnell sagen wir: Das geht niemand etwas an, das ist meine ganz persönliche Sache. Oder: Ich bin allein dem Herrn verantwortlich. Aber bedenken wir: Auf einem eigenwilligen Weg schaden wir nicht nur uns selbst, sondern auch der Sache des Herrn und den anderen Glaubenden. Im Fall von Barnabas wird das durch die entstandene Erbitterung besonders deutlich. Schliesslich reiste er unabhängig von den Brüdern in Antiochien ab. Ist das nicht traurig? Lasst uns im Dienst für den Herrn umsichtig handeln und aufpassen, dass ja kein Stolz in unseren Herzen aufkommt, damit wir nicht leichtfertig einen Weg einschlagen, der zum Schaden ist.

4) Paulus – eine überraschende Führung

Apostelgeschichte 16,5-10

Warum ist diese Führung überraschend? Weil der Apostel Paulus in einem segensreichen Arbeitsfeld wirkte und vermutlich gern noch einige Zeit dort geblieben wäre. In Vers 5 heisst es: «Die Versammlungen nun wurden im Glauben befestigt und mehrten sich täglich an Zahl.» Kann es für einen Diener des Herrn etwas Schöneres geben, als dass sich immer wieder Menschen bekehren und die Erlösten im Glauben befestigt werden? In einer solchen Situation möchte er weiter für den Herrn tätig sein. Ausserdem wünscht Gott normalerweise, dass wir auf einem Weg und an einem Ort im Dienst ausharren. Aber Gott ist in seinem Handeln souverän. Das müssen wir unbedingt festhalten. Darum kann es auch einmal sein, dass Er von einem Diener einen Sprung verlangt – wie hier von Asien nach Europa. Das Evangelium sollte nun durch den Apostel auch in Mazedonien verkündet werden. Um Paulus dorthin zu führen, musste Gott bei ihm einen Widerstand überwinden.

Nun dürfen wir solche besonderen Situationen im Dienst nicht leichtnehmen. Im Allgemeinen führt der Herr nicht so, sondern stellt uns an einen Ort, wo wir in der von Ihm gegebenen Aufgabe ausharren sollen. Aber wenn Er uns einen Sprung tun lässt, zeigt Er es uns ganz klar.

Deshalb wird der Heilige Geist hier erwähnt, der in uns wohnt und uns führen möchte. Darüber dürfen wir nicht einfach hinweggehen. Einerseits stehen wir in Gefahr, leichtfertig zu behaupten: «Gott hat mich geführt.» Es gibt Christen, die im Leben einen Zickzackkurs verfolgen und dabei behaupten, immer wieder eine neue Wegweisung vom Herrn zu haben. Sie bedenken nicht, dass eine göttliche Person – der Heilige Geist – die Glaubenden leiten möchte. Wenn uns das bewusst ist, sagen wir nicht leichtfertig: «Der Herr hat mich geführt.» Anderseits müssen wir auch bereit sein, auf die Führung dieser göttlichen Person zu achten, damit wir erkennen, was der Herr von uns will.

Paulus erkannte den Willen Gottes nicht so schnell. Zuerst wurde er vom Heiligen Geist gehindert, das Wort in Asien zu reden. Er nahm diese Wegweisung ernst und versuchte, nach Bithynien zu reisen, um dort seinen Auftrag in der Verkündigung des Evangeliums auszuführen.

Aber der Geist Jesu erlaubte es ihm nicht. Das war natürlich auch der Heilige Geist. Aber der Name «Geist Jesu» weist auf sein Wirken in Verbindung mit dem Leben des Herrn Jesus auf der Erde hin. Hier wollte Er in Paulus etwas wirken, was dem Leben Jesu entsprach – nämlich Demut und Gehorsam. Nach Philipper 2,5-8 sind das die beiden grossen Kennzeichen der Gesinnung, die Jesus Christus in seinem Leben offenbart hat. Er war vollkommen demütig und absolut gehorsam. Nun sollten diese beiden Merkmale auch das Verhalten von Paulus kennzeichnen. Man trifft manchmal Christen, die zwar gehorchen, aber nicht demütig sind. Sie wissen genau, dass sie zu den Treuen gehören und prahlen ein wenig mit ihrem Gehorsam. Möge der Herr uns vor einer solchen Herzenshaltung bewahren! Aber es gibt auch Christen, die ganz demütig sind, aber nicht gehorchen. Das ist genauso wenig zur Ehre Gottes. Lasst uns vom Herrn Jesus lernen, der von Herzen demütig war und in allem den Willen seines Vaters tat. Wenn der Heilige Geist diese Gesinnung in uns bewirken kann, sind wir in der Lage, uns von Ihm führen zu lassen.

Als Nächstes hatte Paulus eine Vision. Ein mazedonischer Mann erschien ihm und bat ihn: «Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!» Wir lernen daraus, dass der Herr durch den Geist seinen Dienern Bedürfnisse und Möglichkeiten zeigt. Er wird sie niemals einen Weg führen, wo es ihnen unmöglich ist, das zu tun, wozu Er sie beauftragt hat.

Aus dieser Begebenheit erkennen wir, dass die Leitung durch den Heiligen Geist mit geistlichen Überlegungen einhergeht. Es entsteht ein Fragen im Herzen: Ist es der Weg des Herrn oder ist es ein eigenwilliger Weg? Soll ich oder soll ich nicht? Bedürfnisse und Möglichkeiten sind vorhanden – aber was ist der Wille Gottes? Diese inneren Übungen bleiben uns nicht erspart und erfordern auch etwas Zeit.

