1) Tal der Trübsal
«Josua sprach (zu Achan): Wie hast du uns in Trübsal gebracht! Der HERR wird dich in Trübsal bringen an diesem Tag!»
«Darum gab man jenem Ort den Namen Tal Achor bis auf diesen Tag» (Jos 7,25.26).
Als meine Kinder noch klein waren, warnte ich sie jeweils: Ungehorsam hat böse Folgen! Das gilt nicht nur für Kinder. Das ist auch für uns wahr.
Als das Volk Israel unter der Führung Josuas in das verheissene Land einzog, ging zunächst alles gut. In Jericho erlebten sie einen grossen Sieg, als die Stadtmauern unter der Einwirkung der grossen Macht Gottes einstürzten. Doch auf jeden Sieg folgt eine Erprobung. Wenn wir nicht wachsam sind, führt sie zu einer Niederlage.
So erlebten die Israeliten nach dem herrlichen Sieg eine demütigende Niederlage bei Ai (Jos 7,1-9). Die grosse Freude über den kurz vorher erfahrenen Sieg hatte ihr Selbstvertrauen aufgebläht. Sie sagten sich: Die Leute von Ai «sind wenige». Hochmut führt uns immer zum Fall (Spr 16,18). Doch es gab noch einen tieferen Grund für die Niederlage bei Ai: «Ein Bann ist in deiner Mitte, Israel» (Jos 7,13).
Durch ein Ausscheidungsverfahren mit Hilfe des Loses wurde der Schuldige ermittelt. Achan hatte von der Beute Jerichos, die dem HERRN allein gehörte, genommen und in seinem Zelt vergraben, als ob Gott es nicht sehen könnte. Erst nachdem er überführt worden war, bekannte er seine Sünde: «Ja, ich habe gegen den HERRN, den Gott Israels, gesündigt» (Jos 7,20). Er bekannte nicht aus Reue und Buße, sondern weil er entlarvt worden war und ihm nichts anderes übrig blieb. Wir finden in der Bibel mindestens sieben Personen, die genau die gleichen Worte gesagt haben: «Ich habe gesündigt.» Es sind der Pharao, Bileam, Achan, König Saul, Judas Iskariot, David und der jüngere Sohn im Gleichnis von Lukas 15. Leider war nur das Bekenntnis der beiden Letzten aufrichtig.
Achan und seine Familie wurden ins Tal Achor geführt, um für die schwere Sünde des Ungehorsams und der Habsucht gerichtet zu werden. Sowohl Achan als auch Achor bedeuten im Hebräischen «Trübsal» oder «Unglück». Die Sünde hat immer Trübsal zur Folge. Diese Begebenheit ist auch eine Warnung an uns: Ungehorsam führt immer zu Trübsal.
2) Tal der Hoffnung
«Ich werde ihr von dort aus ihre Weinberge geben und das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung» (Hos 2,17).
Im Tal Achor fiel das Gericht Gottes auf Achan und seine Familie wegen ihres Ungehorsams (Jos 7,24-26). Dieses Ereignis ist eines der prophetischen Bilder in der Bibel von dem, was wegen seines Ungehorsams über das Volk Israel in der Zukunft kommen wird. Die im Wort «Achor» enthaltene Trübsal werden die Juden in unvergleichlichem Mass in der kommenden grossen Drangsal erleben (Jer 30,7; Mt 24,21).
Auch der Prophet Hosea nimmt dieses Thema auf. Israel ist ungehorsam gewesen – dargestellt durch eine untreue und widerspenstige Frau. Aber Gott will dieses untreue Volk durch die Drangsalszeit zu sich ziehen und zu ihm reden, um den gottesfürchtigen Überrest Israels im Tausendjährigen Reich zu segnen. «Darum siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden» (Hos 2,16). Die Wüste ist hier nicht die Wüste, die das Volk Israel unter der Führung von Mose durchzogen hat. Es geht um eine zukünftige Wüste der Trübsal und der Drangsal: «Ich werde euch in die Wüste der Völker bringen und dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht» (Hes 20,35; vgl. Off 12,6.14). Doch die Folge davon wird Segen sein: «Ich werde ihr von dort aus ihre Weinberge geben und das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung.» Der Ort der Trübsal wird zu einem Ort der Hoffnung.
