Gold, Weihrauch und Myrrhe

Matthäus 2,11

Sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe. Matthäus 2,11

Nachdem der Heiland geboren worden war, berichtet uns der Evangelist Matthäus, dass orientalische Sternkundige vom Morgenland nach Jerusalem kamen. Dort fragten sie: «Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen» (Mt 2,2). Gott sorgte dafür, dass sie das Kind Jesus mit Maria, seiner Mutter, in Bethlehem fanden. Dort fielen sie vor dem Kind nieder und huldigten Ihm. Dann taten sie «ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe» (Mt 2,11).

Der von Gott gelenkte Besuch dieser Männer aus dem Osten war die Teilerfüllung einer Prophetie Jesajas und ein Hinweis auf das, was noch zukünftig ist. Der Prophet sagte dem Volk Israel voraus: «Der Reichtum der Nationen wird zu dir kommen. Eine Menge Kamele wird dich bedecken, junge Kamele von Midian und Epha. Sie alle werden aus Scheba kommen, Gold und Weihrauch bringen» (Jes 60,5.6). Diese Prophezeiung bezieht sich auf das Tausendjährige Reich des Herrn Jesus, wenn die Nationen kommen werden, um Ihn anzubeten. Die Sternkundigen im Matthäus-Evangelium waren Vorläufer der Nationen, die in der Zukunft den König in Jerusalem anbeten werden (Sach 14,16).

Gold

Das Matthäus-Evangelium stellt uns Jesus Christus als den König der Juden vor. Dies erklärt die Bedeutung der Gaben, die die Männer brachten. Das Gold weist einerseits auf die Königswürde hin, denn es charakterisierte das Königtum Salomos. Sowohl im Tempel, den er baute, als auch bei vielen anderen Dingen, die er machte, war Gold das vorherrschende Material (1. Kön 10,14-21). Gold spricht anderseits von dem, was göttlich ist. So trägt der neugeborene König im Matthäus-Evangelium den Namen Emmanuel, «was übersetzt ist: Gott mit uns» (Mt 1,23).

Die Männer aus dem Osten wünschten Den zu sehen, der als «König der Juden» geboren worden war. Wenn in einer königlichen Familie ein männliches Kind auf die Welt kommt, wird es als ein Prinz geboren. Doch der Herr Jesus wurde als König geboren, denn Er besass von Anfang an die Königswürde.

König Herodes und mit ihm die ganze Stadt Jerusalem wurden bestürzt, als sie die Nachricht von der Geburt des Herrn Jesus hörten. Einige Jahrzehnte später lesen wir, dass ganz Jerusalem in Bewegung kam, als der Herr auf einer Eselin reitend offiziell als König in Jerusalem einzog (Mt 21,5.10). Die Sternkundigen waren wirklich von Gott belehrt, als sie diesem Kind, dem göttlichen König, ihre Gabe aus Gold brachten und Ihn anbeteten.

Weihrauch

Es ist bemerkenswert, dass der Ausdruck «Weihrauch» in der Bibel zum ersten Mal in 2. Mose 30,34 vorkommt. Er war einer der vier Bestandteile des hochheiligen Räucherwerks. In dieser Zusammensetzung durfte es nur in der Stiftshütte und später im Tempel verwendet werden. Es gehörte ausschliesslich dem HERRN, denn es heisst vom Räucherwerk: «Wer ihm Gleiches macht, um daran zu riechen, der soll ausgerottet werden aus seinen Völkern» (2. Mo 30,38). Das Räucherwerk mit dem Weihrauch war allein zum Wohlgefallen des HERRN. Niemand anders als nur Er sollte diesen Wohlgeruch empfangen.

Der reine Weihrauch wurde zusammen mit den drei wohlriechenden Gewürzen zu Pulver zerstossen, was auf die Vollkommenheit des Herrn Jesus hinweist. Ein Bibelausleger hat dazu geschrieben: «Alle moralischen Vortrefflichkeiten waren bei Christus an ihrem wahren Platz und im richtigen Verhältnis. Keine wurde durch eine andere verdrängt oder auch nur beeinträchtigt. Alles war ‹Würzwerk, ein Werk des Salbenmischers, gesalzen, rein, heilig› und verbreitete einen duftenden Wohlgeruch, den nur Gott richtig zu schätzen vermochte.»