Vor Jahren kam ein junger Bruder Rat suchend zu mir: «Ich habe eine junge Frau im Herzen und denke, dass Gott will, dass wir heiraten. Aber ich habe grosse innere Übungen. Manchmal denke ich ‹Ja› und manchmal denke ich ‹Nein›. Was soll ich tun?» Da fragte ich ihn: «Was hast du für eine geistliche Gesinnung oder für ein geistliches Umfeld, wenn du ‹Ja› denkst oder wenn du ‹Nein› denkst?» Er überlegte einen Moment. Dann sagte er: «Jetzt ist alles klar!», und verabschiedete sich. Wenn wir also in einer Sache hin und her gerissen werden und nicht wissen, ob sie vom Herrn ist oder nicht, müssen wir in den jeweiligen Schwankungen unseren geistlichen Zustand überprüfen. Dann erkennen wir vielleicht, ob wir durch den Einfluss der Welt oder durch die Einwirkung des Geistes gelenkt werden.

Schliesslich sehen wir, dass Paulus und seine Begleiter gemeinsam zum Schluss kamen, dass Gott sie nach Mazedonien gerufen hatte. Es ist auch für uns gut, mit geistlich gesinnten Freunden die Überlegungen zu teilen. Sie können uns durchaus eine Hilfe sein.

Der Herr Jesus – das vollkommene Vorbild

Der Herr Jesus liess sich in seinem Leben immer vom Heiligen Geist führen. In vollkommener Abhängigkeit von Gott ging Er seinen Weg und diente den Menschen. Eine schöne Begebenheit dazu finden wir in Markus 1,35-38:

«Frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort. Und Simon eilte ihm nach, mit denen, die bei ihm waren; und sie fanden ihn und sagen zu ihm: Alle suchen dich. Und er spricht zu ihnen: Lasst uns woandershin gehen in die nächsten Ortschaften, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen.»

Grundsätzlich beginnt jede Führung Gottes mit Gebet. Der Herr Jesus gibt uns hier ein vollkommenes Beispiel. Er betete am Morgen zu Gott, um von Ihm Wegweisung für den Tag zu bekommen. Seine vollkommene Abhängigkeit ist beispielhaft für uns. Wir können dreierlei von Ihm lernen:

  1. Er betete frühmorgens. – Das zeigt die geistliche Energie, die der Herr Jesus in vollkommener Weise verwirklichte, um ins Gebet zu gehen. Ist das bei uns nicht oft ein Problem? Wir lassen uns durch Arbeit und allerlei Ablenkungen vom Beten abhalten. Von Jesus Christus lernen wir, mit geistlicher Entschiedenheit das Angesicht Gottes zu suchen.
  2. Jesus betete, als es noch dunkel war. – Daraus lernen wir, dass wir nicht auszuposaunen brauchen, wenn wir im Gebet mit Gott allein gewesen sind. Wir sollen es wie der Herr im Verborgenen tun.
  3. Er betete an einem öden Ort. – Das ist ein Ort, wo wir frei von den Einflüssen der Welt und unserer Mitmenschen sind. Es ist nötig, dass wir uns zurückziehen und ungestört zu Gott beten können, um seine Führung zu erkennen und zu erfahren.

Nach seiner Gemeinschaft mit Gott im Gebet kamen die Jünger zu Ihm und sagten: «Alle suchen dich.» Die Menschen waren im Moment begeistert von Jesus Christus und wollten mehr von Ihm erleben. Aber Er liess sich durch den Beifall der Menschen nicht beeinflussen. Seine Antwort an die Jünger zeigt zwei wichtige Grundsätze:

  • Er wollte das Wort Gottes predigen, weil Er dazu ausgegangen war. Das war sein Auftrag. Wissen wir, welche Aufgabe wir vom Herrn bekommen haben? Eine Mutter z.B. hat den grossen Auftrag, ihre Kinder für Ihn aufzuziehen. Eine Christin, die selbst einige Kinder hatte, meinte, in der Verwandtschaft helfen zu müssen, weil es dort grosse Probleme gab. Da riet ich ihr: Zuerst musst du deine eigene Burg verteidigen, zuerst musst du deine Aufgabe an den Kindern erfüllen. Wie wichtig ist es für uns alle, dass wir den grossen Auftrag kennen, den der Herr uns persönlich zugeteilt hat, und dass wir auch dabei bleiben.
  • Der Herr Jesus wusste aus der Gemeinschaft mit Gott, was an diesem Tag seine Aufgabe war. Darum sagte Er seinen Jüngern: «Lasst uns woandershin gehen in die nächsten Ortschaften.» In der Abhängigkeit von Gott erkennen auch wir, wo und wie wir unseren Auftrag in einer konkreten Situation erfüllen sollen.

In dieser Begebenheit wird die Vollkommenheit des Herrn Jesus vor unsere Herzen gestellt. Möchte sie uns anspornen, Ihn in seiner Abhängigkeit von Gott nachzuahmen. Wir wollen regelmässig den Gebetskontakt zu Ihm pflegen und uns dabei nicht durch menschliche Einflüsse ablenken lassen. Mit seiner Gnade können wir jeden Tag den Auftrag ausführen, den Er uns gegeben hat.