Als sich am Anfang der Apostelgeschichte das Evangelium der Gnade ausbreitete, passte der Geist Gottes sein Vorgehen der jeweiligen Situation an, in denen sich die Juden, die Samariter und die Nationen befanden.
Bei den Juden in Kapitel 2 bestand Petrus unter der Leitung des Geistes nachdrücklich auf der Buße. Sie sollten auch auf den Namen Jesu Christi getauft werden. Nur so konnten Menschen aus dieser stolzen Nation, die für die Kreuzigung des Messias verantwortlich war, den Segen bekommen.
Nun möchten wir die Handlungsweise des Heiligen Geistes bei den Samaritern und den Nationen etwas näher betrachten.
Die Berufung der Samariter (Apg 8)
In Kapitel 8 dehnt sich das Werk Gottes aus und erreicht die Samariter. Das war ganz im Einklang mit den Worten des Herrn in Kapitel 1,8, obwohl nicht die zwölf Apostel die segensreichen Werkzeuge dazu waren. Die Wut des Feindes war der unmittelbare Grund für diese Ausbreitung des Evangeliums. Nach dem Märtyrertod von Stephanus entstand «eine grosse Verfolgung gegen die Versammlung, die in Jerusalem war; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel» (V. 1). Doch wie öfter vorher und nachher übernahm sich der Feind, so dass sein Angriff nur dazu führte, dass die Wahrheit umso mehr verbreitet wurde: «Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort» (V. 4).
Einer von denen, die das Evangelium verkündigten, wird besonders erwähnt: «Philippus aber ging hinab in eine Stadt Samarias und predigte ihnen den Christus» (V. 5). Beachten wir: Er predigte ihnen den Christus. Vergleichen wir diese Aussage mit Vers 35, wo derselbe Evangelist dem äthiopischen Kämmerer das Evangelium von Jesus verkündigte. Warum dieser Unterschied? Das ist ganz einfach! Die Samariter, obwohl sie ein fremdes Volk waren, standen seit Jahrhunderten auf jüdischem Grund. Sie hatten ihren Ort der Anbetung auf dem Berg – vermutlich der Berg Gerisim –, besassen die jüdischen Schriften, redeten von ihrem Vater Jakob und warteten wie die Juden auf das Kommen des Messias (Joh 4,12.20.25). Darum begegnete ihnen Philippus auf ihrem Boden und machte sie mit dem Christus bekannt.
Die Nachricht von diesem guten Werk erreichte Jerusalem. Als die Apostel hörten, dass die Samariter das Wort Gottes angenommen hatten, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen (V. 14). Lehnte Philippus nun die Ankunft dieser beiden Männer ab, deren Stellung in der Versammlung bedeutender war als seine eigene? Betrachtete er ihr Kommen als eine Einmischung in seinen Dienst? Nein! Es war ein Werk – ob in Jerusalem oder in Samaria – und alle waren gleichermassen daran interessiert. Ausserdem wurde die Macht des Geistes so tief empfunden, dass kein Platz für so engherzige Gefühle vorhanden war.
Gott hatte einen besonderen Grund, Petrus und Johannes zu diesem Zeitpunkt nach Samaria zu senden. Die Neubekehrten hatten den Heiligen Geist – dieses grosse charakteristische Geschenk des christlichen Glaubens – noch nicht empfangen. Sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft worden. Die Apostel beteten nun für sie und legten ihnen die Hände auf. Da bekamen sie den Heiligen Geist (V. 17). Warum diese Reihenfolge? Warum bekamen sie den Geist Gottes nicht, als sie glaubten, wie die Nationen später in Kapitel 10? Hier sehen wir wieder die Weisheit Gottes. Samaria und Jerusalem waren seit Jahrhunderten zwei verschiedene religiöse Zentren, die einander feindselig gegenüberstanden. Wenn Gott jetzt mit den Samaritern genau gleich gehandelt hätte wie mit den Juden, hätte die Gefahr bestanden, dass die Rivalität später unter einem christlichen Namen wieder aufgeflammt wäre. Doch dem wollte Gott einen Riegel schieben. Die Samariter mussten warten, bis die Apostel von Jerusalem kamen, damit sie den Heiligen Geist bekommen konnten. Auf diese Weise verband Gott das Werk in Samaria mit Jerusalem und bewahrte so die Einheit. Die Gläubigen auf der Erde – ob Juden, Samariter oder Nationen – bilden einen Leib und sind durch den Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt worden ist, mit dem Haupt in der Herrlichkeit verbunden. Jede Unabhängigkeit ist den Gedanken Gottes völlig entgegengesetzt.