Weihrauch wurde auch mit dem Speisopfer dargebracht (3. Mo 2,1.2). Dieses Opfer weist auf die heilige, sündlose Menschheit unseres Herrn Jesus Christus hin. Mit Bewunderung denken wir immer wieder darüber nach. Wir finden beim Speisopfer Ähnliches wie beim Räucherwerk. Bei seinem Gedächtnisteil, das auf den Altar kam, heisst es: «… samt all seinem Weihrauch … ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.» Damit wird die Bedeutung des Weihrauchs beim Speisopfer klar: Alles, was der Herr Jesus in dieser Welt als Mensch tat, war zum Wohlgefallen Gottes.

Als die Männer den Weihrauch darbrachten, hatten sie vermutlich nicht das Verständnis von der geistlichen Bedeutung, über die wir gerade nachgedacht haben. Doch sie waren von Gott so geführt worden, dem Kind auch Weihrauch zu bringen. Dieser göttliche König war ein sündloses Kind. Er würde zu einem heiligen, sündlos bleibenden Mann heranwachsen, der in allem, was Er tat, redete und dachte, ein duftender Wohlgeruch für Gott war.

Myrrhe

Myrrhe ist ein wohlriechendes Harz, das aus der Rinde eines Strauchs fliesst, der in Arabien wächst. Es wurde als Duftstoff verwendet und besonders beim Einbalsamieren von Toten verwendet. Interessant ist, dass dieser Saft in Form von Tränentropfen aus der Pflanze fliesst und dann zu Harz erhärtet.

Die Myrrhe wird oft mit dem Tod in Verbindung gebracht. In der Bibel ist sie ein Symbol für Leiden und Tod. Im Griechischen heisst Myrrhe Smyrna, was uns an das Sendschreiben an die Versammlung in der Stadt Smyrna erinnert. Jene örtliche Versammlung weist prophetisch auf die Zeit hin, als die Christen von den heidnischen römischen Kaisern grausam verfolgt wurden. Der Herr ermunterte diese Versammlung: «Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst.» Er spornte sie auch an: «Sei getreu bis zum Tod» (Off 2,10).

Es ist nicht ganz klar, wo Myrrhe zum ersten Mal in der Bibel vorkommt. In gewissen Bibelübersetzungen wird das als Myrrhe bezeichnet, was die Elberfelder Übersetzung in 1. Mose 37,25 mit Ladanum wiedergibt (Luther, franz. JND, engl. Authorised Version). Dieses Harz gehörte zu dem, was die Ismaeliter auf ihren Kamelen trugen. Sie kauften Joseph als Sklaven und brachten ihn nach Ägypten. Ist es nicht auffallend, dass wir die erste Erwähnung dieses Harzes gerade bei Joseph finden? Er wurde von seinen Brüdern gehasst und verworfen. Schliesslich verkauften sie ihn für 20 Silberstücke. Wie sehr erinnert er in diesen Leiden an unseren Herrn!

Als Jesus am Kreuz hing, wollten sie Ihm als Betäubungsmittel Wein mit Myrrhe vermischt zu trinken geben. «Er aber nahm es nicht» (Mk 15,23). Als Joseph von Arimathia den Leib des Herrn Jesus vom Kreuz herabnahm, kam auch Nikodemus und brachte «eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund» (Joh 19,39). So konnte der gestorbene Christus würdig ins Grab gelegt werden.

Diese Gabe der Fremden aus dem Osten wies also bereits prophetisch darauf hin, dass Jesus Christus leiden und sterben würde. Im Hohenlied beschreibt Salomo den Wunsch des Bräutigams: «Bis der Tag anbricht und die Schatten fliehen, will ich zum Myrrhenberg hingehen und zum Weihrauchhügel» (Hld 4,6). Erinnert uns dies nicht an die Nacht der Abwesenheit des Herrn, in der wir durch das Gedächtnismahl an seine Leiden und seinen Tod denken dürfen? «Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt» (1. Kor 11,26). Anhand dieser Zeichen möchten wir an Ihn denken, bis die Nacht seiner Abwesenheit vergeht. Was taten die Männer als Erstes, als sie das Kind Jesus sahen? «Sie fielen nieder und huldigten ihm.» Auch wir haben das Vorrecht, unseren Herrn und Erlöser anzubeten.