Für ein gutes Verständnis der Wege Gottes in der christlichen Zeit ist es wichtig, die Belehrungen in der Apostelgeschichte zu erkennen und zu erfassen. In diesem Bibelbuch werden vier grosse Tatsachen vorgestellt:
- Die Himmelfahrt des Herrn Jesus
- Das Kommen des Heiligen Geistes auf die Erde gemäss der Verheissung des Herrn Jesus
- Die Bildung der Versammlung Gottes als der Leib Christi und das Haus Gottes
- Die Ausbreitung des Evangeliums der Gnade unter Juden und Nationen
Es gibt jedoch Unterschiede im Handeln Gottes, die es in der Apostelgeschichte zu beachten gilt. Der Heilige Geist passt bei den Juden, den Samaritern und den Nationen sein Vorgehen den jeweiligen Voraussetzungen an. Diese unterschiedliche Handlungsweise möchten wir nun etwas näher betrachten.
Die Berufung der Juden (Apg 2)
In diesem Kapitel wird uns das Kommen des Heiligen Geistes auf die Erde beschrieben. Bevor der Herr Jesus die Seinen verliess, versprach Er ihnen, diesen Sachwalter zu senden (Joh 14 – 16). In Apostelgeschichte 1 wird uns berichtet, dass der Herr nach seiner Auferstehung noch eine Zeit bei seinen Jüngern verweilte, bevor Er zum Vater zurückkehrte. Er stellte ihnen bis zu einem gewissen Grad ihre neue Stellung vor, ohne jedoch über ihre Vereinigung mit Ihm als Glieder seines Leibes mit dem Haupt zu sprechen. Er redete zu ihnen auch über das, was das Reich Gottes betraf. Nach seiner Himmelfahrt sollten sie in Jerusalem auf die Verheissung des Vaters warten, denn sie würden «mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen» (Apg 1,5). In Kapitel 2 erfüllte sich diese Verheissung: Die Taufe mit Heiligem Geist fand statt.
Das Kommen des Heiligen Geistes
Das war etwas ganz Neues. Bisher hatten die Heiligen Gottes nie etwas Derartiges erfahren. Von allem Anfang an gab es Menschen, die glaubten und aus Gnade durch den Geist von neuem geborgen wurden. Aber die Gabe des Heiligen Geistes, der die einzelnen Gläubigen versiegelt und sie gemeinsam zu einem Leib tauft, ist ein ganz neuer Segen, der sich auf die Erlösung gründet. Dieses gewaltige Werk am Kreuz, wodurch Gott befriedigt und verherrlicht worden ist, ist vollbracht. Jesus Christus, der die Reinigung der Sünden bewirkt hat, sitzt nun zur Rechten Gottes. Als Folge davon kann Gott auf einer gerechten Grundlage alle reich beschenken, die an seinen Sohn glauben.
Am Jordan drückte der Vater sein Wohlgefallen über seinen Sohn aus, der als vollkommener Mensch auf der Erde lebte. Dort kam der Heilige Geist in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf Jesus und blieb auf Ihm (Lk 3,22). So konnte der Herr später von sich sagen: «Diesen hat der Vater, Gott, versiegelt» (Joh 6,27). Die Art und Weise, wie der Heilige Geist an Pfingsten auf die Erde kam, war jedoch ganz anders: «Es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer» (Apg 2,3). Warum dieser Unterschied? Auf den Herrn Jesus kam der Geist in einer Form, die zu diesem vollkommenen Menschen passte, den Er versiegelte. Christus war der Sanftmütige und Demütige, der das geknickte Rohr nicht zerbrach und den glimmenden Docht nicht auslöschte. Was passte da besser zu Ihm als das Symbol der Sanftmut und Reinheit einer Taube?
Bei den Jüngern hingegen waren es Zungen, die sich auf sie setzten, denn sie sollten Zeugen des Herrn Jesus sein. Diese Zungen waren zerteilt, denn ihr Zeugnis würde sich nicht nur an die Juden richten, wie das in Matthäus 10 der Fall gewesen war, sondern auch an die Nationen. Zuerst sollten zwar die Menschen aus den Juden angesprochen werden, dann aber ebenso die Menschen aus den Nationen. Das Evangelium gilt nun allen, «so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen wird» (Apg 2,39). Die Zungen waren wie von Feuer. Dieses bekannte Symbol der göttlichen Heiligkeit im Gericht weist darauf hin, dass das göttliche Zeugnis, das den Segen bringt, gleichzeitig alles beurteilt. Es lässt dem, was vom gefallenen Menschen kommt, überhaupt keinen Spielraum.