Die Berufung der Nationen (Apg 10)
In den Wegen Gottes war nun die Zeit gekommen, den Menschen aus den Nationen das Evangelium offiziell vorzustellen und zugänglich zu machen. Trotz seiner starken jüdischen Gefühle und Vorurteile sollte Petrus das segensreiche Werkzeug dazu sein.
Der Erste, der jetzt aus den Nationen berufen wurde, hatte einen bemerkenswerten Charakter. Er war «ein Hauptmann von der so genannten italischen Schar, fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viele Almosen gab und allezeit zu Gott betete» (V. 1.2). In dieser Weise konnte vermutlich nur selten von einem römischen Offizier in einer Garnisonstadt gesprochen werden. Sein Verhalten war aber nicht reine Wohltätigkeit, sondern die Folge davon, dass Kornelius durch den Geist lebendig gemacht worden war. Er war noch nicht durch den Glauben an den Herrn Jesus errettet, denn Christus war ihm noch nicht als Erlöser verkündigt worden. Aber er war zweifellos von neuem geboren. Ist ein unbekehrter Mensch gottesfürchtig? Betet er allezeit zu Gott? Bestimmt nicht! Solche Früchte wachsen nicht am verdorbenen Baum des natürlichen Menschen. «Sammelt man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?» (Mt 7,16-18). Dieser gottesfürchtige Mensch aus den Nationen stand ziemlich genau dort, wo sich die Gläubigen aus dem Alten Testament befanden. Er war aus Gott geboren und vertraute Ihm. Aber er wusste noch nichts von der vollbrachten Erlösung durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus und hatte die Gabe des Heiligen Geistes noch nicht empfangen.
Wir müssen zwischen der Neugeburt durch den Geist und der Versiegelung mit dem Geist unterscheiden. Das Erste war von Anfang an wahr. Seit die Gnade eine Hoffnung für den Sünder einführte, gab es Menschen, in denen der Geist Gottes wirkte, um Glauben an Gott und neues Leben hervorzubringen. Aber die Gabe des Heiligen Geistes konnten Glaubende erst bekommen, nachdem Christus aus den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren war.
Die Wahrheit über Kornelius tritt noch deutlicher hervor, wenn wir im Bericht fortfahren. Er «sah in einem Gesicht ungefähr um die neunte Stunde des Tages deutlich, wie ein Engel Gottes zu ihm hereinkam und zu ihm sagte: Kornelius! Er aber sah ihn unverwandt an und wurde von Furcht erfüllt und sagte: Was ist, Herr? Er sprach aber zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind hinaufgestiegen zum Gedächtnis vor Gott» (V. 3.4). Wie einfach ist das alles! Wann stiegen je die Gebete und Almosen eines gottlosen Menschen vor Gott auf? Die Werke eines Ungläubigen sind «tote Werke» – völlig wertlos, wenn nicht sogar widerwärtig und böse.
Der Engel gebot Kornelius, Männer nach Joppe zu senden, um Petrus holen zu lassen, der sich dort bei Simon, dem Gerber, aufhielt (V. 5.6). Währenddessen beschäftigte sich der gleiche Gott, der in Cäsarea zu Kornelius gesprochen hatte, mit dem Apostel, um ihn auf das Zusammentreffen mit dem römischen Hauptmann vorzubereiten. Petrus befand sich auf dem Dach des Hauses, um zu beten. Das erinnert uns an Kapitel 6,4. Da kam eine Verzückung über ihn und er sah den Himmel geöffnet und ein Gefäss, wie ein grosses, an vier Zipfeln gebundenes Leinentuch, auf die Erde herabkommen. Darin waren allerlei vierfüssige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Eine Stimme gebot ihm: «Steh auf, Petrus, schlachte und iss!» (V. 13). Doch dieser widersprach: «Keineswegs, Herr! Denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines oder Unreines gegessen» (V. 14). Da bekam er zur Antwort: «Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!» (V. 15). Um der Sache Nachdruck zu verleihen, geschah dies dreimal. Dann wurde das Gefäss wieder in den Himmel hinaufgenommen. Auf diese Weise begegnete der Herr den Bedenken seines Dieners und unterwies ihn im neuen Werk der Gnade, das nun ausgeführt werden sollte. Unterschiede, die einst durch das Gesetz Gottes vorhanden waren, zählten jetzt nicht mehr. Menschen aus den Nationen, die nicht beschnitten waren, sollten auf der gleichen Grundlage wie die Glaubenden aus Israel hinzugebracht und gesegnet werden. Die Zwischenwand der Umzäunung war damit abgebrochen (Eph 2,14).