Nach dieser Zeit der Not wird das Volk Israel – gebildet aus dem treuen Überrest – im Tausendjährigen Reich gesegnet sein. Dann wird weltweiter Frieden herrschen, so dass Gott über sein Volk sagen kann: «Ich werde sie in Sicherheit wohnen lassen» (Hos 2,20). Diese herrliche Zeit wird anschliessend beschrieben: «Ich will dich mir verloben in Ewigkeit, und ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und in Gericht und in Güte und in Barmherzigkeit, und ich will dich mir verloben in Treue; und du wirst den HERRN erkennen. Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich erhören, spricht der HERR: Ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören; und die Erde wird das Korn und den Most und das Öl erhören; und sie, sie werden Jisreel erhören. Und ich will sie mir säen im Land und will mich über Lo-Ruchama erbarmen. Und ich will zu Lo-Ammi sagen: ‹Du bist mein Volk›; und es wird sagen: ‹Mein Gott›» (Hos 2,21-25).
Das Trübsalstal wird zum Tal der Hoffnung. Das ist auch für uns Christen wahr. Unser Ungehorsam bringt uns sowohl in Not und Schwierigkeiten als auch unter die züchtigende Hand unseres himmlischen Vaters (Heb 12,5-11). Wenn wir gesündigt haben, können wir wiederhergestellt werden, indem wir unsere Sünden bekennen. Aber wenn schliesslich doch Segen aus einem solchen Fehltritt entsteht, dann geschieht das nur aufgrund der souveränen Gnade Gottes. Lasst uns immer daran denken, dass Er der «Gott der Hoffnung» ist (Röm 15,13). Keine Situation ist zu dunkel oder zu schlimm, als dass Er nicht Licht und Hoffnung hineinbringen könnte.
3) Tal der Fruchtbarkeit
«Saron wird zu einem Weideplatz der Schafe und das Tal Achor zu einem Lagerplatz der Rinder werden, für mein Volk, das mich gesucht hat» (Jes 65,10).
In Jesaja 65 schaut der Prophet in die Zukunft auf das Tausendjährige Reich des Herrn Jesus und sieht, wie alles erneuert werden wird. Saron ist eine sehr fruchtbare Ebene im Land Israel in der Nähe des Mittelmeers zwischen Joppe und dem Berg Karmel. Das prophetische Wort in Vers 10 schildert die Fruchtbarkeit der Herden und der Felder in jener Zeit. In diese Beschreibung ist auch das Tal Achor eingeschlossen.
Aber warum wird in einer solch herrlichen Prophezeiung wie in diesem Kapitel auch das Tal Achor erwähnt? Zuerst war dieses Tal ein Ort des Gerichts, dann ein Ort der Hoffnung. Hier zeigt es die Erfüllung der Barmherzigkeit Gottes gegenüber seinem Volk und den fruchtbaren Segen für die Erde. Das Volk Israel hat wegen seines Ungehorsams bereits furchtbar gelitten und wird in der Zukunft noch sehr Schweres erleiden. Aber im Tausendjährigen Reich gibt es keine Verfolgung und kein Umherirren des irdischen Volkes Gottes mehr. Dann werden sich die Menschen des gläubigen Überrests in Frieden lagern und die Fruchtbarkeit der Erde geniessen.
Es gibt Grundsätze Gottes, die in allen Heilszeiten gleich sind. Wenn wir als Christen vom «Vater der Geister» wegen unserer Widerspenstigkeit gezüchtigt werden, ist dies schmerzhaft. «Danach aber gibt sie (die Erziehung) die friedsame Frucht der Gerechtigkeit» (Heb 12,9.11). Im Gleichnis vom wahren Weinstock sagt der Herr Jesus, dass sein Vater als Weingärtner die Rebe reinigt, indem Er überflüssige Schosse wegschneidet, «damit sie mehr Frucht bringe» (Joh 15,1-8). Vor kurzem ging ich mit meinen zwei Enkeln einem Weinberg entlang. Da sahen sie einige Feuer auf dem Feld. Sie fragten: «Was ist das für ein Rauch?» Ich erklärte ihnen: «Der Weinbauer hat die schlechten Zweige abgeschnitten und verbrennt sie nun.» Er hat sie entfernt, damit die guten Zweige mehr Frucht bringen. So war es und so wird es für Israel in der Zukunft sei. Das Gleiche gilt auch für uns. Alles geschieht, damit wir viel, ja, bleibende Frucht bringen und der Vater dadurch verherrlicht wird.