Aber die Zungen wie von Feuer lassen nicht den Schluss zu, dass es sich um die Taufe mit Feuer handelt, von der Johannes der Täufer sprach. Er sagte von Christus: «Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen» (Mt 3,11). Zweifellos bezog sich der Herr darauf, wenn Er sagte: «Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen» (Apg 1,5). Die Worte «mit Feuer» liess Er weg. Wenn wir Matthäus 3 näher untersuchen, stellen wir fest, dass die Taufe mit Feuer Gericht bedeutet. Vers 12 zeigt es deutlich: «Die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.» Das ist jetzt noch nicht der Fall. Durch Gottes Gnade und Langmut ist die Taufe mit Heiligem Geist eine vollendete Tatsache, während die Taufe mit Feuer zu einem heute noch zukünftigen Zeitpunkt stattfinden wird.
Petrus predigt den Herrn Jesus Christus
Das erste grosse Resultat des Kommens des Geistes war ein eindrucksvolles Zeugnis an die Juden – wie es heisst: «dem Juden zuerst» (Röm 1,16), und: «anfangend von Jerusalem» (Lk 24,47). Am Pfingstfest waren viele Menschen aus diesem Volk von nah und fern in Jerusalem. Zu ihrer grossen Überraschung begannen Leute, die offensichtlich ungelehrt und unwissend waren, in anderen Sprachen zu reden und auf diese Weise die grossen Taten Gottes zu verkünden (V. 11). Es war eindeutig Gott, der hier handelte und das Reden in Sprachen als ein Zeichen an die Ungläubigen benutzte (1. Kor 14,22).
Dann stand Petrus mit den Elfen auf (V. 14). Ihm hatte der Herr gesagt: «Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben» (Mt 16,19). Jetzt öffnete er den Juden die Tür, später den Nationen (Apg 10). Petrus sprach über den Herrn Jesus als eine Person, die die Juden gekannt hatten. Christus war von Gott durch mächtige Taten, durch Zeichen und Wunder bestätigt worden. Doch sie hatten Ihn ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Diesen Jesus hatte Gott auferweckt und zu seiner Rechten erhöht. So war alles nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes geschehen. Die Juden und ihre Obersten, die Ihn und die Stimmen der Propheten, die jeden Sabbat gelesen werden, nicht erkannt hatten, hatten diese Weissagung mit der Verurteilung des Gerechten erfüllt (Apg 13,27). Aber Gott hatte Ihn auferweckt, wie David in den Psalmen vorausgesagt hatte.
Buße und Taufe
In welcher Stellung befand sich nun das jüdische Volk? Es war von der tiefsten Feindschaft gegen Gott, von der völligen Blindheit im Blick auf die Schriften und vom Verrat und der Ermordung ihres Messias überführt worden. Diese schreckliche Wahrheit legte sich schwer auf viele Zuhörer: «Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?» (V. 37). Lasst uns die Antwort sorgfältig beachten: «Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen» (V. 38). Warum diese Reihenfolge? Warum wird mehr auf die Buße als auf den Glauben gedrängt? Und warum muss die Taufe der Vergebung der Sünden und der Gabe des Heiligen Geistes vorausgehen? Warum weicht gerade in diesem Punkt die Reihenfolge deutlich von der Reihenfolge im Fall der Nationen in Kapitel 10 ab? Wir finden die Antwort in der besonderen Situation, in der sich die Juden damals befanden. Diese stolzen Menschen waren von der Verwerfung und Ermordung des Messias überführt worden. Gott wollte, dass sie ihre Schuld einsahen und tief empfanden. Darum bestand Petrus so nachdrücklich auf der Buße. Sie sollten sich auch der Taufe auf den Namen Dessen unterziehen, den sie vorher verachtet hatten. Erst dann konnten sie den Segen empfangen. Will nun jemand sagen, dass dies die normale Reihenfolge ist? Nein, sie ist aussergewöhnlich und besonders! Darin sehen wir die vollkommene Weisheit in den Wegen Gottes.
«Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan» (V. 41).1 Auf diese Weise begann Gott das Neue auf der Erde – die Versammlung Gottes. Die wartenden Gläubigen wurden mit Heiligem Geist getauft und so entstand der Leib Christi, obwohl sie die Lehre darüber noch nicht kannten. 3000 Menschen wurden durch die Gabe des Geistes in denselben Segen eingeführt. Eine solch herrliche Stellung hatten keine Erlösten zuvor eingenommen, wie bevorzugt sie auch gewesen waren. Die Versammlung hatte zur Zeit des Alten Testaments noch nicht existiert – ausser in den Ratschlüssen Gottes. Bevor die Versammlung entstehen konnte, musste Christus als verherrlichter Mensch den Platz zur Rechten Gottes einnehmen und der Heilige Geist auf die Erde herabkommen.
- 1Es ist bemerkenswert, dass aufgrund des ersten Handelns Gottes unter Gesetz 3000 Menschen erschlagen wurden (2. Mo 32,28). Hier hingegen werden bei seinem ersten Handeln nach dem Kommen des Geistes 3000 Menschen in den Segen eingeführt.