In Cäsarea sprach Petrus vom Herrn Jesus, wie Er von Gott mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt worden war und wie Er im Land der Juden wohltuend und heilend umhergegangen war. Petrus und seine Begleiter waren Zeugen alles dessen, was der Heiland getan hatte. Der Apostel erzählte auch, dass die Menschen Jesus ans Kreuz geschlagen und umgebracht hatten. Doch er konnte bezeugen, wie Gott Ihn am dritten Tag auferweckt hatte und wie Er den auserwählten Zeugen erschienen war. All das waren allgemein bekannte Tatsachen, denn Petrus konnte sagen: «Das Wort … kennt ihr» (V. 36). Aber Kornelius, seine Verwandten und seine Freunde hatten bis jetzt nicht erfahren, dass diese Gegebenheiten auch sie persönlich betrafen. Sie kannten den Weg des Herrn Jesus unter den Juden und wie Er sich diesem Volk vorgestellt hatte, aber sie selbst gehörten zu den Nationen. Jetzt lernten sie Ihn als Erretter aller Menschen kennen. Christus ist einerseits der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten. Anderseits geben Ihm alle Propheten Zeugnis, «dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen» (V. 43).
Was für eine göttliche Botschaft an verlorene Menschen! Wie feierlich und gesegnet – das Wort wirkte sofort an den Zuhörern aus den Nationen. «Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten» (V. 44). Obwohl es nicht ausdrücklich gesagt wird, ist im Hören eingeschlossen, dass alle dem Zeugnis glaubten. Der Geist wird nur den Glaubenden gegeben, wie wir in Epheser 1,13 lesen: «Nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheissung.»
Die Begleiter des Apostels gerieten ausser sich, «dass auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war» (V. 45). Warum waren sie so erstaunt? Warum fiel es ihnen so schwer, auf die Gedanken Gottes einzugehen? Petrus erklärte später, dass Gott den Menschen aus den Nationen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch den Menschen aus Israel (Apg 11,17). Die Vorzüge der Juden galten nicht mehr. Solche Unterschiede haben im christlichen Glauben keinen Platz. Jeder kann in gleicher Weise errettet werden – ob Jude oder Grieche. «Es ist kein Unterschied» (Röm 3,22; 10,12.13).
In Vers 46 lesen wir dann, dass Zeichen die Gabe des Geistes begleiteten: Die Glaubenden aus den Nationen begannen in Sprachen zu reden und Gott zu erheben.
Was hinderte sie noch, durch die Taufe formell in den Kreis der Christen aufgenommen zu werden? Wer konnte Gott widerstehen? Folglich fragte Petrus: «Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir?» (V. 47). Er befahl, dass sie im Namen des Herrn getauft würden. Die Taufe ist ein Zeichen des Todes. Wer sich taufen lässt, bezeugt, dass er mit Christus gestorben ist, dass seine Sünden abgewaschen sind und dass er nun in Neuheit des Lebens wandeln möchte. So folgt die Taufe auf den Glauben an den Herrn Jesus.
Wie bereits zuvor bemerkt, ist die Reihenfolge hier merklich anders als in Kapitel 2 und 8:
- In Apostelgeschichte 2 mussten die Juden, die im Gewissen von ihrer Schuld überführt worden waren, sich zuerst auf den Namen Jesus Christi taufen lassen, damit sie Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes bekommen konnten. In diesem Fall wollte Gott die stolzen Menschen, die seinen Sohn verworfen hatten, tief demütigen.
- In Apostelgeschichte 8 wurden die Samariter, die an den Herrn Jesus glaubten, von Philippus getauft. Doch sie mussten auf die Versiegelung mit dem Heiligen Geist warten, bis die Apostel zu ihnen kamen und ihnen die Hände auflegten. In diesem Fall wollte Gott die Einheit unter den Glaubenden bewahren.
- Hier in Kapitel 10 musste weder das eine noch das andere berücksichtigt werden. Folglich fiel der Heilige Geist sofort auf die Gläubigen. Als sie von der Vergebung der Sünden durch den Glauben an den Namen des Herrn Jesus hörten, nahmen sie das Zeugnis im Glauben an und empfingen den Heiligen Geist. Das ist die Weise, die wir auch heute erwarten dürfen.
Lasst uns am einfachen, aber vollen Evangelium festhalten. Wenn es verkündet und im Glauben aufgenommen wird, wird Gott sein gesegnetes Werk bestimmt vollbringen. Sein Name sei gepriesen!